Natürlich handeln die Rechten in dieser Hinsicht oft genauso verblödet und stumpf wie die, die ich kritisiere. Aber das darf kein Argument sein. Wenn man Nazis und ihr völlig einseitiges Weltbild kritisiert, dann ist es doch Unsinn, selbst genau die gleichen Denk- und Sprachmuster zu verwenden.
Jetzt sagst du selbst "Nazis". Man will mit "Nazi" ja nicht sagen, dass dieser jemand den Holocaust leugnet, für die Vertreibung oder Vernichtung von Nicht-Deutschen und einen WKIII ist. Es geht doch darum, dass viele Menschen plötzlich auf Argumentationsweisen zurückfallen, die jede fruchtbare diskussion untergraben. Wenn einer sagt: "ich bin ja kein Nazi, aber ich finde, dass Deutschland nur für Deutsche sein sollte." was sagt man dann zu dem? Soll man dann einen historischen Exkurs führen, über die Intention des Begriffs "volk" diskutieren? Das kann man witzigerweise noch am ehesten mit den wirklich Rechten, weil die sich wenigstens über ihre Hintergründe im Klaren sind. Wenn man sich aber auf solche weltanschaulichen Punkte zurückzieht, dann gibt es keine Diskussion mehr, hier wie dort.
An deinem Beispiel siehst du selbst ja sehr genau, wo das Problem liegt. Du hattest dann keinen Bock mehr auf das Gespräch. Du hast auf Durchzug geschaltet. Kann man dir auch nicht verübeln. Wäre das nicht passiert, hätte sich vielleicht eine Diskussion ergeben können, und vielleicht hätte sie dich umstimmen können oder vice versa. Aber man kann sich nicht auf der einen Seite beschweren, dass Nazis so irrationale und festgefahrene Weltbilder haben, wenn sie ständig mit polemischen ad-hominem-Angriffen ohne großen argumentativen Wert konfrontiert werden. Genau damit spielt man nämlich den Nazis, die (oberflächlich) sachlich und überlegt agieren und Argumente bringen genau zu. Die können dann milde lächeln und sagen "außer Beleidigungen fällt dir nichts mehr ein". Und wenn sowas in einer öffentlichen Diskussion (wie einer Talk-Show) passiert, werden viele Leute sich denken "genau".
Wie gesagt, ich kann und will ja keinem vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat. Aber wer glaubt, dass Gewalt (egal ob körperlich oder verbal) die Lösung für das Naziproblem ist, der kann sich von mir aus gleich mit dem "Pack" zusammensetzen und irgendwohin fahren, wo sie sich dann gegenseitig bis an ihr Lebensende gegenseite anschreien und gegenseitig zusammenkloppen können. Für mich ist das aber keine Art und Weise, gesellschaftliche Probleme langfristig (!) zu lösen.
Also wenn du das so siehst, kann man das wohl auch so unterschreiben. Aber alles auszudiskutieren, setzt gewisse Kompetenzen voraus und ein Mindestmaß an Reflexionsvermögen. Und wenn das nicht gegeben ist - und in der Praxis merkt man das ja relativ schnell - dann kommen andere Überlegungen ins Spiel, nämlich wie wertvoll die eigene Zeit ist, etc. Also für mich gehört bashing ganz klar zu unserem politischen Umgang und kann auch eigentlich gar nicht anders sein, bei den konträren Weltbildern, die da aufeinander klatschen.