Das unsichtbare Schiff

@ et Libera nos:

Welche Folgerungen aus den Beobachtungen des quantenmechanischen Doppelspaltenexperiments würdes du denn bevorzugen ?

- die Kopenhagener Deutung

- die Ensemble-Interpretation

- die bohmsche Mechanik

- oder vielleicht doch die Viele-Welten-Theorie ?

Biete mir mal was an.

Ich bin zwar nicht Et libera nos; ich will aber darauf mal nochwas sagen:

Die Ensemble-Interpretation (die, die ich ständig benutze und bevorzuge) hat zugegebenermaßen etwas von "nicht denken, rechnen!" Sie beschränkt sich aber immerhin auf beobachtbare Größen. Sie ist die einzige Interpretation, die nur sagt: "Wir können Wahrscheinlichkeiten ausrechnen". Alle anderen Deutungen sagen das auch, nur fügen sie dem noch jeweils ein gewaltiges Gedankengebäude hinzu, welches nicht überprüfbar ist. Das ist das große Problem.

Darum bevorzuge ich die Ensemble-Interpritation solange, bis es eine experimentel nachvollziehbare andere Deutung gibt.

Viele Grüße
Joey
 
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@ Joey:

Nun, da hatte Et Libera nos nicht so unrecht. Zunächst geht es darum, dass es nach Bohr und Heisenberg der Ort, eines unbeobachteten Quantenobjekts, ist über den es sich nicht zu sprechen lohnt, weil das Mikrosystem unaufhebbar mit der Messaapparatur verknüpft ist. Erst durch den Akt der Messung wird die Lokalität der Elektronen und Photonen realisiert. Macht das aber wirklich einen Unterschied zur realen Existenz der Elementarteilchen aus ? Je größer die Sicherheit über den örtlichen Aufenthalt eines Elektrons / Photons ist, desto geringer ist seine Impulsschärfe. Das Produkt beider Größen ( die Dimension seiner Wirkung ) hat somit immer einen Mindestwert. Es ist also nicht möglich, gleichzeitig den Ort und den Impuls ( somit auch die Geschwindigkeit ! ) eines Quantenobjekts genau zu bestimmen. Das dumme ist eben, dass wir zwei Messgrößen eines Quantenobjekts aus einer Wirkung ( Energie / Zeit ) bestimmen müssten. Mit anderen Worten: In einem einzigen Universum würde sich die Beobachtung über den Ort und den Impuls eines Quants gegenseitig ausschließen. Im Umkehrschluß komme ich darauf, dass es gleichzeitig in „vielen Welten“ existiert und an allen Orten präsent ist, die physikalisch möglich sind. Im Multiversum sind alle Orte gleichzeitig beobachtbar und so bleibt unser Universum, wie auch alle anderen Universen, stabil und wir können eine „Wirklichkeit“ erfahren. Wie bereits gesagt: Ich schliesse mich nicht der Kopenhagener Deutung an. Ich weigere mich auch gegen die Vorstellung, dass es nicht möglich sei, die Lehren eines Physikers heranzuziehen, ohne zugleich konsequent jeden weiteren Gedanken dieses Wissenschaftlers zu übernehmen.

LG
 
Zunächst geht es darum, dass es nach Bohr und Heisenberg der Ort, eines unbeobachteten Quantenobjekts, ist über den es sich nicht zu sprechen lohnt, weil das Mikrosystem unaufhebbar mit der Messaapparatur verknüpft ist. Erst durch den Akt der Messung wird die Lokalität der Elektronen und Photonen realisiert. Macht das aber wirklich einen Unterschied zur realen Existenz der Elementarteilchen aus ?

Ja, macht es. Ob das Teilchen nun existiert, und man nicht vorhersagen kann wo genau es ist, oder ob man noch nicht mal sagen kann, dass es existiert... das macht in meinen Augen einen Riesenunterschied.

