Ich gebe zu, ich verstehe den Ärger über die Veränderung von Arielle schon, weil es mir ähnlich mit Herr der Ringe und Alice im Wunderland gegangen ist.(...)
Ich kann es auch verstehen, weil ich als Fan verschiedene Franchises mit-verfolge. Und so kommt es vor, dass ich mich auch über diverse Neuerungen u.ä. aufrege. Ich kann dabei beides gleichzeitig: Leidenschaftlich mich aufregen und mich entspannt mit Popkorn zurücklehnen und die Diskussion, an der ich mich beteilige, amüsiert betrachten.
Der Punkt ist nunmal: Die Autoren und Künstler sind nicht verpflichtet, meine oder unsere Wünsche zu erfüllen. Es sind IHRE Kreationen. Und so müssen sie Wagnisse eingehen bzw. auch mit solchen Diskussionen kalkulieren. Mal geht es gut, mal geht es schief. Und beides vollkommen unkorreliert damit, ob es mir oder einzelnen anderen gefällt oder nicht.
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(...) Die junge Frau wurde nicht besetzt weil sie die perfekte Arielle ist, sie wird benutzt weil sie schwarz ist. (...)
Und was spricht dagegen, dass sie trotzdem eine gute Arielle ist? Sie hat z.B. eine tolle Stimme, und in Disneyfilmen wird viel gesungen.
Und das geschieht ganz offensiv, indem jene die eine Zeichentrick-getreue Umsetzung wünschen als Rassisten bezeichnet werden
Das ist wahrscheinlich großanteilig falsch. Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass man den Wünschen der Leute, die eine Zeichentrick-getreue Umsetzung wünschen, gehorchen muss.
Condemn schrieb:
Aber was sie sich nicht trauen und nie trauen würden ist die Erwartung des Schönheitsideals zu durchbrechen.
Joey schrieb:
Richtig. Und das wäre auch mal sehr interessant zu durchbrechen.
Die allergrößte Mehrheit der Menschen hat mehr oder weniger bgrobe Schönheitsmängel - also Abweichungen vom Schönheitsideal. Ich z.B. habe eine Glatze und neige - sofern ich nicht aufpasse oder die Disziplin sausen lasse - etwas zu Übergewicht. Und ich bin auch nur unterdurchschnittlich groß. Trotzdme habe ich es geschafft, eine Partnerin zu finden, wie ein recht großer Anteil der Menschheit auch - sogar Leute, die noch um einiges hässlicher sind als ich. Wenn nur das äußerliche Aussehen dabei eine Rolle spielen würde... dann wäre ich noch Single.
Ich stelle mir gerade einen Film und eine nicht wunderhübsche Arielle vor. Tja... wie schafft sie es, den Prinzen in sich verliebt zu machen? Da es vielen Menschen gelingt, stelle ich es mir als interessante und auch realistische Herausforderung für Autoren vor, DAS mal zu durchdenken.
Im übrigen ist es nicht so, dass Hollywood nie die Erwartungen des Schönheitsideals thematisiert hätte. Ein Beispiel ist "schwer verliebt". Die Handlung ist in etwa so: Ein Mann wird verflucht, dass er nicht mehr die äußere Erscheinung einer Frau sieht, sondern ihre innere Schönheit. Und so verliebt er sich in eine frau, die von Gwyneth Paltrow verkörpert wird. Sieht man den Film aus den Augen des Mannes, erscheint sie "normal dünn", wenn die Kamera eine andere Einstellung zeigt, trägt sie einen Fatsuit.
Mir persönlich hat der Film nicht gut gefallen, und ob diese Auseinandersetzung mit dem Thema gelungen ist, ist auch fraglich. Aber es gibt durchaus Versuche in diese Richtung.
Bei Arielle argumentieren einige Fans das Arielle ja an der dänischen oder zumindest irgendeiner europäischen Küste verortet sein müsste weil der Autor des ursprünglichen Märchens Däne war. Zudem argumentieren sie, die sei ja ständig tief unter Wasser und weniger Sonnenlicht und der Prinz sei ein Weißer usw. Disney hat eine Antwort gegeben und sagt dann u.a.:
"Dänische Meerjungfrauen können schwarz sein, weil auch dänische 'Menschen' schwarz sein können. […] Schwarze dänische Menschen und damit auch Meeresbewohner können zudem auch 'genetisch' rote Haare haben."
https://www.gamestar.de/artikel/disney-verteidigt-arielle-besetzung,3346317.html
Komisch, dass diese Fans sich nicht an dem Namen Arielle stören. Der ist nämlich auch nicht dänisch. Soweit ich mich erinnere, hat die kleine Meerjungfrau im Originalmärchen keinen Namen. Man möge mich korrigieren, sollte das falsch sein.
Du sagst jetzt "Mulan ist Chinesin". Und so wie es Deutsche gibt die südländisch aussehen oder US-Amerikaner die afrikanisch aussehen oder Arielle auch eine schwarze Dänin sein könnte, müsste es dann doch auch auf Chinesen zutreffen? Es müsste dann möglich sein z.B. Dakota Fanning entgegen aller Wahrscheinlichkeiten und Erwartungen als Mulan zu besetzen.
Die Frage wäre: WIE wahrscheinlich bzw. unwahrscheinlich das ist. Und wie gesagt: Arielle ist auch kein dänischer Name. Und, da Meerjungfrauen komplette Fiktion sind, ist hier dire Haut- und Haarfarbe komplett frei.
