Hallo liebe Ahorn!
"Falsch" würde ich nicht sagen. Das Problem dabei ist, dass es Menschen gibt, die nicht damit umgehen können.
Jetzt mal langsam. Wir reden von der Situation, dass ein Mensch A (wie Anton, männlich) gar
nichts tut, sondern lediglich etwas
denkt oder
empfindet, und ein Mensch B (wie Berta, weiblich) dieses Denken und Fühlen wahrnimmt und als belastend empfindet.
Diese Idee hat Jenny12 aufgegriffen, und ich halte das zwar nicht für völlig abwegig, finde es aber ziemlich abenteuerlich.
Ich würde da gern wissen, wie häufig es vorkommt, dass ein Mensch die Gedanken und Gefühle eines anderen Menschen (der lediglich anwesend ist und nichts weiter tut oder sagt) wahrnimmt, und auch, wie häufig es vorkommt dass man sich lediglich *einbildet* irgendwelche Gedanken oder Gefühle eines Anderen wahrzunehmen.
(Das zweitere zumindest meine ich recht häufig zu beobachten - nämlich immer dann wenn mir ausgemachter Schmarrn unterstellt wird - und ich hab genug Reflektionsfähigkeit, um gut zu wissen was ich selber denke und fühle.)
Soviel ich weiss, ist funktionierende verläßliche Telepathie bzw. Gedankenlesen eine seltene Fähigkeit, und fast immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet - aber dass man etwas in einen Anderen hineinprojiziert, das ist sehr verbreitet, und da meint man sich dann auch recht sicher zu sein.
Im zweiteren Fall geht es dann aber gar nicht um das was man wirklich
denkt oder
fühlt, sondern darum dass man beim Gegenüber irgendein Muster anstößt.
Du redest nun aber von etwas anderem, nämlich:
ich fühle mich in solchen Fällen (je nachdem, wie intensiv der Mann mir seine Gefühle zeigt) belästigt.
Und das finde ich nur allzu verständlich - wenn einen jemand mit Gefühlen behelligt, die man nicht erwiedern möchte (aus welchen Gründen auch immer), dann ist das nervig, und das sinnvollste ist dann, Abstand zu suchen.
Das passt aber nicht zu der Geschichte die ich erlebt hab. Denn erstens hat die Frau mich ausdrücklich eingeladen, und wir haben uns auf der Hinfahrt nett unterhalten und allerlei Ideen gehabt was man künftig gemeinsam machen könnte, und es war jedenfalls nichts davon zu merken dass sie sich belästigt fühlt - zweitens hatte sie mir zwei Tage davor (als der Trip schon längst ausgemacht war) ihr Herz ausgeschüttet dass sie mit ihrem Freund schlussgemacht hat und warum und wieso undsoweiter. Und ich denk das alles tut man nicht gegenüber jemandem von dem man sich belästigt fühlt...
Wenn ich z.B. merke, dass ein Mann mich super findet und dessen Gefühle bei mir nicht auf Erwiderung stoßen, dann werde ich unsicher und weiss nicht, wie ich damit umgehen kann - und möchte am liebsten nichts mit diesem Mann zu tun haben.
Also bei mir sieht es so aus, dass ich eine Frau erstmal kennenlernen möchte, bevor ich überhaupt weiss ob ich Interesse an mehr hab. Und das dauert schonmal ein paar Tage. (Wie andere das machen, wenn sie offenbar an einem Abend jemand "aufreissen" um das Bett zu teilen, das weiss ich nicht - da könnt ich aber kaum was mit anfangen & das hat mich nie interessiert.)
Dann passiert aber folgendes: sowie ich dann den Gedanken hab, dass ich mich für dieser Frau interessiere und mir was näheres, persönliches vorstellen könnte, schnappt sie sich den nächstbesten Kerl der ihr grad über den Weg läuft und hüpft mit ihm ins Bett - sogar dann wenn sie vorher die ganze Zeit allein war und angeblich gar nichts von Männern wissen will. Das hab ich bestimmt schon ein dutzend mal so erlebt.
So wie ich schon anderswo hier erzählt hab, diese Lady, mit der ich in Afrika unterwegs war - als ich mir dann dachte, ich könnte mir mehr vorstellen als nur ne Reisegesellschaft, hat sie sich abends den Küchengehilfen geschnappt und sich mit ihm positioniert um exzessiv rumzuknutschen. Woraufhin Ginseng irgendwie meinte, es wär doch völlig klar was das bedeutet.
Es soll ja Leute geben, die ganz tief in ihrem Inneren gar keine Beziehung wollen. Die werden dann von ihrem Unterbewußtsein immer dann, wenn es "gefährlich" zu werden droht, dazu veranlaßt, etwas zu tun oder zu sagen, was andere abschreckt.
Da hast Du einen interessanten Gedanken, und "gefährlich" könnte da das Schlüsselwort sein.
Lass uns da mal noch ein Stück reinzoomen:
Ja, es gibt Leute, die wollen eigentlich gar keine Beziehung. Und dann gibt es auch noch einen Unterschied zwischen Beziehung und Beziehung: viele Leute haben eine Beziehung, um "zu jemandem zu gehören", um "nicht allein zu sein", um etwas festes und stabiles im Leben zu haben.
Aber es gibt auch die Möglichkeit, sich wirklich aufeinander einzulassen, sich einander anzuvertrauen und hinzugeben, sich in seelischer Tiefe füreinander zu öffnen. Und das ist dann wirklich "gefährlich" - weil dabei echte Veränderung passieren wird - man kann sich nicht für jemanden öffnen und dabei so bleiben wie man ist. (Das ist aber auch gerade das Schöne was die Schöpfung uns ermöglicht!)
Und dann ist es ja vielleicht wirklich so, dass, wenn eine Frau ein echtes, ehrliches, menschliches Interesse, das ihr entgegengebracht wird, als irgendwie bedrohlich oder bedrückend empfindet, weil das in seelische Tiefen führen könnte - und dann stattdessen lieber einen netter Abend mit einer bedeutungslosen Bettgeschichte bevorzugt - als kleine Realitätsflucht.
Das hiesse dann, dass sie ihr persönliches Innenleben in wirklichkeit gar nicht mit jemandem teilen will. Oder aber - dass sie damit lieber zum Therapeuten geht, weil das eine neutrale Situation ist, ohne ein Interesse an Gemeinsamkeit?
Und dass sie sich vielleicht auch gar nichts anderes vorstellen kann, als dass das seelische Innenleben zur Therapie da wäre - und sich nicht vorstellen kann, dass man sich damit gegenseitig beschenken und daran erfreuen kann? (Aber was sonst würde das Leben lohnend und erfüllend machen?)