Kannst du eine dieser Reisen in die Welt der Toten beschreiben?
Ich beschreibe hier mal so eine Reise und Reiseerfahrung allg. aus meiner frühesten Zeit der FSS Archive, die längst abgeschlossen und nicht mehr aktuell auch veröffentlicht werden darf.
Die Klientin wandte sich an die Foundation, mit einem Geisterproblem.
(Die Dame war eine nicht unbekannte Schauspielerin und Künstlerin, was in dem Sinne nur wesentlich ist, weil es hier einen Zusammenhang zu dem Geisterproblem gab, was von Anfang an aber noch nicht klar war...)
Die Klientin klagte darüber, daß es in einem ihrer alten Ateliers zu spuken schien, vor allem zu später Stunde.
Zur Zeit als sie die Räumlichkeiten angemietet hat, wußte sie noch nicht, daß es sich bei dem Objekt um eine umgebaute Aufbahrungshalle handelt.
Dann hatte sie sich in einem Schloss eingemietet und erneut ein nächtliches Geisterproblem...
Sie hatte darüber geklagt, daß ganz egal, wo sie hinübersiedelt, egal ob Alt- oder Neubau...in der Nacht machen die Geister immer Stress und sie wollte, daß dies einfach nur aufhört.
Es waren einige in den FSS Reihen namhafte Schamanisierende Praktiker und Councelours vor Ort, die sich diese Situation unter der Leitung von M. Hasslinger gemeinsam angesehen haben.
Ich hatte in diesen Tagen ein paar der Naturgeister, von denen ich lernen durfte mit im Gepäck und die wollten schon lange losziehen, wußten wohin ich gehen muss, da hat die Klientin noch nicht mal richtig fertigerzählt gehabt...
Wir sind also hinunter und standen nicht vor einem Tor in diesem Sinne, aber an sowas wie einer Ländergrenze mit fliessendem Übergang von hier nach da, wobei das kein Land, sondern ein leerer Raum war, als würde man im Meer tauchen...die Grenze, an der wir das Reich des Todes betreten haben, war trotzdem schlagartig spürbar, denn da war eine Kälte, die komplett trocken war, die nicht als Aussentemperatur spürbar war, sondern die sofort bis auf die Knochen ging...meine Begleiter führten mich auch nur bis dahin und blieben zurück, überschritten diese Grenze nicht und gaben mir noch einige Sicherheitshinweise mit auf den Weg, die unbedingt einzuhalten sind...sonst recht humorvoll, waren sie hier sehr ernsthaft;
Ich reiste also direkt zu den Toten, die der Klientin Stress bereitete, um zu verstehen, was da los ist, Informationen zu sammeln.
Zuerst machte mich ein zerrupftes Wesen im Zwischenzustand darauf aufmerksam, daß ich an diesem Orte nichts verloren habe und fragte dann, was ich hier wollte...Ich hatte die Bereitschaft gespürt, mich bei der nächsten Gelegenheit, sei es nur eine falsche Antwort, zu zerreissen, "da unten, in einer unbestimmten dunklen Tiefe" lauerte eine Horde Pirhanas, so fühlte sich das an. Ich hatte die mir vermittelten "Geistergesetzmässigkeiten" berücksichtigt und hatte hiermit keine Schwierigkeiten, unangenehm war es trotzdem.
Ich fragte also das zerrupfte Wesen im Zwischenzustand, weshalb es meine Klientin heimsucht und daß diese wünscht, daß diese Begegnungen ein Ende finden und ich wollte wissen, was die Toten hierzu zu sagen haben;
Die Antwort der Toten war überraschend kurz, einfach und sehr ehrlich:
Sie sagten: "Frag sie doch selbst, sie weiß es ganz genau...und jetzt geh besser wieder"
Ich bin also wieder los...gute Gastgeber waren diese Art von Zwischenzuständler keine xD
Wieder retour hat mich eine sehr alte Schamanin angefunkelt und meinte, daß es wohl am besten wäre, wenn ich eröffne...all eyes on me...ich hasse das, aber gut...
Es hätte mich gereizt, zu interpretieren, aber das ist in der FSS ein No-Go...also einfach nur trocken die Reise erzählt, nicht mehr und nicht weniger und vor allem eben, was die Geister zu sagen hatten...
Darauf hin wurde die Klientin bleich...sie ist auch eine Schauspielerin, trägt ihre filmischen Masken auch gern "privat", aber hier war dieses Spiel von einem Moment auf den nächsten für sie vorbei.
