Ein geliebtes Kind zu Grabe tragen...

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Liebe Shizandra,

Natürlich möchte man als Eltern sein Kind lebend wissen. Aber leidend? Wohl doch eher nicht.

Aber daraus machen: "Es ist besser, wenn das Kind tot ist?"

Stell dir einmal vor:

Da ist ein Kind, das kommt zur Welt in idealen Bedingungen. Es hat die idealen Eltern, den idealen, perfekten Körper und den idealen Geist. Es bekommt alles vorgesetzt und die Eltern ebnen ihm ideal den Weg. Es fällt ihm alles in den Schoß. Es kommt automatisch auf die "richtigen" Schulen und in die "richtigen Kreise" usw. und macht so schnell eine Karriere. Im "richtigen Alter" kann es den/die "richtige Partner/in" kennen lernen und wiederum eine "richtige Familie" gründen. Es hat nie enttäuschungen erlebt und alles ist immerglatt gegangen. Alles ganz leicht. Alles ganz richtig. Z.B. dank Genforschung und vorgeburtlichem Scanning.

Und dann stell dir ein Kind vor, das geboren wird und es hat einen dysfunktionalen, behinderten Körper, vielleicht einen eingeschränkten Geist - gemessen am vorigen. Es hat "schlechte Eltern" mit "schlechtem" genetischen "Material" gehabt. Es ist in soziale Randverhältnisse hinein geboren und es leidet oft. Es leidet unter den Schlägen der Eltern, wenn die besoffen sind. Es leidet vielleicht unter vielem anderen.

Nun sage mir: welches Leben ist reicher, gelebt zu werden. Und welches Kind gewinnt mehr Tiefe? Und hat größere Chancen für Entwicklung? Und welches Leben ist es wert gelebt zu werden und welches nicht? wer will das entscheiden?

Ein Großvater von mir war "Rasseforscher". Auch mich soll er als Kind kopfvermessen haben und was die noch so getrieben haben. Nach seinen Maßstäben, wäre ich kurz nach der Geburt "unwertes Leben" gewesen, weil ein totales Frühchen und kaum allein lebensfähig. Ich bin froh, das er und ähnliche Leute nicht mehr das Sagen hatten damals!

Und was die Länge eines Lebens angeht. Die wird m.E. viel zu hoch bewertet bei uns. Ist ein Leben wirklich wertvoller, wenn es länger währte und ein kurzes weniger?

Liebe Grüße
Christoph
 
Liebe Shizandra,

lacrima schrieb:
Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, dass du eventl. Schuld an dem Erstickungstod bist. Wenn das Kind zu nahe mit der Nase an einem Kissen liegt, wird die ausgeatmete Luft immer wieder eingeatmet und der Kohlendioxidgehalt steigt. Dadurch wird das Kind mit zu wenig Sauerstoff versorgt und schläft ruhig für immer ein. Es hat keinen Todeskampf gehabt. Also hättest du auf alle Fälle nichts bemerken können.

Dem hast du nicht widersprochen und dich lediglich damit geäußert (Hervorhebung meine):

Shizandra Lugo schrieb:
Ja, dies war bisher auch der einzige Reim, den ich mir darauf machen konnte. Bzw. die sogenannte Arousal-Reaktion, die bei Kindern mit bestimmten Vor-Faktoren ausgeschaltet oder gedämpft ist, sodaß sie in lebensbedröhlichen Situationen einer Aufwachhemmung unterliegen.

Und am Anfang hast du geschrieben:

Shizandra Lugo schrieb:
Ich fand ihn morgens leblos neben mir liegen.

Heißt das, du hast dein Kind bei dir im Bett gehabt? In einem Bett mit KISSEN? Du hast dein Baby von 10 Wochen in einem Bett mit Kissen für Erwachsene auf die Seite gelegt? Ist das richtig so?

Liebe Grüße
Christoph
 
Lieber Christoph,

Christoph schrieb:
Aber daraus machen: "Es ist besser, wenn das Kind tot ist?"
Deshalb betonte ich ja extra, es sei ein sehr "zweischneidiges Schwert". Damit meinte ich ebenso, daß diese Frage eigentlich nciht beantwortet werden kann. Wessen Recht unterläge dann diese Entscheidung? Nur der Schöpfung. Wenn solch ein Leben geschenkt wird, soll es gelebt werden, egal, wie es aussieht... sonst wäre es ja nicht.

