A.1526
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Hallo Pluto,
in Einigem kann ich Dir gut zustimmen bei Deinen letzten Beiträgen.
Es macht tatsächlich keinen Sinn, das beim Kind zu übergehen und etwas zu verlangen was (noch) nicht geht... Allerdings wäre es m.E. ein Bärendienst, bei Sekundärgefühlen zu bleiben und diese noch zu verstärken, wie es bei vielen Methoden der Therapie von Traumata gemacht wird.
Grundsätzlich hilfreich ist sicherlich, das Sekundärgefühl Wut z.B. darauf hin zu untersuchen, welches Primärgefühl möglicherweise darunter verborgen ist und mit Wut vermieden bzw. verdrängt wurde. Wenn es nicht eine Wut ist, die verschleiern soll, dass das Kind den Eltern eigentlich etwas angetan hat, dann wird man in vielen Fällen auf einen tiefen Schmerz kommen. Der kann ein primäer Schmerz aus einem tatsächlichen Trauma (z.B. unterbrochene Hinbewegung) oder ein übernommener Schmerz (also Fremdgefühl) sein. Je nachdem wird dann deutlich, welche Intervention zunächst helfen kann.
Ist es ein traumatischer Schmerz, dann ist es wichtig, dass dieser zunächst benannt und ausgedrückt wird: "Mama/Papa, es hat so weh getan!". dabei muss der Blick in Kontakt mit den Eltern bleiben können. Meist wird ihnen dann auch klar, was sie dem Kind zugemutet haben. Aber es ist eben ohne Anklage.
Weißt Du, ich habe mit Verbrechern im Gefängnis gearbeitet. Denen ist es unmöglich, aus ihrer Opferhaltung heraus zu kommen, wenn sie angeklagt sind. Erst wenn sie als Mensch hinter der Tat und ihren Folgen gewürdigt sind, können sie sich dem aussetzen, was sie angerichtet haben. Das ist ein ganz menschlicher Mechanismus. Oft wird dann der ganze Schmerz über die Tat erst möglich. Und der heilt und versetzt in die Lage, dem Opfer in die Augen zu schauen.
Ebenso zeigt es sich oft im Umgang mit Eltern, die - vielleicht keine andere Wahl in der Situation habend - zu einer wie auch immer traumatischen Situation oder gar Zeit für das Kind beigetragen haben. Sie können sich dem Schmerz darüber, was sie anrichteten erst stellen ,wenn sie nicht mehr angeklagt und verurteilt werden und ihre Würde nicht mehr verteidigen müssen. Und wenn sie sich dem Schmerz stellen können und sich als Eltern erkennen, kann die Liebe wieder fließen und jeder kann seinen Platz haben, auf den er gehört. So lange aber das Kind in der Position des Richters bleibt, wird Heilung verhindert und daher ist es, wenn ich mit dem Kind arbeite, wichtig, dass vom Sekundärgefühl Wut auf das Primärgefühl erst quasi "umgeschaltet" werden muss.
A.
in Einigem kann ich Dir gut zustimmen bei Deinen letzten Beiträgen.
Es macht tatsächlich keinen Sinn, das beim Kind zu übergehen und etwas zu verlangen was (noch) nicht geht... Allerdings wäre es m.E. ein Bärendienst, bei Sekundärgefühlen zu bleiben und diese noch zu verstärken, wie es bei vielen Methoden der Therapie von Traumata gemacht wird.
Grundsätzlich hilfreich ist sicherlich, das Sekundärgefühl Wut z.B. darauf hin zu untersuchen, welches Primärgefühl möglicherweise darunter verborgen ist und mit Wut vermieden bzw. verdrängt wurde. Wenn es nicht eine Wut ist, die verschleiern soll, dass das Kind den Eltern eigentlich etwas angetan hat, dann wird man in vielen Fällen auf einen tiefen Schmerz kommen. Der kann ein primäer Schmerz aus einem tatsächlichen Trauma (z.B. unterbrochene Hinbewegung) oder ein übernommener Schmerz (also Fremdgefühl) sein. Je nachdem wird dann deutlich, welche Intervention zunächst helfen kann.
Ist es ein traumatischer Schmerz, dann ist es wichtig, dass dieser zunächst benannt und ausgedrückt wird: "Mama/Papa, es hat so weh getan!". dabei muss der Blick in Kontakt mit den Eltern bleiben können. Meist wird ihnen dann auch klar, was sie dem Kind zugemutet haben. Aber es ist eben ohne Anklage.
Weißt Du, ich habe mit Verbrechern im Gefängnis gearbeitet. Denen ist es unmöglich, aus ihrer Opferhaltung heraus zu kommen, wenn sie angeklagt sind. Erst wenn sie als Mensch hinter der Tat und ihren Folgen gewürdigt sind, können sie sich dem aussetzen, was sie angerichtet haben. Das ist ein ganz menschlicher Mechanismus. Oft wird dann der ganze Schmerz über die Tat erst möglich. Und der heilt und versetzt in die Lage, dem Opfer in die Augen zu schauen.
Ebenso zeigt es sich oft im Umgang mit Eltern, die - vielleicht keine andere Wahl in der Situation habend - zu einer wie auch immer traumatischen Situation oder gar Zeit für das Kind beigetragen haben. Sie können sich dem Schmerz darüber, was sie anrichteten erst stellen ,wenn sie nicht mehr angeklagt und verurteilt werden und ihre Würde nicht mehr verteidigen müssen. Und wenn sie sich dem Schmerz stellen können und sich als Eltern erkennen, kann die Liebe wieder fließen und jeder kann seinen Platz haben, auf den er gehört. So lange aber das Kind in der Position des Richters bleibt, wird Heilung verhindert und daher ist es, wenn ich mit dem Kind arbeite, wichtig, dass vom Sekundärgefühl Wut auf das Primärgefühl erst quasi "umgeschaltet" werden muss.
A.