x__y schrieb:
caya... ziehe doch mal in das elend der welt und verkünde deine neue botschaft.
In dieser Nacht konnten die Bewohner von der Favela Vidigal einmal wieder kein Auge zudrücken.
Niemand von ihnen wagte sich vor die Tür. Draußen begann um Mitternacht eine wilde Schießerei zwischen Armando und seinem Gegner Dudu.
Maria Luisa flüchtete erschrocken in ihr Häuschen. Verdammte Banditen, schimpfte sie. Da komme ich todmüde von meiner Arbeit und bekomme noch eine Kugel von diesen Hurensöhnen ab. Im Haus brannte das Licht, aber Bruno war nicht zu sehen. Mein Sohn ist mit Armando unterwegs. Heilige Madonna, schrie sie plötzlich und löschte das Licht. Ängstlich verkroch sich in eine Ecke in der Küche. Die Schüsse nahmen zu und da waren Schreie in unmittelbarer Nähe, sie hörte auch Tritte hinter der Hütte. Auf dem Dach plötzlich lautes Gepolter, und dann der ohrenbetäubende Lärm einer Maschinenpistole.
Verdammte Hurensöhne, filhos da puta, murmelte sie. Schweiβ brach ihr aus. Sie hatte nur noch Angst. Oben auf dem Dach wieder Gepolter und dann Stille. Der Geruch von Schieβpulver hing in der Luft, beissender Qualm lieβ ihre Augen tränen.
Maria Luisa rührte sich nicht und fragte sich was als nächstes passieren würde. Wieder begannen Schüsse, aber sie entfernten sich. Das sind Pistolen. Sie pfiff durch die Zähne. Sollen die ihre Kämpfe austragen, aber nicht auf dem Dach meiner Hütte. Heilige Mutter Maria! Erst jetzt bemerkte sie, dass sie unkontrolliert am ganzen Körper zitterte. Die Gefahr schien erst mal gebannt, aber sie zitterte noch immer.
Angezogen wie sie war, legte sie sich auf das Sofa. Drauβen hörte man die Schüsse sich weiter entfernen. Sie kannte das schon lange, aber die Kämpfe wurden intensiver. Eine Weile kam die Polizei nicht mehr nach Vidigal hinein. Aus Angst vor den Waffen der Banditen. Aber seit der Ermordung des Taxifahrers, rückten sie mit den Spezialeinheiten an.
Mein Leben besteht nur aus Arbeit. Ich könnte mir von Bruno Geld nehmen, aber ich will es nicht, dachte sie, dann übermannte sie die Müdigkeit. Sie hatte einen langen Tag hinter sich. Vierzehn Stunden stand sie am Herd in der heiβen Küche des Porcão. Vor ihrem inneren Auge liefen die Bilder ihrer Arbeit dort, wie ein Film ab, der Lärm in der Küche vermischte sich mit den Schüssen drauβen. Erschöpft war sie längst eingeschlafen.
Siehst du denn nicht das Elend?
gehst jeden Tag Sacher Torte essen gelle?
ich verordne dir ab sofort
zwei Mal Täglich
je eine Stunde Boddhichita zu praktizieren
statt über Italo Western nachzusinieren
Karuna
