Hi KeyTi!
Was Du da schilderst ist sehr interessant und auch komplex. Weiß nicht genau, ob ich formulieren kann was ich dazu denke.
Versuch es mal ganz nüchtern anzugehen, den Status Quo. Das wäre dann wahrscheinlich die Richtung:
Mangel an Selbstbewusstsein/Selbstwert
Verlustangst
Das sind miese Gefühle (oder auch nur eins, weil es sich bestens verbindet) und diese Art Gefühle (jedes das irgendwie negativ ist) erzeugt im Verstand eine Art Automatismus der auf Lösung zustrebt. Der Verstand arbeitet da erst mal absolut rational und sucht die Ursache um sie zu lösen. Aber: Er sucht am liebsten weit weg von sich selbst. Und das ist irrational. Und da kommst Du dann auf die Andere. Sie hat für Dich mit beiden oben angesprochenen Punkten zu tun. Der Vergleich mit ihr kratzt an Deinem Selbstbewusstsein, Gedanken darüber, das auch Dein Freund Euch vergleicht oder vielleicht sogar noch etwas von ihr will, erzeugt Verlustängste. Und um es komplett zu machen: Verlustängste haben natürlich auch wieder extremen Einfluss auf das Selbstbewusstsein, oder anders gesagt: Würdest Du ihn verlieren, oder würde er auch nur sozusagen "mental fremdgehen", wäre das ebenfalls ein Schlag für Dein Selbstbewusstsein. Darauf läuft also alles hinaus.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Ein Zustand (Mangel an Selbstbewusstsein) erzeugt Aktionen die ihn erhalten. Genau wie etwa eine Drogensucht zu Problemen führt, die das Verlangen nach Drogen wieder verstärken, den Gesamtzustand verfestigen, treibt der Mangel an Selbstbewusstsein einen in Situationen, die diesen Mangel verfestigen, ihm Dauerhaftigkeit geben. Denn nichts anderes tust Du ja. Das ist Dir auch schon klar denke ich.
Du musst es aber noch klarer sehen, erkennen was bei Dir unbewusst abläuft (nicht unbewusst im Sinne von "unsichtbar", sondern eher im Sinne von "Nur erkennbar wenn man wirklich darauf achtet"). Ich würde jede Art Wette eingehen, dass das Thema in anderen Bereichen Deines Lebens ebenfalls eine Rolle spielt und das schon lange.
Eine gute Art sich vor Augen zu führen wie man in einem bestimmten Bereich tickt ist, wenn man sich die Extreme klar macht.
Das eine Extrem: Was wäre das Schlimmste, die Horrorvorstellungen davon, was Dein Selbstbewusstsein sozusagen beerdigen würde? Sei da schonungslos, es geht nur um gedankliches Simulieren. Etwa... Dein Freund sagt Dir: Die andere ist viel toller, hab ihr Heiratsantrag gemacht, wir wollen Kinder usw.etc.
Das andere Extrem: Was wäre perfekt für Dein Selbstbewusstsein? Geh das nicht moralisch an. Also angenommen, Dein Wunsch wäre das Dein Freund vollkommen besessen von Dir ist, die andere sich als vollkommen verblödet zeigt und Du herausfindest das sie ungeschminkt wie der Glöckner von Notre Damm aussieht..... ist das nicht nett, aber ist dann erst mal so.
Verstehst Du was ich meine? Es geht erst mal nur um ein vollkommen subjektives (für Dich ist es objektiv, und darum geht es) Gedanken-Bild, an dem Du viel erkennen kannst, wenn Du die Eckpunkte absteckst... was dieses Thema angeht (Es gibt natürlich andere Bereiche im Leben die auch stark mit dem Thema Selbstbewusstsein zusammenhängen, für viele etwa Erfolg im Job usw.etc.).
Was vielleicht noch wichtiger ist: Beobachte was Dich zu Deinen Aktionen treibt (also das Du sie im Netz durchcheckst usw.). Rational kannst Du klar erkennen: Bringt ja absolut nichts. Was ist also die Motivation? Das ist lediglich eine Art momentane Erleichterung, vielleicht die Hoffnung, irgendetwas bei ihr zu finden, was Du vergleichen kannst und wo dieser Vergleich für Dich sehr positiv ausfällt. Du bist sozusagen besessen davon Dich mit dem Thema "handelnd" zu beschäftigen, weil Dich sonst dieses Gedankenmaschine verrückt macht. Dann braucht man das Gefühl etwas tun zu können.
Und mach Dir bewusst, das Du sozusagen wie "zwei Personen" bist. Da ist diejenige, die das alles eigentlich recht klar sieht. Du sagst auch offen das sich diese Andere Dir gegenüber ganz okay verhalten hat usw. Da ist also eine Art natürlicher Respekt. Aber da ist auch dieser Teil in Dir, der eben etwas herumflippt. Du nennst alles "ICH", aber es sind verschiedene Persönlichkeitsanteile und es ist eine Frage der Aufmerksamkeit, welchen Du sozusagen ausbaust. Wenn Du aus der Klarheit heraus den "Negativ-Teil" beobachtest, wird er sich lösen. Darauf zielt ab was ich oben schrieb: Kühl und sachlich mit diesen Tendenzen auseinandersetzen. Hinterfragen was da geglaubt wird, was zu welchen Handlungen motiviert usw. Nicht verurteilen, nur offen legen.
Zu letzterem noch kurz: Du verurteilst Dich nämlich auch für Dein Handeln. Findest das falsch usw. Geh dazu über es "nicht effektiv" zu nennen. Es funktioniert schlicht nicht, daher sollte es verändert werden. Denn Du merkst selbst: Du schadest Dir, weil Du letztlich immer wieder auf Dein eigenes Selbstbewusstsein einknüppelst. Und das geschieht genau so lange, wie Du den Mangel daran auf eine Art zu lösen versuchst, wie es Dir derselbe Mangel vorschreibt.
Es ist wirklich vergleichbar mit vielen "Krisen-Verhaltensweisen". Verschuldete nehmen schnell neue Schulden auf um daraus etwas erzeugen zu wollen, die Altlasten loszuwerden. Was entscheidend ist ob das funktioniert: Die Einstellung, die Klarheit, von wo kommt die Intention? Das kann man fühlen. Drogensüchtige sagen sich: Ich brauche die Droge noch mal, um mich auf den Entzug vorzubereiten, um bereit dafür zu werden. Auch da: Ob es funktioniert liegt ist nicht so sehr eine Frage dessen wie gehandelt wird, sondern woher diese Intention kommt. Und erkennen ob sie aus dem falschen Bereich kommt, dem "Mangel-Bereich", kann man, wenn man das zurückverfolgt, darauf schaut wie man denkt und mit welchen Emotionen man denkt. Geht es nur um eine Erleichterung aus dem Moment heraus oder den Willen nach echter Lösung? Aufrichtigkeit vor sich selbst ist das Wichtigste. Ein Zeichen dafür, das man soweit ist, ist übrigens das man aufrichtig vor anderen sein kann, was Du hier ja zeigst.
VG,
C.