Der britische Politologe Anthony Glees bezeichnete unsere neueste Willkommenshysterie so: "Deutschland agiere z.Zt. in der Flüchtlingskrise wie hirnlose Hippies, die nur von Gefühlen geleitet werden."
Diese Verallgemeinerung ist aus mehreren Gründen nicht besonders clever. Nimmt man zuerst mal die deutsche Regierung, dann kann man das sicherlich nicht sagen. Abgesehen davon, passt das Wort "agieren" nicht wirklich, denn es ist ja v.a. reine Reaktion.
Wenn er es v.a. auf die Bevölkerung bezieht, passt das Wort "agieren" noch weniger. Ich persönlich bin auch kein Freund von Emotionalisierung und Moralisierung etc., muss gestehen das ich auch tendenziell etwas genervt auf die ganzen Fotos und Beiträge reagiere wenn an Bahnhöfen Willkommens-Demos abgehalten werden. Aber: Fragen wir uns mal, wie Deutschland sonst aussehen würde gerade auf Menschen die zu Verallgemeinerung neigen? Was ging vorher v.a. durch die Presse? Noch nie wurden so viele Asylantenheime angezündet wie im Sommer 2015. Könnte dieser Politologe also jetzt nicht mit seinem "Hippie-Vorwurf" landen, dann könnte er die "Die Deutschen sind immer noch ein Volk von braunen Idioten - Keule" auspacken.
Und da kann man sich fragen was einem lieber ist. Ich halte sogar die "Willkommenshysterie" für eine direkte Reaktion auf die brennenden Asylantenheime und die Anti-Flüchtlings-Demos. Man kann den Vorwurf machen, und ich denke der ist nicht mal so unberechtigt, dass es auch den "Hippies" nicht so wirklich um die Flüchtlinge geht sondern sie v.a. der Gegenseite den Stinkefinger zeigen will. Aber auch da: Es ist ein starkes Signal und das ist m.A.n. nicht so schlecht. Und für Flüchtlinge ist es sicherlich besser auf nette Art hier empfangen zu werden als wenn sie aus dem Zug steigen würden und da hätte sich Pegida versammelt.
Andererseits sind die meisten anderen Länder wohl froh, so ein Hirni-Land wie D in der EU zu haben: Sind sie dadurch doch eine Sorge mehr los. Wenn D schreit, " Alle Flüchtlinge hier her", ja, dann soll´n sie doch haben, nach was sie sich so sehr sehnen......

Der größte Vorwurf den ich Deutschland mache wenn es um unsere Führung geht: Sie sind nicht vorbereitet obwohl sie das hätten sein können. Denn auch unsere Polit-Bosse, einschließlich Merkel, ergehen sich in Gequatsche und schönen Worten, haben die Länder und Kommunen aber kein bisschen vorbereitet und lassen sie ziemlich im Regen stehen. Jeder, der sich mit dem Thema Flucht und Flüchtlinge befasst hat, selbst wenn es nur oberflächlich war, konnte wissen dass das zunehmen wird. Ich habe mich nie tief damit befasst und trotzdem schon vor Jahren manchmal von einer Zeit der zunehmenden Völkerwanderung gesprochen... das hatte ich gelesen und es ist einfach gar nicht anders denkbar, wenn man sich anschaut was in gewissen Bereichen dieser Erde passiert.
Das ist der Hauptpunkt meiner Kritik an unsere Führung. Der nächste Punkt ist: Sie machen viel zu wenig Druck auf ihrer sogenannten Partner. Damit meine ich die EU, damit meine ich aber v.a. auch die USA. Dass dieses imperialistisch und tendenziell psychopathisch agierende Imperium einen Flächenbrand nach dem anderen auslösen darf, das ganze dann als humanitäre Hilfe darstellt, EU und Nato bei vielem dann auch noch mitmacht anstatt dagegen zu halten, und dann so gut wie keine Flüchtlinge aus diesen Gebieten aufnimmt... das ist noch mal eine ganz neue Stufe von Irrsinn. Und wer protestiert da? Deutschland bleibt weiterhin der Pudel der zu allem fein lächelt. Und das ist bei allen großen Themen so.
Zu was führt das ganze? Die Extreme werden krasser. In Sachen Flüchtlingen sehen wir das schon. Die eine Seite ist lauter und aktiver und gegen Flüchtlinge, die andere Seite ist lauter und aktiver mit ihrem "Refugees-Welcome". Auch der Antiamerikanismus wird noch deutlich zunehmen, denn die Flüchtlingsproblematik ist ja eigentlich nur die Kirsche auf der Torte. Gleichzeitig wird die Kluft zwischen Regierunden und Regierten immer tiefer... das ist sowieso der Fall, aber das Flüchtlingsthema verschärft auch das noch mal.
Unterm Strich wird bei diesem Spiel niemand gewinnen. Auch die Flüchtlinge nicht. Denn auf die Willkommens-Demos und die hohe Helfer-Aktivität momentan, wird ein harter Aufschlag folgen. Solche "Mode-Erscheinungen" haben keinen dauerhaften Bestand und die strukturellen Probleme können damit sowieso nicht aufgefangen werden. Gleichzeitig werden die Flüchtlingsströme nicht abreißen sondern sich tendenziell verschärfen. Und zu glauben, man könne die Grenzen einfach dicht machen ist ziemlich naiv. Dann muss man zu allem bereit sein, inklusive Schießbefehl. Ich würde nicht ausschließen dass sich die EU so krass einmauert und so hart vorgeht, dass auch so etwas denkbar ist... aber wird es dann wirklich besser?
Dazu kommt noch: Werden die Krisen und Kriege in Zukunft eher abnehmen? Nein... im Gegenteil. Es ist absolut möglich dass abgesehen von EU und USA noch zwei andere Großmächte in Zukunft bei Ausbeutung und Kriegen mitmachen. Russland und China. Alle möglichen Szenarien gehen auf den Eskalatoins-Stufen klar nach oben. Und das wird auch von der Bevölkerung v.a. mit Ignoranz quittiert. Sowohl die eine Seite, die ihre ganzen Ängste auf Flüchtlinge projezieren und dann halb durchdrehen, sind ignorant gegenüber dem größeren Bild. Die andere Seite ist es oft genug auch. Dabei sind die Flüchtlinge nur ein Puzzleteil... die Flüchtlingsproblematik ist Wirkung und nicht Ursache und nur im größeren Kontext zu verstehen und nur dann sehr aufschlussreich. Man könnte auch von einem sehr deutlichen Signal sprechen. Ginge es um Aktienmärkte wäre die Flüchtlingskrise kein Crash sondern Crash-Indiktator...