Chaos um mich herum

Hallo @MeinWolfsblut. Ich zitiere jetzt mal kreuz und quer durch diesen Thread. Dinge halt, die mir so aufgefallen sind. Vielleicht zum nachdenken, vielleicht zum überlesen. Wie auch immer

Ich war geschickt im „umgehen“ von zivilen Menschen, aber nicht auf Dauer.
Das Wort "umgehen" musste ich mehrmals lesen. Ist dir eigentlich bewusst, wie zweideutig dieses Wort in diesem Zusammenhang ist?

1. Die Art und Weise, wie man sich auf andere Menschen einlässt und mit ihnen interagiert.
2. Um andere Menschen herum gehen, ihnen ausweichen.

Komplett gegensätzlich. Ist es möglich, dass du glaubst das eine zu tun, in Tat und Wahrheit aber das andere machst?

Es gibt ja noch mehr um mich herum, was geregelt und gelebt werden soll.
Für mich sind das Ausreden, um sich nicht mit dem Grundproblem befassen zu müssen. Du wirst dein Leben lang immer etwas regeln müssen. Das wird nie aufhören. Warum also nicht mal die anderen regeln lassen und sich stattdessen mit sich selber befassen? Wenn du mit einem Nervenzusammenbruch in der Psychiatrie landest, müssen auch andere die Dinge regeln, die du sonst tust.

Ein großer Traum war, den Mann kennenzulernen, der mir seit meinem 11. /12. Lebensjahr im Traum erschien. Das habe ich.
Dein Traum hat sich erfüllt, du hast ihn kennengelernt. Warum bist du noch immer unzufrieden?

Man sollte seine Wünsche ans Universum genau formulieren, denn so wie du sie formulierst, werden sie erfüllt. Du warst mit deiner Formulierung zu vage. Traum geplatzt. Du wirst erst Ruhe finden, wenn du das akzeptieren kannst.

Was geschieht, geschieht. Und was nicht, das eben nicht. Doch beeinflussen kann ich es nicht.
Und ob! Du weisst gar nicht wieviel du bewegen kannst, bevor du es nicht wenigstens versuchst.

Was würde ich einer Freundin sagen… Mit großer Wahrscheinlichkeit genau das, was ihr mir erzählt. Ich würde ihr Ratschläge geben. Mach mal ne Auszeit, kümmere dich mal um dich, vergiss ihn. Alles mit den besten Wünschen!

Doch muss es auch umsetzbar sein.
Es ist alles umsetzbar, wenn man es wirklich will. Willst du es wirklich?
 
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Hochachtung… Das ist echt lieb. Gerne nehme ich deine Worte an. :) Und ich wünschte, ich könnte sie auch vor mir haben. Daran scheitert es manchmal, weil das Bild in meinem Kopf anders ist. Wie ich sein sollte… Wie es sein sollte. Zwar versuche ich alles mögliche richtig zu machen, doch irgendwie, geht der Schuss dabei immer nach hinten los.

Was würde ich einer Freundin sagen… Mit großer Wahrscheinlichkeit genau das, was ihr mir erzählt. Ich würde ihr Ratschläge geben. Mach mal ne Auszeit, kümmere dich mal um dich, vergiss ihn. Alles mit den besten Wünschen!

Doch muss es auch umsetzbar sein.
Tatsächlich würde ich mir am liebsten nen Platz schaffen, mit einer Gardine drum rum. Denn meine Augen sehen sehr wohl, das Chaos neben mir. Die ganzen verdammten Kabel, schon wieder irgendein neues technisches Gerät, schon wieder weniger Platz für meine Entfaltung.
Ich bin so ein Dekomensch, ein Asket, der darin seine Gemütlichkeit sieht. Doch stelle ich hier schöne Dinge hin, verlaufen gleich 3 neue Kabel drüber. Oder mein Gipsengel hat plötzlich Schrauben im Teller… Demonstrativ.

Und da ist wieder das Beispiel Abi… Alles hab ich sehr gut kapiert und ich hab die Themen regelrecht verschlungen. Aber das Vokabeln lernen ging nicht… Weil mir die gerade, geordnete Linie fehlte. So bekloppt sich das auch anhört. Wenn mein Mann mir demonstrativ ein Ladekabel über die Vokabelbox zieht, dann entwickelt sich bei mir eine Art Blockade. Und die bin ich auch nicht mehr los geworden...

