(ist jetzt keine Antwort an Trixi, sondern das Zitat ist eher Aufhänger meines Beitrages)
Also meiner Erfahrung nach wird die Gefühlswahrnehmung durch das Meditieren erst mal stärker.
das hängt wohl eher von der Person ab. Die einen distanzieren sich im Alltag erst einmal von ihren Emotionen und erfahre sie dann in der Meditation eher stärker. Die anderen identifizieren sich im Alltag sehr stark mit ihren Emotionen, rasten schnell aus, und erfahren über die Meditation sehr schnell, dass es auch ein wenig undramatischer geht.
Das sind die beiden Pole:
einerseits Identifikation, in der Emotion versinken und aufgehen, die ganze Welt in der Farbe der Emotion spüren, erfahren; nicht sehen, dass es eine Emotion ist, die irgendwie subjektiv begründet sein könnte, von der ich mich gerade distanzieren könnte, ohne etwas von mir aufzugeben; die Emotion ganz als ICH erfahren.
andererseits Distanzierung, eventuell Verdrängung, Abstand halten, die Emotion vielleicht gar nicht wahrnehmen, der Welt gegenüber nüchtern auftreten, auf den Beinen stehen, nicht aus dem Gleichgewicht geraten, nicht mit-schwingen, Erschütterung vermeidend.
Und Achtsamkeitsmeditation verfolgt genau den Weg durch die Mitte, der mehr ist als die bloße Mitte. Das Gefühl einerseits intensiv spüren, Empfindungen, Gefühlsausdehnung, Gedanken. Spüren, wie mich dies erfüllt, wie sich dies in mir ausbreitet, eventuell bis in die Füße, Hände, Schultern, Kopf, Bauch.
Und ZUGLEICH beobachtende, achtsame Haltung, dies wahrnehmend, spürend, nicht-reagierend, nicht-bewertend, das Gefühl einfach durchziehen lassend, erfahren, wie das Gefühl
entsteht und vergeht, einfach so.
Die ERfahrung ermöglicht einerseits die Erkenntnis der Komponenten des Gefühls, die auslösenden Gedanken, die Reaktionsmuster, zugleich auch die ERfahrung, dass es einfach nur ein Regen/Gewitter ist, das durchzieht - Anicca.
Die Wut wird nicht "wegmeditiert", sondern zunächst einmal zugelassen, angenommen, aber ohne, dass ich auf sie reagieren würde. Ich lasse mich wie ein Gefäß von ihr erfüllen, aber mein Geist bleibt ruhig. Die Emotion läuft wie eine Flüssigkeit in meinen Körper hinein, ich spüre die Flüssigkeit in meinem Körper, die Fibrationen, Empfindungen, die Ausbreitung, Charakterstik der Emotion, den "Wirbel" der Flüssigkeit. Und dann läuft die Flüssigkeit aus mir heraus und ich lasse sie einfach heraus fließen - kein Festhalten, nicht einmal ein
Loslassen, sondern einfaches Fließen lassen... ...Stille kehrt ein...
("Auskotzen" führt meines Erachtens eher zur Identifikation bzw. (Nicht)-Identifikation. Auch wenn dadurch (scheinbar) die Verdrängung vermieden werden
soll. Es ist mehr ein befreien
wollen. Kann aber natürlich hilfreich sein, wenn die Emotion feststeckt oder gar nicht zugelassen wird, damit die Emotion erst einmal zum Fließen kommt. Hilfreich kann auch sein, bewusst ins Drama/Trauma zu gehen und dieses zu beobachten, zuzulassen - bewusst, achtsam. Aber letztlich Ziehen-lassen, Fließen-lassen, ...)