Glaube ich nicht. Bei meiner Mama ist es so, dass sie sehr fixe Vorstellungen davon hat, wie man richtig und wie man falsch lebt. Dementsprechend hat sie uns Kindern auch immer mehr oder weniger stark das Gefühl gegeben, dass wir ihren Vorstellungen nach nicht ganz richtig sind. Nicht so, wie wir ihrer Meinung nach eigentlich hätten sein sollten.
Mir und meinem Bruder gegenüber hat sie gelernt sich auf die Zunge zu beißen, was Bewertungen angeht. Aber bei mir lästert sie darüber wie mein Bruder sein Leben führt. Und ich wette, bei anderen findet sie auch ständig Haare in der Suppe wie ich mein Leben führe. Unsere Schwester hatte lange Zeit die geringsten Probleme mit unserer Mama. Bis sie selbst Kinder bekommen hat. Seitdem geht sie auch auf Distanz. Weil sie ständig zu hören bekommt, was andere Menschen mit ihren Kindern alles richtig machen. Was sie selbst halt ganz anders macht. Dadurch fühlt sie sich auch abgewertet.
Kinder großzuziehen ist wirklich eine schwere Aufgabe. Aber ich denke, es ist schon ganz viel gewonnen, wenn man sich selbst nicht für zu 100% richtig und unfehlbar hält. Sondern den Kindern auch vorlebt, dass man selbst auch ein Mensch mit Makeln ist. Dass niemand perfekt ist. Dass man dennoch liebenswert ist. Und dass man sich auch als Erwachsener bei Kindern entschuldigen soll, wenn man etwas falsch gemacht hat.
Von meinem Papa weiß ich, dass er Dinge reflektiert hat und über manches Vergangenes nicht glücklich ist. Und dass ihm das leid tut. Von meiner Mama habe ich noch nie auch nur ansatzweise eine Entschuldigung erlebt. Oder Einsehen.