[...]Da multikulturelles Leben nicht nur Romantikern eine kräftige Stimme verleiht, sondern nationalistische Spinner zum gewaltsamen Widerstand veranlasst, endet die Auseinandersetzung um die Zukunft Deutschlands meist damit, dass zum Schweigen verurteilt wird, wer nicht alles gutheißt, was Deutschland zu einem Einwanderungsland macht. Das gilt als „rechts“ – und es ist ein zweifelhafter Erfolg der Linken, im Zuge der Migrationsdebatte aus diesem „rechts“ eine Form von Extremismus gemacht zu haben. Es ist ein weiterer Schritt, um die Mitte zu verunsichern und auseinanderzutreiben.
Vieles von dem, was seit Beginn der Flüchtlingskrise in Deutschland gesagt und getan wird, lässt sich nur damit erklären, dass es gar nicht um die Flüchtlingsfrage, um die Asylpolitik, um die Einwanderung geht, sondern darum, sich gegen „rechts“ abzugrenzen. Und um die Angst, nicht genug gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit getan zu haben. Was dabei herauskommt, sind nicht Handlungsfähigkeit und pragmatische Lösungen, sondern Fatalismus, Trotzreaktionen und überschießende Moral. Die Dumpfbacken wollen keine Migranten? Dann wollen wir umso mehr! Sie wollen Abschottung? Dann wollen wir offene Grenzen! Das Asylrecht soll ein Problem sein? Dann wollen wir mehr Asyl: Say it loud, say it clear, refugees are welcome here!
So aber wird Radikalismus nicht etwa bekämpft, sondern erst geschaffen.