Aber: An den Tod denke ich sowieso täglich. Schon lange. Und ich glaube auch, dass die meisten anderen das zumindest hin und wieder tun, so ganz ausblenden lässt sich die Tatsache, dass zumindest unsere Körper sterben, ja nicht.
Das Leben nach dem Tod hat mich schon von Kind an fasziniert. Und ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der einen sehr makabren und schwarzen Humor hatte. Richtig real wurde der Tod für mich nach seinem Freitod im Jahr 2000. Er war ka schene Leich. Ich war dabei, als sie ihn vom Strick runtergeschnitten haben.
So ähnlich gehts mir auch.
Wenn der Tod mal so richtig mitten in der Familie angekommen ist, dann ist er nichts mehr, was nur andere betrifft.
Dann ist er da und bleibt auch da.
Ich hab meinen Mann (er war damals 54) in einer riesigen Blutlache liegend gefunden. Erschossen (was ich allerdings zu dem Zeitpunkt nicht wusste)....und er war auch ka schene Leich.
Danach ging meine Mum, gut, die war alt und hat ihr Leben gelebt, und dann ging mein Sohn. Er war erst knapp 30.
Also um meine Aufmerksamkeit braucht der Tod nicht mehr zu bitten - Corona hin oder her - die hat er ohnehin, und das täglich.
Die Beschäftigung mit ihm, mit dem Sinn des Lebens und Sterbens und was danach kommen mag, war zwar schon lange vorher immer mal sporadisch vorhanden, aber wenns zu belastend wurde, wurde es schnell wieder weggeschoben und auf später vertagt.
Jetzt aber gabs kein Wegschieben mehr, jetzt gings ans Eingemachte, um irgendwie weiterleben zu können.
Mein Bücherschrank füllte sich mit allem möglichen, um dem Sinn des Lebens und Sterbens irgendeine Antwort entlocken zu können, die mich befriedigt.
Ich hab gesucht, gefunden und vieles wieder verworfen.
Und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen und wird es wohl auch niemals sein.....