Aus meiner Sicht nicht. Ich würde sagen:
"das war jetzt ein bisschen ehrlich, nimm den..."
Ich finde es noch immer gemein, denn es gibt ja verschiedene Ebenen von Achtsamkeit. Es ist durchaus Achtsamkeit, wenn ich bemerke, wie sich das Wasser anfühlt, das über meine Hände fliesst. Wenn man aber mal genauer hinblickt, dann ist es gleichzeitig eine sogenannte Fokussierung der Aufmerksamkeit. Und durch das Bündeln von Aufmerksamkeit auf etwas wird die Achtsamkeit grundsätzlich verlassen. Achtsamkeit könnte man ja die hinter der bündelbaren Aufmerksamkeit liegende Wachsamkeit nennen.
Weil das so ist, ist es ja so: in der Meditation lasse ich meine gebündelte Aufmerksamkeit des Alltags langsam von mir gehen. Ich nehme wieder den Hintergrund meiner Aufmerksamkeit wahr, die Achtsamkeit. Ich bemerke den Moment, und nicht mich selber in diesem Moment.
Um im Alltag agieren zu können, muß ich aber - und das ist jetzt eine Annahme des Ungeübten - mich selber im Moment wahrnehmen. Sonst kann ich nicht wissen, wie ich agieren soll.
Aber: ist es überhaupt nötig, zu wissen, wie man agieren soll, um "richtig" zu agieren?
Oder ist es nicht eher so: wenn ich aus dem Wissen über das Richtige heraus agiere, schränke ich dann nicht aus Kontrollsucht heraus die Bandbreite von Wahrheit ein? Handele ich dann nicht letztlich nur aus dem Ego heraus? Und damit aus der Angst heraus, aus Begrenztheit?
Ich denke: bei Tageslicht betrachtet ist es ausreichend, im Moment zu sein und in diesem hellwach (achtsam). Man wird dann bemerken, daß man irgendwann losgeht, z.b. um auf die Toilette zu kommen. Und man wird bemerken, daß die Füsse den Körper tragen, ohne daß man aus Wissen heraus die Füsse so oder so aufsetzt. Ebenso wird man ohne das Wissen zu müssen direkt zur Toilette gelangen.
Genauso: wenn das Kind kommt, und etwas will, dann wird der Papa ohne das Wissen dies gerade zu tun und wie er es tun soll einfach tun, was das Kind will. Oder er wird sich etwas fragen und diese Frage dem Kind stellen. Also wenn das Kind z.b. ein bonbon will, wird der Papa das Kind fragen: "wieviele Bonbons hast Du denn heute schon gegessen" und nicht die Frage in sich selber bearbeiten um zu einem Nein zu kommen, weil das Kind schon zuviele Bonbons gegessen hat. Auf diese Weise kann das Kind sich die Frage, ob es noch ein Bonbon bekommen kann, selbst mit Hilfe des Vaters beantworten und lernt damit etwas für das Leben sehr Wesentliches: die Begrenztheit der Bedürfniserfüllung, und nicht die Begrenzung durch Papa.
Und wenn die Frau etwas anderes will oder kritisiert, wird der achtsame Mann die Frau wahrnehmen und ihre Bedürfnisse und nicht sich selbst im Streit. Er wird in sich ruhen und wenn die Menschen zusammen passen mit guten Bemerkungen auch seine Frau zur Ruhe bringen. (klingt jetzt doof, ist ja aber vielleicht so.)
Du amüsierst mich, stelle ich fest. Ich sitze und grinse wie eine Grinsekatz. Fühlt sich gut an. Da sind keine Gedanken, sondern nur die Stimme, die ihre Worte aufschreibt. Oh, und der Atmende dahinter natürlich. Ich nehme an es ist der Schöpfer, der atmet, denn ich selbst muß es ja nicht tun, es geht automatisch.
lg