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Maria schreibt über Jesu Geburt und seine frühe Jugendzeit.
1963.
Ich bin hier, Maria.
Es ist eine beträchtliche Zeit her, rechnet man in Erdenjahren,
dass ich eine Botschaft geschrieben habe, welche zudem nicht recht
umfangreich war. Da es aber dem Wunsch Jesu entspricht, der auf die
Welt gesandt worden ist, um der Menschheit zu offenbaren, dass der
himmlische Vater Sein Geschenk der Göttlichen Liebe erneuert hat—
eine Liebe, die sich so sehr von der natürlichen Liebe des Menschen
unterscheidet, nehme ich diese Einladung zum Anlass, um dir eine
Botschaft zu schreiben.
Es ist dem Werk James Padgetts zu verdanken, der die
Anstrengung auf sich genommen hat, den Weisungen der
himmlischen, spirituellen Heerscharen zu folgen und seine Seele mit
Hilfe der Göttlichen Liebe zu entwickeln, dass auch du nun in der
Lage bist, durch das Wirken eben jener Liebe, die auch in deiner Seele
glüht, Botschaften aus dem spirituellen Reich zu empfangen. Damit
die Welt versteht, was diese Göttliche Liebe ist, woher sie kommt und
was sie bewirkt, hat Jesus beschlossen, das Alte Testament näher in
Augenschein zu nehmen, was dir als Mitglied der jüdischen Gemeinde
nicht schwer fallen wird. Von der Warte des Judentums aus wird er dir
offenbaren, welche Rolle dem Messias der Juden von jeher zugedacht
war, und dass es die Liebe Gottes war, die seine Seele vollkommen
verwandelt hat, um von bloßen Abbild, als das der Mensch geschaffen
wurde, in die Natur des Vaters einzugehen, um eins mit Gott zu
werden.
Ausschließlich die Göttliche Liebe und der Wandel, den seine
Seele dadurch erlebt hat, machten ihn zum Messias Gottes, der gesandt
worden ist, der Menschheit zu verkünden, welchen Heilsplan der Vater
ersonnen hat, seine irrenden Kinder heimzuführen. Jesus will nicht nur
erklären, dass es unabdingbar ist, diese Liebe zu empfangen, um eins
mit dem Vater und wahrhaft erlöst zu werden, er will anhand der
jüdischen Geschichtsschreibung aufzeigen, welch lange Zeit der
Vorbereitungen vonnöten war, dieses Heilswerk umzusetzen.
Durch dich, der du selbst Jude bist, möchte mein Sohn zeigen,
wie sich im Alten Testament, im Talmud und anderen, religiösen
Schriften eine Liebe ankündigte, die so ganz anders ist als die
natürliche Liebe des Menschen, um der gesamten Menschheit
aufzuzeigen, was ihn dazu veranlasst hat, sein Denken, sein Verstehen,
seine Einsicht und seine Intuition zu weiten, sodass er sein Herz und
seine Seele dem Vater—unserem Gott Israels schenkte, um das
Einströmen Seiner heiligsten Liebe zu veranlassen.
Das meiste, was im Neuen Testament über mich steht, ist nicht
richtig. Ich war mit Joseph verheiratet—nach der Sitte meines Volkes,
und unsere Ehe war wie jede andere, gewöhnliche Ehe. Joseph war
weder gebrechlich, noch zeugungsunfähig, sondern ein gesunder,
junger Mann. Die Beschreibung, die in der Bibel über ihn zu finden
ist, rührt daher, dass ich—um meinen Sohn zu einem Gott zu erhöhen
—, von den frühen Autoren der Bibel zu einer Jungfrau hochstilisiert
worden bin, die vom allmächtigen Vater, der als All-Seele voll
göttlicher Liebe und Barmherzigkeit keinen physischen oder
spirituellen Körper hat, überschattet worden wäre.
Nein—ich war eine ganz gewöhnliche Frau und Mutter, die
unter Schmerzen acht Kinder geboren hat. Jesus war mein
Erstgeborener. Er hieß auch nicht Jesus, sondern Josua oder Jeshua.
Die unterschiedliche Aussprache rührt daher, dass sowohl in Nord-, als
auch in Zentralpalästina ein anderer Dialekt gesprochen wurde,
ähnlich deiner Zeit, da sich Sprache und Aussprache stark
unterscheiden, selbst wenn es sich um das identische Volk handelt.
