Hallo seestern,
WIE bist du dahin gekommen, deine Grenze liebevoll setzen zu können- durch Begreifen allein oder kannst du uns 1-2 Techniken vorstellen?
LG
Das war ein Prozess.. der hat 3 Jahre gedauert und ich bin noch nicht fertig. Wenn Du mich im falschen unachtsamen Moment erwischst, ist es mit meinem liebevoll auch nicht weither... In meinem Blog 2 (raus aus der Depression) hab ich nen büschen geschrieben, was ich wann wo und wie gemacht habe. Es ist sehr umfangreich.
Als erstes ist es wichtig, die Gefühle zuzulassen, zu fühlen. Wenn ich gemerkt habe, dass die mich fast umhauen, hab ich das mit meiner Therapeutin bearbeitet. zB. die aktuelle Wut auf meinen Chef habe ich als "Surfbrett" genommen, um ähnliche Gefühlssituationen in der Kindheit zu finden und aufzusuchen und den alten Schmerz nochmal zu fühlen. In dem Augenblick merke ich auch immer, dass die aktuelle Wut nur zu einem verschwindend geringen Teil zum Chef gehörte... Unter der Wut liegt meistens Trauer und darunter Schmerz.... und an den muss man ran, an den Schmerz... dann löst sich alles auf. War jedenfalls bei mir so... (Projektionen auflösen) In der Sekunde, wo ich diesen Schmerz gefühlt habe, hat sich die Wut auf den Chef aufgelöst... (Buchtip: Ich vergebe, der radikale Ausstieg aus dem Opferdasein)
Oft verkneife ich mir im ersten Moment eine Reaktion (ist auch klug so beim Chef), denn die kann bei mir recht heftig ausfallen. Das heisst jetzt nicht, dass ich sie unterdrücke. Ich nehme die Dinge mit, um sie zu untersuchen. Das mache ich oft alleine. Hab ja viel Erfahrung mit dieser Art von Arbeit. Dann spreche ich aber unbedingt am nächsten Tag das nocheinmal an. Dann habe ich mich sortiert, bin in der Liebe und weiss, dass ich nicht blind um mich schlage. Somit habe ich schon viele ungerecht Angriffe meinerseits verhindert. Wichtig ist aber, das Ansprechen, sonst hab ich doch wieder etwas unterdrückt.
Was auch gut ist, wenn ich nur bei mir bleibe... also nicht sagen: "Du Arsch hast mir wehgetan..." dann krieg ich noch eine reingewürgt. Wut erzeugt IMMER Gegenwut (bei unbewussten Menschen) denn mein Gegenüber will mir meist nicht wehtun und fühlt sich angegriffen. Besser ist, wenn ich sage, wie ich mich fühle. Also, "ich fühle mich von dir ausgenutzt" ist besser als: "Du nutzt mich aus". "Das macht mich wütend" oder "ich bin jetzt wütend" ist besser als: "Du machst mich wütend"...meistens ist mein Gegenüber ganz erschrocken - er will nix in mir auslösen und schon gar keine Wut. Also alle Wertungen und Vorwürfe: "Du bist...", "Warum machst Du das"..."Du hast..", "Du mit deinen xxx..." usw. sind destruktiv.... Man wird zwar seine Wut los, aber auf lange Sicht auch den Freund. Wer lässt sich schon gerne als Prügelknabe missbrauchen..
Sehr hilfreich ist es, die eigenen UND die Strukturen des anderen zu durchschauen - besser, die Zusammenhänge zu fühlen. Wenn ich mich in den anderen einfühlen kann, entdecke ich meistens, dass ich seine Strukturen auch habe - vielleicht in Beziehung zu anderen Menschen und vielleicht nicht so stark ausgeprägt. Das hilft mir ungemein, den anderen zu verstehen, ihn nicht zu verurteilen und mich mit ihm zu versöhnen.
Ja und wenn ich es nicht geschafft habe, in der Liebe zu bleiben, wenn ich mich also in einen Streit begebe, versuche ich mich dafür zu lieben, dass ich es nicht geschafft habe. Ich habe dann in der Vergangenheit oft um eine ähnliche Situation in "Zeitlupe" vom Universum gebeten, damit ich noch einen Moment zum überlegen hatte, wie ich (re)agieren will... hat oft geklappt...
üben, üben, üben... und lieben...
Das sind jetzt alles meine persönlichen Erfahrungen, mein Weg...
Seestern