Und "unwertes Leben" klingt wahrhaft sehr krass. Jedes Leben ist wertvoll, denke ich. Obwohl Dein Beispiel behindert, UND Alkoholiker-Eltern UND Schläge auch ziemlich krass ist.


Christoph schrieb:
Heißt das, du hast dein Kind bei dir im Bett gehabt? In einem Bett mit KISSEN? Du hast dein Baby von 10 Wochen in einem Bett mit Kissen für Erwachsene auf die Seite gelegt? Ist das richtig so?
Wenn Du damit meinst, daß die Schuld tatsächlich bei mir liegt, weil ich den Fehler gemacht habe, ihn auf ein Kissen zu legen, muß ich Dir leider zustimmen. Das bereue ich auch zutiefst.
Im Bett bei mir hat er allerdings nicht gelegen, sondern im Wohnzimmer auf der Couch. Und weil es eine sehr glatte Ledercouch ist, habe ich ein Kissen untergelegt, damit er nicht abrutscht. Ich wollte des Abends noch einen Film ansehen, doch dabei bin ich leider eingeschlafen, und eben des morgens wieder erwacht. Wäre das Einschlafen nicht passiert, hätte ich ihn nämlich nach dem Film noch in sein Bett gelegt, ohne Kissen, nur mit Matratze und dünner Decke.
Die Frage, die sich mir allerdings bei der ganzen Sache stellt, ist die "des Schicksals". Wenn alles was ist, genauso sein soll, also seinen Sinn und somit seine Richtigkeit hat, wäre es dann eben in einer anderen Situation zum Tode gekommen? Wenn IHM also etwas erspart werden sollte, wie wir oben schon erwähnt hatten, wäre es auf jeden Fall passiert? Das ist ja eigentlich kaum zu beantworten, wühlt aber immer mal wieder in meinem Kopf.

Liebe Grüße, SHIZANDRA
 
Liebe Shizandra,

vor allem möchte ich dir sagen: ich verurteile dich nicht. Ich heiße deine Anstrengungen und deine Haltung auch nicht gut. Ich stelle mich auf neutrales Gebiet dazu. Das sollte noch einmal bei allem, was ich hier schreibe, klar sein. Ein moralisches Urteil steht mir nicht zu - noch weniger eine Verurteilung. Für mich ist die interessantere Frage:

Was wirkt in der Seele?

Wenn Du damit meinst, daß die Schuld tatsächlich bei mir liegt, weil ich den Fehler gemacht habe, ihn auf ein Kissen zu legen, muß ich Dir leider zustimmen. Das bereue ich auch zutiefst.

Die Verantwortung für seinen Tod liegt - wie du sagst - bei dir. So schätze ich es ein, nach dem was du hier sehr ehrlich schreibst.

Alle Sätze, die du später in deinem Beitrag mit "Wäre" beginnst, sind unerheblich für das was wirkt. Fakt ist: du hast dem Einschlafen nicht vorgebeugt bzw. ihn in sein Bettchen gelegt, als du müde wurdest. Dubist es, die eingeschlafen ist, als er deine Aufsicht brauchte.

Auch das Schicksal verantwortlich machen zu wollen ändert nichts an den Tatsachen. Es gibt bei jemandem in deiner Lage ein großes Bedürfnis, das Getane bzw. Unterlassene auszugleichen. Dieses Bedürfnis lese ich auch bei dir. Doch der Tod eines Menschen ist nicht auszugleichen. Zudem eines eigenen Sohnes.

Sühne ist auch so ein Versuch, etwas Ungeschehen zu machen, damit man nicht damit leben muss. Manche denken an Hinterhergehen, andere gehen zur Polizei und zeigen sich selbst wegen fahrlässiger Tötung durch Verletzung der Aufsichts- und Fürsorgepflicht an, in der Hoffnung, ins Gefängnis zu kommen. Aber auch Sühne funktioniert nicht. Sie ist Wegschauen.

Wer den Tod eines Menschen - zudem eines eigenen Kindes, eines Babys - zu verantworten hat, versucht oft, der Schuld und den Konsequenzen nicht ins Auge zu schauen. Es ist zu schrecklich. Also kommen Rationalisierungen und Sätze mit "Wenn" und "Hätte". Und das Schicksal wird bemüht oder Wiedergeburt oder Ähnliches. Es weredn Helfer bemüht, die einem Recht geben, dass es "nicht so schlimm"ist und dass es "für das Kind besser so" sei. Helfer mit Täterenergie. Doch es ist, wie es ist. Unausweichlich. Es sind nur Ausreden.

