Bundestagswahl 2021 in Deutschland

Werbung:
Political Correctness betreffend: Ich bin zwar immer für respektvollen Umgang, aber kein Fan davon nicht auch mal ein Auge zuzudrücken wenn jemand rhetorisch über irgendeine Grenze geht. Heutzutage werden Kleinigkeiten, irgendwelche einzelnen Aussagen, zu schnell zu extremen Urteilen über eine Person. Das Paradox dabei ist ja, dass der Gedanke Political Correctness gut und moralisch ist. In der Anwendung wird es aber oft genau umgekehrt gemacht, wie eine Waffe benutzt.

Dem fett von mir hervorgehobenen Teil kann ich durchaus zustimmen, bzw. ich beobachte das häufiger auf Twitter. Ich vermute dahinter, dass viele Leute in "nur gut vs. nur böse"-Kategorien denken und Ambivalenz weder erkennen geschweige denn aushalten können. Verstärkt wird das dann mit den Echokammern im RL und auf Internetplattformen (man sucht sich das Umfeld nach Meinungsähnlichkeit aus) bzw. Filterblasen auf den Internetplattformen (der Algorithmus sortiert, was Dir gezeigt wird und was nicht).

(Vielleicht wird Dich das überraschen, dass ich das so schreibe, weil Du mir auch schon vergeworfen hast, nur die Extremen zu betrachten und andere mit in diese Schublade zu schieben. Diese Diskussionen brauchen wir hier aber nicht fortführen bzw. erst gegebenenfalls Du mir das wieder mal entgegnen willst).

Ein Beispiel auf Twitter zum Wahlkampf: Jemand hat ein Screenshot von Bild-TV gepostet, auf dem die "Expertenrunde", mit dem Bild-TV den Wahlabend bestritten hat, abgebildet war. Darunter waren u.a. Thomas Gottschalk und Heino. Ich kommentierte das damit, dass ich Thomas Gottschalk eigentlich für klüger eingeschätzt hätte. Dieser Tweet von mir bekam viele Likes (so weit so schön für mich) - und noch weiter wurde mir teilweise in einer Weise zugestimmt, die mir dann doch nicht mehr so gut gefiel. Sprich: Es wurde kein gutes Haar an ihm mehr gelassen.

Anderes Beispiel auch auf Twitter: Du weißt, dass ich mich für Klimaschutz stark mache. Dabei bin ich aber z.B. im Vergleich zu Aktivisten von "Extinction Rebellion" relativ moderat, indem mir hier die Ambivalenz der Situation bewusst ist - dass z.B. viele Menschen in der derzeitigen Situation ein Auto wirklich benötigen, oder dass Flugzeuge NICHT der Klimakiller Nr 1 sind, wie einige gerne behaupten, die dann manchmal sogar naiv glauben, alle müssten nur mit Fliegen aufhören, und schon wäre der Klimawandel großanteilig gelöst. In einem Twitter-Thread über eben das Klima habe ich einmal eine kleine Richtigstellung getweetet, wo ich eben auf sowas hinwies und anmerkte, dass die Fliegerei weder Klimakiller Nr 1 ist noch als "nur und für immer böse" zu bewerten ist. Ich erntete einen (glücklicherweise nur kleinen) Shitstorm, in dem mir u.a. vorgeworfen wurde, ich würde den Klimawandel leugnen bzw. dass er menschengemacht wäre. Das Gegenteil ist der Fall, was jeder wissen sollte, der auch nur ein zehntel meiner Beiträge, Tweets u.ä. kennt.

Solche Shitstorms sind bislang zwar heftig, aber meist nur kurzlebig, und wenige Tage/Wochen später kräht meist kein Hahn mehr danach. Kaum jemand denkt noch an Jana aus Kassel. Ich fand den Shitstorm, den sie geerntet hat, verdient, aber jetzt wird sie (hoffentlich etwas klüger) ihr Leben fortführen können - zumindest hoffentlich, denn das gönne ich ihr auch. Ebenso kräht kaum jemand mehr nach #AllesDichtMachen - insbesondere nach Jan Josef Liefers. Auch hier fand ich den Shitstorm sehr verdient. Und auch hier gönne ich den Beteiligten - insbesondere jan Josef Liefers, den ich gerne mag, weil er mir vorher einige Male positiv aufgefallen ist - wenn sie nun ihr Leben fast unbehelligt weiterführen können.

