Nicht-Selbst

Wallhall

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Zürich
Hallo ihr lieben

in einem Buch habe ich den Begriff vom Nicht-selbst aufgeschnappt. Der Autor meint, dass die Annäherung an die Erleuchtung bedeutet keine Angst vor diesem Nicht-Selbst zu haben, das, so habe ich die Passage verstanden, sogar jenseits vom Selbst ist. Es bewirkt einen Zustand, des erwacht Seins, in dieses Nicht-Selbst einen Kopfsprung zu machen.

Kann mir jemand noch mehr über das Nicht-selbst erzählen? Ich kenne bis jetzt das Ego und das Selbst als Partner. Das Selbst unterscheide ich in höheres Selbst und Niederes selbst. ist das Nicht-Selbst das Niedere Selbst? Gibt es denn dann auch ein Nicht-Ego?

Herzliche Grüsse

Walti
 
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Hallöchen Walti,

Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich halt nur Vermutungen aufsetzen zu diesem Nicht-Selbst.

Ich habe die Erleuchtung immer als die bewusste Verbindung zur Einheit oder Unität oder zum All angesehen. So könnte es sein, dass damit das Nicht-Selbst gemeint sein könnte.

Allerdings klingt für mich persönlich das Wort so, als würde man dabei seine Individualität sozusagen aufgeben. Für mich schliesst das eine das andere jedoch nicht aus.

Michael J. Roads hat es folgendermassen formuliert: Unsere Identität ist die Einheit, die sich in unserer Individualität manifestiert.


Bright blessings


Kangiska
 
Hallo ihr lieben

ich denke, das Nicht - Selbst befindet sich im Wechselspiel zwischen Höherem Selbst und Niederem Selbst. Es ist durch die freie Entscheidung möglich, das Höhere Selbst zu transzendieren, und diese Transzendenz ist wahrscheinlich mit dem Nicht-Selbst gemeint. Das Höhere Selbst löst sich dann selber auf, das ist es, was der Autor vermutlich mit "Nicht-Selbst" gemeint hat.
 
Hallo,

Mir ist soeben eine Kopie eines Buches in die Hände gefallen, welches 1901 gedruckt wurde und von Annie Besant stammt. Im Original heisst das Buch "Thought Power", ich habe jetzt eine französische Version vorliegen.

Hier wird das Nicht-Selbst als das Gegenteil vom Selbst erklärt. Das klingt jetzt "logisch", erklärt allerdings den Unterschied zu deiner Idee, Walhall.

Du erklärst, dass es ein Wechselspiel zwischen Höherem und Niederem Selbst ist, was auch eine Möglichkeit ist. Allerdings wären das laut der Erklärung dieses Buches immer noch ein Selbst und nicht ein Nicht-Selbst.

Hier wurde erklärt, dass eben das Selbst aus drei "Selbsten" (geht das überhaupt grammatische gesehen ;) ) bestehen, zu denen also Niederes und Höheres Selbst gehören.
Das Selbst wird als die Bestätigung seiner Selbst und allem was man kennt und erkennt, was einen darin bestätigt erklärt (soweit mich meine Französisch-Kenntnisse nicht täuschen)

Somit wird das Nicht-Selbst als alles erklärt, was man nicht kennt oder nicht erkennen kann.

Ich weiss jetzt nicht ob dir das weiterhilft, aber vielleicht fällt dir dieses Buch ja mal in die Hände und du ziehst eine verständlichere Lehre draus, wie ich zur Zeit ;)

Bright blessings


Kangiska
 
anâtman »nicht-selbst«
dieser begriff umschreibt das "nichtvorhandensein eines
abgesonderten/getrennten selbst oder einer seele (=âtman) . Der begriff »nicht-selbst« ist eines der drei daseinsmerkmale und bestreitet nicht die existenz einer individualität, betont nur ihre eingebundenheit ins universelle.

...interessierst du dich für buddhismus?

liebe grüsse esperanto...
 
Hallo Wallhall,

das Nicht-Selbst ist der Zustand der nicht zu definierenden Einheit des Bewusstseins.
Es gibt kein Objekt und keinen Betrachter. Somit ist dieser Zustand nicht betrachtbar sonder nur erlebbar.

Die Wahrnehmungsebene der eigenen Seele weist dagegen immer noch eine Differenzierung auf und ist somit Selbst und nicht Nicht-Selbst.

Die Angst vor dem Nicht-Selbst entspricht zum großen Teil der Angst der Ich-Auflösung des Egos.
Es ist viel wichtiger diese Angst aufzulösen, als den Zustand des Nicht-Seins zu erreichen.

liebe Grüße

Alexander
 
Hallo Esperanto

Nicht-Selbst bedeutet also, dass das Dasein ins universelle eingebunden ist. Wenn ich mich also ins Nicht-Selbst fallen lasse, könnte es sein, dass ich mich eingebunden ins Universelle begebe, was ja sehr positiv ist.

...interessierst du dich für buddhismus?

Bis jetzt nicht, ich habe noch nie mich mit Buddhismus befasst. Wieso meinst Du? Ist das Nicht-Selbst ein Ausdruck, der im Buddhismus vorkommt?
 
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zugegeben, ich kenne mich nicht besonders gut aus mit dem "nicht-selbst"!
ich interessiere mich für philosophie und bin durch die östliche-philosophie auf anatman (nicht-selbst) gestossen!

vielleicht noch zu erklärung: die drei daseinsmerkmale sind: vergänglichkeit, leiden und eben das nicht-selbst! (anatman)

...anatman umschreibt das nichtvorhandensein eines selbst, einer seele!
das erkennen von anatman ersetzt den vom augenschein gelernten glauben, der mensch sei ein "ich" mit beständigem wesenskern (einer seele).
es gibt keine unsterbliche, keine ewige Seele. anatman widerspricht somit dem Glauben frommer europäer!
buddha sagte: nichts ist beständig! ( heraklit: alles fliesst)
...nun, wie soll man sich einen "fließenden" menschen vorstellen? Hierauf antwortet ANATMAN.

alles fließt! das bedeutet, alles wird, nichts ist. das ich, die illusion von etwas beständigem im menschen, nährt sich aus der vergangenheit, es ist ihr resultat. der mensch schleppt vergangenes mit sich herum, erinnerungen an schöne zeiten, an verdienste, an die verursacher von leiden, die man erdulden musste, an alte rechnungen, die es noch zu begleichen gilt. solange der Mensch durch vergangenes bedingt wird, ist er nicht frei für die gegenwart, und weil man nur im heute leben kann, verwehrt ihm das von verflossenem zehrende Ich ein lebendiges dasein im jetzt. die zukunft beschäftigt das Ich nicht minder. sie macht ihm angst. deshalb sucht das Ich sich zu schützen, indem es geld und besitz ansammelt, indem es an alles mögliche glaubt, das ihm schutz und sicherheit verheißt, das Ich will sicherheit. ein unsicheres ich fühlt sich minderwertig und deprimiert. alles leiden, so lehrt der Buddha, entsteht aus einem falschen Ich-Glauben. befreiung vom leiden fällt somit zusammen mit befreiung vom Ich-Glauben überhaupt: gibt man sein Ich auf, dann hängt man nicht länger an vergangenem, dann fürchtet man nicht, was alles noch kommen könnte, dann wird man frei, die gegenwart zu erleben, d.h. frei zu fließen, ohne von irgendetwas gestaut zu werden!

...es ist sehr komplex und um es richtig zu verstehn muss man es leben! und dazu sind alle drei daseinsmerkmale bedingt, sie ergänzen sich gegenseitig!
...das streben nach glück!

liebe grüsse esperanto
 
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