Darf ich mal fragen: wie kommt in Dir der Eindruck, einsam zu sein, denn zustande? Was genau fühlst Du? Da muß ja eine Lehre sein, und/oder eine Sehnsucht. Etwas, das nicht befriedigt wird, ein Wunsch, ein Bedürfnis.
Ich frage das, weil man ja, wenn man etwas gegen etwas tuen will, genauer wissen muß, wogegen man eigentlich etwas tuen will. Vielleicht könntest Du also noch etwas genauer beschreiben, was genau Dir fehlt.
Noch ein paar Gedanken dazu:
Einsamkeit und Alleinesein. Das sind zwei Aspekte, die im Leben oft nebeneinander vorkommen und mit denen man sich immer wieder im Leben auseinander setzt, normalerweise. Verbunden ist damit das Gefühl des Verlusts: des Kontakts im Falle der Einsamkeit. Der Gesellschaft im Falle des Alleineseins. So kommt es, daß wir einen Menschen, der auf einer Insel alleine lebt, als einsam bezeichnen. Und gleichzeitig können wir, wenn wir gründlich gucken, in den Strassen unserer Städte Menschen sehen, die zwar in Gesellschaft - also nicht alleine sind. Und trotzdem machen sie einen traurigen, eben einsamen Eindruck. Als hätten sie keinen wirklichen Kontakt zu sich selber und anderen Menschen, trotz Gesellschaft.
Guckt man mit einem besonderen Blick auf die Sprache, dann lohnt es sich, die Wort "einsam" und "allein" etwas genauer zu betrachten. Ein Same. All(es ist)Ein(s). Diese beiden Dinge stecken da drin.
Ich zum Beispiel bin herzlich gern allein. Ich liebe das. Ich wohne alleine, habe ein eigenes Haus, einen eigenen Garten. Ich höre hier nichts, wohne mitten im Grünen am Waldrand recht "einsam".
Wenn ich alleine bin, dann beobachte ich oft meine Gedanken. Sie beschäftigen sich mit Menschen, denen ich begegnet bin. Es sind reflektierende oder vorbereitende Gedanken, beruflicher Natur. Überwiegend.
Bin ich also wirklich dann alleine? Nein, denn mein Innenleben ist dann voll von Menschen.
Alleinesein bedeutet für mich also mittlerweile etwas Anderes als nur körperlich keine Menschen um mich zu haben oder nicht in einer Partnerschaft zu sein. Es heisst für mich, daß ich in mir Stille habe, nur mich, meine eine Stimme, und daß ich mir zuhöre, falls ich irgendetwas zu mir selber sage (=denke). Dann bin ich "All Ein" - dann habe ich mein Ohr auf mein inneres Weltall gerichtet und siehe da: da bin nur ich. Dann bin ich allein. Meistens esse ich dann erst mal was und höre mir meine Kommentare an, wie es mir schmeckt. Lustig, was ich so fasele.
Einsam - wann ist man das? Es steckt im Wort: EIN sam, nicht zweisam oder dreisam. Die Samkeit ist ein fruchtbarer Zustand: "Furchtsamkeit" - aus ihr kann Furcht geboren werden. Furchtsamkeit ist der Zustand, in dem Furcht als Same in einem liegt, und es muß nur ein Regentropfen fallen und schon beginnt der Same zu keimen. Furcht ist wiederum ein Same für Angst - aber "Angstsamkeit" kennen wir nicht. Interessant, nicht wahr? Daran daß die Menschen dieses Wort nicht herangebildet haben, können wir lernen, daß Angst nicht als Keim in uns liegen kann. Furcht dagegen sehr wohl. Und also "Ein", denn Einsamkeit gibt es auch.
Ein-Samkeit ist also ein Wortzustand, der das Fruchtbarwerden aus anderen Personen heraus - zum Beispiel in Gedanken wie oben beschrieben - negiert. Oft ist es in uns so, daß wir innendrin verarbeiten oder vorbereiten. Daß wir "Nachdenken" und wir müssten auch sagen, daß wir ebenso "Vordenken". Das IM-Moment-Sein gelingt so aber natürlich nicht, während wir denken!
Womit beschäftigen wir uns innendrin? Zumeist mit der Vergangenheit und Zukunft, mit unseren Erlebnissen dort. Wir denken also laufend befruchtet aus einer möglichen Vielfalt heraus und keinesfalls aus Einsamkeit heraus.
Wären wir einsam, dann hätten wir alle diese Gedanken nicht - man stelle sich vor, man würde auf einer "einsamen Insel" (eine Insel kann einsam sein? ;-)) leben: alle diese Zivilisationsgedanken, die uns durch unser Leben tragen, fielen weg.
Wir hätten nur noch einen Samen in uns: uns selber. Und da in uns drin wären doch nur die folgenden Fragen: was esse ich? Was trinke ich? Habe ich Schmerzen? Bin ich voll beweglich im Körper, Geist und seelisch, so daß ich gesund bleiben kann? Kann ich mich selber reflektieren und bemerken, wenn mich wieder diese unnützen Einsamkeitsgedanken befallen, die mich nicht von der Insel fortbringen werden und mir den Alltag im Paradies versauen? Was oder womit will ich als Nächstes spielen, was will ich bauen, erkennen, lernen, beobachten?
Die Zukunft also wäre unser Thema, und nicht die Vergangenheit. Wir müssten nur solange zurückdenken, daß wir wissen können, wo wir unsere Kokosnuss versteckt haben: auf der Palme. Das heißt wir müssen letztlich nichts erinnern.
Einsamkeit - ohne Befruchtung aus der Vergangenheit und Zukunft oder durch die Erlebnisse im Zusammenhang mit anderen Menschen - ist also unkomplex, unkompliziert und einfach. Ein guter Zustand, zunächst, in dem man zu sich selber gefunden hat. Man ist nicht mehr abgelenkt durch Äusseres. Würde ich sagen.
(Dennoch weiß ich, daß es sich anders anfühlen kann, wenn man sich in diesem Gefühl verliert.)
tip also: unterscheide Einsamkeit und Alleinesein in Dir. Lege Dir eine Kultur des Einsamseins und eine Kultur des Alleineseins zu und erlebe diese Kultur in Dir ganz bewusst. Was tust nur DU?
.... vielleicht fehlt Dir aber auch einfach nur ein Maderl zum Schnacken, aber das weiß ich nicht. Hier ist ja aber ein Esoterikforum, von daher sorry, wenn ich über das Ziel bzw. über Deine eigene Intention für den Thread hinausschiessen sollte.
LG,
Trixi Maus
P.s.: Übrigens hätte ich bestimmt konkrete Tips, wie man mit dem Alleinesein oder mit der Einsamkeit umgehen könnte, damit man sich daran gewöhnt und diese Zeit für sich selber nutzt. Was will man tun, es ist halt die Zeit jetzt da, daß man alleine ist. Keinen Partner hat. Und die Frage ist doch weniger, warum das so ist. Sondern vielmehr ist die Frage, wie man nun diese Zeit des Alleineseins nutzt, um sich zu entwickeln. Um derjenige Selber zu werden, der die Beste und Schönste und Liebevollste abbekommen wird. Bestimmt!
In diesem Sinne Carpe Diem.