Je größer die Sicherheit über den örtlichen Aufenthalt eines Elektrons / Photons ist, desto geringer ist seine Impulsschärfe. Das Produkt beider Größen ( die Dimension seiner Wirkung ) hat somit immer einen Mindestwert. Es ist also nicht möglich, gleichzeitig den Ort und den Impuls ( somit auch die Geschwindigkeit ! ) eines Quantenobjekts genau zu bestimmen. Das dumme ist eben, dass wir zwei Messgrößen eines Quantenobjekts aus einer Wirkung ( Energie / Zeit ) bestimmen müssten.

Soweit hast Du die Unschärferelation gut beschrieben. Eine kleine Haarspalterei: Die Dimension der Wirkung ist Energie * Zeit.

Mit anderen Worten: In einem einzigen Universum würde sich die Beobachtung über den Ort und den Impuls eines Quants gegenseitig ausschließen.

Und hier beginnt es falsch zu werden. Das Teilchen hat einen festen Ort und einen festen Impuls, die ich beliebig genau messen kann. Das Problem ist nicht die Messung im Sinne der Beobachtung, sondern die Vorhersage. Je genauer ich den Ort eines Teilchens präpariere (und somit messe), desto größer ist die Impulsunschärfe. Das heißt, dass ich in einem Ensemble von Teilchen, die ich immer gleich präpariere, sehr unterschiedliche Impulswerte messen werde. Diese Impulswerte kann ich beliebig genau messen, aber es werden immer andere rauskommen. Die Breite der Verteilung der erhaltenen Impulswerte, also die Impöulsunschärfe, ist antiproportional zur Ortsmessungstolleranz (Ortsunschärfe). Wovon es abhängt, welchen Wert ich genau messen werde... möglicherweise ist das bloßer Zufall. Versteckte Variablen sind es jedenfalls scheinbar nicht.

Im Umkehrschluß komme ich darauf, dass es gleichzeitig in „vielen Welten“ existiert und an allen Orten präsent ist, die physikalisch möglich sind. Im Multiversum sind alle Orte gleichzeitig beobachtbar und so bleibt unser Universum, wie auch alle anderen Universen, stabil und wir können eine „Wirklichkeit“ erfahren. Wie bereits gesagt: Ich schliesse mich nicht der Kopenhagener Deutung an.

Die Viele-Welten-Deutung ist ja im Prinzip das gleiche wie die Ensemble-Deutung. Anstelle eines Ensembles an Teilchen machen wir jetzt ein Ensemble an Universen draus, um weiter ruhigen Gewissens von "ein Teilchen" sprechen zu dürfen. Das war die eigentliche Absicht, plötzlich mehrere Welten einzuführen. Mehr steckte nicht dahinter. Ob diese Universen nun existieren oder nicht, mach keinerlei beobachtbaren Unterschied. Sie sind ein rein mathematisches Konstrukt... ein Kniff, um weiter "ein Teilchen" sagen zu dürfen. Mehr war von Physikerseite damit nie gemeint.

In der Viele-Welten-Deutung kommt bei einer Impulsmessung (im oberen Beispiel) in jedem Universum etwas anderes raus. Ich, der ich am Messplatz sitze, werde also gleichzeitig ettliche Werte ablesen, und welchen ich letztendlich ablese, hängt davon ab, welches ich das gerade abliest. In der Enseble-Deutung hängt der Wert, den ich letztendlich ablesen werde, einfach vom Zufall ab, und ich kann nur die Verteilung vorhersagen. Was spricht dagegen? Warum muss es unbedingt die viele-Welten-Deutung sein? Warum kann es nichts anderes sein?

Ich weigere mich auch gegen die Vorstellung, dass es nicht möglich sei, die Lehren eines Physikers heranzuziehen, ohne zugleich konsequent jeden weiteren Gedanken dieses Wissenschaftlers zu übernehmen.

Schon richtig. Du behauptetest aber, das Heisenberg und Bohr gesagt hätten, das Elektron würde vielleicht nicht existieren. Und das haben sie mit Gewissheit nicht gesagt. Da solltest Du sprachlich besser Deine Gedanken von denen von Heisenberg und co. trennen.

