Lieber Christian,
Zum Thema der Moral in der Bibel möchte ich Dir einmal das Beispiel von Abraham und seinen Frauen Sara anfügen:
1. Moses 16[1] Sarai, Abrams Weib, gebar ihm kein Kind. Sie hatte eine ägyptische Magd, die hieß Hagar ... [3] Da nahm Sarai, Abrams Weib, ihre ägyptische Magd Hagar, und gab sie Abram, ihrem Manne zum Weibe ... [4] Und er ging zu Hagar, die ward schwanger.
Die Geschichte ging noch weiter, denn diese Dreierbeziehung ging nicht lange gut. Als Sara sah, dass Hagar schwanger war, begann sie aus Neid die Magd schlecht zu behandeln. Hagar konnte das nicht mehr ertragen und floh. Gott schritt nun ein und sandte einen Engel zu Hagar (16[7-8]). Er spendete ihr aber nicht Trost über das erfahrene Leid, sondern mahnte sie zur Umkehr:
16[9] Und der Engel des Herrn sprach zu Hagar: Kehre wieder um zu deiner Frau, und demütige dich unter ihrer Hand.
Ja und da fällt mir noch zufällig die Geschichte Lots und seine beiden Töchter ein, die er schwängerte. Das Perfide an dieser Geschichte ist, dass man auch hier die Schuld nicht bei Lot suchte, sondern seinen Töchtern zuschrieb. Ich möchte Dich auch an die etwas merkwürdige Vaterrolle Josefs in der Geburtsgeschichte von Jesus erinnern. Sind diese Geschichten nicht die Zeugnisse von der Moral Gottes?
Wie mit allem unserem Tun erscheint es mir wichtig, dass wir dafür die Verantwortung übernehmen und das gilt auch in Sachen der Sexualität. Auch in der Geschichte um Sara und Hagar kann man sehen, dass Abraham mit seinem Tun das Seelenheil der beiden Frauen verletzt hatte. Sorry, ich habe da ein anderes Verständnis von Liebe und Partnerschaft. Sicherlich hatte Sara aus Liebe zu Abraham gehandelt, aber wo ist da die Liebe Abrahams? Ja und wo ist da die Liebe in der Geschichte bei Lot?
In der Bibel werden seitenweise Listen aufgeführt, welcher Mann wen gezeugt hatte – aber das Wort Liebe in einer Partnerschaft sucht man vergeblich. Das erinnert mich immer wieder an die Listen eines Vereines der Kaninchenzüchter. Das beginnt schon im Paradies bei Adam und Eva. Ein Paradies ohne Freude, Zuneigung, Wärme oder gar Leidenschaft. Wenn Gott den Menschen verdammte im Schweiße seines Angesichtes sein karges Brot zu verdienen, womit haben wir uns dann jenen Augenblick der Leidenschaften und des Glückes verdient?
Nein, die Bibel und dieser Gott ist nur wenig dazu geeignet, uns in Sachen der besonderen Nähe sinnvolle Antworten geben zu können.
Merlin