Hey ho, liebe Leutchens! Kein Stress im Hause des Friedens!
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Vielleicht wäre es ja hilfreich, bei dem Disput zu berücksichtigen, dass es sich bei dem Weg der Bewusstseinsentwicklung um einen Teil-Prozess der Evolution handelt, nämlich um die
Ent-wicklung des EINEN LEBENS aus den Selbstbegrenzungen zurück zu seinem Ursprung, u. zw. mit dem zusätzlichen Gewinn aller gemachten Erfahrungen - auf den Menschen bezogen, also um den Entwicklungsprozess der allmählichen SELBST-Identifikation.
Und dabei gibt es ja bekanntlich zwei Stufen oder Schwergewichtspunkte:
1. Die Stufe der Mystik - im Osten Bhakti-Yoga, der Yoga des Herzens oder der Liebe.
2. Die Stufe des Okkultismus, der Wissenschaft und Erkenntnissuche: die bewusste Handhabung und Lenkung von Energien aufgrund von Erkenntnis und willentlicher Gedankenbeherrschung - im Osten Raja-Yoga [Radscha], der Yoga des Denkens oder Willens.
Der Mystiker ist der emotionell Suchende: er versucht eine Vision des URSPRUNGS, des Urgrundes zu erschauen und durch Sehnen und intensive Hingabe mit ihm in Kontakt zu kommen. Dabei neigt er dazu, das Denken auszuschalten: er strebt und ist hingebungsvoll bis zur inneren „Entflammung“.
Der reine Typus ist gefühlshaft, eher "verträumt", visionär, unpraktisch, legt nicht so viel Wert auf kritisches Unterscheidungsvermögen; er ist sensibel und neigt zur Selbstaufopferung.
Kommt der Mystiker mit dem URGRUND, dem ABSOLUTEN SEIN, mit GOTT in Verbindung, so bleibt doch ein Dualitätsgefühl, weil sein Bewusstsein die erschaute Vision nicht als sein (wahres) SELBST erkennt und nicht mit Ihm verschmilzt. (Gleichnis: Ich
will Zucker
schmecken).
Die Grundprinzipien des Okkultisten, des Erkenntnisstrebenden, sind stets diejenigen des Wissens und der mentalen Einstellung zum Problem der Göttlichkeit.
Das Denkprinzip, welches der Mystiker auszuschalten sucht, wendet der Okkultist gerade an. Er konzentriert sich zunächst auf das Objektive bzw. die Formen und studiert die zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten solange, bis er die Formen aus dem Auge verliert und am Ende (auch) zum Kern des Lebens gelangt und in jeder Form die immanente Göttlichkeit erkennt.
Er wendet dann die gefundenen Gesetze für seine Bewusstseinserweiterung an, indem er die verschiedenartigen Energien handhabt und gezielt lenkt. Dadurch kommt er schließlich an sein Ziel: die Erlangung des bewusst wahrgenommenen Eins-Seins mit seiner immanenten Göttlichkeit (schöpferische Intelligenz), welche sein (wahres) SELBST ist.
Im Gegensatz zur mystischen Vereinigung ist diese Erfahrung frei von jedem Dualitätsempfinden. (Gleichnis: Ich
bin Zucker).
Aber auch der ausgeprägte Okkultist, der Wissenschaftler, hat seine Schwächen: Überbetonung seiner Eigenart führt zu Stolz, Egoismus und zur Neigung, die Gesetze aus Neugierde oder Machtinteresse anzuwenden.
Der Mystiker mag leicht zu der Ansicht neigen, dass der Okkultist/der Wissenschaftler den Intellekt zu sehr einsetzt und den Weg des Wissens überschätzt, während der Okkultist/der Wissenschaftler dazu geneigt sein mag, den Weg des Mystikers gering zu schätzen und die mystische Methode als etwas anzusehen, das er längst hinter sich gelassen hat.