Viele Grüße
Joey
 
Ja, macht es. Ob das Teilchen nun existiert, und man nicht vorhersagen kann wo genau es ist, oder ob man noch nicht mal sagen kann, dass es existiert... das macht in meinen Augen einen Riesenunterschied.


- hmmmmm, da wollen wir mal etwas genauer hinsehen. Wie wäre es, wenn wir nun das Wort Existenz durch Manifestation ersetzen. Können wir eigentlich machen, wenn wir Existenz als manifestierte Realität begreifen, oder ? Dann würde die Aussage vielleicht derart klingen, dass Quantenobjekte die Eigenschaft haben sich erst dann in der normalen Raumzeit zu manifestieren, wenn wir sie als Teilchen beobachten. Sozusagen den Wellenkollaps verursachen. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass Quantenobjekte in der Lage sind, an einer Stelle aufhören zu existieren und gleichzeitig an andere Stelle in Erscheinung zu treten. Sie durchqueren den dazwischenliegenden Raum nicht. Was passiert zwischen der Phasen Ort 1 und Ort 2 ?
 
- hmmmmm, da wollen wir mal etwas genauer hinsehen. Wie wäre es, wenn wir nun das Wort Existenz durch Manifestation ersetzen. Können wir eigentlich machen, wenn wir Existenz als manifestierte Realität begreifen, oder ?

Nein, da schummelst Du jetzt. Manifestieren heißt existieren mit Wechselwirkung. Existenz ist wechselwirkungsunabhängig.

Dann würde die Aussage vielleicht derart klingen, dass Quantenobjekte die Eigenschaft haben sich erst dann in der normalen Raumzeit zu manifestieren, wenn wir sie als Teilchen beobachten. Sozusagen den Wellenkollaps verursachen.

Da misst Du in meinen Augen wieder der Wellenfunktion eine zu große Bedeutung zu. Erst durch die Messuung können wir sagen, wo das Teilchen ist. Das stimmt. Aber warum sollte das Teilchen zwischendurch nicht auch existent gewesen sein? Möglicherweise hat es sich zwar erst durch die Wechselwirkung entschieden, wo es genau ist... aber was spricht gegen seine Existenz?

Außerdem gebe ich zu bedenken, dass Quantenobjekte in der Lage sind, an einer Stelle aufhören zu existieren und gleichzeitig an andere Stelle in Erscheinung zu treten. Sie durchqueren den dazwischenliegenden Raum nicht. Was passiert zwischen der Phasen Ort 1 und Ort 2 ?

So sieht der Formalismus aus. Ich präpariere das Objekt auf Position eins, warte ein wenig und messe es danach auf Position 2. Und das tolle ist, dazwischen kann sogar eine Wand sein, die das Teilchen klassisch nicht durchdringen könnte (auf diesen Tunneleffekt willst Du glaube ich hinaus, oder?). Was dazwischen war... niemand weiß das. Da kann das Teilchen viele Wege genommen haben. Da gibt es z.B. die Pfadintegralmethode von Feynman, der mit diesem Ansatz die QM herleiten wollte (mathematisch leider etwas unsauber). Und auch da geht nicht ein, dass das Teilchen aus der Realität verschwand.

Im Übrigen: Wenn man sich die Wellenfunktion anschaut, so kann das Teilchen auch innerhalb der Potentialbarriere (Wand) sein.

Viele Grüße
Joey
 
Vielleicht nochmal zur Kernfrage ( hübsches Wortspiel ):

Glaubt ihr an ein realistischen Materialismus ?

Die Hexerei im Mikrokosmos ist für den durch Newton geprägten Verstand kaum fassbar. Trotzdem wissen wir, dass Phänomöne zu beobachten sind, die sich nicht mit der herkömmlichen Weltanschauung in Einklang bringen lassen wollen.

Ich glaube nicht an den realistischen Materialismus und sage, dass alles durch Bewusstsein erschaffen ist. Zugleich sogar alles selbst Bewusstsein ist.

