Da saß er nun, der kleine Knabe.
Von allen verspottet, verprügelt, ausgelacht.
Die Menschen hatten ihm sehr wehgetan,
und er konnte sich nicht erklären weshalb.
Aus seinen Augen quollen die Tränen
ohne Unterlass, es gab nur noch ein Ziel: Weg!
Weit fort von den boshaften Artgenossen,
um ein Wesen zu finden, das stark genug war, ihm zu helfen.
Er war schon lange unterwegs, als er eine Stimme vernahm,
welche ihn wie aus weiter Ferne zu rufen schien.
Träge blickte er sich um, bis er in die Augen eines alten Mannes sah,
der gar nicht so weit entfernt unter einer Trauerweide saß.
Der Knabe setzte sich auf die dargebotene Bank,
erst scheu, dann immer mehr und mehr zutraulicher.
Wo ist dein Licht? Fragte ihn der Alte.
Wieso mein Licht? Fragte der Knabe zurück.
Ich weiß davon nichts. Höre ich zum, ersten Mal.
Da schwieg der Alte ne gewisse Zeit,
bis er schließlich sagte, dass jeder ein Licht besäße,
weil alle Menschen eines von Gott bekommen hätten.
Der Knabe klagte dem Alten sein Leid,
und zeigte ihm dadurch, dass er sein Licht nicht kannte.
Du musst es finden, es wohnt in dir, du kannst es,
murmelte der Alte mit großer Überzeugung.
Kannst du es mir nicht erklären, fragte der Knabe,
wie ich mein Licht finden kann?
Nein, sagte der Alte, ich kann dir nur dein Ziel nennen,
den Weg jedoch musst du selbst finden.
Hast du nicht dein Licht, dann könntest du es mir doch zeigen,
fragte der Knabe voller Hoffnung im Sinn.
Ja, ich habe mein Licht, doch du kannst damit nichts anfangen,
denn ich ging einen anderen Weg als du je gehen wirst.
Wenn du mir nicht dein Licht zeigen kannst,
sagst du mir denn wo und was mein Ziel ist? Fragte der Knabe.
Hör zu, sagte der Alte, du bist der Stärkste in deinem Leben,
du ganz allein, du musst es nur wissen lernen.
Und wie kann ich das wissen?
Der Alte flüsterte, dass er ihm eine Geschichte erzählen werde,
die ihm sein Ziel nennen würde, doch er müsse geduldig sein,
denn sie würde einige Zeit dauern.
Es war einmal eine Maus, die hatte große Angst vor der Katze,
sie machte sich auf, einen stärkeren Freund zu finden
und fand nach langer Suche den Hund.
Lieber Hund, willst du nicht mein Freund werden und mir helfen
gegen die Katze zu bestehen, ich sehe doch,
dass du groß und stark bist?
Das könnte ich schon, antwortete der Hund,
doch der Bär, vor dem ich immer fliehen muss,
ist weitaus stärker als ich, der könnte dir viel besser helfen.
Die Maus bedankte sich bei dem Hund und suchte den Bären.
Als sie ihn fand, schleckter der Bär gerade seine Tatzen ab,
die voller Honig war, und fragte ihn das gleiche, wie zuvor den Hund.
Sicher, ich könnte dir schon helfen und auch dein Freund
möchte ich gerne sein, doch es gibt jemanden,
der viel stärker ist als ich, wenn sie da ist, bin ich ganz schwach.
Wer ist es denn, fragte die Maus?
Es ist die Sonne, wenn sie scheint bin ich machtlos,
siehst du, ich wäre dir gar keine Hilfe.
Mutlos trottete die Maus weiter und sprach zur Sonne,
hey Sonne, möchtest du nicht meine Freundin sein,
und mir gegen die Katze helfen?
Doch auch die Sonne lehnte ab und verwies
auf die Wolke, die stärker wäre,
und diese wiederum benannte den Wind als stärker.
Entkräftet stand sie vor dem Wind,
der ihr erklärte, dass der Berg vor ihm weit aus stärker ist.
Mit der letzten Krafte setzte sich die Maus an den Fuß des
Berges und weinte bitterlich ihre letzten Tränen.
Hallo, hallo, wer wird denn weinen, meine Füße
kitzeln ja davon und außerdem, es gibt doch keinen Grund.
Die Maus schluchzte und erzählte dem Berg ihr Leid
und von der langen Reise bis hier her.
Da lachte der Berg lauthals los, er lachte und lachte,
dass einige Felsen von ihm herab bröckelten.
Du und schwach, das kann doch gar nicht sein,
siehst du, ich bin schon stärker als der Wind,
doch sieh nur, wer da in meinem Bauch herumnagt,
und da willst du mir sagen, dass du schwach bist?
Die Maus stieg auf und krabbelte in den Berg,
und von diesem Anblick wurde ihr Herz trotz Müdigkeit und
Ermattung plötzlich sehr sehr warm,
denn vor sich sah sie lauter viele kleine Mäuse.
Der Alte schwieg und sagte nach einer noch längeren Pause,
niemand kann dir Licht von seinem Licht geben,
auch kann dir niemand sein Licht zeigen, da es dir nichts nützt,
doch du kannst jene finden, die einen ähnlichen Weg gegangen sind.
Einen Weg, wie du ihn hinter dir hast. Finde sie
und sie werden dir helfen dass du dein Licht finden kannst,
wenn du es nicht unterwegs bereits selbst gefunden hast.