Aber ich denke, so wie der reine Mystiker das Ziel seines Strebens verfehlt, solange es ihm nicht gelingt, sein Denkvermögen zu gebrauchen und seinen intelligenten Willen zur Anwendung zu bringen, so muss in gleicher Weise auch der Okkultist/der Wissenschaftler scheitern, solange sein Machtwille, seine Intellektualität und sein Wissen nicht von weiser, selbstloser Liebe bzw. Ethik begleitet ist.
Ich bin so frei, unter zitiere mal eine längere Passage aus:
Alice
BAILEY (u. Djwhal Khul): Briefe über okkulte Meditation, Seite 40-45,
aus der man gut ablesen kann, worum es eigentlich geht:
(zum besseren Verständnis des Nachstehenden sei erwähnt, das mit "Persönlichkeit" das vordergründige Ich - das kleine ego - mit seinen persönlichen Bedürfnissen und Wünschen, und mit "Ego" und "egoisch" die SEELE, die ICH-Heit, das HÖHERE SELBST gemeint ist. Siehe dazu auch den Anhang).
"Das Entwicklungsleben der Persönlichkeit lässt sich in fünf Stufen einteilen. Unsere Evolution ist letzten Endes eine fünffache, und man könnte das Leben des Menschen ... als eine Reihe von fünf Abstufungen bezeichnen, wobei jede Stufe sich an der Beschaffenheit der innewohnenden Geistesflamme ermessen lässt. Wie ich bereits erwähnte, werden wir vom Standpunkt unserer okkulten planetarischen Hierarchie nach unserem Licht beurteilt.
Die erste Stufe des Fortschritts erstreckt sich von dem Augenblick an, in dem der Tiermensch zur denkenden Einheit und damit zum menschlichen Wesen wurde, bis zum bewussten Funktionieren des Gefühlskörpers oder bis zu dem Stadium, in dem die Gefühle in hohem Mass überwiegen. Diese Stufe fällt zeitlich mit der lemurischen und der frühatlantischen Periode zusammen. Während dieser Periode ist der Mensch in seinem physischen Körper polarisiert und lernt, sich von seinem Wunschkörper, dem Körper der Gefühle, kontrollieren zu lassen. Er hat keinerlei höheres Bestreben, abgesehen von der Befriedigung körperlicher Gelüste; er lebt ganz seiner physischen Natur und verschwendet keinen Gedanken an irgend etwas Höheres.
... die Triebfeder der Evolution treibt alle zur Vollendung.
Die zweite Periode umfasst ein Entwicklungsstadium, in dem die Polarisierung hauptsächlich im Gefühlskörper liegt und das Wunschleben des niederen Denkens sich entwickelt. Die spätere atlantische Periode entspricht diesem Stadium. Das Wunschleben ist nicht mehr rein physischer Natur, denn das Denken beginnt durchzudringen, ähnlich wie Hefe eine Teigmasse bewegt und aufgehen lässt. Der Mensch wird sich vager Wünsche bewusst, die nicht mit seinem physischen Körper zusammenhängen;er ist tiefer Zuneigung fähig für Lehrer und Lenker, die weiser sind als er selbst.
Er bringt es fertig, sich in wilder und unbesonnener Hingabe für die Mitglieder seiner unmittelbaren Umgebung einzusetzen und kann ebenso wild und sinnlos hassen, denn der Ausgleich des Denkens, das Gleichgewicht, das auf der Tätigkeit des Denkprinzips beruht, geht ihm noch ab. Er leidet an Extremen.
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Diese Reife ist das Resultat vom Einklang emotioneller und physischer Polarisation. Gleichschaltung zwischen dem physischen und dem Gefühlskörper ist jetzt leicht erreichbar. Die noch bevorstehende Aufgabe liegt in der Gleichschaltung beider mit dem mentalen und später mit dem egoischen Körper.
