Wenn es doch so einfach wäre.
Ich erwähnte schon, mein Vater hatte selbst eine Führungsposition inne und besetzte etliche hohe Posten mit Frauen, weil sie die besten Qualifikationen mitbrachten - und hatte etliche Mühen, das zu vertreten und durchzubekommen. Warum? Weil andere männliche Regenmacher flüsterten "die wird doch sowieso schwanger", "die fängt doch Affären an, das gibt nur Ärger", "die bekommt ihre Tage und macht dann krank", "die zickt bestimmt rum" o.ä. Der Nachfrage, wieso männliche Machtkämpfe, das vernaschen der Sekretärin oder die vermeintliche Grippe, die eigentlich ne Woche Skilaufen war (weil Bewegung an der frischen Luft ja gut dagegen ist) kein Problem darstellten, konnten sie nichts entgegensetzen. Nicht ALLE Männer sträuben sich, Frauen in leitende Positionen zu setzen - aber VIELE haben damit noch ein Problem, eine Dame in den exklusiven Männerclub zu erheben.
Und JA, viele Frauen streben nicht danach. Aber warum? Weil sie WIRKLICH keinen Bock haben? Oder weil sie nicht viel mehr gar nicht auf die Idee kommen, weil es a) immer noch nicht dem ALLGEMEINEN Bild entspricht (lass bitte deine kleine Gruppe "Terroremanzen" mal außen vor) und b) weil sie fürchten, sich in einer Männerdomäne behaupten zu müssen? Eine Bekannte ist Werkstattmeisterin in einer großen Zweiradmarke - glaubst du ernsthaft, da hat sie es immer einfach?
Nochmal zum Mitschreiben - es geht nicht darum, dass Frauen Männer sein sollen. Es geht darum, dass Frauen, wie auch jeder Mann, die Chance bekommen sollen, ihr Leben im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten so zu gestalten, wie es ihnen beliebt. Jaja, biologische Unterschiede - wer sagt, jede Frau soll auf dem Bau Steine schleppen oder LKW´s auf DSF ziehen? Theoretisch aber SOLLTE jede Frau die Möglichkeit dazu haben, wenn sie WILL und die erforderlichen Befähigungen hat.
Zu den von dir so gerne erwähnten biologischen Unterschieden und deiner Argumentation, du sähest Frauen als gleichwertig, egal welche körperlichen Unterschiede es gibt - das tust du wohl eher nicht. Denn in einem Posting erwähntest du, dass Frauen bei wirklicher Gleichbetrachtung dann die schlechteren Karten hätten, weil Männer größer und kräftiger sind im Schnitt. Das ist eine Wertung. Kommt es also nur auf physische Stärke an? Und vielleicht damit auf Macht oder Survival of the Strongest? Das wurde übrigens revidiert - nicht der Stärkste überlebt, sondern der Anpassungsfähigste. Und nicht im gesellschaftlichen Kontext (bevor wieder Systemkritik kommt), sondern derjenige, der sich veränderten Lebensbedingungen am schnellsten und besten anpasst. Und das hat mit Geschlecht rein gar nichts zu tun. Denn wenn man mal die chromosomale Ausstattung der Geschlechter betrachtet, kommt man sogar zu dem Schluss, dass 2 X-Chromosomen deutlich bessere Chancen bieten als ein X und ein Y (falls du dich mit Genetik auskennst). Soll ich jetzt daraus schließen, dass Frauen aufgrund ihrer Körperlichkeit die besseren Menschen sind? Nein. Vielleicht bist du dir deiner Wertung gar nicht bewusst.
Man kann vom 100 ins 1000 kommen, wenn man die Geschlechter gegeneinander aufwiegen und aus biologischen Unterschieden grundsätzlich vorgefasste Lebensentwürfe basteln will. Und am Ende würde die Waagschale sogar zur Seite der Frauen ausschlagen. Sie leben länger, sind im Schnitt gesünder, stressresistenter, teamfähiger, beherrschen multitasking und und und. Warum ich diese platten Argumente nun bringe? Weil sie nichts anderes sind wie das vice versa. Und biologische Unterschiede scheinen ja das Wichtigste zu sein.
Wenn eine Frau Kinder haben will, den Haushalt schmeißen, keinem Beruf nachgehen und ihre Aufgabe als Hausfrau, Ehefrau und Mutter sieht - bitte gerne. Wenn eine Frau das aber nicht will - bitte gerne. Wichtig ist die FREI-WILLIGKEIT dabei. Wenn ich aber aus dem Besitz von Brüsten oder einer geringeren Körpergröße ableite, die Frau sei deswegen grundsätzlich zum Muttersein und Ecken putzen auserkoren, sträuben sich mir die Nackenhaare.
Ich hoffe, wir sind uns einig, das Männer und Frauen einige Unterschiede aufweisen, aber auch viele Gemeinsamkeiten. Das Frauen nicht grundsätzlich unintelligenter sind. Und Männer nicht immer Machos. Warum also nicht jeden das sein lassen, was er sein will - unabhängig vom Geschlecht? Die Frau darf Raketen bauen und der Mann im Kindergarten die Spielecke aufräumen, sie dürfen Vater oder Mutter werden. Einfach so, wie sie wollen. Denn auch Männer haben unter einem rigiden Geschlechterbild zu leiden und trauen sich oftmals nicht, sich wirklich zu entfalten - weil sie die Schmähung ihrer Geschlechtsgenossen fürchten, wenn sie Hausmann, Hebamme, Kinderbetreuer oder Ballettänzer werden wollen. Männer stehen oftmals unter einem enormen Druck, sich zu behaupten, müssen ständig Stärke demonstrieren, den "echten Kerl " geben und dürfen bei Titanic nicht heulen. Ich fordere: Schluss damit. Wahlfreiheit für alle.
So ist es.

Lg
Juppi