Für manch einen klingt das Larifari, aber für mich war das sehr schlimm und Druck hat sich aufgebaut.

Ich hab mich vor zwei Wochen durchgesetzt, dass mein Mann mir eine Kommode ins Gästeklo setzt. Geordnet. Gerade Linien und Chaos für das sichtbare Auge versteckt. Das brauche ich. Doch der Rest lässt sich hier kaum bewältigen.

Und wahrscheinlich ist es auch für meine Leute nicht leicht, mit mir auszukommen, da ich diese gerade Linie verzweifelt anstrebe und da (so wie gestern) die Nerven verliere.

Meine Eckchen habe ich tatsächlich draußen. Auch wenn ich es im Moment nicht nutzen kann. Das Spielgerät, bei meinem Seelchen, was auch meine Freundin sehr ansprechend findet. Wir sitzen zusammen oft da und quatschen. Früher auch mit meinem Seelchen.
Die Bank am Weiher, die zwar weiter weg ist, aber mir gut tut. Im Park, die Bank. Oder der Riesenraum meiner Natur, meiner Wälder. Im Moment ist das aber nicht möglich, da nass, kalt, schlammig, gefährlich.
All diese Freiheiten fehlen und lassen mich irgendwie krank werden.

@Iphigenie Du hast mich mal gefragt, ob ich mir immer gewünscht habe in einem Dorf zu leben. Doch, habe ich. Straßen und Lärm lösen bei mir Reizüberflutung aus. Das hatte ich alles schon und es hat mir gar nicht gut getan. Ich brauche grün, viel Grün, Wasser, stille Weite und eine gewisse Beschaulichkeit. Jeder Besuch in der lauten Nachbarstadt, ist für mich ein Kulturschock.

Liebe MeinWolfsblut,

der Eingangsbeitrag ist der erste deiner längeren, den ich komplett gelesen haben. Also entschuldige bitte, falls sich nun Fragen meinerseits auftun, die anderen längst bekannt sind.

Zunächst einmal meine Hochachtung ganz allgemein für ein - wie es klingt- wirklich herausforderndes Leben, dass du zu meistern suchst. Wenn ich es richtig zusammenbringe, lebst du mit einem Mann und Vater deiner Kinder, den du nicht mehr liebst in einer relativ geräumigen Whg. Deine Kinder sind beide eingeschränkt. Die Tochter Asperger und der inzwischen pubertierende Sohn Autist, Tourette und Asperger. Du selbst leidest zusätzlich noch an einer Muskelerkrankung und Epilepsie neben dem Aspergersyndrom.

In eurer Whg hast du keinen Raum/Platz/Rückzugsmöglichkeit für dich und Kabel sowie Elektrogeräte liegen quer in den Räumen rum. Du sprichst von dem Chaos um dich herum und davon, dass du, wenn die Kinder aus dem Haus sind gerade das nötigste bewältigt bekommst.

Arbeitet dein Mann? Eure Beziehung scheint mir irgendwie längst vorbei zu sein. Du schreibst in der Alltagsbewältigung mit beiden Kindern immer entweder von Er oder ich, kein/kaum Wir. Wie geht es ihm mit euch dreien? Äußert er sich dazu? Weiß er, dass du ihn nicht mehr liebst und weiß er, dass du dich in jemand anderen verschossen hast? Was ist sein Bedarf und seine Perspektive auf die Gesamtsituation? Tauscht ihr euch diesbezüglich noch aus?

Wieso verlaufen Kabel wirr durch die Whg? Könntest du, er oder ihr nicht die Gegenstände und Möbel SO hinstellen, dass die Kabel nicht quer verlaufen müssten? Oder du das, wenn er nicht da ist mit den Kindern oder mit einer Freundin gemeinsam machen?

Welches Budjet habt ihr monatlich zur Verfügung? Die Aussage, dass die anderen Drei deiner Familie das Chaos lieben und daher bewerkstelligen oder es sie zumindest nicht stört, finde ich bedenklich. Entweder ist da kein Chaos in dem Sinne, dass es als Chaos verstanden würde und du bist tatsächlich "überpenibel" oder aber, da ist wirklich Chaos und keiner, auch die anderen fühlen sich (nicht) wohl. Ein Chaos und unbehagliches Wohnen, das nicht mehr wahrgenommen wird ist ein Zeichen für Depression, Resignation oder Regression oder wahrscheinlich eine Mischung aus allem, aus dem schlicht und ergreifend Gewöhnung wird. Eine falsche Angewohnheit. Sodass sich das nach und nach auftürmt und irgendwann nicht mehr bewältigbar ist.

