Shalom,
Einige Male ist hier schon die Israel-unkritische Haltung der deutschen Presse erwähnt worden. Was würdet ihr sagen wenn ich euch jetzt erzähle dass die "Pro-Israel" Blogsphäre sich tagein tagaus die Haare rauft weil viele von "uns" insbesondere die deutschsprachige Presse (Paradebeispiel ist immer wieder die NZZ) für unreflektiert Israelkritisch halten. (Einfach mal in den weiter oben zitierten Blogs surfen und ihr findet Megabyte von Material).
Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass die Mauer das gesamte Gebiet des Westjordanlandes umschließen soll. Genauere Informationen dazu kann ich dir aber wohl erst in ein paar Tagen liefern. Aber sehen wir uns einmal an, was der Bundestagsabgeordnete Dr. Norman Peach von der Partei "Die Linke" auf der Seite der uni-kassel.de zum Mauerbau sagt: [...]
Ich bin gespannt was du raus bekommst.
Davon ab wäre für mich z.B. "Die Linke" eine Quelle der ich erstmal misstrauen würde, bis ich deren Infos durch andere Quellen belegt bekommen habe.
Das ist im Konflikt ja sowieso die Sache ... welchen Informationen traust du? Welchen nicht? So ziemlich jede Quelle berichtet die Informationsbruchstücke die in ihr jeweiliges Bild passen - wahrscheinlich unbewusst - und schaffen damit ihre eigene "Wahrheit".
Der Klassiker ist in etwa: Hamasniks aus Gaza schießen Qassam Rakete auf Kindergarten in Sderot (wo es keine Toten gibt weil das Gebäude mittlerweile zum Bomb Shelter ausgebaut worden ist) - Israel bombardiert die Raketenstellung die natürlich mal wieder im Wohngebiet liegt (die Hamas bedient sich ganz gerne Human Shields); Medienbericht: Israel hat wieder Gaza bombardiert. Sorry, da fehlt dann mindestens die Hälfte ...
Wusstet ihr zum Bsp. auch dass mehr Palästinenser durch Palästinensisch : Palästinensische Konflikte ihr Leben gelassen haben als durch den Konflikt mit Israel? Dass in Gaza regelmäßig Kinder Opfer der Eigenbau-Raketen sind die ihre älteren Geschwister gegen Israel basteln? Dass aus Gaza geflohene Fatah-Kämpfer in der Westbank selbst kein Asyl bekommen, obwohl sie für die dort regierende Partei gekämpft haben und jetzt in Israel sind (das Abbas überreden will sie doch noch in den PA aufzunehmen).
Wusstet ihr dass die arabischen Nachbarstaaten den mittlerweilen durch natürliche Vermehrung zu Millionen gewordenen palästinenesischen Flüchtlingen auch nach Jahrzehnten noch Staatsbürgerschaft und Arbeitsgenehmigung verweigern wo andere Araber schon nach wenigen Jahren eingebürgert werden und damit künstliche Elendslager schaffen die es schon seit fünfzig Jahren nicht mehr zu geben bräuchte wenn man der ersten Generation eine Perspektive geboten hätte?
Dass das von Israel nach Gaza gelieferte Benzin deswegen nicht für Krankenhausgeneratoren reicht weil die Hamas davon Qassam-Treibstoff abzweigt. Kann man von Israel ernsthaft erwarten dass es auch noch den Treibstoff liefert um die Raketen zu befüllen, die gegen das eigene Land und die eigene Zivilbevölkerung geschossen werden? ((Und ja, da fliegen täglich Raketen auf die westliche Negev und die Dörfer und Städte dort auch wenn es nicht täglich in der europäischen Presse steht; "Waffenstillstand" hin oder her)).
Oder wer von euch hat schonmal die Oberklasseviertel von Ramallah gesehen? Da lebt die korrupte palästinensische Oberschicht - so sie nicht in Europa oder den USA residiert - auch nicht schlechter als die korrupte Oberschicht in Israel. Und einen Kilometer weiter sind gigantische Slums in denen es den "Brüdern" am Nötigsten fehlt.
Und habt ihr schon einmal gehört dass sich der Sohn eines Chaled Mashaal als "Shahid" versucht hätte? Das mit den Selbstmordattentäter bleibt dann doch eher der verarmten Unterschicht vorbehalten.
Das sind dann so die Gründe warum die "Pro-Israel" Blogsphäre das Gefühl hat die deutschsprachige Presse wäre tendenziell "Pro-Palästinensisch".