Hi Muggle

Anhand von paranormalen Phänomenen lässt sich schon ein Zusammenhang zwischen Geist und Materie feststellen, doch neige ich persönlich eher zu einem offenen System, d.h. ich möchte nicht voreilig und vereinfachend hochrechnen auf einen absoluten einzigen Faktor (z.B. Bewusstsein), sondern es bei den empirischen Erfahrungswerten belassen, die ich für mich nachprüfe, denn es könnten durchaus noch andere Faktoren eine Rolle spielen, ist sogar sehr wahrscheinlich.

Wir Menschen neigen dazu, alles auf einen Nenner bringen zu wollen und diesen Standpunkt dann vehement zu verteidigen und nichts Neues zuzulassen oder zu integrieren in dieses geschlossene System. Das zeigt sich nicht nur in Religions-Systemen, sondern in allen Ismen und auch in den Geistes- und Naturwissenschaften.
 
@ Joey

Ich habe heir einen sehr interessanten Pressebericht von der Fakultät für Physik an der Uni Wien. Der könnte nochmal richtig Schwung in die Diskussion bringen.

here we go:

Pressebericht Anfang
Realität auf dem Prüfstand
Ist der Mond tatsächlich da, wenn niemand hinsieht?

Unser Alltagsverstand sagt uns, dass ein Objekt „reale“ Eigenschaften besitzt – wie Farbe, Form, Ort, Geschwindigkeit, … - unabhängig davon ob wir diese beobachten oder nicht. In der Quantenphysik gelten diese Alltagsregeln nicht notwendigerweise. Wiener Quantenphysiker um Markus Aspelmeyer und Anton Zeilinger zeigen in einem neuen Experiment, dass unser Konzept von Realität stärker als bisher in Frage gestellt werden könnte. Die klassische Physik (inkl. der Einsteinschen Relativitätstheorien) ist eng an die Konzepte „Realismus“ und „Lokalität“ geknüpft. Unter „Realismus“ verstehen wir die Annahme, dass es eine externe Realität unabhängig von der Beobachtung gibt und unter „Lokalität“ die Annahme, dass sich genügend weit entfernte Objekte nicht beeinflussen können. Beides ist in unserer Alltagswelt gut bestätigt. Quantenexperimente an entfernten aber verschränkten Teilchen stehen jedoch im Widerspruch zu diesen beiden Konzepten. Das ist die Schlussfolgerung aus den sogennanten Bell-Experimenten - benannt nach dem Physiker John S. Bell, der 1964 theoretisch zeigte, dass jede physikalische Theorie, die beide Konzepte verwendet, Lokalität oder Realismus, im Widerspruch steht zu den Vorhersagen der Quantentheorie. Eine Beschreibung der Natur, die die beobachteten Quantenphänomene mit einschliesst, muss also auf mindestens eine dieser (für die klassische Physik unumstößlichen) Annahmen verzichten. Nur auf welche? Diese Frage konnte bislang nicht beantwortet werden. Das Experiment des Wiener Teams wirft ein neues Licht auf diese Frage und beantwortet sie zumindest teilweise: es genügt nicht, das Konzept der Lokalität aufzugeben. Um nicht im Widerspruch mit der Quantentheorie zu sein muss man sich auch von einigen intuitiven Aspekten des Realismus verabschieden. Die Idee dazu stammte aus einer theoretischen Arbeit von Sir Anthony J. Leggett. Er erkannte, dass gewisse „realistische“ Eigenschaften, wie etwa der Spin eines Elektrons oder die Polarisation eines Photons, nicht gleichzeitig immer exakt definiert und über eine „geisterhafte Fernwirkung“ (Einstein) mit einem Partnerteilchen nach den Regeln der Quantenphysik verbunden sein können. Konkret: die gemeinsame Annahme von Nichtlokalität und von einer anschaulichen Form des Realismus, nämlich dass Teilchen gewisse Eigenschaften besitzen unabhängig von Messungen, ist im Widerspruch zu bestimmten Vorhersagen der Quantentheorie. Die Wiener Quantenphysiker formulierten das Theorem von Leggett so um, dass es experimentell getestet werden konnte. Im Experiment verwendeten sie eine Photonenpaar-Quelle, deren Paare in der Polarisation der Lichtteilchen verschränkt sind, d.h. die gemessene Polarisation an einem der Teilchen ist immer mit dem Messergebnis am Partnerteilchen korreliert. Laut Leggett sollten ganz bestimmte Messergebnisse (d.h. Ergebnisse von Polarisationsmessungen entlang ganz bestimmter Richtungen) selbst für nicht-lokale realistische Eigenschaften (hier: Polarisation) nicht mehr nachvollziehbar sein.Die Ergebnisse der Wiener Forscher geben der Quantenphysik Recht und zeigen, dass die gemachten Annahmen nicht haltbar sind. Es genügt demnach für ein Verständnis der Quantentheorie nicht, auf das Prinzip der Lokalität zu verzichten. Will man das dennoch tun, müssen zwangsläufig gewisse anschauliche Eigenschaften der Wirklichkeit aufgegeben werden. Die Wiener Physiker räumen damit ein lange gehegtes Vorurteil aus dem Weg: „Geisterhafte Fernwirkung“ allein reicht nicht aus, um die seltsamen Paradoxien der Quantenphysik zu verstehen. In Zukunft sollte man dazusagen, wie man sich die Realität vorstellt…

Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Mittwoch, 18. April 2007, 19.00 Uhr MEZ!Simon Gröblacher, Tomasz Paterek, Rainer Kaltenbaek, Caslav Brukner, Marek Zukowski, MarkusAspelmeyer & Anton Zeilinger An experimental test of non-local realism Nature 446, 871-875 (19. April 2007) Informationen zu den Autoren unter: http://www.iqoqi.at bzw. http://www.quantum.at
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Page 2
Rückfragehinweis:Mag. Ursula Gerber Quantenoptik, Quantennanophysik, Quanteninformation Fakultät für Physik der Universität Wien Boltzmanngasse 5 1090 Wien ursula.gerber@univie.ac.at+43 1 4277 51205Pressebericht Ende

:zauberer1 :banane: :zauberer1

Hab ich jetzt gewonnen ? :clown:
 
Hi Muggle

Anhand von paranormalen Phänomenen lässt sich schon ein Zusammenhang zwischen Geist und Materie feststellen, doch neige ich persönlich eher zu einem offenen System, d.h. ich möchte nicht voreilig und vereinfachend hochrechnen auf einen absoluten einzigen Faktor (z.B. Bewusstsein), sondern es bei den empirischen Erfahrungswerten belassen, die ich für mich nachprüfe, denn es könnten durchaus noch andere Faktoren eine Rolle spielen, ist sogar sehr wahrscheinlich.

Wir Menschen neigen dazu, alles auf einen Nenner bringen zu wollen und diesen Standpunkt dann vehement zu verteidigen und nichts Neues zuzulassen oder zu integrieren in dieses geschlossene System. Das zeigt sich nicht nur in Religions-Systemen, sondern in allen Ismen und auch in den Geistes- und Naturwissenschaften.


Tja, ich weiß eben, dass ich nichts weiß.

Ich hätte noch ein schönes Zitat von Heisenberg zum Besten zu geben:

"Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich, sondern […] eine von uns gestaltete Wirklichkeit. Wenn […] eingewandt wird, dass es schließlich doch eine objektive, von uns und unserem Denken völlig unabhängige Welt gebe, […] so muss diesem […] entgegengehalten werden, dass schon das Wort »es gibt« aus der menschlichen Sprache stammt und daher nicht nicht gut etwas bedeuten kann, das gar nicht auf unser Erkenntnisvermögen bezogen wäre. Für uns gibt es eben nur die Welt, in der das Wort »es gibt« einen Sinn hat."