Auch verstehe ich nicht, wieso du dir auf dem Gästeklo "deine kleine Ecke" einrichten musst/willst? Ist das eine gangbare Lösung für dich?

Wie gesagt, ich habe kaum deine langen Beiträge gelesen und kenne mich mit deiner Situation wenig aus. Bist du selbst in Pflege? In Rente oder Frührente? Als Epileptikerin darfst du diverse körperliche Anstrengungen ohnehin nur sehr schwer eingeschränkt vollziehen. Die Situation mit deinem Sohn hat sich verändert, damit ist ein erhöhter Pflegegrad anzudenken. Wenn er einmal wirklich groß und stark ist, kann es tatsächlich sein, dass du gegen einen Autisten- was manchmal mit Gewaltbereitschaft einhergehen kann- keine Schnitte hast. All das wäre jetzt schon zu bedenken, damit es nicht wie ein Dieb über Nacht über dich kommt. Bist du in Kontakt mit entsprechenden Einrichtungen, die helfen können oder könnten?

Zusammenfassend höre ich aus deinen Schilderungen, dass du keinen "Raum" hast. Das ist einmal "pysisch real" so, gleichzeitig aber auch mental und psychisch. Aber diesen "Raum" musst du dir selbst auch schaffen, in dem du das System änderst, in dem ihr alle euch "eingerichtet" habt.

Konkret könnte das heißen:

Bei genügend Budjet: Tägliche Haushaltshilfe

Pflegegrade geltend machen, für dich, aber auch für deine Kinder/deinen Sohn. Sofern euere Finanzen es nicht hergeben, eine Pflege für den Haushalt beantragen, nicht nur einmal die Woche zwei Stunden, sondern wie gesagt, täglich. Dafür müssten die Pflegegrade angepasst werden. Da kann dir eine Familienhilfe helfen, den ganzen Schriftkram zu erledigen und zusätzlich gibt es Leute, die du aufsuchen kannst. Wichtig ist jedenfalls, dass du den Bedarf geltend machst. In deinem Eingangsbeitrag tust du das nicht. Du schilderst "die anderen drei... chaotisch wie der Papa, aber die störts nicht. Nur ich bin so penibel und komme nicht damit klar!" Das wird jeder Pflegeverwalter als Einladung nehmen, euch euch selbst zu überlassen, denn ein *echtes Probs* gibts hier nicht, störe dich doch einfach nicht daran. ;)

Raum schaffen bedeutet auch:
Jetzt schon eine Einrichtung deines/eures Vertrauens suchen, in der dein Sohn sukzessive herangeführt wird... vielleicht einmal die Woche wenige Stunden, dann nach einigen Monaten eins bis zweimal die Woche dort übernachten usw... denn er ist jetzt noch ein Junge, aber er wird mal ein junger Mann sein und es wäre wichtig, diesen Weg für ihn jetzt schon zu ebnen. Die Fürsorge durch Profis und Experten kann gerade für ihn eine große Hilfe zur Alltagsbewältigung sein, auch damit er schulisch weiterkommen kann, bevor sich im System Familie Fehlverhalten etabliert. Für den Sozialisierungsprozess deines Sohnes brauchst du nach und nach mehr Hilfe, als früher und als du augenblicklich hast. Für dich selbst schafft es tatsächlich "Raum".

Raum schaffen bedeutet auch:

Einfach mal "Urlaub" vom Alltag machen: Essen gehen, schnieke und teuer. Sich ein Verwöhn-Wochenende in einem Hotel gönnen mit Massage und was das Herz begehrt. Einfach ein Stück vom "ungelebten Traum" leben, sofern es und wo es möglich ist.

Raum schaffen bedeutet:

Kabel rausziehen und die Möbel oder ganze Räume so umstellen, dass ein sinngebendes Wohnen möglich wird und sich dafür bei Freunden und Familie Hilfe suchen.

