Ein geliebtes Kind zu Grabe tragen...

Shizandra Lugo

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Zwischen Karlsruhe und Landau
Wer hat ähnliche Erfahrungen,
d.h. wer mußte auch schon sein eigenes Kind zu Grabe tragen?

Normalerweise passiert ja alles genau dann, wenn es an der richtigen Zeit dafür ist.
Wenn man jedoch ein kleines Wesen wieder loslassen muß, noch ehe man sich genügend erleben konnte, fühlt es sich so an, als wäre es noch viel zu früh dafür gewesen. Wenn man sich im Innern dagegen wehrt, zu akzeptieren, daß es schon die richtige Zeit gewesen sein könnte...

Ich bin 26 und habe zwei Kinder im Alter von 4 und 2 Jahren. Mein drittes Kind habe ich am 23.01.2004 zur Welt gebracht, und es war die schnellste und schönste Geburt, von allen dreien. Ich war seitdem Tag und Nacht mit meinem Sohn zusammen und habe ihn abgöttisch geliebt.
Nur 10 Wochen später (auf den Tag genau) war dieser schöne Traum vorbei.
Ich fand ihn morgens leblos neben mir liegen.

Noch mitten in der Nacht, war ich aufgewacht, weil ich ihn gehört habe. Er hatte Hunger. Vielleicht ein oder zwei Stunden später muß der Todeszeitpunkt gewesen sein (daß konnte von der Gerichtsmedizin nur als ZeitRaum festgestellt werden). Da habe ich ihn nicht gehört.
Es hieß, es war nicht der plötzliche Kindstod (der ja im Schlafe passiert).
Er ist angeblich erstickt, weil er von der Seitenlage (das hatte mir die Ärztin empfohlen, weil er einen etwas schiefen Kopf hatte) in die Bauchlage gerutscht war und sich nichtmehr alleine umdrehen konnte.
Das hat mich schon sehr verwundert, denn er konnte ja seinen Kopf schon sehr gut drehen. Warum hat er dann direkt mit dem Gesicht nach unten gelegen? Warum habe ich ihn nicht schreien gehört? Wenn man zu wenig Luft bekommt, versucht man doch bestimmt, an der Situation etwas zu ändern. Man bewegt sich, man zuckt, man macht sich verständlich. Hat er überhaupt geschrien? Als Mutter hört man doch sonst auch jeden "Furz" des Kindes, weil man einen viel leichteren Schlaf hat. Was war da los in dieser Nacht?

Warum hat man so viele "warums", so viele Fragen, und nie eine Antwort?
Man muß sich wohl damit anfreunden, nie eine Antwort zu erhalten.
Es als "Gottes Wille" zu akzeptieren.

Doch das ist wirklich nicht so leicht. Man fragt sich immer wieder.

Man hat so viele Theorien - aber WISSEN wird man nie...


Dazu noch ein Gedicht, das mich in dieser Situation sehr berührt hat:


Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,

nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang

und laß mich willig in das Dunkel treiben.

Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr,

und die es trugen, mögen mir vergeben.

Bedenkt, den eigenen Tod den stirbt man nur,

doch mit dem Tod des anderen muß man leben.

(Mascha Kaléko)​
 
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Hi @ll.

Ich muß mich hier nochmal verbessern:

Ich möchte natürlich nicht nur Antworten von Leuten mit gleicher oder ähnlicher Erfahung, sondern gerne auch andere Beiträge.

Was würdet Ihr also nach solch einem Ereignis denken?

Gibt es "Kontakt" zu Ihm?
Kann er mich immernoch fühlen?
Oder ist für euch das irdische Leben und Fühlen an den materiellen Körper gebunden?

Bitte um ganz viele Meinungen!!!!

Thanx, SHIZANDRA LUGO
 
Liebe Shizandra Lugo,

was soll man hierzu schreiben oder sagen?
Leere Worte können die Lücke nicht füllen welche entstand.
Nur das Erfahrene vermag Leere in Fülle zu verwandeln.

Für mich geschieht diese Verwandlung durch das wie.
Das wie ich mit der Erfahrung umgehe.

Alles Liebe

Alex
 
Vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ich nehme an, genau zu wissen, was Du meinst.
Und ich stimme Dir absolut zu.

Da wir in einer polaren Welt leben und eine duale Sprache benutzen,
hat jedes Ereignis sowohl eine gute als auch eine schlechte Seite.

Ich bin gespannt, was es da für mich noch zu sehen gibt.

Er hat mit jedenfalls das Geschenk gemacht, diese kurze Zeit mit ihm verbringen zu dürfen.
Und durch sein Gehen haben sich auch wieder neue Möglichkeiten eröffnet, die ich mit drei Kindern (noch dazu einem kleinen Baby) nicht hätte wahrnehmen können. Dies alles dient meinem "Voranschreiten".

Was auch ganz interessant war in diesem Zusammenhang ist, daß ich am Abend der Beerdigung im Briefkasten zwischen etlichen Beileidskarten ein Schreiben fand, welches mir eröffnete, daß ich (so plump es auch klingen mag) bei einem Gewinnspiel gewonnen habe. Und zwar zwei Karten für ein extremes Tanz-Coaching, einen 5-stündigen Dance-PowerWorkshop, an dessen Teilnahme ich total interessiert war, mir aber die Karte für 50 Euro gerade nicht leisten konnte. Da hatte ich das Gefühl, es war Lugo's Wille, daß ich dahin gehe. Ich sollte nicht vor Trauer in mir selbst versinken, sondern aufgreifen, was das Leben mir gibt.