Jesus wurde geboren wie alle anderen Babys auch und weder Joseph,
noch ich ahnten, was aus diesem Kind einmal werden sollte. Dies ist
die Wahrheit, auch wenn es die Heilige Schrift völlig anders
überliefert.
Jesus war ein stilles, fleißiges und frommes Kind. Er
interessierte sich hauptsächlich für den jüdischen Glauben, folgte den
religiösen Unterweisungen und strebte stets danach, den Forderungen
Gottes zu entsprechen, sich gehorsam Seinen Gesetzen zu fügen, um
so die Liebe des Vaters zu erlangen. Wie alle Juden wuchs auch er in
der Erwartung auf, dass Gott eines Tages Seinen Messias schicken
würde, um das jüdische Volk von seinem Joch zu befreien und in das
Heil zu führen. Jesus studierte die Schriften des Jeremias und die der
Propheten, folgte den Geboten der Rabbiner, vermied es aber stets,
sich in irgendeiner Art und Weise zu radikalisieren, wie es im Palästina
der damaligen Zeit an der Tagesordnung war. Vor allem im Norden des
Landes schwelte die Bestrebung, sich gewaltsam der römischen
Fremdherrschaft zu entledigen und das Kommen des Messias geradezu
heraufzubeschwören oder gar zu erzwingen.
Es dauerte lange, bis sich an Jeshu Zeichen einer Liebe
offenbarten, die so anders war als die Liebe, die er für mich, seinen
Vater oder seine jüngeren Geschwister zeigte. Jesus war immer
freundlich und sanftmütig, schien manchmal aber seinen Kopf in den
Wolken zu haben. Berge, Hügel oder der Himmel waren ihm genauso
lieb wie seine eigene Familie. Oftmals zog er sich zurück, um mit der
Natur und den weit entfernten Wolken Zwiesprache zu halten, wobei
ihm das Blau des Himmels nicht weniger wertvoll war als das Wort
seiner religiösen Lehrer, mit denen er sich intensiv auseinandersetzte.
Langsam wurde klar, dass Jesus vollkommen anders war als selbst
seine eigenen, engsten Angehörigen.
Er sprach mehr und mehr von Gott und Seiner Liebe, die—wie
er uns aufzeigte—durch unsere Schriften bewiesen würde. Als er
schließlich zwanzig Jahre alt war, fragte er sich ernsthaft, ob nicht er
es sein könnte, den Gott zur Rettung Seines Volkes schicken würde.
Wir waren wie vor den Kopf gestoßen, weil wir als chassidische,
streng orthodoxe Juden nicht einmal daran zu denken wagten, etwas zu
tun, was unserem Glauben zum Nachteil gereichen könnte. Ehe wir
unsere Religion verraten würden, wären wir lieber in den Tod
gegangen. Im Gegenteil, um die Überzeugung unserer Väter zu
bewahren, waren meine Söhne Juda und Jakob—wie viele junge
Männer dieser Gegend—eher bereit, für das Vaterland zu sterben und
die Römer aus dem Land zu jagen als den Glauben an sich in Frage zu
stellen.
Jeshu hingegen war ganz anders. Er drückte seine Liebe zu
seiner Familie aus, indem er hart für sie arbeitete und meinem Mann
Joseph fleißig zur Hand ging. Er war pflichtbewusst, gehorsam und
sorgte sich um seine jüngeren Geschwister. Alles, was unsere Religion
als Sünde anerkannte, vermied er strengstens und achtete sorgfältig
darauf, der Gemeinschaft keinen Schaden zuzufügen. Auch er war
patriotisch, dennoch aber voller Geduld, Sanftmut und Friedfertigkeit
—im Gegensatz zum Heißsporn seiner jüngeren Brüder. Diese nämlich
konnten nicht verstehen, wie der Gott Israels die Grausamkeiten
zulassen konnte, welche die Römer in unserem Land praktizierten—
Mord, Willkür, Schläge, erdrückende Steuern und Zwangsmaßnahmen
aller Art. Noch weniger aber verstanden sie, wie die jüdischen
Hohepriester und Sadduzäer diese Gewaltexzesse dulden und auch nur
annähernd akzeptieren konnten. Mein Sohn Jesus hingegen mahnte
zum Frieden, zur Versöhnung und zur Nachsicht, denn wie in den
Tagen des Mose sei es der starke Arm Gottes, der uns von allen
Feinden befreie, indem der Vater Seinem Volk den verheißenen
Messias schicken würde.