Sie hat dann von ihrer Kunst erzählt, hat kurz von der Sexualität, dem Tabu des 19Jh. gesprochen und daß unsere Zeit auch so ein Tabu kennt, nämlich den Tod.
Jener Tod würde immer als etwas schreckliches dargestellt werden, unnatürlich, als Strafe, als Mißgeschick, als etwas, über das man am besten garnicht spricht und sie wollte mit ihrer Kunst das Sterben/ den Tod in einer gewissen Natürlichkeit präsentieren, so wie der Tod tatsächlich stattfindet.
Ich hatte sie dann noch gefragt, wo sie denn glaubt, daß die "Inspiration" ihrer Arbeit herkäme?
Und ich durfte ihr noch sagen, daß das mit dem Loswerden so eine Sache ist, denn sie wird sich doch nicht den künstlerischen Ast, auf dem sie da sitzt, absägen wollen...das eine bedingt das andere...sie sollte sich das nochmal überlegen vor allem was sie selber zu dieser Art von Beziehung beiträgt und wie sie das zukünftig gestalten will...
Sie hatte sich bedankt und nicht mehr viel zu sagen...keiner der sonst schamanisierenden wollten dem etwas hinzufügen;
Diese Lady ist gegangen und hat sich längere Zeit nicht blicken lassen...ich glaub sie brauchte lang, um das zu verdauen...
Aber sie kam dann wieder...die schamanische Heilarbeit bzw. die weitere Arbeit, mit der ganzen Chose sinnvoll umzugehen, haben Leute der FSS übernommen...
Das mit den Toten ist halt so eine Sache...
Manchmal kleben sie an den Lebenden dran, manchmal ists andersrum und selten aber doch gibts eine friedvolle und heilsame Cooexistenz zwischen den Welten und noch viel häufiger ein berührungsloses Nebeneinander...
Das mag von Fall zu Fall verschieden sein.
Ich hab Fälle erlebt, die mich zu menschlichen Knochenfunden geführt haben...Kinderleichen in den umliegenden Sümpfen eines Klosters, das ungepflegte Grab eines verfluchten Grafen, dessen Knochen offen im losen Erdboden lagen, Geister, die im Wald keine Ruhe finden...und immer gibt es einen Grund für die Ruhestörung...und manchmal war ich selbst ein Teil davon...
Insofern, wenn auch die Reise in den Ebenen des Zwischenzustandes nicht zu meinen Hauptanliegen gehört, kann ich sagen, daß ich von den Toten, so wie sie mir begegnet sind, sehr viel gelernt hab, daß diese nicht die Monsterzombies sind vor denen man sich fürchten muß, die alles Lebende vernichten wollen, wobei es Fälle gibt, in denen mit den Zwischenzuständlern nicht zu Spaßen ist...aber meist sind es die Lebenden, die gefährlich sind, die man fürchten muß, jene, die dafür verantwortlich sind, daß die Toten, die eigentlich nur leben wollten, eben tot sind...so ein Leid kann Jahrhunderte an einem Ort, einer Familie, einer Regentschaft anhaften; die Toten sind tot, die tun keinem was, ausser daß sie den Lebenden schon psychisch zusetzen können, durch ihre Präsenz, insofern wahrgenommen.
Es hat schon seine Gründe weshalb da eine Grenze im Sinne einer natürlichen Barriere ist und ist diese aufgehoben, gibt es zumeist eine wechselseitige Ursache.
Als Fazit, wer nichts mit den Toten zu tun hat, tut schon gut daran, sich einmal mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen.
Taoisten bezeichneten das Leben schon einmal als eine Eiterblase, von der ausgeleert, nichts zurückbleibt, als eine leere Blase...auf diesen Zustand freue man sich.
So sehr Taoist bin ich dann wohl doch wieder nicht...ich erfreue mich des Lebens, weiß aber um die Vergänglichkeit aller Dinge ganz gut Bescheid.
Das Sterben schon zu Lebzeiten ein bisschen zu Üben, so wie es in Tibet ursprünglich ein Brauch ist, macht schon Sinn...doch übertreiben muß man es damit auch nicht^^
Ich zitier da immer gern die Bremer Stadtmusikanten:
"Komm mit uns, etwas besseres als den Tod findest du überall"
Amituofo, Tiger