Die Mythen halte ich für überlebensnotwendig, weil sie mögliche Routen durch das Leben aufweisen, die ein Mensch für sich auf seine Umstände übertragen kann.
Mit Leid umzugehen durfte ich ausgiebig lernen. Da hat mich Jiddu Krishnamurti zu angeregt; die Erlösung aus dem Leid findet nicht sich nicht durch Verdrängen - und manchmal ist ein nachdenkloses "Annehmen" auch nur eine Form der Verdrängung und nicht echt. Es wirkt nicht, weil es weiter auf der Seele lastet.
Krisnamurti sprach vom Weg aus dem Leid, dem einzigen, ungefähr so: Man muss die Landkarte des Leids vor sich ausbreiten und einmal alles betrachten.
Dabei geschieht es, dass man es aus einer Perspektive betrachtet, von oben, ungefähr so, das sind jetzt meine Worte, als würde man leidlos darüber stehen, also eigentlich der Zustand, den wir haben, wenn wir uns von den Anhaftungen gelöst haben. Dann erblickt man einen Sinn in dem Ganzen. Dieser Sinn ist es, der den Geist und damit auch das Herz befreit.
In meinen dunklen Stunden hab ich das getan, wenn ich dazu die Kraft hatte. In dunkelster Nacht wird der Tag geboren, heißt es in jüdischen Schriften.
Mit dem Tag ist für mich das Helle, das Erkennen des Sinns gemeint, der meist über ein Menschenleben hinausgeht.
Vaclav Havel meinte einmal, dass Hoffnung nicht darin besteht, darauf zu warten, dass eine Sache gut ausgeht, sondern dass Hoffnung darin besteht, dass eine Sache Sinn hat, ganz gleich, wie sie ausgeht.
Dies ist auch meine Beobachtung; ein Tod kann viel leichter akzeptiert werden, wenn damit ein Sinn einhergeht, wie auch immer diese aussieht. Das halte ich für das Wesentliche bei der Beschäftigung mit dem Tod: Dass man einen Sinn in seinem Leben und in allem, was man tut, erkennt und in diesem Bewußtsein lebt.
Die Angst vor dem Tod ist es weniger. Es ist die Angst, dass man seinen Sinn entweder nicht erkannt hat oder nicht "die Zeit" hatte, den Sinn zu erfüllen, hier, bevor man geht.
Dass sich "Sinn" in winzigen Kleinigkeiten, die eigentlich kaum Aufwand und Kraft und Zeit benötigen, erfüllen kann, ist daher ein kostbares Kleinod für mich geworden, das ich jedem ans Herz legen möchte.
Auch für die dunklen Stunden kann man dankbar sein, wenn man entdeckt hat, dass eine dunkle Stunde die Geburt einer Sternstunde sein kann, wenn man sich das erlaubt.
zu so vielen Dingen, die Du schreibst, kann ich nur nicken, liebe
@Matangi
hab schon Nacken
lg