Ich habe mir nun auch den zweiten Brief angehört.
Wir leben in einer spannenden Zeit was die Erfahrungen des Mysteriums angeht.
Es reicht schon Eckart Tolle zuzuhören um ein paar Schritte aus den bedingten Erscheinungen herauszutreten und das Mysterium zu erfahren.
Es muss nicht mal jemand etwas erzählen, es kann der Bewusstseinszustand des Flows sein, der die „Tore dahin öffnet“ ganz im Hier und Jetzt ohne aus dem inneren heraus das Außen zu interpretieren sondern das äußere sich im inneren ausgießen kann.
Ganz zu schweigen von den wertvollen, wunderbaren Meditationen zu denen Menschen weltweit Zugang gefunden haben, bei denen sie schon nach ein paar Wochen Praxis erfahren dass der angewöhnte Blick und die angewöhnten Geistesinhalte vieles nicht erfassen in diesem unergründlichen Mysterium.
Wenn ein Mensch einem Anderen zugesteht dieses Mysterium und den Ursprung bedingter Erscheinungen zu erfahren, gibt es eigentlich nicht viel darüber zu berichten.
Das Mysterium ist, die Erscheinungen sind, damit umgehen kann jeder alleine.
Von Grund auf wehre ich mich aber einem anderen Menschen diese Erfahrung abzusprechen.
Es braucht dazu kein besonderes Talent, es braucht keine Zauberkräfte, es braucht nur Ruhe im Geist und Achtsamkeit, im Idealfall sind die äußeren Bedingungen günstig.
So kann man sich für andere Freuen und für sich selbst, denn je mehr Klarheit desto weniger Leid auf der Welt, wovon jedes Lebewesen profitiert.
Man könnte meinen: „du sagst Mysterium, Paulus sagt Gott. Ist beides das Selbe.“
Es ist aber nicht das Selbe.
Paulus sagt den Menschen, dass nur der Glaube zur Erfahrung des Mysteriums führt, welches er Gott nennt. Wenn etwas getan wird ohne das es aus Glauben entstehe sei es Sünde.
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Die Überzeugung, die du selbst hast, sollst du vor Gott haben. Wohl dem, der sich nicht zu verurteilen braucht bei dem, was er für recht hält.
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Wer aber Zweifel hat, wenn er etwas isst, der ist gerichtet, weil er nicht aus der Überzeugung des Glaubens handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.
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Für Paulus ist der einzige Weg aus den Erscheinungen hin zur Bewusstwerdung des Mysteriums der Glaube. Allerdings definiert er damit das Mysterium, nennt es Gott und sagt dieser werde richten.
Zwar muss er einen gewissen Grad an Einsichten in das Mysterium erfahren haben, sonst hätte er die bedingte Existenz intersubjektiver Mythen der Gesellschaft zu dieser Zeit nicht präzise als vergehend beschreiben können, allerdings tauscht er es dann einfach mit einem neuen Mythos aus, nämlich das Mysterium führe denjenigen in die größten Schwierigkeiten wer sich nicht zu Gott bekenne. Dabei appelliert er an die Menschen einem Verhaltenskodex zu befolgen der zu Gott führen wird oder als Alternative in den größten Haufen Mist den man sich überhaupt vorstellen kann.
So versucht er das unergründliche zu entmystifizieren geht aber davon aus dies sei Wissen.
Er sagt zwar er Glaube, wie sollte er auch beweisen dass Gott ihm dies alles erzählt hat, aber all die Drohungen sich nicht zu Gott zu bekennen sind gewiss!
Viele Menschen haben heute die Erfahrung gemacht, dass dieses Mysterium nur zu erfahren ist, nicht aber zu definieren. Das nenne ich nach meinem Verständnis Bescheidenheit und Anstand.