Der erste Schritt (und die Chance für dich) ist: der eigenen Verantwortung ins Auge zu blicken und den Blick dort zu lassen. Und dann im Angesicht deines toten Kindes, dem kleinen Lugo, weiterleben und es tragen. Alles andere wäre Flucht und Nicht-Übernahme der Verantwortung.

Eine Aufstellung wird dir ebenfalls diese Verantwortung nicht abnehmen können. Zumal wenn du sie "billig" haben willst. 50 €. So viel ist dir der Freikauf von deiner Schuld wert? Aber mehr nicht? So billig ist er Ablass nicht zu haben. Mag sein, dass du in der Nähe eine/n "billigen Jakob/ine" unter den Aufstellern findest, der/die sich für so etwas hergibt. Allein - es wird nichts nützen in der Seele und du tätest dir keinen Gefallen damit. Deshalb würde ich selbst auch eine Aufstellung im Moment bei dir ablehnen. Ich hätte den Eindruck, dass es sich um einen "verstellten Auftrag" handelt und ich dir eher schade.

Und wenn es da welche gibt, die dich verurteilen, jene die mit Empörung jetzt Steine schmeißen wollen auf dich: Sie sind schlimmer noch als jemand, der ein Kind auf dem Gewissen hat. Sie nehmen deinem Kind seine Würde.

Ich weiß nicht, welches Schicksal dich in der Hand hat und dein Kind. Es ist viel größer als jede Moral. Doch das ändert nichts an deiner eigenen Verantwortung. Sich herauszureden darauf, nur ein Werkzeug zu sein, geht an deiner Seele vorbei. Die wird das dann regeln. Die ist unbestechlich.

Mein Herz ist mit deinem Kind und mit deinem Mann. Der hat seine Kinder UND seine Frau verloren. Es ist leichter, sich zu trennen, als der eigenen schrecklichen Verantwortung und dem unaussprechbaren Schmerz darüber ins Auge zu schauen.

Schau hin und stell dich - deinem Sohn zuliebe und zum Angedenken. Ich finde, er hat es verdient. Und du auch.

Und auch dich nehme ich in mein Herz und verneige mich vor deiner Schuld. Ich achte dich und das, was du getan hast und wünsche dir, dass du die Folgen mit Würde tragen kannst.

Ich bewundere deinen Mut, dich dem hier öffentlich zu stellen und deine Ehrlichkeit, mit der du schreibst! Du hast einen Platz in meinem Herzen - ohne jedes Mitleid.

Christoph
 
Lieber Christoph,
wenn du tatsächlich mit deiner etwas seltsamen Aussage meinst, S. träfe eine Schuld, dann kennst du als Mann wohl die mütterl. Gefühle einer normal veranlagten Frau nicht. Du projezierst damit nur ein Schuldgefühl, mit dem kein Mensch jemals fertig werden kann.
Ich persönlich verstehe schon mal den Arzt nicht, der einen Erstickungstod anstatt eines plötzlichen Kindstodes gegenüber der Mutter erwähnte. Mit dieser Schuld kann auf Dauer kein Mensch mehr leben.S. hat noch zwei andere Kinder, die die Mutter unbedingt brauchen. Aus diesem Grumde rate ich dir, lass solche Aussage, wenn du es nicht kannst, ist es besser, du hälst dich aus der Situation raus.
Ich schüttele hier nur noch fassungslos den Kopf, wobei es dir mit den Aussagen einer Forumsmitglieder ja auch anscheinend nicht besser ging.
 
Hallo Shizandra Lugo,

wenn ich dir aus Erfahrung einen Rat geben darf, Menschen, die nicht hinschauen wollen, für die das Hinschauen zu schrecklich ist, obwohl sie gar nichts damit zu tun haben, helfen kein Stück voran.

Halte dich an Menschen, die vielleicht auch eine schwere Schuld haben, sie anerkennen, sie tragen, damit leben, damit umgehen. Halte dich an Menschen, die mit so einer Schuld ohne sie zu verniedichen ohne sie zu negieren ohne sie zu verharmlosen, umgehen können. Halte dich an Menschen, die dir zeigen wie man sich dem stellt, es aushält, die dich im ganzen Erfassen ohne Ausblendung, die dich in deinem ganzen Sein achten.

