Ja, die Grauzone ist sehr groß. Und große Teile der Grauzone sind nicht gefährlich - die Diskussion darüber ist dann nur rein akademisch.
Aber der Unterton ist dabei durchaus enthalten, jemand wisse etwas besser als die evidentbasierte Medizin, so dass diese ergänzt werden müsse. Und ja: Die Medizin muss ergänzt werden. Darum wird ja auch geforscht. In der Grauzone wird aber auch viel versucht, an der Forschung vorbei die eigenen Thesen an den Mann zu bringen. Das ist meistens undramatisch... aber kann und muss trotzdem angemerkt und kritisiert werden.
Warum findest Du die Handlung dieses Arztes schlecht? Er dachte, dass er damit Deiner Mutter noch Lebenszeit geben konnte, die sie im Erfolgsfall auch glücklich verleben kann. Wenn also die gesicherte Möglichkeit auf Erfolg besteht und die Therapie nicht allzu belastend ist... Warum nicht versuchen?
Damit will ich nicht dafür plädieren, alles auf Teufel komm raus aufzuführen, um das Leben eines Menychen zu verlängern, auch wenn die Aussicht auf ein glückliches Leben äußerst gering ist. Und dementsprechend gibt es da gestaffelt nach dem Alter auch unterschiedliche Richtlinien, wie weit man bei der Lebenserhaltung noch geht. Aber ich finde es sehr positiv, dass es auch in dem Alter noch versucht wird, z.B. Krebs zu heilen oder zumindest zu lindern.
Meine Mutter (89) hat chronische Leukämie. Aktuell ist das nur in Beobachtung - seit 10 Jahren schon - aber ihr würde erklärt, dass es gute Medikamente gibt, die das im Schach halten, sollte es sich anbahnen, dass es eine akute Leukömie wird. Vor 7 Jahren hatte sie dann auch mal einen kleinen bösartigen Tumor, der operativ entfernt wurde. Dazu gab es dann auch Bestrahlung um einem Rückfall vorzubeugen. Ich bin sehr froh darüber, dass bei ihr trotz ihres Altern nicht gesagt wird, man könne/solle sie einfach gehen lassen. So lange sie ihre Lebenszeit glücklich verleben kann - und das tut die - ist das doch prima.