Raum schaffen bedeutet:

Z.B. Eine Entrümpelungsfirma anrufen und Klarschiff machen, wenn es allein nicht mehr bewältigbar ist.

Raum schaffen bedeutet:

Die Großeltern entweder nützlich involvieren, als mit anpackende Hände- gerne auch finanziell oder aber eine klare, strikte Trennung. Denn das wenigste was du gebrauchen kannst sind "Leute" die du angesichts der Herausforderungen nun noch selbst durch die Situation therapieren musst...

Und natürlich abschließend:

Raum schaffen bedeutet, sich genau anzuschauen, wie es kommt, dass das Gästeklo nun dein kleines Rückzieh-Deko- Zimmerchen werden soll. Bist du Gast in euerem Haus? Ist das Stille-Örtchen vielleicht eine ironische Anmerkung deines Mannes oder deiner Kinder gewesen nach deiner Reklamation? Und du hast die Ironie nicht verstanden? Ich muss gestehen, ich stehe hier echt etwas an. Es kann natürlich sein, dass dieses Klo noch der einzig halbwegs benutzbare Raum ist oder ähnlich. Ich weiß es wirklich nicht. Nur wünsche ich dir einfach die Kraft, dass du dich gegen diese Lösung stemmen kannst und willst. Da gehen schließlich eure Gäste, vermutlich auch die Großeltern usw... hin und kacken. :/

Raum schaffen heißt insgesamt, tätig werden statt sich immer nur in Grübeleien, wie alles doch sein könnte aber nun mal nicht ist zu verlieren und für einbisschen Bestätigung das ganze Leben immer wiederzukäuen und damit auch unangenehme Situationen zu festigen.

Nujo, ich wünsche dir so oder so alles Gute. Jetzt ist das auch so ein ellenlanger Beitrag geworden, mal wieder. Vielleicht ja der ein oder andere Denkanstoß für dich dabei. Bitte keine Schuhe anziehen, die nicht passen. Vieles ist naturgegeben spekulativ. Ich drücke dir das Däumchen!
 
Hey ihr Lieben… Ich habe alles von euch gelesen. Und werde euch auch noch antworten. Da ist sehr viel interessantes dabei. Und ich möchte mich auch nicht vor schwierigen Fragen drücken.

Doch geht es mir gerade gar nicht gut. Physisch nicht. Mental auch nicht.

Ich melde mich wieder.
Hallo Meinwolfsblut, jetzt wollte ich dir gerade in dein Profil schreiben, aber da habe ich keinen Zugriff drauf. Daher hier. Ich wollte dir mit meinem Beitrag nicht zu nahe treten oder dich vor den Kopf stoßen. Wenn du magst, kann ich ihn auch löschen lassen. Du bist- auch gesundheitlich und mit deiner Familiengeschichte- in einer Ausnahmesituation, vielleicht auch schon dein Lebenlang. Wenn da Choas um dich herum entsteht, ist das nur natürlich, gehört zu gewissen Krankheitsbildern einfach dazu, z.b. zur Epilepsie, die körperlich sehr stark einschränkt. Der Leidensdruck ist umso größer, je weniger man selbst eigentlich "chaotisch" veranlagt ist. Daher habe ich in meiner -zugegeben sehr direkten - Art den Kern deiner Schilderung "Raum schaffen" anvisiert, in der Hoffnung, du mögest ggf. einige Ideen oder Ansätze für dich daraus entwickeln können. Kein bisschen gehts darum, dich vor den Kopf zu stoßen oder vorzuführen, in Frage stellen usw... . Im Gegenteil, du bist eingeladen, "Schuhe, die nicht passen" einfach links liegen zu lassen, statt nun auch noch darüber zu grübeln, möglicherweise in ein falsches Licht gerückt worden zu sein oder in einem solchen gesehen zu werden. Es tut mir leid, falls dein Unwohlsein nun mit meinem Beitrag zusammenhängt, das war wirklich nicht meine Absicht. Eigentlich sollte es nur eine Ermutigung sein, "Butter bei die Fische" zu machen. :)
 
@Neutrino
Oh nein! Das muss ich klären… Keiner der Beiträge hier, hat mich runtergerissen. Es ist alles gut und lass deinen Text bitte drin, damit ich ihn später beantworten kann. Ich finde gut, was du geschrieben hast. Und selbst wenn nicht, dann hilft er mir auch, weil ich zum Nachdenken komme.

