Ich hab mich auf einen Beitrag von
@Renate Ritter bezogen, in dem Hass als enttäuschte Liebe bezeichnet worden ist.
Abgesehen davon:
Dass enttäusche Liebe an Bedingungen bzw. Erwartungen geknüpft (gewesen) sein muss, ist richtig.
Aber ich denke, dass gerade in einer Eltern-Kind-Beziehung diese unbewussten Bedingungen von Kindesseite, nämlich dass man als abhängiges, versorgungs- und zuwendungsbedürftiges Kind von den Eltern mit Liebe und Verständnis behandelt wird, auch völlig zu Recht bestehen. Bedingungen ist in dem Zusammenhang vielleicht ein blödes Wort, aber es wird wohl hoffentlich dennoch klar sein, wovon ich red.
Und ja, natürlich ist es wundervoll, wenn es einem gelingt, das von dir beschriebene Verständnis entwickeln zu können und aus diesem Verständnis heraus dann auch tatsächlich verzeihen zu können. Die Frage ist allerdings, ob es angebracht ist, einem traumatisierten Menschen mit dieser Idee zu kommen, wenn er gerade am Tiefpunkt ist. Ich denke, so jemand hat eine ganz andere Art von Unterstützung nötig.
Wie du ja sicher weißt, ist bis zu jenem Verzeihen und überaus steiniger Weg unumgänglich, der im Loslassen endet. Und wie du sicher ebenfalls weißt, ist Loslassen nix, was man dem Herz befehlen kann, sondern das passiert entweder von selbst nach Abschluss dieses Prozesses - oder gar nicht. Es ist also relativ sinn- und empathielos, Leuten diesbezüglich Ratschläge zu geben - außer jenem, sich dem Schmerz zu stellen und ihn (dh alle Gedanken, Gefühle, die da sind) durchzuarbeiten und nicht zu verdrängen. Einen anderen Weg zu wirklichem Loslassen gibt es mMn nicht.