Liebe Grüsse DagoBert
 
Liebe Lacrima,

ich projiziere nicht. Du irrst. Mich trifft keine diesbezügliche Schuld. Das macht mich aber nicht besser. Und das habe ich auch nicht behauptet, oder?

Was die Muttergefühle angeht, so gebe ich dir Recht. Die Gefühle einer Mutter kann ich nur annähernd nachvollziehen. Aber du kennst auch keine Vatergefühle. Sind Muttergefühle besser als Vatergefühle? Sind Muttergefühle per se eine Garantie oder ein Beweis, dass frau nicht verantwortlich ist?

Ich kann mir vorstellen, in welcher furchtbaren Lage sich Shizandra befindet und diese Vorstellung wird der Realiät wahrscheinlich nicht annähernd gerecht.

Ich gebe dir Recht, dass die wenigsten Menschen mit so einer Verantwortung bzw. Schuldigkeit fertig werden können. Aber jene, die sich stellen und nicht von Leuten wie dir ablenken lassen, sich keinen Sand in die Augen streuen lassen und dabei leben bleiben mit allen Konsequenzen, die gewinnen eine ganz besondere Würde.

Aber die sind selten. Nur wenn es benannt ist und kein Sand in den Augen und sie schauen mit offenen Augen hin auf das tote Kind und die eigene Verantwortung, nur dann hat jemand eine Chance, diese Würde zu entwickeln.

Wie hat jemand mit so einem Schicksal mehr Würde: wenn ich unterstütze beim Wegschauen oder wenn ich unterstütze beim Hinschauen und zumute, was ist?

Ja - Shizandra hat noch zwei Kinder. Und auch für die hat sie die Verantwortung. Diese Verantwortung verpflichtet zum Weiterleben im Angesicht des gestorbenen Kindes. Allerdings haben diese Kinder auch noch einen Vater. Und der wird von dir hier ausgeblendet. Das schadet den Kindern. Wenn das auch bei Shizandra geschieht, dann sind die Kinder möglicherweise nicht sicher bei ihr, wenn sie sich ihrer Schuld nicht stellt. Kinder neigen dazu, es für die Eltern tragen zu wollen und die Konsequenzen auf sich zu nehmen, wenn die sich dem Ihrigen nicht stellen. Aus Liebe.

Und ich schaue hier auch auf die Kinder.

Du tust so, als entstünde Schuld(igkeit) dadurch, dass sie von jemandem wie z.B. mir benannt wird. Du setzt voraus, dass sie erst durch den Hinweis auf sie besteht. Darin irrst du aber. Nicht ich habe das Kind auf ein weiches Kissen gelegt und bin eingeschlafen. Insofern verurteilst du mich zu Unrecht.

Ich denke, es ist ähnlich wie mit einem Autounfall, bei dem der Fahrer eingeschlafen ist und ein Kind dadurch gestorben. Es war keine Absicht des Fahrers. Der Fahrer ist zu Recht verzweifelt. Und dennoch: er war es, der am Steuer eingeschlafen ist und somit den Unfall verursachte. Das ist unabhängig davon so, ob es jemand benennt oder nicht.

Natürlich ist das eine völlig andere Schuld(-igkeit), wie bei einem Mörder - doch das ändert nichts an der Wirkung in der Seele.

Was tatsächlich wirkt, das wirkt, ob ich es benannt habe oder nicht. Wünschen wir ihr Kraft und Mut, dem ins Gesicht zu sehen. Und egal ob ich Recht habe oder du: es kann nicht schaden, wenn sie nimmt, was ihr Anteil ist und es mit Würde und Größe trägt. Und diese Würde und Größe traue ich ihr zu.

Dann schütteln wir mal gemeinsam den Kopf.

Liebe Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,
also, ich sehe es ganz anders als du.

Lass mich z.B. meinen Tag beschreiben:
Heute morgen bin ich am Stall gewesen (wir haben 11 Pferde). Ich habe drei Kinder. 4 Jahre, 3 Jahre und 1,5 Jahre alt.