Wenn ich so etwas von mir erzähle und so gutgemeinte Antworten bekomme, dann kommt auch mehr von mir. Ich lese mir jeden einzelnen Beitrag noch mal durch. Das ist mir wirklich wichtig.

Nur heute… Heute geht irgendwie gar nichts. Und ich sollte auf meinen Körper hören.
 
Ich werde jetzt nach und nach mal eure Texte durchgehen.

Hallo Meinwolfsblut, jetzt wollte ich dir gerade in dein Profil schreiben, aber da habe ich keinen Zugriff drauf

Hm… Komisch. Eigentlich ist immer alles offen bei mir. Ich schaue gerade mal in die Einstellungen und werde das ändern.

Du bist- auch gesundheitlich und mit deiner Familiengeschichte- in einer Ausnahmesituation, vielleicht auch schon dein Lebenlang.
Gesundheitlich auf jeden Fall. Seltsamerweise wurde es besser, als mein Seelchen auftauchte. Kein Hokuspokus, es hat etwas in mir ausgelöst. Vorher war ich nahe am Rollstuhl und körperlich ziemlich am Ende. Also man kann sagen, dass ich seit 2018 gesundheutlich auftrumpfe. Aber es ist natürlich nicht weg. Die Muskelkrankheit wird immer bleiben, genauso wie das Asperger-Syndrom. Aber ich habe Ausgleichsmöglichkeiten gefunden, die auch der Epilepsie zu gute kommen.

Nur wenn gibt es eben Momente, in denen ich nichts davon nutzen kann. Dann fällt mein Körper wieder zurück, ich werde wieder unbeweglicher, Anfälle entstehen (zuviel Energie) und ich muss dann wieder langsam von vorne anfangen. 4 Wochen nichts tun, sind ein Todesurteil für meine Muskeln.

Aber ich bleibe eben in meinem Körper gefangen und muss mich immer wieder befreien.

Zunächst einmal meine Hochachtung ganz allgemein für ein - wie es klingt- wirklich herausforderndes Leben, dass du zu meistern suchst. Wenn ich es richtig zusammenbringe, lebst du mit einem Mann und Vater deiner Kinder, den du nicht mehr liebst in einer relativ geräumigen Whg. Deine Kinder sind beide eingeschränkt. Die Tochter Asperger und der inzwischen pubertierende Sohn Autist, Tourette und Asperger. Du selbst leidest zusätzlich noch an einer Muskelerkrankung und Epilepsie neben dem Aspergersyndrom.
Richtig, mein Sohn ist ein Asperger aber mehr in Richtung Autismus gehend, hat Tourette und ADHS. Ansonsten ist alles richtig zusammengefasst.

Bis auf eine Sache. Ich liebe meinen Mann schon. Aber nicht mehr als Mann. Als Freund und Begleiter. Und das schon sehr, sehr lange. Schon viele Jahre ist das so und hat mit meinem Seelenmenschen gar nichts zu tun. Das ist wichtig. Es hat sich so entwickelt.

In eurer Whg hast du keinen Raum/Platz/Rückzugsmöglichkeit für dich und Kabel sowie Elektrogeräte liegen quer in den Räumen rum. Du sprichst von dem Chaos um dich herum und davon, dass du, wenn die Kinder aus dem Haus sind gerade das nötigste bewältigt bekommst.

Arbeitet dein Mann? Eure Beziehung scheint mir irgendwie längst vorbei zu sein. Du schreibst in der Alltagsbewältigung mit beiden Kindern immer entweder von Er oder ich, kein/kaum Wir. Wie geht es ihm mit euch dreien? Äußert er sich dazu? Weiß er, dass du ihn nicht mehr liebst und weiß er, dass du dich in jemand anderen verschossen hast? Was ist sein Bedarf und seine Perspektive auf die Gesamtsituation? Tauscht ihr euch diesbezüglich noch aus?