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Während in der ersten Periode ein Licht im physischen Atom sichtbar wurde, ist jetzt in der zweiten Periode das emotionelle Atom in ähnlicher Weise erleuchtet und das ist dem Lehrer ein Anzeichen dafür, dass das Werk fortschreitet. All dies erstreckt sich über eine ungeheure Zeitspanne, denn in diesem Stadium ist jeder Fortschritt unsagbar langsam.
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Mit Beginn der dritten Periode kommen wir zum wichtigsten Abschnitt in der Entwicklung des Menschen, da in ihr sich das Denkprinzip entfaltet und das polarisierende Leben in die mentale Einheit überwechselt. Wenn man die Menschheit im Rahmen des Sonnensystems als eine Einheit betrachtet, in der alle permanenten Atome die Moleküle in einem entsprechenden kosmischen Atom bilden, so handelt es sich um einen Entwicklungsfortschritt von physischer zu emotioneller Polarisierung, und dabei bleibt es vorläufig.
...
Diese Periode ist länger, denn in ihr gibt es viel zu tun. Zwei Atome haben Polarisation erfahren, und ein drittes ist im Begriff, sie zu übernehmen. Es ist der mittlere Punkt. Jetzt bewegt sich das Licht zwischen drei Atomen (wobei es das Persönlichkeitsdreieck darstellt). Der Brennpunkt verschiebt sich jedoch allmählich in die mentale Einheit, und der egoische Körper wächst mehr und mehr an Umfang.
Der Mensch beherrscht jetzt seinen physischen Körper und baut sich in jedem Leben einen besseren; er besitzt einen Gefühlskörper mit verfeinerten Anforderungen (die okkulte Bedeutung dieses Wortes ist zu beachten); er geniesst die Freuden des Intellekts und strebt nach einem Mentalkörper, der immer mehr angemessen ist. Sein Wunschleben ist nach oben anstatt nach unten gerichtet und verwandelt sich in geistiges Streben - ein Streben, das zuerst auf mentale, später aber auf mehr abstrakte und synthetische Ziele gerichtet ist. Die innewohnende egoische Flamme oder das innere Licht erstrahlt jetzt von einem inneren Zentrum aus nach der Peripherie hin, erleuchtet den Kausalkörper und beginnt zu brennen. Die zuschauende Hierarchie kann daraus schliessen, dass das göttliche Feuer den Kausalkörper durchdringt, erwärmt und ganz durchstrahlt, dass das Ego sich seiner eigenen Ebene immer mehr bewusst wird und - vermittels der permanenten Atome - am Leben der Persönlichkeit wachsendes Interesse nimmt. Das physische Gehirn der Persönlichkeit ist sich noch nicht des Unterschiedes gewahr zwischen der angeborenen Fähigkeit, zu denken und einer vom innewohnenden Ego ausgehenden Beeindruckung; aber die Fähigkeit zu irgendwelchen neuen Erfahrungen wächst und die Evolution macht rasche Fortschritte. Die vierte Periode naht. Hier möchte ich eine Warnung einschalten. All dies geht nicht wenn ich so sagen darf, in geordneten Abschnitten vor sich. Wie im grösseren System greifen vielmehr die einzelnen Phasen ineinander über und laufen parallel, und zwar auf Grund der Einwirkung des geistigen oder monadischen Strahls, zufolge zyklischer Veränderungen und Kräften verschiedener Art, die astrologisch und oft von unbekannten kosmischen Zentren her das in den Atomen pulsierende Leben beeinflussen.
