Zunächst muss ich gestehen, dass Dein Beitrag äußerst philosophisch war. Schöne Erläuterung. Von daher hat er mir gefallen

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Was die Ehrfurcht vor Gott anbelangt, hierzu würde ich ein einführendes Beispiel geben. Wenn du das Beispiel verstehst, wirst du auch die Ehrfurcht begreifen...
Ich denke, wenn es eine Religion Gottes gibt (also eine Religion, die wirklich Ihm und allein Ihm gehört, d.h. nicht von Menschen erfunden oder zwar eine Religion Gottes ist, aber von den Menschen mit der Zeit demoliert worden ist, also eine "unberührte" Religion), dann muss diese Religion auch alle Aspekte dieses Lebens berücksichtigen. Und damit meine ich auch wirklich alle. Diese Religion einschließlich ihrer Gebote sollte auch überall und zu jeder Zeit in die Praxis umgesetzt werden können. Diese Religion darf nicht künstlich sein, sondern natürlich. Also der menschlichen Natur entsprechend! Sie sollte Lösungen für alle Aspekte des realen Lebens liefern können. Also eine Religion, die nicht nur "in vier Wänden" praktiziert wird, sondern auch außerhalb dieser Wände. Sie sollte alle Bereiche des Lebens umfassen, für jeden Bereich eine Lösung anbieten. Sie sollte nicht nur in der Theorie bleiben, sondern auch in die Praxis umgesetzt werden können. In der Natur des Menschen steckt sowohl das Potential für das Gute als auch das Potential für das Böse. Es gibt Zeiten, wo es Frieden gibt, dann gibt es Zeiten, wo es Auseinandersetzungen bzw. Kriege gibt. Mal gibt es Ruhe, mal gibt es Hektik. Mal gibt es Stillstand, mal gibt es Bewegung etc. All dies sind Aspekte des realen Lebens. Sie sind so in der Natur vorhanden. Deren Existenz zu leugnen wäre also unsinnig. Ein allsehender und allwissender Gott, der sowohl die Natur im Allgemeinen als auch die Natur des Menschen sehr wohl kennt, wird ja wohl dem Menschen einen Weg zeigen bzw. eine Religion anbieten, die jeden Aspekt berücksichtigt und für jedes Problem eine Lösung anbietet, nicht? Die Religion darf also nicht künstlich sein, sondern natürlich! Jetzt kommen wir mal zu diesem sog. "künstlichen" bzw. "natürlichen".
Hierfür stelle ich einige Fragen (und gebe gleichzeitig die Antworten dazu):
1. Was nützt mir eine hochspirituelle Religion? Eine Religion, die nur spirituelles im Sinn hat. Kann man ein ganzes Menschenleben nur mit Spiritualität, Esoterik etc. füllen? Ist das Menschenleben so monoton, so einseitig? Wo bleibt dann das soziale Leben, also das "konkrete" an der Sache? Vor allem, kann man auch überall und zu jeder Zeit dieses spirituelle praktizieren? Geht das? Ich denke nicht. Dafür ist das Leben nunmal zu vielseitig. Also etwas rein spirituelles würde dieses Leben nicht füllen.
2. Was nützt mir eine hochphilosophische Religion bzw. Glaubensrichtung? Gibt es denn im Leben nichts, das simpel sein kann? In diesem Leben gibt es sehr wohl simple Wahrheiten bzw. Tatsachen. Vor allem, kann man ein ganzes Leben mit abstrakter Philosophie füllen? Menschen sind sehr unterschiedlich, der eine kann durchaus sehr philosophisch denken, der andere aber nicht. Philosophisch denken ist vorallem eine Fähigkeit. Die Frage ist dann, kann diese sog. philosophisch-geprägte Religion von allen Menschen praktiziert werden? Von einem simplen Bauern bis zu einem Universitätsprofessor? Ich denke nicht. Und kann man Philosophie überhaupt als "konkretes" Wissen betrachten? Die Philosophie an sich ist für mich nichts weiter als die persönliche Meinung bzw. das Weltbild eines Menschen und nicht mehr und nicht weniger. Also Philosophie ist gewiss keine allumfassende Lösung.
