Ich würde jetzt nicht 'besser' in "-" setzen, sondern lieber "hoffen".
Was glaubst du was hier passiert - und das wird nicht lange dauern - wenn zigtausende ungebildeter, nicht alphabetisierter Menschen feststellen, dass es ihnen hier auch nicht besser geht? Dass zwar kein Krieg ist, aber dass sie sehr wahrscheinlich in miesen Verhältnissen, am Rande der Gesellschaft leben werden, sich keinen Mercedes, kein Eigenheim und keine blonde deutsche Frau leisten können? Dass sie zwar Geld vom Staat bekommen, aber dass dieses Geld hinten und vorne nicht reicht?
Was macht Sozialneid mit/aus (ungebildeten) Menschen(-massen), die nichts zu verlieren haben?
R.
In vielen Augen der Flüchtlinge sehe ich diese "falsche" Hoffnung, die du ansprichst. Und ich wurde echt sauer, obwohl ich zunächst garnicht wußte wieso. Das musste ich mir selbst auch erstmal klar machen:
Es werden hier durchaus
falsche Erwartungen und Wünsche geweckt. Hier steckt auch wieder dieses "Streben" nach Materiellen, die uns in eine Sackgasse führt. Das hat eben nicht nur was mit Syrien zu tun, sondern mit uns allen. Ich habe z. B. eine sehr interessante Studie über Russland gelesen. Darin wurde die Zufriedenheit der Russen zu Sowjetzeiten, zur Zeiten der Wende und von heute verglichen. Anfangs litten die Menschen unter der direkten politischen Unterdrückung und waren unzufrieden. Dann kam die Hoffnung, dass "alles" besser wird. Es setzte eine "Verwestlichung" ein und es kamen Luxusgüter, die Geschäfte waren nun voll. Voll mit Dingen, die sich die Meisten aber nicht leisten können. Und heute sind deshalb die Menschen wieder unzufrieden. Der "Sozialismus" und der "Kapitlismus" sind gescheitert, weil beide auf Kontrolle und Gier setzen. Beim Sozialismus war es der totale Mangel an Materelilen und die Kontrolle über das Wenige und beim Kapitalismus ist es die Kontrolle über eine totale Fixierung auf die Masse an Materiellen.
Zurück zu Syrien/Naher Osten. Die Menschen werden da mit Medien
manipuliert (wie bei uns übrigens auch - das sollte man sich immer bewußt machen!). So schreiben dort Zeitungen, dass "In Deutschland Millionen Arbeitskräfte gesucht" würden und man dort sofort Arbeit bekommen würde und viel Geld verdienen könne. Hinzu kommt das suggierierte Bild eines Schlaraffenlandes voller Milch und Honig. Die Fixierung liegt hier wieder auf dem Materiellen und dies kann nur enttäuscht werden. Genau so wie ein Millionär bei uns niemals zufrieden werden wird, weil er ständig Menschen sieht, die mehr Geld haben als er.
Aber was zeigt uns das? Die
Kernprobleme sind, sowohl bei uns als auch in Syrien oder anders wo, sehr ähnlich. Sie werden dort nur anders "ausgelebt" und spiegeln uns aber auch unsere "eigenen" Probleme wieder. Wir können dieses Problem also nicht "lösen" indem einfach nur alle Flüchtlinge aufgenommen werden, denn sie würden den "Mangel" immer wieder erleben, aber eben nur in anderer Form.
Jetzt kann man hier viel Diskutieren was man machen kann. Die
Extreme sind: Nehmen wir alle auf? Riegeln wir Europa ab?.... Doch egal was wir hier tun, es würde stets nur eine "Bekämpfung" einer Auswirkung sein und nicht das eigentliche "Problem" heilen. Wir würden also ständig nur wieder damit konfrontriert werden und sehr sehr viel Kraft "umsonst" einsetzen. Die Lösung dazu liegt in uns - in jedem von uns. Es bringt nichts mit den Finger auf andere zu zeigen, denn all das zeigt uns sehr viel über uns selbst: Ängste und Verletungen und noch mehr Ängste. Daher kann die wirklich Lösung nur darin liegen, indem wir
an uns selbst "arbeiten" und uns selbst heilen. Wenn wir lernen hier in Liebe mit uns umzugehen, überwinden wir nach und nach unseren Schmerz und diese Leere, die wir spüren. Diese
Selbstliebe wandelt sich in tiefes Vertrauen und in Liebe in alle Dinge. Das ist wie ein Samen, der gelegt wird. Irgendwann erblüht es und es werden weitere Samen vom Wind verteilt - bis es sich in der ganzen Welt verteilt hat.
Dazu benötigt es eben Menschen, die sich dieser Aufgabe stellen und sich selbst meistern. Das wird andere Menschen ermutigen ihnen zu folgen. Seien es nun "Deutsche" oder Flüchtlinge. So wird sich Land für Land von der Geisel der Gier und Macht befreien.

Vom Prinzip her ist es sehr einfach, es fehlt uns lediglich oft der Mut uns mit uns selbst zu beschäftigen. Für Ablenkung wird ja hier zu genüge gesorgt - die wir oft gerne annehmen. Nur wird der "Schmerz" irgendwann so groß werden, dass wir unseren inneren Ruf nicht mehr ignorieren können. Daher kann ich jeden nur dazu ermuntern, sich wirklich mit sich selbst zu beschäftigen. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele "Schutzlügen" und "Mauern" ich in mir selbst habe. Doch es lohnt sich und jedes mal wenn ich den Mut habe einen Schritt weiter zu gehen, wundere ich mich wie einfach es doch eigentlich war und es nur die Ängste und Zweifel sind, die uns aufhalten und scheinbar lähmen.
liebe Grüße
Alesius