Nithaiah, ich hab das von einer alten Dame, die mich ihrerzeit sehr beeindruckt hat. Vielleicht drücke ich mich auch nur falsch aus. Die Frau hat im und nach dem Krieg so ziemlich alles durchgemacht, was man da negatives erleben kann (Mann tot, Kinder tot, vergewaltigt etc.) und hatte auch eine "Depression", konnte diese aber nicht "ausleben", weil sie sonst verhungert wäre. Während des "depressiv werdens" funktioniert man ja noch relativ gut, schlimm ist erst der finale Zustand, wenn du im Loch hockst und sich nichts mehr rührt.
ciao,

Delphinium
Es war wirklich etwas unglücklich formuliert. Auch wenn ich mir schon gedacht habe, wie du es meinst.
So in der Art wie: "Im Krieg konnten sich die Menschen keine Depressionen leisten."
Ich bin aber der Meinung, dass sich psychische Traumata zwar verdrängen und übertünchen lassen, aber deshalb noch lange nicht weg sind. Für mich stellt sich die Frage, welche Wege sich die Depression / das Trauma dann sucht. Es gibt ja auch lavierte Depressionen, die als solche überhaupt nicht erkannt werden. Die Betroffenen haben dann z. B. starke Schmerzen (Rücken, Kopf) und wundern sich wo die herkommen. Das ist nur ein Beispiel von vielen.
Es ist bekannt, dass der Mensch unter starkem Stress und wenn es ums nackte Überleben geht, übermenschliche Kräfte und Reserven mobilisieren kann. Tatsächlich werden dann nicht nur seelische Schmerzen, sondern auch körperliche total ausgeblendet. Das kann schon eine Zeit funktionieren, klar. Bedeutet aber nicht, dass diese nicht vorhanden sind.
Um das zu verdeutlichen: Viele, die mal einen Unfall hatten, können bestätigen, dass man in der Schock-Situation keinen Schmerz fühlt. Habe ich selbst auch schon mal erlebt. Ich hatte eine schwere Verletzung, habe das Blut spritzen sehen, die klaffende Wunde, aber überhaupt keinen Schmerz gefühlt. Erst als ich im Krankenhaus auf der Liege lag und auf die OP gewartet habe, kam der Schmerz langsam durch. Nur weil ich den Schmerz nicht gespürt hatte, bedeutete das aber nicht, dass keine Verletzung da war.
Jedenfalls war es mir wichtig klar zu machen, dass Depressionen keine Art "Luxuskrankheit" sind, die sich der leisten kann, der gut situiert ist und jede Menge Zeit hat. Das wird dem Thema einfach überhaupt nicht gerecht.