Am 10. November 1988 hat der damalige Bundestagspräsident Phillipp Jenninger eine Rede zum 50. Jahrestag der Novemberprogrome vor dem Bundestag gehalten. Er bediente sich dabei dem Stilmittel sich rhetorisch-fragend in die Täter hineinzuversetzen. DAS ging ordentlich nach hinten los: Durch diese Rhetorik gepaart mit ungeschickter Betonung, Körpersprache o.ä. kam das für viele so rüber, als wolle er die Täter (also Nazi-Deutschland) verteidigen und den Opfern (Juden) eine Schuld in die Schuhe schieben. Geschickte Redner, die Rhetorik etc. gut beherrschen, hätten die selbe Rede halten können, wahrscheinlich ohne, dass es so verstanden worden wäre. Schlussendlich erntete Jenninger auch viel Kritik, weswegen er schlussendlich zurücktreten musste. Er ist sicher kein böser Mensch und kein Antisemit o.ä. Dennoch denke ich, dass auch hier dieser Shitsotorm (in der damaligen Form) gerechtfertigt war. Er hat sich mit der Rede und den gewählten Stilmitteln stark übernommen. Und wer entweder rhetorisch derart ungeschickt ist bzw. seine rhetorischen Fähigkeiten derart schlecht einschätzen kann, hat in dem Posten nicht viel zu suchen.

Und ja, ich glaube dass es eher gut als schlecht ist das die Politiker heute eigentlich ganz gut miteinander umgehen und eine Gesprächsbasis finden. Ich vermute aber, dass das früher nicht mal unbedingt anders war, es wurde nur einfach viel weniger öffentlich.

Da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt: Tatsächlich glaube ich, dass es früher mehr möglich war - also besser - dass Politiker Partei-übergreifend respektvoll, ja beinahe freundschaftlich, miteinander umgehen. Darum erwähnte ich das Beispiel Schmidt vs. Strauß, die sich einen sehr "brutalen" Wahlkampf lieferten, und trotzdem konnte Schmidt sich Jahre später positiv (wen nauch sehr vorsichtig positiv) über Strauß äußern. Auch hier gibt es ein Foto, was die beiden gut gelaunt zusammen einander zugewand zeigt, Schmidt deutet auf irgendetwas, und beide amüsieren sich zusammen scheinbar köstlich über das, was Schmidt da zeigte/sagte.

Darum fragte ich mich, ob solche Äußerungen/Szenen auch in den Paarungen Merkel vs Schulz oder Scholz vs. Laschet möglich sind. Es würde mich positiv überraschen. Und darum schrieb ich, dass ich mich heutzutage sehr freue, wenn ich Fotos sehe, die Merkel und Roth zusammen gut gelaunt redend zeigen o.ä.

Wo ich nicht so sicher bin inwiefern besser oder schlechter: Früher waren die Abgrenzungen zwischen den Parteien und Personen bezüglich Ansichten und Ziele sicherlich deutlicher. Der Unterschied zwischen Union und SPD z.B.. Später kamen die Grünen, und auch die grenzten sich vom Rest ja sehr deutlich ab.

Schaut man sich die Parteien heute an und vergisst mal für einen Moment Sympathien bzw. Antipathien, sondern fokussiert lediglich auf Ziele: Die Etablierten (alle außer AfD und Linke) sind sich eigentlich recht ähnlich. Da wird zwar viel Gerede über Unterschiede in einigen Bereichen gemacht, die sind oft aber eher graduell oder betreffen Streits bezüglich der Herangehensweise.

