Ich hatte einige ziemlich traumatische Erlebnisse in meinem Leben.
Mein erstes hatte ich mit 10 Jahren. Als dann sehr viel später noch einige folgten, hatte ich also schon Übung....
Vielleicht verfüge ich über eine besonders robuste Natur, ich weiß es nicht.
Aber ich hatte nie therapeutische Hilfe.
Und wenn ich mir hier im Forum da so zu Gemüte führe, welche Erfahrungen so mancher machte, denke ich für mich: was für ein Glück
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, und da kann ich sagen:
ich hatte immer das Glück, mir alles von der Seele reden zu können. Das ist glaube ich das Allerwichtigste.
Ich hatte immer Menschen um mich, die sich das alles anhörten. Das betrifft jetzt in erster Linie die Ermordung meines Mannes und den Tod meines Sohnes.
Beim Missbrauch durch meinen Stiefvater im Kindesalter lag die Situation schon anders, weil ich noch ein Kind war.
Wie ich das schaffte, weiß ich heute ehrlich gesagt nicht mehr. Aber ich habe etwas sehr Positives aus diesem Missbrauch mit auf den Weg bekommen: meine Zwillinge, 2 wunderbare Mädels, ohne die ich mir mein Leben heute überhaupt nicht mehr vorstellen könnte. Wem sollte ich also heute noch böse sein???
Ich habe auf jeden Fall gelernt, nicht in der Opferrolle hängen zu bleiben. Das zieht einen nur runter.
Vielleicht können das viele nicht verstehen, aber ich spreche ja nur von mir. Ich habe mir eines Tages gesagt: "Ja, Dir ist Unrecht geschehen. Das ist zwar tragisch, aber nicht mehr rückgängig zu machen. Es ist, wie es ist, daran gibts nichts zu rütteln, und jetzt schau nach vorwärts."
Dieses Hängenbleiben in der Spirale des Unrechts ist zwar menschlich verständlich, aber m.E. nicht zielführend.
Ja, das Leben ist nicht gerecht. Man schlage täglich die Zeitung auf. Es gibt unendlich viele Schicksale, es trifft einen nicht allein.
Ja, ich hab meinen Mann und meinen Sohn verloren. Das ist ziemlich tragisch. Aber ich denke an die Kriegsgeneration. Wie viele Frauen haben ihre Männer und ihre Söhne im Krieg verloren und das Leben mußte dennoch irgendwie weitergehen.
Wir glauben immer, nur UNS widerfährt Schreckliches. Nein, dem ist nicht so.
Und daher mein Rat: die Situation annehmen, es bleibt einem ohnehin nichts anderes übrig....