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Guest
Speisevorschriften sind unnötig wie ein Kropf. Jesus sagt auf die Frage nach Speisevorschriften im Thomas-Evangelium Logion 14:
Und wenn ihr irgend ein Land betretet und es durchwandert, so esst, was man euch vorsetzt, und heilt die Kranken dort. Denn was in euren Mund hineingeht, wird euch nicht verunreinigen, aber was aus eurem Mund herauskommt (gemeint sind die Worte) das ist es, was euch unrein macht.
Wir kommen zwar etwas vom Thema ab, aber ich möchte trotzdem kurz auf deinen Beitrag eingehen. Du stellst Vergleiche zwischen der Manusmriti und der Tora an, dabei konzentrierst du dich aber eigentlich auf Vergleiche, die eigentlich nicht so bedeutend sind. Mag sein, dass die Manusmriti und die Tora im Punkte der Lebensmittel, die man essen oder nicht essen sollte, gewisse Ähnlichkeiten haben. Aber in der Manusmriti werden z.B. auch die vier Lebensstadien beschrieben (Brahmacarin (Schüler), Grihastha (Haushalter), Vanaprastha (in die Waldeinsamkeit Gehender) und Samnyasin (Die Welt Aufgebender)), die für die Brahmanen (Hindus) äußerst wichtig sind. Und gerade davon findet man überhaupt nichts in der Tora, obwohl es vereinzelnd Propheten gegeben hat, die sich ansatzweise an diesen 4 Lebensstadien orientierten. Wenn die Tora durch den Brahmaismus beeinflusst wurde, dann allerdings nur punktuell und das erscheint mir etwas seltsam. Dass die heiligen Schriften mit der Schöpfung beginnen, erscheint mir als vollkommen normal. Womit sollten sie sonst beginnen? Dabei haben die Religionen allerdings immer eine etwas kindliche Vorstellung von der Schöpfung, was aufgrund des damaligen Wissens aber verständlich erscheint.
Ich halte Speisevorschriften übrigens überhaupt nicht für überflüssig wie ein Kropf, sondern als etwas sehr sinnvolles. Man braucht sich doch nur einmal in unserer heutigen Gesellschaft umzusehen. Das Bewusstsein über eine gesunde Ernährung ist stark unterentwickelt. Dementsprechend sehen die Folgen der ungesunden Ernährung aus. Es mag zwar sein, dass Jesus sagte, dass man dann, wenn man ein fremdes Land betritt, das essen soll, was einem angeboten wird. In diesem Punkt unterschied sich Jesus nicht von Buddha. Ich glaube aber, dass Jesus gesundheitsbewusster war als Buddha, denn es scheint so zu sein, dass Jesus und seine Jünger Vegetarier waren. Jedenfalls ist von etlichen Jüngern Jesus bekannt, dass sie kein Fleisch aßen.
So berichtet der Religionswissenschaftler Carl Anders Skriver in seinem Buch „Die Lebensweise Jesus und der ersten Christen“, dass Petrus, einer der bekanntesten Jünger Jesus in den „Clemetinischen Homilien“ erklärt (Clemetinischen Predigten, entstanden um 220 nach Christus), dass er sich nur von Brot und Oliven ernähre, dem er gelegentlich Gemüse hinzufüge. Ähnliches wird von den Jüngern Matthäus und Matthias berichtet. Der Kirchenvater Clemens von Alexandrien schreibt im 3. Jahrhundert über Matthäus, dass dieser, ebenso wie der Jünger Matthias, der nach dem Tod von Judas in den Kreis der zwölf Jünger hinein gewählt wurde, "von Pflanzenspeisen lebte und kein Fleisch berührte". Der Religionswissenschaftler Skriver ergänzt, dass nach dem Zeugnis der Schriftsteller des 2. Jahrhunderts auch die Apostel Andreas, Philippus und Thomas sowie die Evangelisten Markus und Lukas Vegetarier waren.