"Statt zu fragen, ob Menschen vom Weg abgekommen sind, wenn sie keine Dauerharmonie leben (können), möchte ich viel lieber die Frage stellen: Wie leben Menschen ihre tieferen Gefühle gemeinsam mit ihrer Spiritualität? Wenn jemand behauptet, er kenne keine tiefen Gefühle, dann frage ich, was diese Person ausblendet oder an welche spirituelle Identität sie sich klammert. Manche nutzen Spiritualität wie eine Maske, die Unangenehmes, Bedrohliches konstant wegdrückt. In einer frei fließenden Spiritualität bewerten wir unsere tieferen Gefühle nicht als unspirituell, sondern wir erlauben sie und bringen sie in unser Bewusstsein.
In meinen Augen sind wir von unserem Weg abgekommen, wenn wir nicht mehr zu Fuß laufen, also fühlen, was in uns ist, sondern wenn wir nur so tun, als ob wir gingen. Wir sind dann nicht mehr auf dem Weg, im Körper, ganz bei uns, sondern im Kopf, in unserer eigenen Welt. Begrüßen wir unsere Gefühle! Zugegeben, kein leichter Weg – aber ein zutiefst menschlicher, unverwechselbar individuell, eben genau deiner!
In meinen Augen beleuchten die Ich-muss-immer-glücklich-und-friedlich-sein- Ideologien nur die helle Seite von uns. Nichts weiter als eine Maskierung, die einen Teil unserer Gefühle kategorisch ablehnt, mehr noch, abschneidet. Das Abschneiden von Gefühlen ist eine jahrhundertealte Tradition."
Alexandra Schumacher - sein.de