Das sind die Beruhigungspillen fürs Volk.
Eine ähnliche Pille war das Gerücht, dass aus Syrien ja nur die gut ausgebildeten Facharbeiter und Akademiker kommen. Diese Seifenblase ist längst zerplatzt, 30% haben keinen Schulabschluss.
Auch das halte ich für eine politische Mär. Sowas wird besonderns gern gestreut, wenn das Volk anfängt zu murren.
Niemand kann vorhersagen, ob und welchen Gewinn wir durch die Flüchtlinge haben, denn keiner weiß ob und wie schnell sie in Arbeit kommen, was nicht unwesentlich mit dem erlernen der Sprache zusammenhängt.
Mit solchen, zugegeben angenehmen Prognosen, wird den Menschen ordentlich Sand in die Augen gestreut.
Man kann sowas einfach nüchtern durchgehen. Zum einen hast Du Recht das ne Menge Beruhigungspillen verteilt werden. Das ist wie bei jedem anderen Thema auch. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise haben sich Merkel und Steinbrück vor die Kameras gestellt und gesagt unser Geld sei sicher, denn der Staat hafte für Verluste und jeder mit Taschenrechner wusste, dass das im Falle eines Bankruns unmöglich wäre.
Hätten sie es aber nicht gesagt wäre es zu einem Bankrun gekommen. Was ich damit sagen will: Beruhigungspillen können durchaus eine Wirkung erzielen die über Beruhigung hinaus geht, weil das Gegenteil echt destruktiv werden könnte. Da gibts immer ein gewisses Spannungsfeld zwischen den Extremen totaler Lüge und totaler Wahrheit.
In der Flüchtlingsproblematik wird etwas ähnliches versucht, aber erstens nicht mit so einer Einigkeit, zweitens sind die Themenfelder vollkommen verschieden. Die Finanzpolitik ist superkomplex, kann aber mit simplen Botschaften verkürzt werden ("Ihr Geld ist sicher"). Die Flüchtlingsproblematik hier und jetzt und für die Zukunft und wenn man nicht über Ursachen nachdenkt, ist relativ simpel (Es kommen einfach sehr viele Menschen), aber das kann man nicht verkürzen weil die Wirkungen ja vielfältig sind. Es gibt alles. Es kommen Menschen die jedes Land gerne haben würde und in jedem Land ihren Platz finden würden. Es kommen auch Menschen die zumindest Kosten verursachen werden weil sie im Sozialsystem landen werden und es kommen auch Menschen die eher destruktive Wirkung entfalten werden... also etwa weil sie kriminell werden.
Die Relationen sind aber sehr entscheidend. Und wahr ist tatsächlich, dass Deutschland ohne Zuwanderung eine Entwicklung nehmen würde, die vor die Wand geht. Denn wir haben es mit einer "Überalterung" zu tun, bzw. gibt es einfach zu wenig junge Menschen um die älter werdende Gesellschaft gut zu versorgen ---> Renten. Da steht Deutschland wirklich ganz objektiv vor einem gigantischen Problem. Die Rentner der Zukunft werden nicht mehr so leben wie z.B. meine Eltern oder deren Eltern als sie in Rente gingen. Die Mehrheit wird wirklich wenig haben.
Es braucht also tatsächlich ganz objektiv Zuwanderung. Ist das was jetzt abläuft ideal? Nein, es wäre natürlich viel besser wenn Deutschland sich auf der ganzen Welt jene aussuchen könnte die möglichst perfekt ins System passen... die berühmten Facharbeiter, am besten noch mit Kindern und dem Willen sich glatt zu integrieren. Aber sicher ist eben auch: Unter jenen die zu uns kommen sind auch solche.
Der viel wichtigere Punkt ist aber: Das Lamentieren über die derzeitige Situation hilft niemandem. Denn es wird gar nichts verändern. Die Menschen werden kommen und das muss so gut wie möglich organisiert werden. Es werden auch in Zukunft nicht weniger kommen, wobei da schon jetzt eine Menge im Hintergrund getan wird um sie abzuhalten. Wenn man es aus der Perspektive vieler Flüchtlinge sieht dann werden da gerade Schrauben gedreht die früher mal zu einem riesen Aufschrei unter Linken und Grünen geführt hätten. Die EU wird sich nach außen hin immer weiter abschotten und dabei Wege gehen die mit Menschenrechten nicht unbedingt viel zu tun haben. Insofern muss sich eigentlich niemand beschweren wer eine härtere Gangart fordert. Das passiert nämlich schon. Auch Ausweisungen werden viel schneller ablaufen und sie werden viele Menschen treffen die eigentlich Asyl verdient hätten und gut hier her passen würden.
Und eine noch härtere Gangart oder eine Art der Selektion die voll auf unsere ökonomischen Bedürfnisse abgestimmt ist... das ist ohne Tote kaum machbar und hätte dann wirklich gar nichts mehr zu tun mit gepredigten Werten. Das sollte man sich schon auch vor Augen halten. Schon jetzt sind viele Flüchtlinge nahe dran zu erfrieren und es ist im Grunde momentan vom Wetter abhängig ob sie überleben. Und das in der reichen EU die so viel Wert auf Menschenrechte legt. Die Heuchelei ist da ziemlich grenzenlos.
Was wirklich erkannt werden muss ist, dass wir Normalos mit jenen die zu uns flüchten weit mehr gemeinsam haben als mit jenen die uns führen. Das meine ich absolut so wie ich es sage. Die Tatsache, dass es auch hier zulande immer mehr Menschen gibt denen es schlecht geht und die sich nicht nur vergessen und im Stich gelassen fühlen, sondern absolut Recht damit haben, ist kein wirkliches Argument dagegen Flüchtlingen zu helfen, sondern sollte zu Kritik am System insgesamt führen, zu einem glasklaren Blick was hier eigentlich passiert. Das Gesamtbild muss gesehen werden und wenn das geschieht, dann kann es nicht heißen "wir gegen Flüchtlinge". Es muss heißen 99% gegen ein wahnsinniges System. Und damit meine ich nicht den Islam. Gegen unsere pervertierte Kapitalismus-Religion, die mit echtem Kapitalismus nichts mehr zu tun hat da es sich um eine höchst aggressive Form der Planwirtschaft handelt und damit um etwas das wie Krebs für Gesellschaften ist, ist der Islam wirklich friedlich. Das meine ich kein bisschen ideologisch. Es ist locker belegbar. Es ist beweisbar. Unser System fordert auch bei uns Opfer... 50% der Menschen sind ziemlich am Limit und das fordert ganz real sehr viele Lebensjahre. Millionen von Toten die das im Ausland fordert müsste man gar nicht mit einrechnen.
Und das Verrückte ist, dass wenn man so etwas sagt, oft sogar jene auf Widerstand schalten für die definitiv gilt was ich sage... die sich und jene die ihnen nahe stehen eigentlich darin erkennen könnten. Und genau jene könnten eine Veränderung herbeiführen indem sie ihre Wut dorthin richten wo Verantwortung liegt, anstatt gegen jene die noch mehr leiden.