Zu Wissen, dass nur der Glaube zum Mysterium führt ist aber ein logischer Widerspruch und müsste eigentlich zu einer transzendentale Erkenntnis führen, nämlich dass der Glaube subjektiv/intersubjektiv lediglich Definition außerhalb des Hier und Jetzt ist.
Dies zu wissen, nicht zu wissen, daran zu glauben, nicht daran zu glauben, das Mysterium ist davon ganz unberührt, unbeeindruckt und lässt zu. Keine Strafe, keine Belohnung für irgendetwas davon, nur die Konsequenzen von Wirkungen der Definitionen auf den Geist und daraus resultierende Handlungen. Beispiel:
Es gibt keinen Gott im Mysterium. (Oh Nein! Angst). Gott ist das Mysterium(Zum Glück! Freude) Dem Mysterium macht das nichts, es macht aber etwas im eigenen Geist.
Das hinderliche an der Herangehensweise mit dem Glauben Paulus´,(und hier muss ich sagen habe ich ihn nirgends deutlich sagen hören dass ihm das Prüfen seiner Behauptungen Willkommen sei), sehe ich darin dass zwar das Mysterium bewusst werden kann durch den Glauben, er allerdings unausweichlich auf eine Falltür zusteuert, einen Umweg zurück in die bedingten Erscheinungen.
Über dieses kurze erfassen hinaus wird weiteres erkennen zwangsläufig abgewürgt und weicht Interpretationen und Definitionen über das was man da wahrnimmt. „Ich habe Gott erfahren weil ich Glaube!“ Glückwunsch! Erzähl mir davon.
Wann immer das Mysterium präsent wird: „Das ist mein Gott, mein Glaube, mein Gericht, meine Strafe, mein Lohn.“
Hier sind ganz wesentlich menschliche körperliche Grundbedürfnisse antrieb für den Mythos. Das Prinzip Leid vermeiden, Freude begünstigen. Selbst noch in der gottesfürchtigen Ansicht, sich Leid aufzubürden um später gerechten Lohn von Gott zu erhalten schwingt dieses Prinzip mit.
Alle materiellen Verwicklungen, sämtliches Leid welches durch das Verlangen entstehen kann, sind im Vergleich dazu was der Glaube dem Mysterium antut ein Kinderspiel. Diese sind relativ offensichtlich und es ist viel einfacher zu erkennen was diese Irrtümer mit dem Geist machen.
Nicht aber beim Glauben, denn das eigene Sein, das eigene Selbst, die eigene Seele steht und fällt mit dem Glauben oder dem Zweifel! Ziemlich heftig sich an solche Bedienungen zu binden.
Selbstverständlich wird der Zweifler nicht mit offenen Armen empfangen. Das ist doch wohl klar.
Ein Unreiner ist er auch noch. (Um es mal überspitzt darzustellen, macht Paulus ja auch nur dass er es ernst meint.)
Dass aber das „Selbst“, das „eigene“ Sein überhaupt nicht mit dem Glaube oder dem Zweifel steht oder fällt interessiert die Gläubigen anscheinend gar nicht. Paulus´ Samen hat gefruchtet.
Das alles spielt sich vor einer unendlichen Weite und Offenheit der Präsenz ab die jeder Mensch erfahren kann wenn er einfach die Geschichten in seinem Geist etwas beruhigt.
Paulus´ Gott dagegen ist für mich eine Missinterpretation des Mysteriums, eine sehr enge Vorstellung, ein artifizielles Produkt seines eigenen Geistes, letztlich ein Gefängnis.
Um Missverständnisse zu vermeiden...
Wenn nun einer sagt: „Ich nenne es nicht Mysterium sondern Gott.“ Kein Problem.
Oder: „Ich glaube das dieses Mysterium Gott ist.“ Auch Kein Problem.
Oder: „Ich glaube an meine Seele und den Vater im Himmel.“ Kein Problem
Ich habe mit all dem nicht das geringste Problem sondern versucht deutlich zu machen, warum Paulus´ Glaube nichts für mich ist.