Ich habe heute morgen ein Pferd auf dem Reitplatz gearbeitet. Meine 2 Großen haben sich auf dem Gelände wie jeden Tag frei bewegt. Dort lauern im Prinzip unzählige Gefahren. Sie könnten von einen heranfahrenden Auto überfahren werden, oder eventl. von einem dort laufendem Hund gebissen werden, sie könnten auf eine Maschine oder eine Leiter klettern und herunterfallen. Der Kleine schlief, wie immer in seinem Kinderwagen (er steht jeden Morgen um 5,30h auf und ist um 10.00h wieder müde, ganz regelmäßig). Theoretisch hätte er ein Stück von seinem Schnuller abbeißen können und ersticken können. Oder er hätte sich auch so blöd gedreht, dass er im Gurt erstickt wäre, oder meine Kleine hätte den Kinderwagen umschmeißen können und er hätte erdrückt werden können. Das Pferd, dass ich zuerst longiert und später geritten habe, hätte aus dem Reitplatz ausbrechen können und meine Kinder über den Haufen rennen. Als ich ihn geritten habe, hätte ich runterfallen können und mir das Genick brechen können. Alles ist gut gegangen. Dann bin ich nach Hause gegangen und habe einen Kartoffelsalat gemacht. Währendessen haben meine Kinder alleine im Wohnzimmer gespielt.
Letzte Woche ist mein Jüngster gegen den Türpfosten gefallen und hat sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen, die im Krankenhaus genäht wurde. Heute hätte ihm das Gleiche passieren können, eventl mit tödlichem Ausgang. Danach sind wir zu Bekannten grillen gegangen, auf ihrem Grundstück gibt es viele Flussläufe, wo meine Kinder hätten ertrinken können. Minutenlang haben wir vielleicht auch nicht immer hingeschaut, obwohl wir uns natürlich bemühten. Vielleicht hätten sie ertrinken können. DAnach sind wir wieder heimgefahren, da hätte vielleicht ein Fahrfehler passieren können und wir wären alle Tod gewesen. Ich habe meine Kinder ins Bett gelegt und bin zusammen mit meinem Hund und meinem Pferd noch ausgeritten. Das Pferd hätte in ein Auto springen können und den Fahrer tödlich verletzen können, der Hund hätte unter das Auto kommen können. Beim Ausritt hätte das Pferd stolpern könnnen und ich hätte mir einen Schadelbasisbruch zuziehen können. Jetzt bin ich heimgekommen und hab mich zuerst an den Computer gesetzt, um zu schauen, ob du geantwortet hast. Vielleicht liegen meine Kinder jetzt auch erstickt im Bett, da ich noch nicht nach ihnen geschaut habe. Mein Mann schläft auch schon, da er heute doch etwas viel getrunken hat, vielleicht hat er einen Herzinfakt, da ich ihn nicht vom Trinken abgehalten habe.

Was ich sagen will. So geht das nicht, mit der Schuldzuweisung!!

Jede Mutter, die drei Kinder in dem Alter hat, hat ihr Kind schon mal auf dem Sofa einschlafen lassen, jede!!!
Vielleicht nicht eine Mutter, die nur ein Kind hat, in geregelten Verhältnissen lebt und wirklich nichts anderes zu tun hat, als sich um das Kind zu kümmern, obwohl ich selbst das bezweifle.

Ich sage dir ganz klar:
Es ist nicht dein Recht, anderen Leuten eine Schuld zu geben, dafür gibt es das Gesetz und Leute, die sich darüber schon sehr viele Gedanken gemacht haben.
Der Vergleich mit dem eingeschlafenen Fahrer hinkt, denn der wird bestraft, S. ist nicht bestraft worden. Mit Sicherheit findest du auch keinen Geistlichen, der das tun würde. Du maßt dir das an, das finde ich schrecklich. Dein Beispiel mit den 50€ ist auch beachtlich. 50€ sind nicht für jeden das Gleiche. Eine hilfestellende Person muss den finanziellen Wert ihrer Hilfe doch im Einzelfall berechnen, was du laut deiner Homepage auch nicht tust.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass du versucht, deine persönliche Schuld im Leben dadurch zu verringern, indem du Leute suchst, die ähnliche Schuld zu tragen hätten, das ist natürlich meine subjektive Meinung, die nichts zum Thema beitzutragen hat, normalerweise.

Ich denke hier ist weder eine absichtliche, noch eine fahrlässige Schuld zu finden.
Es ist Schicksal.

Auf der esoterischen Ebene könnte man nach dem Warum fragen und nach dem Verbleib der Schutzgeister, sofern man an ihre Existenz glaubt.