Physik und Philosophie, S. Hirtzel, Stuttgart, 1959

:foto:
 
@ Joey

Ich habe heir einen sehr interessanten Pressebericht von der Fakultät für Physik an der Uni Wien. Der könnte nochmal richtig Schwung in die Diskussion bringen.

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Ist der Mond tatsächlich da, wenn niemand hinsieht?

Unser Alltagsverstand sagt uns, dass ein Objekt „reale“ Eigenschaften besitzt – wie Farbe, Form, Ort, Geschwindigkeit, … - unabhängig davon ob wir diese beobachten oder nicht. In der Quantenphysik gelten diese Alltagsregeln nicht notwendigerweise. Wiener Quantenphysiker um Markus Aspelmeyer und Anton Zeilinger zeigen in einem neuen Experiment, dass unser Konzept von Realität stärker als bisher in Frage gestellt werden könnte. Die klassische Physik (inkl. der Einsteinschen Relativitätstheorien) ist eng an die Konzepte „Realismus“ und „Lokalität“ geknüpft. Unter „Realismus“ verstehen wir die Annahme, dass es eine externe Realität unabhängig von der Beobachtung gibt und unter „Lokalität“ die Annahme, dass sich genügend weit entfernte Objekte nicht beeinflussen können. Beides ist in unserer Alltagswelt gut bestätigt. Quantenexperimente an entfernten aber verschränkten Teilchen stehen jedoch im Widerspruch zu diesen beiden Konzepten. Das ist die Schlussfolgerung aus den sogennanten Bell-Experimenten - benannt nach dem Physiker John S. Bell, der 1964 theoretisch zeigte, dass jede physikalische Theorie, die beide Konzepte verwendet, Lokalität oder Realismus, im Widerspruch steht zu den Vorhersagen der Quantentheorie. Eine Beschreibung der Natur, die die beobachteten Quantenphänomene mit einschliesst, muss also auf mindestens eine dieser (für die klassische Physik unumstößlichen) Annahmen verzichten. Nur auf welche? Diese Frage konnte bislang nicht beantwortet werden. Das Experiment des Wiener Teams wirft ein neues Licht auf diese Frage und beantwortet sie zumindest teilweise: es genügt nicht, das Konzept der Lokalität aufzugeben. Um nicht im Widerspruch mit der Quantentheorie zu sein muss man sich auch von einigen intuitiven Aspekten des Realismus verabschieden. Die Idee dazu stammte aus einer theoretischen Arbeit von Sir Anthony J. Leggett. Er erkannte, dass gewisse „realistische“ Eigenschaften, wie etwa der Spin eines Elektrons oder die Polarisation eines Photons, nicht gleichzeitig immer exakt definiert und über eine „geisterhafte Fernwirkung“ (Einstein) mit einem Partnerteilchen nach den Regeln der Quantenphysik verbunden sein können. Konkret: die gemeinsame Annahme von Nichtlokalität und von einer anschaulichen Form des Realismus, nämlich dass Teilchen gewisse Eigenschaften besitzen unabhängig von Messungen, ist im Widerspruch zu bestimmten Vorhersagen der Quantentheorie. Die Wiener Quantenphysiker formulierten das Theorem von Leggett so um, dass es experimentell getestet werden konnte. Im Experiment verwendeten sie eine Photonenpaar-Quelle, deren Paare in der Polarisation der Lichtteilchen verschränkt sind, d.h. die gemessene Polarisation an einem der Teilchen ist immer mit dem Messergebnis am Partnerteilchen korreliert. Laut Leggett sollten ganz bestimmte Messergebnisse (d.h. Ergebnisse von Polarisationsmessungen entlang ganz bestimmter Richtungen) selbst für nicht-lokale realistische Eigenschaften (hier: Polarisation) nicht mehr nachvollziehbar sein.Die Ergebnisse der Wiener Forscher geben der Quantenphysik Recht und zeigen, dass die gemachten Annahmen nicht haltbar sind. Es genügt demnach für ein Verständnis der Quantentheorie nicht, auf das Prinzip der Lokalität zu verzichten. Will man das dennoch tun, müssen zwangsläufig gewisse anschauliche Eigenschaften der Wirklichkeit aufgegeben werden. Die Wiener Physiker räumen damit ein lange gehegtes Vorurteil aus dem Weg: „Geisterhafte Fernwirkung“ allein reicht nicht aus, um die seltsamen Paradoxien der Quantenphysik zu verstehen. In Zukunft sollte man dazusagen, wie man sich die Realität vorstellt…

Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Mittwoch, 18. April 2007, 19.00 Uhr MEZ!Simon Gröblacher, Tomasz Paterek, Rainer Kaltenbaek, Caslav Brukner, Marek Zukowski, MarkusAspelmeyer & Anton Zeilinger An experimental test of non-local realism Nature 446, 871-875 (19. April 2007) Informationen zu den Autoren unter: http://www.iqoqi.at bzw. http://www.quantum.at
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Rückfragehinweis:Mag. Ursula Gerber Quantenoptik, Quantennanophysik, Quanteninformation Fakultät für Physik der Universität Wien Boltzmanngasse 5 1090 Wien ursula.gerber@univie.ac.at+43 1 4277 51205Pressebericht Ende

:zauberer1 :banane: :zauberer1

Hab ich jetzt gewonnen ? :clown:

Ist damit auch Fernwirkung wie Telepathie, Psychokinese, Fern-Telekinese, Astralreisen, Außersinnliche Wahrnehmung und Realitätsabweichungen der TK, PK und ASW usw. gemeint? Ich meine: Werden paranormale Phänomene und die Erkenntnisse der Parapsychologie mit einbezogen in solche quantenphysikalischen Studien? Wisst ihr da mehr?
 
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Ist damit auch Fernwirkung wie Telepathie, Psychokinese, Fern-Telekinese, Astralreisen und Realitätsabweichungen der Telekinese, Psychokinese und ASW usw. gemeint? Ich meine: Wird paranormale Phänomene und die Erkenntnisse der Parapsychologie mit einbezogen in solche quantenphysikalischen Studien? Wisst ihr da mehr?

Die Untersuchungsmethoden der Naturwissenschaft sind immer auf Teilung und Objektivierung aufgebaut, obwohl das mit der Quantenphysik eigentlich nicht mehr haltbar ist. Da werden die interessantesten Zusammenhänge, die unsere Weltanschauung verändern könnten ignoriert, indem man einfach den Mikrokosmos und den Makrokosmos getrennt voneinander betrachtet. Ähnliches ist vielfach zu beobachten. Beispiele: Die Religion ignoriert die Wissenschaft, die Wisschenschaft ignoriert die Religion, die klassische Physik ignoriert die Quantentheorie usw. Das stösst bei mir schon lange sauer auf. Es gibt allerdings auch löbliche Ausnahmen. Der Physiker Amit Goswami z.B. wagt sich etwas weiter vor und stellt tatsächlich Verbindungen von der QM zu den uralten spirituellen Traditionen des Ostens her.

Wenn man sich ein bisschen mit Kabbalah beschäftigt, stellt man fest, dass "Hokus Pokus" nichts neues ist. Wenn man sich mit Religion beschäftigt, stellt man fest, dass alles einen Sinn hat und wenn man sich mit der Physik beschäftigt, stellt man fest, dass Hokus Pokus erklärbar ist ( sofern vom Verstand erfassbar........was nie vollständig möglich ). Meiner Meinung nach gibt gerade die QM sehr interessante Hinweise um grenzwissenschaftliche Phänomene als Wahrheit zu akzeptieren.

Ich glaube, dass die Quantentheorie uns in den nächsten Jahren noch sehr viel beschäftigen wird und die gewonnenen Erkenntnisse unser Leben mehr prägen werden als irgendeine andere Wissenschaft oder Erfindung zuvor.

Übrigens, Sunnygirl, ich bin dir sehr dankbar für die Frage.
 
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