Jain. Ich stimme zu, dass diese Parteien sich einander annäherten. Die Grünen machten ggü. ihren Anfängen einen deutlichen Ruck in rechte Richtung, weil sie auch den Flügel haben, die "Realpolitik" machen in der Hoffnung damit mehr zu erreichen als wenn sie mit "Fundamentalpolitik" schlussendlich gar nichts erreichen (ich bin btw. mehr ein Freund der "Realos" dabei). Die CDU wurde unter Merkel etwas "linker", und die SPD ruckte auch ein klein wenig nach rechts.

Aber die großen Unterschiede finden sich durchaus - zumindest, wenn man Partei-Teile oder die sog. Flügel betrachtet. Fast alle große Parteien (außer der AfD, die den menschengemachten Klimawandel im Programm leugnet) haben Klimaschutz im Programm (wobei nur die Ansätze der Grünen und der Linken zumindest halbwegs das zeug haben, etwas zu bewirken, aber das ist ein anderes Thema). So weit sind die Partei-Linien, die sich im Programm zeigen, tatsächlich so nahe, wie Du beschreibst, und die Unterschiede betreffen eben nur die Herangehensweise, wie dem Klimawandel zu begegnen ist. Aber z.B. in den Unionsparteien gibt es die sog. Werteunion, die ebenfalls den menschengemachten Klimawandel leugnet, und von der Parteilinie in diesem und anderen Punkten stark abweicht. Und bei den Grünen gibt es wie gesagt die "Realos" und die "Fundis", und das Parteiprogramm versucht beidem einigermaßen gerecht zu werden, so dass letztendlich beide Flügel vom Programm jeweils in die andere Richtung abweichen.

Man könnte es vielleicht so beschreiben: Die Parteien bilden ja in der großen Landschaft der Meinungen - um nicht nur eindimensional in links-recht zu denken - nicht nur das Parteiprogramm dar (jeweils ein Punkt in besagter Landschaft), sondern bilden große Bereiche um diese Punkte herum. Mit der Zeit haben die Mittelpunkte der Parteibereiche sich angenähert, und der Überlapp zwischen den Parteien ist größer geworden. Ich hoffe, diese bildliche Beschreibung war verständlich. Würdest Du dem so zustimmen?

Ich will nicht mal sagen, dass das schlecht ist. Was aber ganz sicher schlecht ist obwohl daran niemand Schuld ist: Die Komplexität nimmt in einem Ausmaß und in einer Geschwindigkeit zu, dass es nicht mehr nur Wähler überfordert. Auch die Politiker selbst können viele Probleme gar nicht mehr wirklich angehen, sie haben oft auch gar nicht die Kompetenzen und finden auch kaum echte Kompetenz ohne klare Interessengruppen einschalten zu müssen. Als Beispiel: Ökonomie und Finanzsystem... Da blickt heute kaum noch jemand durch. Und jene mit der höchsten Kompetenz sind gleichzeitig Vertreter von Interessengruppen, etwa aus Banken.

Hier glaube ich, dass die Komplexität nicht zugenommen hat, sondern, dass wir erst lernen bzw. erkennen mussten, dass die Dinge eben so komplex sind. Ökonomie war nie einfach, aber früher konnte man einfacher behaupten - bzw. sich selbst auch vortäuschen - man würde sie vollständig verstehen. Synergie- und Rückkopplungseffekte etc., die solche Systeme extrem komplex und beinahe unverstehbar bzw. unvorhersehbar machen, gab es auch da schon immer, nur heutzutage haben Experten sie auch mehr auf dem Schirm.

Wobei das nur ein Beispiel ist, denn durch die immer weitergehende Vernetzung werden fast alle Probleme immer komplexer und national nicht mehr lösbar. Der ganz große Nachteil dabei ist: Gerade weil Wähler kein einziges Thema mehr zu durchschauen und durchdenken in der Lage sind, erhöht sich das Risiko das zunehmend Populisten mit effektiver Rhetorik aber ohne Plan gewählt werden. Ich meine das nicht nur auf die rechte Seite bezogen, auch auf die linke Seite. Denn so toll sich vieles anhören mag wenn man nur Überschriften liest (Mietendeckel und Enteignungen z.B.), es ist nicht durchdacht und in vielen Bereichen sogar einen Effekt der genau zum Falschen führt.