Aber mit solchen Aussagen, die du aufstellst, schafft man meiner Meinung nach die Hölle auf Erden für eine betroffene Mutter.

Übrigens der Unterschied zwischen Mutter- und Vatergefühlen finde ich persönlich in dem unterschiedlichen Hormonhaushalt. Und da kann ich für mich klar definieren, dass es sehr wohl einen emotionalen Unterschied zwischen Mutter und Vater gibt. Diesen Vergleich ziehe ich auch aus Studien aus der Tierwelt.

Ich denke, falls du meinst hier helfen zu können, dann lass doch mal die finanzielle Seite außen vor und biete rein menschl. eine Hilfe an.
 
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Liebe Lacrima,

deine auch noch so persönlichen Angriffe treffen ins Leere. Auch deine Forderungen, die du meinst gegen mich erheben zu können gehen ins Leere.

Es ist nicht dein Recht, anderen Leuten eine Schuld zu geben

Nicht ich "gebe jemandem die Schuld". Sie existiert auch ohne mich, Ich habe sie nur benannt und das ansonsten nicht weiter gewertet. Auch habe ich nichts über den Wert von "S.", wie du sie verkürzend nennst (ist das Achtung, jemanden auf ein Kürzel zu reduzieren?), als Mensch und Mutter gesagt. Ich habe mich hingegen sogar gegen Empörte, die ihr womöglich Böses wollen, gewendet.

Und der Seele ist egal, was...

das Gesetz und Leute, die sich darüber schon sehr viele Gedanken gemacht haben

...sagen. Du sprichst hier mit jemandem, der u.a. mal Jura studiert hat. Doch mir ging es überhaupt nicht um eine juristische Wertung der Umstände von Lugos Tod. Auch nicht um eine moralische. Beide interessieren mich nicht. Ich wollte lediglich aufzeigen, was in der Seele von Shizandra wirkt und was ihre "persönliche Hölle" ausmacht. Und ich wollte ihr einen Weg andeuten, der vielleicht hilft. Aber wenn du es besser weißt...

S. ist nicht bestraft worden. Mit Sicherheit findest du auch keinen Geistlichen, der das tun würde. Du maßt dir das an, das finde ich schrecklich.

Hatte ich irgendwen zu Strafe - oder sie zur Selbstbestrafung - aufgerufen? Habe ich bestraft? Wie? Mir schein, du hast nur oberflächlich gelesen und schnell verurteilt. Du bist empört. Über die Empörten habe ich a.a.O. etwas gesagt. Du behauptest etwas Falsches über mich.

Wenn ich bestrafen würde, so wäre das in der Tat anmaßend. damit würde ich in ihre Seele eingfreifen wollen und in ihr Schicksal. Genauso, wie bei Verzeihen. Du hast Recht: das steht mir nicht zu.

Ich denke hier ist weder eine absichtliche, noch eine fahrlässige Schuld zu finden.
Es ist Schicksal.

Das darfst du gern denken. Das ist deine berechtigte Meinung. Für mich sind die Fakten interessant:

Shizandra Lugo schrieb:
Wenn Du damit meinst, daß die Schuld tatsächlich bei mir liegt, weil ich den Fehler gemacht habe, ihn auf ein Kissen zu legen, muß ich Dir leider zustimmen.

Es war also weder Zufall noch "Schicksal". Es gab eine Unterlassung.Und die empfindet Shizandra als Verantwortung. Und die wirkt in der Seele.

Dann schreibst du:

Aber mit solchen Aussagen, die du aufstellst, schafft man meiner Meinung nach die Hölle auf Erden für eine betroffene Mutter.

Nein. Nicht ich schaffe die Hölle. Das machen solche Betroffenen selbst. Aber das nützt ihnen nichts. Besser, sie würden das Leben in beide Hände nehmen und ihrer Schuld mutig ins Auge schauen und dann etwas Gutes daraus machen. Dem Kind zu Ehre.

Dein Beispiel mit den 50€ ist auch beachtlich. 50€ sind nicht für jeden das Gleiche. Eine hilfestellende Person muss den finanziellen Wert ihrer Hilfe doch im Einzelfall berechnen, was du laut deiner Homepage auch nicht tust.