3. Was nützt mir eine Religion, die nur von Liebe redet? Nur von Frieden? Nur von Vergebung? Und vorallem eine Religion, die nur in der Theorie bleibt? Sind wir Menschen denn so rein, so unschuldig? Ist die Welt, auf der wir leben etwas wie ein Paradis, auf dem es nur Frieden gibt? Nein! Auseinandersetzungen bzw. Kriege hat es immer gegeben und solche Streitigkeiten wird es auch immer geben. Liefert diese Religion denn in dieser Situation eine Lösung auf solche Problematiken? Lösungen, die in die Praxis umgesetzt werden können? Wohl nicht! Dann wird aber immer gerne gesagt, dass wenn jeder bedingungslos lieben könnte, dann gebe es keine Bosheit mehr etc. Man müsse also lernen zu lieben. Dann wird die Welt zu einem sog. Paradis. Schön! Setz mal dieses Konzept bitte in die Praxis bzw. in die Realität um! Tatsache ist, dies was so erwünscht wird, ist nichts weiter als eine Wunschvorstellung. Es ist ein Traum, der nie in Erfüllung gehen wird. Es bleibt also nur in der Theorie. Das wissen diese Leute auch selber. Diese Religion ignoriert einfach bestimmte Tatsachen, bestimmte Hässlichkeiten, die real existieren. Diese Religion ist zu sehr idealisiert, zu kunterbunt und taugt deshalb nicht in der Praxis.
Meine Schlussfolgerung: Diese oben genannten Konzepte taugen nichts. Das eine ist zu sehr esoterisch bzw. spirituell, das andere zu philosophisch und trocken und das andere zu kunterbunt, einfach zu hell. Keines davon spiegelt das menschliche Leben bzw. die menschliche Natur wieder. Sie sind alle künstlich! Also von Menschen erschaffen.
Eine von Gott festgelegte Religion ist nicht künstlich, sondern sie ist eben natürlich. Sie berücksichtigt sowohl die guten als auch die schlechten Seiten. Sie berücksichtigt sowohl die schönen als auch die hässlichen Seiten, sowohl die positiven als auch die negativen. Und für alles liefert sie eine "taugliche" Lösung. Tatsache ist, dass in der Natur alles mit seinem Gegenteil existiert. Also: positiv-negativ, gut-böse, oben-unten, männlich-weiblich, wahr-falsch, materiell-immateriell, hell-dunkel etc. etc. etc.
D.h. man sollte diese von Gott gegebene Religion überall anwenden können. Hierfür gibt diese Religion dann bestimmte Richtlinien vor, an die man sich hält bzw. halten sollte. Die Ehrfurcht vor Gott kommt genau bei der Einhaltung dieser Richtlinien zum Vorschein.
Ein kleines aber sinnvolles Beispiel hierzu: Gott befehlt seinen gläubigen und gottesfürchtigen Dienern, dass sie die Bosheit auf dieser Welt mit Gerechtigkeit bekämpfen sollen. Hierfür hat Er jedoch rote Linien gezogen, die man nicht überschreiten sollte. Wenn man bspw. die Gewalt und die Ungerechtigkeit bekämpft und dabei selber gewalttätig wird, übertretet man diese rote Linie, welches dann nicht ohne Konsequenzen bleibt. Wenn es also göttliche Richtlinien gibt, dann gibt es hierfür zwei Möglichkeiten: entweder man hält sich an diese Richtlinien, oder man ignoriert sie.
Fazit: Wenn man sie ignoriert, dann ist es denke ich Grund genug, um Ehrfurcht vor Gott zu haben. Etwa nicht? Es sei denn natürlich, dass man an so einen Gott auch glaubt
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