Die vierte Periode ist diejenige, in der die Koordinierung der Persönlichkeit vollendet wird, in welcher der Mensch sich selbst findet. ... Die drei permanenten Atome funktionieren, und der Mensch ist eine handelnde, fühlende und denkende Einheit. Er erreicht den Höhepunkt im Leben der Persönlichkeit und beginnt, seine Polarisation bewusst aus dem Persönlichkeits- ins Seelenleben hineinzuverlegen. Er steht auf dem Jüngerschafts- oder Probepfad, oder kurz davor. Er beginnt das Werk der Umwandlung; mit grosser Mühe und mit Schmerzen zwingt er sein Bewusstsein höher und dehnt es nach Belieben aus; er ist um jeden Preis entschlossen, auf den drei niederen Ebenen vollkommen frei zu schalten und zu walten; er erkennt, dass das Ego volle - physische, emotionelle und mentale - Ausdrucksmöglichkeit haben muss, und er setzt alles daran, um die dazu notwendige Verbindungslinie herzustellen. Er erregt die Aufmerksamkeit der Lehrer. Wie tut er das? Der Kausalkörper beginnt, das innere Licht auszustrahlen. Er ist in seiner Struktur genügend verfeinert worden, um transparent zu sein, und dort, wo das Ego mit der Triade in Berührung tritt, erscheint eine Flamme. ... Das Licht steht nicht mehr unter dem Scheffel, sondern flammt plötzlich auf und erregt das Augenmerk des darauf wartenden Meisters.
... Es ist die Zeit, in der ein Mensch sich selber findet, in der er entdeckt, auf welchem Gebiet er sich am besten zu betätigen und was er zu leisten vermag, und vom weltlichen Standpunkt aus findet er Befriedigung.
Während der fünften Periode durchbricht die Flamme allmählich die Peripherie des Kausalkörpers und «der Gerechten Pfad glänzet wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag» (Sprüche 4, 10). In der vierten Periode begann die Meditation - die mystische Meditation, die in der fünften Periode zu jener okkulten Meditation führt, die Resultate erzwingt, weil sie sich dem Gesetz unterordnet und damit dem entsprechenden Strahl anpasst. Durch Meditation versucht der Mensch - als Persönlichkeit -, die Schwingungsrate des Egos herauszufühlen, sich auf das Niveau des Egos zu erheben, um dann das egoische Bewusstsein immer mehr herunterzubringen und darin die physische Ebene bewusst einzubeziehen. Durch Meditation oder durch Zurückgezogenheit in sein innerstes Wesen erlernt der Mensch die Bedeutung des Feuers, und er setzt all seine Träger diesem Feuer aus, bis am Ende nichts übrig bleibt als das Feuer selbst. Durch Meditation oder das Bestreben, vom Konkreten aus das Abstrakte zu erreichen, geht der Mensch ins Kausalbewusstsein ein und verwandelt sich - während dieser letzten Periode - aus einer Persönlichkeit ins höhere Selbst.
Die Polarisierung verlegt sich während der fünften Periode (des Pfades der Einweihung) aus der Persönlichkeit ins Ego, bis am Ende dieser Periode die Loslösung vollendet und der Mensch frei wird. Selbst der Kausalkörper wird als Beschränkung erkannt, und die Emanzipation ist vollendet. Die Polarisierung verschiebt sich dann höher in die Triade hinein - ein Vorgang, der bei der dritten Einweihung seinen Anfang nimmt. Das physische permanente Atom verschwindet, und die Polarisation liegt auf der höheren Mentalebene; das emotionelle permanente Atom verschwindet, und die Polarisation wird intuitionell; die mentale Einheit verschwindet, und die Polarisation wird zur geistigen. Der Mensch ist dann ein Meister der Weisheit und hat das symbolische Alter von zweiundvierzig Jahren erreicht, das in diesem Sonnensystem den Zeitpunkt vollendeter Reife bedeutet.
Darauf folgt eine noch spätere Periode, die dem zweiundvierzigsten bis zum neunundvierzigsten Lebensjahr entspricht und in der die sechste und siebente Einweihung erlangt werden kann, aber diese Meditation geht die Leser dieser Briefe nichts an."
Hoffentlich ist das jetzt nicht zu lang geworden.
Viele Grüße
fhedor
Quelle des Anhangs: Erlaubnis von Jürgen Hawlitzki