Lieber Jake,
Zum 237. Mal: Wer sagt: "Du musst!"??? Bitte um konkrete Angaben... Rhetorisch ist das natürlich klar, dass die Argumentation leichter fällt, wenn man erst mal eine Behauptung selbst aufstellt und dann dagegen ankämpft. Also nochmal: Wer sagt "Du musst!"???
Vielleicht liegt es an meiner Brille, aber ich lese in mehreren Beiträgen heraus: Wenn Du die Eltern nicht ehrst, wirst Du auf ewig an ihnen haften bleiben und kannst nicht selbstbestimmt Dein Leben übernehmen. Das ist für mich persönlich ein Widerspruch in sich.
Vielleicht ist gemeint: Wenn Du sie ehrst, dann kannst Du Dich von ihnen lösen, aber ehren solltest Du sie, denn sonst funktioniert das mit der Lösung nicht. An den Reaktionen einiger Leute hier kann ich herauslesen (oder liegt das wieder an der Brille?), dass sie es genauso lesen wie ich.
Und wenn ich es so lese, dass es sonst nicht funktionieren kann, dann denke ich: "Stimmt nicht!" Es gibt noch andere Wege - und niemand hat das Recht, einen bestimmten Weg als den allein-seeligmachenden darzustellen. Das ist nicht nur in den Religionen so, sondern auch in psychologischen Fragen!
Versteh ich es recht - Du fühlst Dich hier sozusagen als Anwalt all der Menschen, die Du für - ja was? - dümmer? unfreier? weniger entwickelt? - hältst als Du mit Deiner One-and-only-Autorität?
ich bin kein Anwalt. Ich stelle nur meine Sicht der Dinge dar - und wenn ich merke, dass sich jemand überfahren fühlt, dann beziehe ich Stellung. Oder darf man das nicht?
Ich weiss, dass jeder Mensch seinen individuellen Weg geht. Da ist niemand dümmer, unfreier oder weniger entwickelt. Höchstens anders intelligent, anders frei und anders entwickelt. Es gibt bestimmt andere Dinge, die ich von Leuten, für die ich hier Stellung beziehe, lernen könnte. Denn auch ich bin nicht erleuchtet. Und ich glaube, dass jeder für sich selbst die beste und klügste Autorität darstellt. Ich bin für niemand anders Autorität - und niemand anders ist es für mich. Dass es dennoch Menschen gibt, die ihre Autorität abgeben - und damit auch ihre Macht, ist ihre eigene Entscheidung, doch darf man das von niemandem erwarten, dass er/sie es genauso tut.
Auch das hat niemand behauptet außer Du gerade jetzt... Rhetorik, siehe oben...Ja eben. Wer?
Niemand muss... jeder darf gern dabei bleiben - und bei allem, was damit verstrickt ist.
Wie sollte ich die Äusserung denn sonst verstehen???
Funktionieren tut's immer irgendwie. Es kommt doch eher darauf an, ob es einen Beitrag leistet, der jemand freier und autonomer werden lässt oder nicht.
Und da hat jeder seinen eigenen Weg.
Und ich meine wirklich, dass da jeder selbst zu bestimmen hat, wie er im Rahmen seiner Möglichkeiten mit seiner Elternbeziehung umgeht.
Dann sind wir uns ja soweit einig!
Wenn viele Menschen es als hilfreich empfinden im Sinne der genannten Entwicklung zu mehr Autonomie, wenn sie ihre Eltern nehmen (das auf "die Ehre zu geben" zu reduzieren, halte ich mehr und mehr einfach für eine polemische Verkürzung), dann ist es legitim, dass sie von solchen Erfahrungen berichten und andere dazu einladen, eine solche Chance auch zu nutzen. Wenn andere das nicht tun wollen, ist das völlig okay.
Solange sie nur von ihrer eigenen Erfahrung berichten, ist das in Ordnung, aber sobald ein "man sollte" und "wenn man das nicht tut, dann" auftaucht, erinnert mich das sehr an christliche Missionare oder Pfarrer - und das ist für viele nicht mehr hilfreich. Versteh mich nicht falsch, ich tausche mich gerne mit Christen aus, aber nur solange sie auch meinen Glauben akzeptieren - und nicht sagen, dass ihrer der bessere oder einzig wahre Glauben ist (nur als Beispiel).
Wenn sie sich durch solche Beispiele verunsichert oder unter Druck gesetzt fühlen, halte ich es für eine schiefe Taktik, dann die Beispiele zu bekämpfen
Wie gesagt, solange sie nur von sich und ihrer Erfahrung reden, ohne allgemeingültige Floskeln, ist da kein Problem, aber anscheinend haben dann mehrere Leser das dann falsch verstanden!
z.B:
Es muss gar niemand irgendwen die Ehre geben - alle, die sich standhaft weigern, das zu tun dürfen sich gern weiterhin das Leben selbst schwer machen - und vom Strom des Lebens ab zu schneiden
ich habe diese Aussage gelesen als: Wenn man sich weigert (die Eltern zu ehren), dann schneidet man sich selbst vom Strom des Lebens ab. Wie liest Du diese Aussage?
dasselbe Post:
Und falls irgendwann mal wer von denen, die sich standhaft weigern, den Eltern den Platz ein zu räumen, der ihnen zusteht - trotz allem, was danach kommt - irgendwann drauf kommt, dass ihr genauso geworden seid wie sie dann bitte nicht sagen, dass euch ja niemand vorher drauf aufmerksam gemacht hätte
Wir, die wir uns standhaft weigern, werden unweigerlich genauso schlimm wie die Eltern. Soso, und die, die Eltern ehren, können sich von den Erziehungsmustern lösen? Diese Aussage finde ich sehr fraglich. Denn ich hinterfrage meine Eltern. Würde ich sie ehren, würden manche Fragen wegfallen.
In diesem Sinn - viel Spaß am Leiden
Leute, die ihre Eltern nicht ehren, werden auf jeden Fall leiden. Sehr interessant. Stand im selben Post.
Gruss
Ahorn