Der Schmetterling ist nicht umsonst DAS Sinnbild für Transformation - von der Raupe zum Schmetterling, welcher nach Entwicklung den zu engen Kokon sprengt, um in die Freiheit zu fliegen.
Das Prinzip von Transformation stünde allerdings in meinen Augen im Widerspruch zu dieser Sehnsucht nach dem Ursprung.
Der Schmetterling selbst wird nicht mehr zur Larve oder zu Ei, somit ist es ihm unmöglich, zum Ursprung auf die Art zurückzukehren. Die Sehnsucht nach diesem Ursprung mag ihm als eher auf seinem Weg im Weg stehen.
Stell dir einen Schmetterling vor, der sich weigert, zu fliegen, weil er lieber noch eine Larve wäre. Und diese Freiheit, die eigentlich ja auch keine wäre, das sie ja nun an etwas andere Regeln als die der Larve gebunden ist, könnte eben durchaus auch noch weiter vom Ursprung entfernen.
Viele, sehr viele. Weil es einfach um die permanente Weiterentwicklung des Bewusstseins und der Seele geht, und das passiert nicht eben mal so in ein paar wenigen Erdenjährchens. Du übrigens auch. Oder glaubst du allen Ernstes, du wärst die große Ausnahme?
Ich kenne das alles ja ganz gut, war auch lange Zeit genau davon völlig überzeugt. Aber wenn man sich das mal ganz wertfrei ansieht, nehmen wir die Kernreligionen der Reinkarnation, Hinduismus und Buddhismus, so könnte man es auch so sehen, dass das Reinkarnationsprinzip dafür sorgte und sorgt, dass sich alle ganz brav und eifrig abstrampeln, damit es einer kleinen Priesterelite gut geht, während sie selbst auf sich selbst vor lauter Abstrampeln und Bemühen, aufzusteigen, weiterzukommen, eher zu vergessen scheinen. Reinkarantion scheint ein fantastisches politisches Konzept zu sein, um über Jahrhunderte feudalistische Strukturen einigermaßen konfliktfrei aufrechterhalten zu können.
Ich sehe ehrlich gesagt zwischen einem Reinkarnationskonzept und so etwas wie Weiterentwicklung des Bewusstseins und einem christlichen Erbsündekonzept wenig Unterschied, beides sind Unterdrückungs- und Knechtschaftskonzepte, die Menschen mit fiktiven Versprechen auf Erlösung in einer mehr oder weniger unerreichbaren, jedenfalls nicht jetzt und hier existenten Zukunft an die Kandare nehmen. Beide Ansätze scheinen mir eher nicht allzu göttlich zu sein.
Nun münzen wir das auf moderne Esoterik um. Noch ein Kurs, ein Seminar, um sich scheinbar weiterzuentwickeln? Wohin? Und die esoterische Kommerzmaschine rollt. Warum sind denn beinahe alle esoterischen Lehren oder auch Heilsangebote in der Art von Pyramidenspielen aufgebaut? Fortsetzung folgt, natürlich gegen Bezahlung. Allfällige Ähnlichkeiten zu so etwas wie dem katholischen Ablassahndel im Mittelalter wären rein zufälliger Natur? Dann wäre spirituelle Weiterentwicklung also eine Frage des Geldes? Oder eben eine Fortsetzung eines technisch-wirtschaftlichen Fortschrittsglaubens auf scheinbar spirituell-kommerzieller Ebene? Wäre das tatsächlich der Stein der Weisen oder doch eher des Pudels Kern? Und natürlich ist das Ganze zugleich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Es geht also auch spirituelle nur um Leistung, um Fortschritt, um Funktionieren also, richtiges Funktionieren, wie Räder im Getriebe? Fällt niemandem daran was auf? Vielleicht ginge es ja tatsächlich ganz anders, und vielleicht auch viel, viel einfacher.
So viele behaupten, sie möchten aus ihren Hamsterrädern raus, und doch, wenn man versucht, die Käfigtüren zu öffen, so klammern sie sich selbst lieber doch an den liebgewonnenen Gitterstäben fest. Oder wechseln in einen neuen, anderen Käfig. Möglicherweise war die Käfigtüre ja tatsächlich nie zu?
Mann kann sicherlich eine Menge Argumente sowohl für als auch gegen Reinkarnation und so etwas wie Weiterentwicklung finden, nur, wenn Bewusstsein tatsächlich einfach das ist was es ist, wohin sollte es sich dann entwickeln?
Ich denke nicht dass sich Bewusstsein entwickelt, Bewusstsein ist selbst Teil des Seins. Was sich ent- oder verwickelt sind die Schleier davor, die es so erscheinen lassen mögen.
Bewusstseinserweiterung, -entwicklung sind meines Erachtens eher Schlagworte, die eigentlich aus der alternativen Drogen- und Grurszene stammen, die Frage wäre aber, ist das, was sich zu entwickeln scheint, tatsächlich Bewusstsein oder doch eher das eigene Ego, wenn man so will. Und bei Entwicklung wäre natürlich auch sofort die Frage offen, in welche Richtung.
Mit der Seele wird es noch schwieriger. Was ist Seele, was nicht? Gibt es überhaupt eine? Oder was ist das, das dafür gehalten wird? Oder dem sogenannten höheren Selbst, das uns anscheinend auch so gerne alles mögliche vorgaukelt, und ähnliches.
Man kann natürlich sogar, und das ist mir auch bekannt, durchaus tiefgreifende Erfahrungen machen, diese sogar für real halten, die genau diese Konzepte zu bestätigen scheinen, aber, manchmal trügt der Schein. Mir gefallen die Ergebnisse dessen, was dabei rauskommt, nicht, die Veränderungen, die sie bei und in Menschen bewirken. Solange jemand da allerdings selbst drinnen ist, Teil dieses Spiels, dieser in meinen Augen Verblendung ist, wird ihm das kaum auffallen. Im Gegenteil.
Oder glaubst du allen Ernstes, du wärst die große Ausnahme?
Ich war meine ganzes Leben lang eine Ausnahme, in vielem. In anderem auch nicht. Aber um mich geht es auch nicht.
Ich frage einmal umgekehrt, was wenn wir alle die große Ausnahme sein könnten, sein dürften. Jeder auf seine Art? Anstatt Kopien anderer, auf mannigfaltige Art, bewusst und viel mehr noch unbewusst fremdbestimmt, in der Hoffnung, dadurch irgendwann von ebendieser Fremdbestimmung erlöst zu werden. Wozu willst du, und worauf warten, wieviele Leben lang, die du vielleicht gar nicht zur Verfügung hast, um deine Freiheit zu erfahren, zu erleben?
So gesehen, ja, sehe ich mich durchaus als Ausnahme. Würde mir nur wesentlich mehr andere Ausnahmen wünschen. Scheinen selten zu sein.