Ich für meinen Teil versuche irgendwo in der Mitte zu bleiben aber es ist nicht leicht. Wie Shimon schon geschrieben hat ... ich meine ich bin keine Jüdin aber ich habe eine Weile in Israel gelebt und ich habe Freunde dort die mich regelmäßig mit Neuigkeiten und Informationen versorgen. Und Israel ist ein sehr kleines Land - zumindest wenn man Ashkenazy ist -, da kennt jeder über drei Ecken jeden deswegen sind Zeitungen für den Informationsfluss fast schon unnötig

Kontakte zur "Palästinensischen Welt" zu knüpfen ist mir bislang leider nicht gelungen, obwohl ich es sehr gerne täte. Alles was ich da im Regelfall finde sind die üblichen Verdächtigen an pro-Pali Propagandaseiten ohne genügende Referenzierung aber dafür mit genug Information die ich auf Seite 2 schon viermal widerlegen könnte (siehe der Klassiker mit der "Mauer"). Gibt es wirklich keine differenzierten "pro-Palästinensischen" Seite und Blogs oder bin ich nur zu doof die auch zu finden? Ich sag's gerne nochmal: Wenn jemand welche kennt immer her damit!
Ich habe mich auch schon in "Friedensforen", die meist ziemlich "pro-Palästinensisch" sind registriert und dort meine Fragen gestellt; die palästinensischen Standpunkte, die ich einfach nicht verstehe. Also z.B. wie man von Israel verlangen kann den Treibstoff für die Qassam zu liefern, die gegen Israel fliegen. Antwort habe ich meistens erst garkeine bekommen, was es sehr schwer macht einen Dialog zu etablieren. Mittlerweilen tue ich mir ziemlich schwer den palästinensischen Standpunkt zu verstehen während meine israelischen Freunde immer sehr offen gegenüber allen Fragen waren - unde deren hatte und habe ich viele - und mir mit vielen Informationen die notfalls aus dem Bekanntenkreis aus erster Hand beschafft werden jede Frage beantwortet und dabei auch vor der Antwort "weil Olmert ein Nudnik ist" nicht zurückgeschreckt haben ...
Aber wie könnte man den Konflikt beenden?
In dunklen Stunden fürchte ich manchmal dass garnicht.
Das Problem ist IMHO dass in der "Chefettage" nicht eine einzige Person ist, die wirklich Interesse an Frieden hätte.
Die israelische Junta profitiert weil sie wegen des Konflikts immer und immer wieder gewählt wird weil sich viele Israelis sagen "immerhin bringen sie uns nicht alle um" und sich nicht trauen jemand unbewährten zu wählen.
Die palästinensische Oberschicht profitiert weil sie durch einen gemeinsamen Feind die Bevölkerung davon abhalten können mal nach Innen zu schauen und dadurch ihr korruptes Terrorregime aufrecht erhalten können.
Für die arabische Welt ist der Konflikt das Allheilmittel für alle Probleme à la "Wir tun XYZ erst wenn der Nahostkonflikt beigelegt ist".
Und für den Westen ist der Konflikt so eine Art globaler Circus Maximus mit dem man etwaige Medienlöcher stopfen und von den jeweiligen internen Problemen kann. Außerdem sieht es immer wieder toll in den Medien aus wenn dann der Präsident / Premier von XYZ dann wieder Vermittler spielt.
Die Bevölkerungen und deren Wünsche und Bedürfnisse interessieren kein Schwein. Davon ab habe ich das Gefühl dass zumindest in Israel die jungen Leute sowieso immer mehr kapitulieren und kaum mehr einer glaubt Frieden noch mit zu erleben. Man arrangiert sich und den Rest erledigt die gute alte "Denial"; Verleugnung. Wobei man da natürlich nicht vergessen darf dass der durchschnittliche Israeli vom allgegenwärtigen Posttraumatischen Stresssyndrom einmal abgesehen ja doch sehr gut lebt - im Gegensatz zum durchschnittlichen Palästinenser der nichts zu verlieren hat und dessen Lebensstandart jährlich mieserabler wird. Aber daran hat die palästinensische Führung mindestens genausoviel Anteil wie Israel was zuzugeben natürlich nicht gerade in ihrem Interesse ist.
Stellt euch mal fünf Minuten lang vor die ausländischen Millionen die nach Palästina fließen kämen bei der Bevölkerung "ganz unten" an anstatt die Reichen weiter zu mästen oder zum Ankauf von Waffen und Propagandamaterial (siehe z.B.
) zu finanzieren. Damit könnte man einer Menge Palästinenser eine ziemlich gute Perspektive finanzieren und ein Palästinenser mit Perspektive interessiert sich für den Konflikt einer Hand voll spinnender Politiker unter Umständen auch nicht mehr mehr als ein Israeli mit Perspektive.
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin ...
und so weiter.
Salam alaykum
Namida