Liebe Grüße, SHIZANDRA
 
Liebe Alex ,

ich meinen kleinen Sohn auch vor fünf Jahren verloren und es hat schon einige Zeit gedauert bis ich seinen Tod annehmen und akzeptieren konnte.
Sicherlich , Du fragst Dich immer nach einem wieso und warum und das ist auch etwas ganz natürliches , aber versuch es einfach als Wille Gottes anzunehmen.- Okay , ich bin auch kein besonders gläubiger Mensch , aber trotzdem denke ich , daß der liebe Gott unsere beiden Kinder für eine vollkommen andere Aufgabe als für ein Erdenleben braucht... Frag nicht so viel nach dem Warum , denn über kurz oder lang wird es Dich kaputt machen.
Denke viel mehr darüber nach wie Du Dein "neues" Leben nun in den Griff bekommen kannst.
Du hast geschrieben , daß Du noch zwei andere Kinder hast...- Widme ihnen Deine volle Aufmerksamkeit , denn auch sie trauern und so schwer es Dir auch fallen mag , sie brauchen Deinen Halt als Mutter nun ganz besonders.
Ich wünsche Dir viel Kraft .

Alles Liebe
Nadine


P.s. Wenn Dir Deine Trauerbewältigung so schwer fällt , dann wende Dich doch an den Verein verwaister Eltern... Dort teilen viele Menschen Dein Schicksal und dort findest Du auch kompetente Leute zum Reden.
:regen:
 
Hallo Nadine...

(ich bin übrigens Shizandra, Alex hat ein Statement zu meinem Text abgegeben)

Ja, als "Wille Gottes" habe ich dies in anderen Texten auch schon bezeichnet, was vielleicht etwas schwülstig klingt, aber im Grunde ja sagen soll, daß alles seinen Sinn hat, auch wenn wir ihn nicht verstehen.

Mein "neues" Leben habe ich auch wieder sehr gut im Griff und meinen anderen beiden Kindern fällt die überschüssige Liebe in vollstem Umfang zu. (Das heißt natürlich nicht wortwörtlich, daß die Liebe, die ich
für Lugo empfand, nun "übrig" ist - ich Liebe ihn nach wie vor, bedingungslos, eben entbunden vom feststofflichen, körperlichen Leben.)
Sie haben meinen Halt... und ich habe die Kraft, denn Lugo hat mir seine "Geschenke" hinterlassen, die ich dankbarerweise schon erkennen kann.

Das Warum ist eben so der Knackpunkt, meine typisch menschliche Neigung,
alles zu analysieren, zu hinterfragen (...zu kontrollieren?).
Aber das hat in erstaunlicher Kürze auch schon ziemlich nachgelassen.
Ich habe mir überlegt, mal eine Familienaufstellung dazu zu machen.

Es hat mich eine Zeitlang auch ziemlich heruntergezogen, aber glücklicherweise, und durch den mitfühlenden Beistand eines lieben Bekannten (Seelenfluegel, auch hier im Forum), durfte ich mich emporheben "wie Phönix aus der Asche", bevor es mich "kaputtmachen" konnte. Ich habe auch all die neuen Möglichkeiten erkannt, die ich nun ausschöpfen kann, was mir mit drei kleinen Kindern (noch dazu einem kleinen Baby, was die Bewegungsfreiheit anbelangt) verwehrt geblieben wäre. Zwei Kinder kann man ja schon mal unterbringen, aber für drei wird es schon schwieriger, einen willigen Babysitter zu finden. Noch dazu als AllEinLebende.

Wie war das mit Deinem Sohn? Möchtest Du mir davon erzählen?
War er auch noch im Babyalter oder schon herangewachsen? Was ist passiert?

Liebe Grüße, SHIZANDRA
 
Hallo Shizandra,

ich wollte dir nur sagen, dass es mir unendlich leid für dich tut.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es größeren Schmerz geben kann.

Ich glaube, ich würde an deiner Stelle alles versuche, um mit seiner Seele Kontakt aufnehmen zu können.

Außerdem hoffe ich, dass es genügend Menschen in deiner Umgebung gibt, die dich in dieser Situation auffangen und unterstützen.
(Wenn nicht, ich wohne anscheinend in deiner Nähe)
 
Hallo Lacrima.

Lieben Dank für Deine Antwort.

Also wenn Du im Elsass wohnst, scheint es sehr nah zu sein. Wo denn genau?
Ich bin nämlich nur 3 km entfernt von der französischen Grenze bei Lauterbourg. Also 10 min. mit dem Fahrrad.

Viele Grüße, SHIZANDRA
 
Hallo Shizandra,

ich bin sehr bewegt. Ich konnte mein Kind nicht einmal zu Grabe tragen. Es muss einfach mörderisch sein für dich...

Ich glaube, du hast irgendwo was gefragt, ob du ddas mal aufstellen sollst. Ich denke, das ist eine gute Idee. Ich höre da Schuldgefühle. Die sollten geklärt sein.

Alles Gute und viel Kraft!

Christoph

PS: Was würde dein Kind wünschen, die dein Leben jetzt sein soll?
 
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Lieber Christoph,

herzlichen Dank für Deine Anteilnahme.

Du schreibst "Ich konnte mein Kind nichteinmal zu Grabe tragen"?
Was war denn mit ihm? Magst Du davon sprechen?

Ja, Du hörst Schuldgefühle, die hätte ich auch gerne geklärt.
Und zwar wirklich geklärt, nicht nur ausgeredet bekommen.

Ich hab mir Deine Homepage gerade mal angeschaut, die klingt wirklich sehr interessant.
Nur schade, das die Aufstellungsorte eher weit entfernt von mir sind.
Ich kenne leider keine vertrauenswürdige Person in meiner Nähe, die soche Aufstellungen macht.
Kennst Du was empfehlenswertes im Raum Karlsruhe oder Südpfalz?

Liebe Grüße, SHIZANDRA
 
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