Joey
Sehr aktives Mitglied
Confidence-Intervalle allein sind keine Garantie für neutrale Kommunikation
Zwar benennt das IPCC Unsicherheiten formal korrekt mit Confidence-Intervallen – aber das Narrativ, das daraus in Medien, Politik und sogar in manchen IPCC-Zusammenfassungen für Entscheidungsträger entsteht, ist oft unausgewogen alarmistisch.
Die untere Bandbreite wird kaum kommuniziert – der Fokus liegt auf Worst-Case-Szenarien.
Nein. Denn auch die Folgen von z.B. nur 2° Erwärmung pro CO2-Verdoppelung (best case vom IPCC) sind die gleichen, nur eben ein klein wenig später. Ob z.B. die Korallen in 30 oder 50 Jahren aussterben werden ist aber für die Entscheidung, sie möglichst nicht aussterben zu lassen, beinahe irrelevant. Ebenso die anderen dramatischeren Kippelemente (schmelzen der Westantarktis, Permafrost abtauen etc...). Ob es in 50 oder vielleicht mit Glück erst in 70 Jahren droht, dass 2,5° Erwärmung überschritten wird (falls weiter nur schwach gebremst), macht für politische Entscheidungen keinen großen Unterschied, weil wir doch möglichst weit unter 2,5° bleiben sollten.
Paleoklimadaten ≠ heutiger CO₂-getriebener Wandel
Ja, aber auch bei den damaligen Klimaveränderungen (-erwärmungen) spielte CO2 eine Rolle. Auch bei denen, die ihre Grundursache in z.B. Variationen der Erdbahn haben. Da kommt CO2 über Rückkopplungen mit ins Spiel, was dann die Erwärmung sogar noch verstärkt.
Und die (vielleicht dämpfenden) Rückkopplungen wenn vorhanden über Wolkenbildung etc. auf die Du so gerne verweist, waren damals vermutlich auch nicht viel anders. Die Wolkenbildungs-Mechanismen etc. (wann sich warum welche Wolken wo bilden) werden sich nicht drastisch verändert haben.
Zwar fließen Daten aus Eisbohrkernen und anderen geologischen Quellen in die Schätzungen zur Klimasensitivität ein, aber diese Daten sind extrem ungenau, indirekt und interpretationsabhängig.
Paleoklima ist nützlich für Hypothesenbildung, aber viel zu spekulativ, um damit heutige Politiken zu rechtfertigen.
Diese historischen Schätzungen enthalten viele Störfaktoren: Vulkane, Sonnenzyklen, Veränderungen der Erdumlaufbahn – nicht nur CO₂. Daraus präzise Zahlen für zukünftige Sensitivität abzuleiten, ist wissenschaftlich hochgradig unsicher.
Weswegen es auch nicht die einzige Quelle von Schätzungen ist.
Modellkonvergenz ≠ Realitätsnähe
Der „best estimate“ von 3 °C Klimasensitivität basiert größtenteils auf Modellen, die gegenseitig kalibriert sind, aber nicht notwendigerweise die Realität akkurat abbilden.
Nein, sie sind nicht gegenseitig kalibriert, sie benutzen unabhängig gemessene Modelparameter, die kontinuierlich verbessert und eingereicht werden. Da gibt es tausende Einzelstudien über das Albedo von Oberflächen in Abhängigkeit von der Temperatur, über die Schmelzgeschwindigkeit von Eis bei mehr oder weniger Ruß, ozeanische Strömungen in Abhängigkeit vom Salzgehalt uvm.
Zum Beispiel: Vor ein paar Jahren ließ sich das Forschungsschiff Polarstern über ein Jahr im Nordpolarmeer einfrieren, um sich mit der Eisdrift mit treiben zu lassen. Dabei wurden sehr viele meteorlogische, klimatologische, geografische und ozeanografische Messungen durchgeführt, die ebenfalls teilweise in die Modelle mit einfließen. Ein Freund von mir hat als Wissenschaftler an dieser Expedition teilgenommen (und musste/durfte Pandemie-bedingt sogar etwas länger als ursprünglich geplant an Bord bleiben).
Dass andere Studien teils höhere Werte ergeben, zeigt eher die Bandbreite der Unsicherheit – nicht eine Absicherung des „best guess“.
Und es zeigt, dass das IPCC nicht nur auf worst case setzt.
Und gerade diese Unsicherheit muss auch in Richtung geringerer Sensitivität offen gehalten werden.
Dann zeige die vielen seriösen Studien, die geringere Werte aufzeigen, und die noch nicht falsifiziert wurden. Für die IRIS-Hypothese von Leizden gilt das näcmlich nicht. DAS konnte entkräftet werden.
Wissenschaft ist da nicht demokratisch "fair", dass sie dann diese Unsicherheit nach unten ohne Hinweise drauf offen lässt, nur weil es nach oben diese Unsicherheit gibt. Confidenzintervalle müssen nicht symmetrisch sein und bleiben.
Confidence-Intervalle sind nur so gut wie ihre Grundlagen. Und wenn diese Grundlagen stark modell- und annahmeabhängig sind, dürfen wir sie nicht wie Naturgesetze behandeln.
Sie sind aber nicht so stark annahme-abhängig, wie Du es hier darstellen willst.
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