Schöpfer sein
Ich las einmal folgenden Text:
Bin ich nicht Schöpfer meines Selbst & ziehe meine Erfahrungen selbst in mein Leben?
Kann ich mir nicht aussuchen, was ich in meinem Leben sein, tun & haben möchte?
Betrachten wir den, seine Kernaussagen einmal etwas näher:
Schöpfer sein. Man selbst. Man erschafft sich alles das einem begegnet selbst. Zieht es an, und wenn man darufgekommen ist, warum, zieht man es eben nicht mehr an, sondern etwas Anderes, "Besseres", "Richtigeres".
Aber, ist das Verkehrte, Falsche dann tatsächlich verschwunden, existiert es dann nicht mehr? Für jemanden selbst, seine Vorstellung über die Wirklichkeit möglicherweise nicht (mehr). Aber wo wäre da zu einer klassischen psychologischen Verdängung der Unterschied, oder gibt es gar keinen? Was nicht gefällt, wird einfach ausgeblendet? Oder mit etwas Gefälligerem überlagert, übertüncht?
Kennt jeder, ein Kind macht etwas kaputt, und um der Strafe zu entgehen, versteckt es das, oder legt etwas darüber, damit es keiner sieht, bemerkt. Unsichtbar machen, tarnen, verbergen. Das was ist.
Können wir uns aussuchen was wir sind? Und wie individuell ist diese individuelle Freiheit tatsächlich, in einer vernetzen Welt? Die, nach eigenem Belieben und ohne Rücksicht auf andere, auf alles andere schalten und walten zu können, wie es einem gefällt, vorrausgesetzt, das eigene Konto erlaubt es einem auch tatsächlich?
Dann wäre ja die Idealvorstellung doch, wenn man das Ganze weiterdenkt, weiterspinnt, dass wir alle das Zeug dazu haben, so zu werden, wie diejenigen reichen, Schönen, Mächtigen, über deren Verhalten wir uns medial zwar aufregen, aber die wir für ihre Rücksichtslosgkeit, ihre Macht, ihr Verhalten und ihr Geld dann zugleich doch insgeheim zu beneiden scheinen.
Wäre also die eigene Selbstverwirklichung, so etwas wie ein weiterer Donald Trump, oder auf der anderen Seite ein Heidi Klum Klon zu werden? Auf irgendeine Art und Weise? Sind das die unbewussten Götter, Ideale, Idole in uns? Die Halbgötter in Gold? Und sind wir dann dort wir hinwollten, wenn wir das geschafft, erreicht haben?
Take the Money and run? Hinter mir die Sintflut? Ich will, also nehme ich mir was ich will? Auch auf Kosten anderer?
Warum regen wir uns dann über die Machenschaften korrupter Politker oder der Banken, Börsen und Konzerne und ihrer Führungseliten eigentlich auf? Neid, dass wir das nicht dürfen, nicht hinbekommen?
Das obige Zitat führt, konsequent weitergedacht haargenau zu derartigen Resultaten, die Ansätze kommen ja wohl auch nicht von ungefähr aus den U.S.A. Zufall? Egoistische Machthunger, die Freiheit, die eigenen ungelösten Egodefizite endlich einmal befriedigen zu können, getarnt als spirituelles Konzept?
Und das Ganze wieder einmal mit dem einen alleinigen Mittelpunkt: ich, ich, ich. Ich alleine.
Ich darf, weil ich kann, wenn ihr nicht könnt, seid ihr selber schuld.
Und diese "ich's" maßen sich dann auch noch mitunter an, als Art Heiler, Prediger oder whatever anderen ihr Patentrezepte gegen Entlohnung auf's Auge zu drücken, alles vermeintlich ganz selbstlos, im Dienste der Menschheit. Glauben sie vermutlich tatsächlich selbst.
Und so wie es wohl auch so etwas wie eine visuelle oder akustische Umweltverschmutzung geben mag, gibt es vielleicht auch eine spirituelle, die ganz einfach die Kanäle verstopft, zukleistert, mit Müll, getarnt als "Licht und Liebe", bis nichts anderes mehr durchkommt, alles darin steckenbleibt.
Muss nicht sein, kann aber.
Was erschafft der Einzelne, wir als Kollektiv tatsächlich, außer zu viel Müll? Eine lebenswerte Welt? Mag sein, für einige, aber sogar das auf Kosten anderer, wenn in einer anderen Ecke der Welt unterbezahlte Kinder unsere Kleider nähen, unsere Handys oder Pc's bauen, damit es uns ein wenig besser geht. Oder etwa nicht?
Sind wir mehr wert als die? Haben die sich das selbst alle so ausgesucht, opfern sich für uns? Von dem Zivilopfern oder den Opfern der durch westliche Resourcenausbeutung erst entstandenen oder forcierten Hungersnöte, denen unzähliger globaler Kriege mal ganz abgesehen.
Wir habe Glück, vielleicht, vielleicht noch. Was wenn das Pendel demnächst einmal in die andere Richtung schwingt?
Sagen dann die "Erfolgreichen" von heute auch noch, wir sind die Schöpfer unserer eigenen Wirklichkeit, wenn die über ihnen zusammenbricht? Mal sehen, mag spannend werden. Oder wer muss dann dafür als Sündenbock herhalten?
Gott, Satan, die Anderen, man selbst? Wer hat dann doch was verkehrt gemacht?
Oder ist alles vielleicht doch ein bisschen anders, nicht ganz so einfach, so linear wie wir nunmal so gerne denken?
Und wie ginge es anders?
Ich hake da nochmal kurz nach:
Bin ich nicht Schöpfer meines Selbst
Mag ja sein, dass wir sozusagen Schöpfer unsere Selbst sind. mag aber auch sein, dass wir genau das nur glauben, glauben wollen. Dann stellt sich allerdings die Frage, sind wir tatsächlich unser Selbst? Und inwieweit ist dieses Selbst, das wir da erschaffen haben, oder das vielleicht uns erschaffen haben mag, mit dem, was ist, in Einklang oder auch nicht.
Vielleicht könnte man sich ja auch fragen, ist nun ein Staudamm Teil des Flusses oder nicht? Er bewirkt etwas, nämlich, dass der Fluss nicht mehr ungehinder fließen kann, wirkt also auf den Fluss ein, verändert ihn. Mal ganz wertfrei gesehen.
Und was wenn der Damm mal bricht? Weil es dem Druck dessen nicht mehr nicht mehr standhält, das da nunmal (wieder) fließen will? Was bleibt, wenn das Selbst zerbricht?
Alles, etwas, nichts?
Da mag es doch wieder spannend werden, finde ich. Sind alles ganz alleine wir selbst?
Müssen wir toll sein...
Aber wenn wir selbst so toll sind, warum geht dann anscheinend trotzdem so viel schief?
Aus lauter "Tollheit"?