Erst schreibst du, die geistige Welt zähle ebenfalls zur Realität, und jetzt grenzt du einen ganzen Kosmos ab, der zwar erlebt werden kann, aber trotzdem nicht zur Realität zählt, machst also dasselbe Gegensatzpaar auf wie die Threaderstellerin, mit dem einzigen Unterschied, dass du andere Gesetze am Werk siehst. Das ist materialistische Argumentation, besonders in Verbindung mit der typischen Formulierung "nur in der Fantasie".Spiritualität wird manchmal missverstanden als Abdriften in nebulöse Schattenreiche, in eine irrwitzige Scheinwelt, die nur in der Fantasie existiert - und dieses Missverständnis kann sowohl bei einem "spirituell lebenden Menschen" entstehen als auch bei einem Materialisten, der ihn von außen als abgehobenen Spinner oder Wahnsinnigen abkanzelt.
Auch in anderer Hinsicht argumentierst du streng materialistisch, etwa indem du davon ausgehst, aus deiner menschlichen Perspektive bestimmen zu können, was hilfreich und was unsinnig ist. Deine Zeit verläuft linear, deine Existenz ist deterministisch, deine Grundeinstellung ist materialistisch.
Ursprünglich hattest du Recht, als du sagtest:
Die geistige Welt ist ebenfalls Realität, genau so wie die materielle.
Wirklichkeit ist alles, was auf uns wirkt. Wahr und Falsch werden vom Standpunkt definiert, und unserer lässt alles zu, was uns körperlich möglich ist. Selbst psychotische Wahrnehmungen sind nicht in erster Linie wahr oder falsch, sondern deshalb problematisch, weil sie die Psyche in einer Wirklichkeit einsperren, die sowohl für den Betroffenen als auch dessen Mitgeschöpfe gefährlich ist.
Die Schattenwelten, von denen du so abwertend sprichst, gehören zum mythischen Erfahrungsschatz mehrerer Völker der Erde.
Und ein Satz wie:
ergibt auch nur dann Sinn, wenn man sich als Mensch, der sich benachteiligt fühlt, mit dem Gedanken trösten will, irgendjemand anderes würde irgendwann dafür bestraft werden.Früher oder später holt einen alles ein, vor dem man davon gelaufen ist.
Natürlich bauen sowohl Liebe als auch Hass, Sehnsucht als auch Angst, Begierde als auch Ekel Brücken zum jeweiligen Gegenstand der Faszination. Aber das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern damit, dass das, was man in die eigene Wirklichkeit lässt, dort auch auf die eine oder andere Weise wirklich wird. Endet die Faszination, holt einen gar nichts mehr ein, denn dann ist die Verbindung gekappt.