Danke, Goldfisch,
für dieses zitat ... damit kommen wir in einen Bereich, in dem klare Verhältnisse herrschen und Stellungnahmen gut einzuschätzen sind. Die DGSF ist ebenso ein Berufsverband, eine Interessensvereinigung wie die
IAG ... beide vertreten die Interessen der Mitglieder, die sich unter ihrem Dach zusammengeschlossen haben.
Daraus ist keinesfalls abzuleiten, dass etwa die DGSF so etwas wie eine übergeordnete Kompetenz gegenüber den IAG-Mitgliedern hätte (in beiden Verbänden finden sich, wie aus den Homepages hervorgeht, Mitglieder mit ungefähr ähnlichen fachlichen und ausbildungsmäßigen Voraussetzungen). Es handelt sich also um direkte Konkurrenten... und wieder einmal der Appell, Goldfisch, sich ein wenig mit der Kunst des Differenzierens auseinanderzusetzen. Nur weil beide die Vokabeln "systemisch" und "Familie" bemühen, heißt das noch lange nicht, dass sie im gleichen Bereich arbeiten.
Fast möchte man ja meinen, die DGSF wäre von Hellinger finanziert und du auch, Goldfisch ... es ist anerkannter Wissenstand der Kommunikationswissenschaften, dass im Wettbewerb um die Gunst des Publikums immer der verliert, der angreift, und der gewinnt, der angegriffen wird. Dafür gibt es unzählige Beispiele, und es ist auch ein Axiom der systemischen Familiendynamik, mit der sich die DGSF trotz Methodendivergenzen auskennen sollte: Wenn zum Beispiel die Mutter dem Sohn immer wieder vermittelt, er dürfe keineswegs so werden wie der Vater, mit dem die Mutter im Konflikt lebt - dann sind die Chancen groß, dass der Sohn sich mit dem Vater solidarisiert und ihn "jetzt erst recht" kopiert. Gut beratene Interessensgemeinschaften stellen das Positive der eigenen Leistung in den Vordergrund, statt den Mitbewerber herunterzumachen. Wir haben dazu auch umfangreiches Material aus den USA, wo vergleichende Werbung erlaubt ist. Trotzdem tut es kaum jemand, weil sich gezeigt hat, dass dabei praktisch immer der gewinnt, der beim Vergleich schlechter wegkommt... der Angreifer zahlt einen hohen Preis. Das wird auch Schorsch Dabbeljuh zu spüren bekommen...
Bevor ich noch weiter abschweife: Bedauerlich, dass sich auch die DGSF auf eine Nebenfront einschießt, die für die Szene der Aufsteller/innen relativ unbedeutend ist. Ich schätze mal, dass 99,5 % aller Aufstellungen nicht in großen Sälen mit mehr als 20, 30 Teilnehmer/innen stattfinden. Hellinger tut das ... aber auch nicht primär, um dort Wunderheilungen vor staunenden Massen zu präsentieren, sondern um seine Methode vorzuführen - in aller, auch kritschen - Öffentlichkeit. Das therapeutische Wirken all derer, die sich des sytemischen Stellens bedienen, findet dann in völlig anderen Settings statt, die von einer großen Bandbreite der Realisierungspraxis geprägt sind. Wenn es in dieser Praxis auch ungute Erscheinungen gibt, so ist das realtiv naheliegend, weil es ja auch keine "Hellinger-Schule" gibt, keine verbindliche "Hellinger-Praxis" - wohl aber durchaus das schon lange geschieht, was die DGSF hier einfordert: die kritische Auseinandersetzung und die Bearbeitung der Methode des systemischen Stellens unter vielerlei, auch wissenschaftlichen, Aspekten. Ein Beleg dafür, wie man sich fair als Aufsteller mit eigenen Entwicklungen von Hellinger abgrenzen und ihn trotzdem seinem Verdienst entsprechend würdigen kann, ist
http://www.syst.info
Ein Hammer ist die Aufforderung der DGSF, die Kritik an Hellinger "respektlos" voranzutreiben. Ich hoffe, das ist eine unbedachte Formulierung ... ich täte mir sonst extrem schwer, einer Organisation, die zum respektlosen Umgang mit Berufskollegen auffordert (denn das sind die allermeisten aus beiden Verbänden), den Willen zu einer konstruktiven Auseinandersetzung abzunehmen. Dann wäre es wohl doch nur Interessenspolitik...
Immerhin, wir kommen dem Kern der Sache näher. Danke nochmal, Goldfisch!
Alles Liebe, Jake