Sowohl Arielle wie auch Mulan sind Märchen, basieren auf alten Geschichten die von Disney massiv verändert und geprägt wurden.
Und es ist auch der Disney-Konzern, der die selbst geschaffene Prägung umgehen will. Sie spielen da mit der eigenen Kreation bzw. umgehen sie.
Auch das müsste dann doch für Mulan gelten können. Und interessanterweise gibts auch da eine Realverfilmung. Aber Überraschung, Disney hält sich offenbar sklavisch an die durch den Zeichentrickfilm geschaffene optische Vorgabe:
Vielleicht, wiel hier die optische Vorlage strenger zur Geswchichte gehört? Menschen in China sind real. Da gibt es eine feste Vertteilung von Haut- und Haarfarbe. Meerjungfrauen sind Fiktion - da ist das komplett frei.
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(...)
Die Lehrstunde die Rammstein wirklich gegeben hat war eine über reflexhafte Political-Correctness-Reaktionen auf simple Reize von pawlowschen Medien.
Ja, diese Neuveröffentlichung von Rammstein habe ich auch mitbekommen. Der Punkt hier ist: DAS ist ein Markenzeichen von Rammstein: Sie provozieren. Sie spielen mit diesen Reaktionen. Das ist alles bekannt... oder sollte zumindest. Am besten gefallen hat mir dazu ein ironischer Twitterkommentar: "Rammstein provoziert? Die sind doch sonst so angepasst." Da hat mich mehr überrascht, dass die Presse da von früher nichzt gelernt hat, und das "mitgemacht" hat.
Dieses Stück von Rammstein gefällt mir übrigens ganz gut - obwohl sie normalerweise nicht so meinen Musikgeschmack treffen.
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Einen bekannten Charakter massiv zu verändern ist ein platter Fehlgriff.
Warum?
Wenn ich als Autor die Rechte bekomme, über einen bekannten Charakter eine neue Geschichte zu erzählen, ist meine Aufgabe den Charakter zu verstehen und eventuell organisch weiter zu entwickeln (letzteres ist bei Zeichentrickfiguren normal aber auch nicht angebracht, denn die altern in den meisten Fällen auch nicht). Wer das nicht tut killt den Charakter und ist entsprechend der falsche Mann oder die falsche Frau für diese Aufgabe.
Arielle ist eine von Disney geprägte Figur, und der Disneykonzern selbst ist es, der sie auf diese Weise verändert neu verfilmen will.
Wie gesagt, ist das gleiche wenn man Benjamin Sisko aus Deep Space Nine weiß wäscht. Sowas ist einfach schlecht.
Nein, es ist nicht das gleiche. Siskos Hautfarbe wurde in der Serie schon mehrfach auch inhaltlich thematisiert - sie ist damit ein fester Bestandteil der Figur.
Wer keinen Respekt vor Charakteren hat, die andere erschaffen haben (und die in dieser Form von den Fans geliebt werden), sollte seine eigenen erfinden, oder es aufgrund von anscheinend fehlender Inspiration und fehlender Sensitivität ganz lassen.
Wer hat Arielle in der von Dir bevorzugten Erscheinungsform erfunden?
Und wer will jetzt das neu verfilmen?
Beides Mal der Disney-Konzern - wenn auch wahrscheinlich unterschiedliche Mitarbeiter des selben. Es geht dabei nunmal nicht um einen Charakter, den "ein anderer erschaffen" hat. Es sei denn, Du meinst Andersen - also den Originalautor des Märchens. Aber alleine davon ist Disynes in der ersten Verfilmung schon ziemlich weit abgewichen.
Nun ja, wenn man eine schwarze Meerjungfrau organisch rein bringen wollte, hätte man eine neue Geschichte erzählen können, wo Arielle dann eben dieser begegnet.
Und wozu? So eine Erweiterung muss auch sinnvoll sein.
Dann sollte man ein neues Franchise erschaffen, wenn man ein neues Fandom will.
Nochmal wozu?
Ich bin z.B. ein großer Asterix-Fan. Die neuen Comis gefallen mir aber nicht so doll. Das bedeutet nicht, dass sie schlecht sind, sondern nur, dass sie sich dem Zeitgeist angepasst haben, während ich in ruhigen Minuten in meie áltemn Hefte schaue und seufze, dass früher alles besser war.
Klar, Voyager muss nicht genauso funktionieren wie die TOS. Aber wenn Vulkanier auf einmal überemotionale irrationale Spinner sind in einer neuen Serie, dann hat der Verantwortliche etwas vermasselt... Punkt aus.
Nun, bei Star Trek ENT sind die Vulkanier teilweise genau so aufgetreten...
Punkt ist, ein neuer Autor/Regisseur hat kein unlimitiertes "Recht" (insofern, dass die Fans es schlucken müssen) auf die Veränderung eines bekannten Charakters, speziell nicht so drastisch. Bedeutet, dass negative Reaktionen dann angemessen sind.
Es erwartet auch niemand, dass alle Fans es schlucken.
Gleichzeitig haben auch die Fans nicht das Recht, dass ein Franchise sich ausschließlich nach ihren Wünschen entwickelt.
Darüber sprachen wir ja (siehe auch erste Antwort). Aber würdest du nicht sagen, dass es zur Kunst gehört, wenn man einen bestehenden Charakter übernimmt, mit diesem auch zu arbeiten (wie tickt der Charakter, was macht ihn aus), anstatt ihn platt zu machen, wenn man eine Aussage treffen will.
Es gehört sehr vieles zur Kunst. Auch Dinge, die den Fans evtl. nicht gefallen.