Der Sonntag als Tag des Herrn wurde auch schon vor dem Ersten Konzil von Nicäa in der Didache beschlossen. Diese Schrift stellt auch die erste Gemeindeordnung in der Christenheit dar und wird in der Zeit von 80-90 n.Chr. angesiedelt.
Kapitel 14.1 aus der Didache: An jedem Herrentage, wenn ihr zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Verfehlungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.
Der 8. Tag einer Woche wurde als Herrentag bezeichnet, weil an diesem Tag Gott das Licht erschaffen haben soll und dies als Parabel mit der Auferstehung Jesus in Verbindung gebracht wurde. Juden orientierten sich bei der Monatseinteilung ihres Kalenders am Mondzyklus. Darin liegt dann auch der Grund, warum ihr Jahr zwischen 354-385 Tage, 12-13 Monate und 29 oder 30 Tage hatte. Die Aussaat und Ernte richtet sich jedoch an dem Sonnenjahr aus, deshalb wurden in diesen Kalender zur Angleichung Schalttage eingefügt.
Das Problem war, daß sich das Einfügen am Mondzyklus orientierte und deshalb vielen Juden im Voraus nicht immer bekannt war, welcher Monat nun 29 oder 30 Tage hatte. Das wurde jeweils zentral bestimmt und im Reich durch Boten verbreitet. Erst im 4. Jahrhundert wurde damit begonnen feste Eckdaten für die Anzahl der Tage in einem Monat festzulegen. Ganz nebenbei bemerkt hatten die Juden diesen Zyklus aus ihrem Babylonischen Exil mit in ihre Kultur gebracht.
Es ist also auch fraglich, ob der Sabbat ursprünglich überhaupt mit dem späteren Freitag/Samstag verbunden war. Man muß sich diesen jüdischen Kalender aus der Zeitwende einmal ansehen, dann wird auch klar, warum sich mit den Heidenchristen im römischen Imperium auch deren Kalender durchsetzte.
Man sollte dabei auch berücksichtigen, daß die Bezeichnung der Wochentag rein willkürlich war. Bei den Juden werden zum Beispiel die Wochentage, bis auf den Sabbath und verschiedene besondere Tage einfach nur durchnummerierten (z.B. Schom Rischon = Erster Tag usw.).
Wie der Kalender, so ist auch die damit verbundene Zeitrechnung ein schwammiges Konstrukt. Wir können deshalb auch viele historisch belegte Ereignisse zeitlich nur sehr schwer bestimmen und an unserer heutigen Zeitrechnung festmachen.
Man hat zum Beispiel eine ganz konkrete Jahresangabe, wann Johannes der Täufer mit seinem Wirken begann, wir können das aber nicht genau an unsere Zeitrechnung anbinden, weil wir nicht wissen, welcher sich der Verfasser bedient hatte. Sicherlich auch ein Problem für die Verfasser der Evangelien, das dann in einem etwas größeren zeitlichen Abstand zu manchem Widerspruch führen mußte. Man sollte solche Widersprüche in der Bibel etwas genauer betrachten und die möglichen Ursachen klären, ehe man alles gleich in die Schachtel mit den dunklen Verschwörungstheorien packt.
Merlin