Jesus redete dabei so voller Liebe und Vertrauen, als wäre ihm
längst klar, dass das Wort Gottes sich bereits erfüllt hatte. Meine Söhne
waren deshalb nicht nur fasziniert, wenn Jesus redete, sie versuchten
durchaus auch, seine Ratschläge umzusetzen, denn weder in Jerusalem
oder in Galiläa, wo sich die Hitzköpfe ereiferten, noch bei den
pfiffigen Bauern, den Kaufleuten, Rabbinern und Pharisäern fand man
einen ähnlichen Glauben und ein solch scheinbar unendliches
Vertrauen in den allmächtigen Vater.
Als Jesus schließlich damit begann, Gott als seinen Vater
anzureden, mit dem er eine persönliche Beziehung eingegangen war,
schreckten wir zurück und hielten ihn für geisteskrank, denn auch
wenn uns unser Glaube lehrte, dass Gott uns alle liebt, war es unserer
Meinung nach unmöglich, wenn nicht sogar eine schwere Sünde, mit
Gott wie mit einem geliebten Menschen zu sprechen. Wir glaubten
deshalb lange Zeit, die intensiven, religiösen Studien, die Jesus
immerzu betrieb, hätten ihn schließlich wahnsinnig—gottestrunken—
gemacht.
Dass Jesus eine völlig andere Wahrnehmung besaß, die ihm
Zugang zur göttlichen Wahrheit verschaffte, konnten wir leider nicht
verstehen. Jesus aber ließ sich nicht beirren und vertraute auf das, was
in seiner Seele glühte. Als er schließlich sein Elternhaus verließ, um—
wie er sagte—sein Volk zu erlösen, war unser erste Gedanke, er habe
die Rolle eines Zelotenführers angenommen, um das jüdische Volk
von der Fremdherrschaft der Römer zu befreien. Als Jesus aber
verkündete, Frieden mit Rom schließen zu wollen, indem er den
Menschen zeigte, dass sie nur den himmlischen Vater um Seine
Göttliche Liebe bitten müssten, hielten wir ihn endgültig für verrückt.
Meine Töchter Lea und Rahel, die fest in der alten Tradition
von Gesetz und Thora verankert waren, sagten sich deshalb vom
Idealismus ihres Bruders los, obwohl sie ihn von Herzen liebten.
Selbst mein Mann Joseph, der eine leise Ahnung davon hatte,
wovon Jesus immerzu sprach, erkannte erst dann die volle Wahrheit,
als Pilatus ihm den Leichnam Jesu übergab, damit er nach der Sitte der
Väter bestattet würde. Fühlte sich Joseph anfangs noch verflucht und
von Gott gezeichnet, weil Er ihm einen solchen Sohn geschenkt hatte,
erkannte er nun unter bitteren Tränen, welch unglaubliche Wahrheit
sein Sohn der Welt gebracht hat.
Heute weiß ich—wie alle, die hier in den göttlichen Himmeln
leben, dass die Liebe, mit der uns Jeshu begegnete, anfangs noch eine
reine, vollkommene, aber natürliche Liebe war; später erst, als die
Liebe des Vaters seine Seele verwandelt hatte, wurde diese Liebe ins
Göttliche erhoben. Deshalb hat er auch seine Familie verlassen, um als
Messias Gottes das Werk zu tun, das der himmlische Vater ihm
aufgetragen hat—die Verkündigung der Frohbotschaft der Göttlichen
Liebe, ein Amt, für das er auserwählt und geboren ist.
Auch wenn er als junger Mann noch darüber nachdachte, wie
es wohl wäre, verliebt zu sein und eine eigene Familie zu gründen,
wurde diese natürliche Liebe von einer viel größeren, wunderbareren
Liebe ins Göttliche erhoben, die ihn dazu veranlasste, in kindlich-
brüderlicher Hingabe alle Menschen als seine Brüder und Schwestern
zu verstehen. Diese Liebe war ihm tausendmal mehr wert als alle
Gedanken an Frauen, Heirat oder die Aussicht auf ein erfülltes
Familienleben. Er liebte alle Menschen wahrlich von Herzen, war
gütig zu allen, stets bereit, seine Dienste anzubieten, seinen
Mitmenschen zu helfen und sie von Krankheit und Leiden zu heilen,
ihre Trauer zu lindern und den Bedrückten, Trauernden, Gebrochenen
und Hilflosen Mitgefühl und Trost zu spenden.