Hi, Katzerl.
Schrödingers Katze;1786986 schrieb:
Jetzt mal bitte: Was macht denn ein gutes Foto aus????????? Die Kamera?
Anfängerfrage

Die wurde schon öfters gestellt, ist aber bis heute unbeantwortet -- das "gute Foto" ist eine individuelle Aussage und somit gleich zu beantworten wie "gutes Bild", "gutes Essen",
"Das gute Foto" existiert nicht, weil "das gute Bild" nicht existiert.
Aber.
Um vom Inhalt her ein einmaliges Foto auf das Medium zu bringen, braucht es ein Werkzeug, und das nennt sich: Kamera. Man kann zwar auch mit irgendeinem Dings ein brauchbares Foto erzeugen, aber wenn du dich ganz auf dein Bild konzentrieren und dich auf das Werkzeug verlassen kannst, wird das mit dem Bild einfacher.
Kunst hat also zu einem guten Teil auch mit der Beherrschung der jeweiligen Technik zu tun, und nicht umsonst kommt Kunst von Können. Die "Interpretationskünstler", die "irgendwas" abliefern und dann lange erklären müssen, warum das nun ein bemerkenswertes Bild sei, sind mir schlicht suspekt. Hätten die die Schärfe dort, wo sie sein sollte, die Farbe so, wie sie sein sollte und den Ausschnitt so, wie er sein sollte, bräuchten sie nix erklären.
Daraus schließe ich, dass das gute Foto ganz einfach in der Lage ist, die Erwartungshaltung der Menschen zu erfüllen in dem die meisten Regeln beachtet werden, und darüber hinaus gehend genau eine Regel zu brechen, die dann für den "Aha" Effekt sorgt.
Wenn du alle Regeln des Handwerks beherrscht (also auch die tollste Kamera mit manuellen Settings bedienen kannst), darfst du dich drauf konzentrieren, diese Settings für ein gutes Foto in Anwendung zu bringen. Dann kommen Dinge wie Ausschnitt, Blickführung, "Sicht der Dinge",
ins Spiel -- und ein außergewöhnliches Foto kommt nur zustande, wenn alle diese Dinge für eine 1/100 Sekunde zusammenspielen. Ansel Adams hat nach eigener Aussage gerade mal fünf gute Fotos in seinem Leben gemacht, also liegt die Latte eh recht hoch
Und doch:
Die Vermutung, das gute Foto käme mit der besseren Kamera automatisch, ist leider (fast) wahr

Meine fünfjährige Tochter ist mit der Nikon ums Haus gezogen, ich hab' die Bilder ein bisschen im Photoshop "adaptiert" (also Belichtung, Ausschnitt, Farbe) und das Bild ist in einem kleinen Wettbewerb mit Publikumsvoting 10. aus 32 Einreichungen geworden
(Das war das hier
In dem Bild sind die meisten Leute von der Spannung der beiden Katzen gefesselt, alles andere zählt nicht. Aber die Spannung kommt besser, weil das Bild scharf und einigermaßen richtig belichtet ist. Sprich: weil die Störungen wenige sind. Und da hilft halt die moderne Technik, Störungen zu vermeiden, die mit Technik vermeidbar sind.
Wobei ich bei Pieps nicht die Angst hätte, dass sie nicht in der Lage wäre, mit Bildgestaltung zurecht zu kommen -- es scheint als wüsste sie schon ganz gut, was ein gutes Bild ausmacht, und das bisserl Technik ist nicht so schwierig zu erlernen. Bin schon gespannt, wann die ersten Bilder aus ihrer Nikon diese Seiten treffen
Und ganz zum Schluss noch einen zu der Dame mit der alten Kamera:
Photo Graphie bedeutet: schreiben mit Licht. Also ist die Kamera nur das Hilfsmittel, das Geschriebene dauerhaft auf ein Medium zu bannen -- nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es geht darum, das Licht zu beherrschen