Warum muss ich das? Mein Arzt berechnet mir jede Leistung, mein Bäcker berechnet mir jedes Brötchen. Völlig unabhängig von meinem Einkommen. Ich hatte mal eine Menge Ärger, als ich nicht krankenversichert sein konnte weil kein Geld. Da hat ein Zahnarzt, der mich in einem sehr schmerzhaften Notfall behandelt hatte, knallhart und brutal und mit schlimmen Folgen für mich seine Ansprüche durchgesetzt. Mit juristischem Recht.

Und ich soll kostenlos arbeiten? Ich soll das alles tragen? Was habe ich für einen Anlass, jemand anderen zu retten, den ich nicht mal kenne? Zumal das nicht gemäß wäre. So jemand, den man retten will, der macht zu Recht eine heftige Gegenbewegung.

Ich habe in meinem Leben sooo vielen Menschen schon kostenlos professionelle Begleitung geboten. Keiner hat es nehmen können. Es hilft nicht.

Ausserdem: was ist das denn hier, was ich tue? Ist doch wohl kostenlos oder?

Ich denke, falls du meinst hier helfen zu können, dann lass doch mal die finanzielle Seite außen vor und biete rein menschl. eine Hilfe an.

Ich meine nicht, hier helfen zu können. Du scheinst meinen Beitrag nicht wirklich gelesen zu haben.

Anders bei dir: du meinst, Shizandra helfen zu müssen. Du traust ihr nicht zu, ihr Schicksal allein tragen zu können, Das nimmt ihr ihre Würde und ihre Kraft. Du machst sie schwach und kochst dein moralisches Süppchen auf ihre Kosten. So sieht es hier leider aus.

Und was meine Erfahrungen als Vater angeht: die habe ich gemacht, als ich über Jahre die volle Verantwortung für einen abenteuerlustigen Jungen hatte, der lauter Blödsinn gemacht hat und dessen Mutter ihn i.W. mir überlassen hat. Und ich weiß wie du: es kann viel passieren. Und es war wichtig, dass ich ihm vertraute und ihn ließ. Aber da war er nicht 10 Wochen alt! Ich habe oft tagelang geschwitzt. Aber auch du redest nicht wirklich von Babys. Und wenn du schon auf Juristerei reflektierst, nimm bitte zur Kenntnis: Viele Fälle von denen du redest, wenn ein Unfall geschieht, sind juristisch sehr wohl eine Verletzung der Aufsichtspflicht. Es gibt in Deutschland Urteile von Gerichten gegen Lehrer, die neben Kindern auf einem Spielplatz saßen, die auf einer Wippe spielten. Ein Kind bekam die Wippe auf den Kopf. Der Lehrer wurde verurteilt, weil er es nicht verhindert hat. So weit zur juristischen Perspektive, die hier aber nicht weiter hilft.

Interessant allerdings, dass du deinen Mann mit einem Baby in einem Atemzug nennst. Das nenne ich Achtung! ;)

Und noch etwas: kämpfst du Shizandras Kampf? Traust du ihr nicht zu, sich allein zu äußern? Willst du sie gar entmündigen?

Ich kann mir ihren Schmerz sehr wohl vorstellen. und er wird genau durch die von mir angedeuteten Dynamiken angetrieben. Verdrängen hilft nicht.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass du versucht, deine persönliche Schuld im Leben dadurch zu verringern, indem du Leute suchst, die ähnliche Schuld zu tragen hätten,

Interessante Spekulation. Das wäre naheliegend, wenn ich zu Strafe aufgerufen hätte. Kann sein, das habe ich aber nicht. Und welche "persönliche Schuld" in meinem Leben mutmaßt du denn? Und wie genau würde ich sie deiner Meinung nach verringern?

das ist natürlich meine subjektive Meinung, die nichts zum Thema beitzutragen hat,

Nein, es ist ein Vorwurf. Und was hat deine Meinung für eine Wirkung auf Shizandra? Kann sie sich dem Ihren besser oder schlechter stellen?

Und da kann ich für mich klar definieren, dass es sehr wohl einen emotionalen Unterschied zwischen Mutter und Vater gibt.

Ob das mit "den Hormonen" zusammenhängt mag ich nicht ermessen. Aber eine Mutter entfernt sich von ihrem Kind von Minute zu Minute und ein vater muss sich von außen annähern.

Ich nehme mal an, du meintest nicht, dass die gefühle von Müttern "besser" sind, als die von Vätern und nicht, dass Mütter besser seien als Väter, oder?

Viele Grüße
Christoph
 
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