Ich habe meinen Mann schon als Superchaoten kennengelernt. Das war schon immer ein Problem für mich. Aber bei einer Person kommt man noch einigermaßen mit und kann wie in einem Mantra, seine Ordnung irgendwie drüber stülpen. Was bedeutet, Ich war schon damals den ganzen Tag damit unterwegs, sein Chaos zu bereinigen, um für mich eine Wohlfühllinie zu schaffen. Als die Kinder noch ganz klein waren, ging das auch noch irgendwie… Aber sie wurden größer und wuchsen ebenfalls zu Chaoten auf. Liebenswerte Kinder, die ich über alles liebe. Aber Chaoten. Und das war dann irgendwann kaum mehr zu bewältigen.

Mein Mann hatte immer schon einen Hang zur Technik. Hier ein Gerät, da ein Gerät, da noch eines und da wieder eines… Kabel hier, Kabel da… Du musst dir das wirklich als täglichen Kampf vorstellen, da ich mich damit nicht wohl fühle. Eigentlich verbringe ich den ganzen Tag damit Schrauben usw. aufzusammeln.

Mein Mann arbeitet. Das hat er immer. Jedoch, braucht es keine Stunde, um alles auf den Kopf zu stellen.

Genau genommen, ist es ein Kreislauf aus dem ich nicht mehr rauskomme. Wie ein Hamster im Laufrad.

Kündigt sich Besuch an, fange ich an zu rotieren. Eine chaotische Wohnung ist für mich respektlos gegenüber meinem Besuch. Ich stehe manchmal um 4 Uhr auf, um dann wenigstens den Schein einer ordentlichen Wohnung zu hinterlassen.

Erst recht, wenn sich meine Schwiegereltern ankündigen, die sehr viel Druck machen. Dann rotiere ich hier besonders.

Als mein Seelchen mich besuchte, hab ich sogar um 2 Uhr, hier rumgeräumt, damit er bloß nichts von dem Chaos mitbekommt. Und saß hier tatsächlich komplett erschöpft herum…

Na ja, so gestaltet sich mein Alltag. Ständig unter Strom, um mitzuhalten und es irgendwie zu schaffen.

Auch verstehe ich nicht, wieso du dir auf dem Gästeklo "deine kleine Ecke" einrichten musst/willst? Ist das eine gangbare Lösung für dich?
Oh das hast du falsch verstanden. Bisher standen da in der Ecke ein Gestell mit Wäschesäcken, die ich ursprünglich dort platziert habe, damit meine Leute ihre Wäsche trennen. Da das aber sowieso niemand macht und ich regelmäßig dabei bin, hab ich jetzt durchgesetzt, dass eben jenes Gästeklo, angenehmer gestaltet wird und mir nicht mehr unangenehm sein muss. Ich habe jetzt ein Sideboard dort drin stehen. Und es sieht „schön“ aus und nicht nur wie ein funktionelles Zimmer. Darüber habe ich mich gefreut.

Ich habe den Tick, dass sich Gäste wohl fühlen müssen bei mir. Das bekommt man auch nicht mehr aus mir heraus. Mir war das lange sehr peinlich und unangenehm.

Wenn er einmal wirklich groß und stark ist, kann es tatsächlich sein, dass du gegen einen Autisten- was manchmal mit Gewaltbereitschaft einhergehen kann- keine Schnitte hast. All das wäre jetzt schon zu bedenken, damit es nicht wie ein Dieb über Nacht über dich kommt. Bist du in Kontakt mit entsprechenden Einrichtungen, die helfen können oder könnten?
Oh ja… Seit seinem dritten Lebensjahr, nutzen wir schön sämtliche Einrichtungen für ihn. Logopädie, Therapien, Angebote für Autisten. Wir haben da schon ein gewisses Netzwerk geschaffen. Allerdings fängt das im Moment nicht genügend auf.

Damals habe ich das Jugendamt selbst hinzugezogen. Denn ich wollte bei meinem Sohn alles richtig machen und nichts versauen. Man konnte bei uns keinen Erziehungsbedarf feststellen, da wir ja so seriös und engagiert wären… Das Jugendamt kennt genügend Familien, bei denen das anders ist. Aber dennoch wurden uns alle möglichen Hilfen angeboten, von denen wir vorher keine Ahnung hatten. Ein Netzwerk eben. Hier ist gesorgt. Aber ab einem bestimmten Punkt, reichte es nicht mehr.