Dem von mir fett hervorgehobenen Satz stimme ich voll zu, wenn auch vielleicht mit etwas anderen Prämissen; das sind aber nur Details.

Ich wüsste gerne wie z.B. Schmidt mit den heutigen Themen umgehen würde wenn er noch leben würde und im Kanzler-Alter wäre.

Ja, das wüsste ich auch gerne.
 
Ich finde, eine Ampel hat mehrere Vorteile.

Eine Ampelkoalition ist was NEUES für Deutschland.
Das hat es glaub ich noch nie gegeben.
Ich bin froh, dass ich mein Kreuz der roten Partei gegeben habe.
Das hat direkt Wirkung gezeigt, wie man am Endergebnis bemerkt hat.
So knapp es auch scheint, Dass Laschet AUCH Kanzler werden will, versteht man zwar, aber das ist unprofessionell, nach der Klatsche gegen die SPD.

Ich bin gespannt, ob die Ampel hoffentlich zu stande kommt und der SCHOLZI neuer Kanzler wird.
Auch wenn es unter jeder Regierung Missgeschicke und Unglücke gibt, ich bin vorsichtig zuversichtig, dass wir mit der neuen Regierung was draus machen können.
Sowas gabs noch nicht, und ich meine gehört zuhaben, dass sich die SPD für eine Ampel stark macht.

Eines Ist sicher: Alles, was Merkel gemeistert hat, muss Scholz jetzt erstmal unter Beweis stellen.
Dass es nicht leicht wird, steht ausser Frage. Aber wie soll ein Land Aufbruchstimmung erzeugen, wenn "man so weiter macht wie bisher gewohnt gewesen ist"?

Ich bin froh oder würde mich über eine Ampelregierung freuen. Dann hätten wir von allen Zielen eine Synergetische Lösung gefunden: Sozial, Freiheitlich und Klimabewusst.
 
Ich finde, eine Ampel hat mehrere Vorteile.

Eine Ampelkoalition ist was NEUES für Deutschland.
Das hat es glaub ich noch nie gegeben.
Ich bin froh, dass ich mein Kreuz der roten Partei gegeben habe.
Das hat direkt Wirkung gezeigt, wie man am Endergebnis bemerkt hat.
So knapp es auch scheint, Dass Laschet AUCH Kanzler werden will, versteht man zwar, aber das ist unprofessionell, nach der Klatsche gegen die SPD.

Ich bin gespannt, ob die Ampel hoffentlich zu stande kommt und der SCHOLZI neuer Kanzler wird.
Auch wenn es unter jeder Regierung Missgeschicke und Unglücke gibt, ich bin vorsichtig zuversichtig, dass wir mit der neuen Regierung was draus machen können.
Sowas gabs noch nicht, und ich meine gehört zuhaben, dass sich die SPD für eine Ampel stark macht.

Eines Ist sicher: Alles, was Merkel gemeistert hat, muss Scholz jetzt erstmal unter Beweis stellen.
Dass es nicht leicht wird, steht ausser Frage. Aber wie soll ein Land Aufbruchstimmung erzeugen, wenn "man so weiter macht wie bisher gewohnt gewesen ist"?

Ich bin froh oder würde mich über eine Ampelregierung freuen. Dann hätten wir von allen Zielen eine Synergetische Lösung gefunden: Sozial, Freiheitlich und Klimabewusst.

Ja, ich habe auch den Scholz gewählt. Und eine Ampel würde ich okay finden. Wäre zumindest das kleinste Übel. :)
 
Werbung:
Eines Ist sicher: Alles, was Merkel gemeistert hat,
Was hat sie denn gemeistert? Ihr Satz wir schaffen das, war wohl ein Schuss ins Knie.

Kann mich nicht erinnern, dass es in den 16 Jahren Krisen gegeben hat.

Schreibe mal was war denn so schlimm. Das Merkel die große Retterin war und nun den Glorienschein trägt.
 
Zurück
Oben