@Condemn
Du kannst nicht einfach die Attacke auf das World Trade Center hinnehmen, und darauf warten, dass sie es wieder tun.
Das ist ein simpler klarer Kriegsgrund. Afghanistan =/= Irak, aber das hat man wohl mittlerweile vergessen irgendwo?
Afghanistan griff die USA an, und ideologisch und was ihr Bündnis betrifft (inklusive Beherbergung) sind Taliban und El Kaida ein und das selbe. Taliban und El Kaida hatten teilweise unterschiedliche Teilziele, aber das gleiche Gesamtziel. Den Taliban ging es um die regionale Eroberung und Kontrolle Afghanistans, während El Kaida ein überregional agierendes Geheimdienstnetzwerk (was de facto natürlich Terrorismus beinhaltet) ist. Dass sich El Kaida nicht als afghanische Organisation verstanden hat ist damit zu erklären, dass sie sowieso ein vereintes Kalifenreich wollen. Gibt keinen Sinn das zu lokalisieren, während die Taliban logischerweise ihren eigenen Herrschaftsbereich regieren müssen, und Herrschaftsanspruch über andere islamische Länder unklug ist. Anders als al-Baghdadi hat sich Omar jedenfalls nicht angemaßt bereits ein Kalif zu sein. Aber es ist irrelevant ob die Terroristen in den Flugzeugen Saudis waren, sie bekamen Befehle aus dem Teil des wieder unter wirklicher (nach deren Positionen, mit Scharia usw.) islamischer Kontrolle stehenden Gebiet in Afghanistan. Die Nation ist der vereinte Jihad, selbst wenn sich Jihadisten natürlich auch bekriegen, was bei Fundamentalisten nicht überraschend ist.
Und die Situation war nach den Taliban in Afghanistan klar besser, wäre man ein Afghane, der für Moderne einsteht. Egal ob die USA perfekt sind, aus westlicher Sicht macht es keinen Sinn, dass die Taliban jetzt wieder so stark da sind. Es ist wieder simpel, die Leute wollen es so. Wäre was anderes gewesen, wenn man bei demokratischen Wahlen (welche es zuvor unter den Taliban auch nicht gab nebenbei) jemanden gewählt hätte, der USA-kritisch ist, aber dass die Taliban zurück sind (oder teilweise nie weg) ist nur so zu erklären, dass die Leute aus unserer Sicht mittelalterlichen Vorstellungen anhängen...
Mag sein, dass der Irakkrieg später unter anderem dann den Islamisten und Terroristen ideologisches Futter gegeben hat. Natürlich ist nicht alles schwarz und weiß. Und Drohnen sind eine vernünftige Idee der Kriegsführung nebenbei, weil man eigene Verluste minimiert.
Deutsche Politik und AfD betreffend: Nehmen wir an die AfD würde Deutschland regieren. Was wäre die Deiner Ansicht nach beste Politik? Wieder in Afghanistan einmarschieren und dort endlich Frieden zu bringen und Menschen zu deradikalisieren?
Wenn man in solcher Weise angegriffen wird muss man wie gesagt zurückschlagen. Was das konkret bedeutet mag unklar sein. Ich denke aber nicht, dass es falsch war die Nordallianz damals zu unterstützen. Ob das ohne eigene Bodentruppen möglich gewesen wäre ist natürlich fraglich. Hätte man gleich wieder abziehen sollen oder können?
Ob man eine gute Strategie gewählt hat, kann man in Frage stellen. Aber ich weiß auch nicht was funktioniert hätte. Gegen Wahnsinnige gewinnt man vermutlich nicht, wenn man wie gesagt nicht bereit ist ähnliche Opfer zu bringen, oder ähnlich brutal zu agieren. Letzteres hätte natürlich auch die Konsequenz, dass man in der islamischen Welt den "Infokrieg" noch mehr verloren hätte, wäre also selbst aus eiskalter Perspektive nicht unbedingt besser gewesen.
Nun, was macht man wenn die Bevölkerung dort zu großen Teilen Scharia gut findet usw.?
Wie verändert man die Situation langfristig. Gelungen ist es offenbar nicht, und klar, der Irakkrieg, wo es keinen rationalen Kriegsgrund gab, hat sicherlich nicht geholfen in den Köpfen dort.
Aber bin auch nicht so naiv, dass ich denken würde, dass es überhaupt möglich gewesen wäre. Fundamentalisten zu überzeugen ist schwierig. So wirkt das wie eine Niederlage (letztlich, ist nicht direkt der selbe Krieg wie 2001 aber) nun, und könnte auch überregional gefährlich werden.
Klar ist aber, dass wir diese Unkultur aus meiner Sicht nicht auch noch weltweit stark machen. Einwanderungspolitik muss in der Hinsicht klar restriktiver sein. Ernsthaft bestreite ich nicht, dass "wir", der Westen, Fehler machen, aber es liegt in der Hauptsache nicht an uns. Da gibt es genug Leute, die Demokratie und Moderne nicht wollen und sich wünschen dass die angeblich von Gott gewollten mittelalterlichen Regeln wie Scharia letztlich über die ganze Welt herrschen. Da können wir nichts richtig machen, denn die werden uns immer ablehnen. Wir können nur unsere Realität verteidigen.
Grundsätzlich würde ich keine Kriege starten. Findet ein Krieg aber schon statt, müsste man einer Partei zumindest helfen, wenn man der Meinung ist, dass die andere klar im Unrecht ist (oder man versucht zu vermitteln). Im letzteren Fall ist es ja nicht so, dass Blutvergießen zu vermeiden wäre. Im Gegenteil könnte erwartbar sein, dass es schlimmer wird. Wieder aber ist es schwierig und muss abgewogen werden, ob man Waffen liefert, Luftunterstützung gewährt oder ernsthaft das Leben eigener Soldaten riskiert. Aber finde es schon erschreckend, wenn Leute glauben, dass man damals in Kobane unter anderem (ISIS generell) hätte komplett zuschauen sollen, und das wäre guter Pazifismus. Mit den Nazis in Deutschland war es ähnlich. Frieden kann man eben auch nicht einseitig erklären.
Meine Strategie ist sich abzuschotten gegen Massenwanderungen, in einem existierenden Konflikt die vernünftige ("gute") Seite zu unterstützen (je nach dem, wenn möglich ohne Einmarsch) und ein Angriff auf das eigene Land muss natürlich Konsequenzen haben und zur Vermeidung eines weiteren Angriffs beitragen, sonst wird es nur schlimmer.
AfD denkt, dass der Islam insgesamt (alle Strömungen addiert und subtrahiert, Gesamtfaktor de facto, keine Lust ein Spiel zu spielen was die Religion eigentlich ist, aber Kriege geführt hat schon der Religionsgründer) eine beträchtliche Bedrohung ist, und das sehe ich auch so. Das ist speziell so, wenn er hier Einfluss bekommt. Sowohl die Taliban (inklusive El Kaida) selbst als auch die Konsequenzen aus dieser neuen Situation könnten eine Bedrohung werden.
Ich sehe es auch so, und wenn das zu einem höchst relevanten Thema werden kann, bekommen sie wohl trotz anderer Positionen in anderen Dingen meine Stimme.