Also wir sind keine „asozialen“ Leute. Bei dem was hier ein und aus geht, wäre das auch arg aufgefallen. Aber es ist ein Leben, mit dem ICH nicht glücklich bin und ICH mich nicht wohlfühl. Was leider, leider an den unterschiedlichen Charaktären liegt. Entrümpeln muss bei uns keiner was. Das muss ich unbedingt klar stellen. Da bin ich so dermaßen hinterher…

Kann sein, dass es so kommen würde, wenn ich nicht da wäre oder alle Viere von mir ausstrecken würde. Es geht darum, dass ich mich mit und in meinem Leben, meinem Alltag und den unterschiedlichen Auffassungen nicht mehr wohl fühle. Weil es nicht passt.

Doch kann ich das bei meinen Kindern natürlich nicht sagen. Man kann nicht einfach sagen, es passt nicht, seitdem iher größer seid. Denn ich liebe sie. Ich wollte sie und habe meine Aufgabe auch immer sehr ernst genommen. Das tue ich bis heute noch.

Ich denke, es liegt an mir und daran, dass ich irgendwie nicht mehr kann.
 
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Kabelsalat ist mir auch ein Greuel. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten die Kabel zu bündeln und zu verkleiden.
Ja klar, wenn das Jemand macht, gerne. Aber beim Technikerdrang meines Mannes und dem Hang, aus der schönsten Dekolandschaft eine Schraubwerkstatt zu machen, nützen die besten Kabelbinder nix. Und die Kabel waren ein Beispiel.
 
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Das Wort "umgehen" musste ich mehrmals lesen. Ist dir eigentlich bewusst, wie zweideutig dieses Wort in diesem Zusammenhang ist?

1. Die Art und Weise, wie man sich auf andere Menschen einlässt und mit ihnen interagiert.
2. Um andere Menschen herum gehen, ihnen ausweichen.

Komplett gegensätzlich. Ist es möglich, dass du glaubst das eine zu tun, in Tat und Wahrheit aber das andere machst?
Ich „umgehe“ nicht meine Leute, meinen Kreis.

Aber ich umgehe fremde Menschen, mit denen ich nicht weiß, wie ich mit ihnen interagieren kann. Menschen die auf mich zukommen, meine Hemmungen durchbrechen, umgehe ich nicht. Schätzungsweise kann ich ne ziemliche Meckerziege sein. ;) Dafür müssen sie aber in diesem bestimmten Vertrauensbereich kommen.

Bei fremden Menschen bin ich still, erzähle nichts über mich. Bin freundlich, aber doch distanziert. Und ja. Das ist ein umgehen. Und ich umgehe Menschenmassen.

Aber, ich bin nicht geisteskrank Und weiß sehr wohl, was ich tue oder nicht. Nur die Wirkung dessen, ist nicht immer zu verstehen für mich.

Dein Traum hat sich erfüllt, du hast ihn kennengelernt. Warum bist du noch immer unzufrieden?

Man sollte seine Wünsche ans Universum genau formulieren, denn so wie du sie formulierst, werden sie erfüllt. Du warst mit deiner Formulierung zu vage. Traum geplatzt. Du wirst erst Ruhe finden, wenn du das akzeptieren kannst.

Ein 11jähriges Kind, kann seine Wünsche noch nicht genau formulieren, wenn es nicht weiß, was da eigentlich passiert. Verstanden habe ich zumindest das, erst sehr viel später. Zusammengefasst erst jetzt.

Es hat mich Stück für Stück hier hin gebracht. An diesen Ort und zu ihm. Und es gibt einen Grund dafür. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was es bezweckt.

Vermutlich war es nicht geplant, dass ich mich verliebe und ihn dann so liebe. Vielleicht war er ja all die Jahre ein Gefährte und durfte dann physisch in mein Leben kommen? Vielleicht sollte er ein Gefährte sein (was er ein Jahr auch war) und ich habe es mit meiner Emotionalität kaputt gemacht?

Für mich sieht das so aus. Das es vielleicht anders geplant war und nun nicht mehr möglich ist.

Möglicherweise werde ich es nicht mehr erfahren.

Fakt ist. Wir mögen uns noch. Das weiß ich von ihm selbst. Es gibt nur keinen physischen Weg mehr. Nur noch, was versteckt möglich ist.

Vielleicht sollte ich mit dem was ist, zufrieden sein. Und akzeptieren.
 


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