Gehört das denn nicht auch zur Liebe, dies zu respektieren?
Ohne besonderen Bezug zum OP muss ich hier mal was sagen: Was für ein Unsinn!
Menschen, die man liebt, respektiert man doch nicht!
Respekt habe ich vor einem fahrenden Güterzug, vor dem Eigentum fremder Leute oder vor einer Bulldogge ohne Maulkorb, aber doch nicht vor Leuten, die ich liebe. Wenn ich etwas will, und die Person, die ich liebe will etwas anderes, und ich mach wegen dieser Person was anderes dann mach ich es nicht, weil ich die Person respektiere, sondern weil ich diese Person liebe. Und Respekt ist etwas völlig anderes als Liebe, etwas, das viel zu kühl und distanziert ist, als dass man es im Zusammenhang mit geliebten Personen verwenden sollte.
Das Wort Liebe wird überhaupt viel zu inflationär gebraucht, besonders hier im EF wird mit dem Wort Liebe ja herumgeworfen als wärs n Gratis-Kuli vom Bauunternehmen um die Ecke (siehe "
Licht und Liebe"-Fraktion oder der völlig sinnbefreite Begriff "
bedingungslose Liebe"). Man liebt meiner Meinung nur ganz wenige, besondere Menschen in seinem Leben. Ich hab mir den Thread nicht ganz durchgelesen, weiß nicht, um was es genau geht, aber ganz allgemein (und ich gehe im folgenden davon aus, dass die Liebe zumindest bedingt gegenseitig ist):
Zuerst mal nachdenken, ob man überhaupt helfen kann und wenn ja, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es in der Praxis auch fruchtet.
Danach nachdenken, ob der Mensch die Hilfe überhaupt braucht und wenn ja, wie sehr.
Dann auswerten, wie sehr die Person die Hilfe nicht will (kann ja reichen von:
ich bin 10 min wütend auf dich bis zu "
ich will dich nie wieder sehen").
Zuletzt auswerten, ob man die Person liebt und wenn ja, wie sehr.
Ich weiß ja nicht "wie" ihr liebt, aber wenn ich liebe dann fühle ich fast schon körperlichen Schmerz, wenn ich weiß, dass es dem anderen nicht gut geht oder wenn ich das Gefühl habe, der andere steuert ganz krass auf einen Abgrund zu. Wenn meine geliebte Person sein ganzes Leben versaut werde ich nichts unversucht lassen, um was daran zu ändern, wenn ich es denn kann. Dabei ist aber halt fraglich, was "Leben versauen" bedeutet - was für mich ein Abgrund wäre, könnte für andere durchaus der richtige Weg sein. An dieser Stelle gilt es, die Dinge von der Sicht des Betroffenen zu sehen und abzuwägen. Wenn es zum Beispiel ums Überleben o.ä. geht, ist dieser Punkt zu vernachlässigen - dann braucht die Person wohl
immer Hilfe, bis auf wenige Ausnahmen. Wenn es z.B. um Drogen geht, kann man hier unterscheiden; ist es eine schwere, krankhafte Drogensucht oder lediglich ein "ungesundes" (aber stetiges) Konsumieren? Bei letzterem ist ein Abwägen gefragt, bei ersterem nicht. Abgewogen wird gegen die eigene Liebe, die Stärke der Ablehnung der Hilfe durch den Betroffenen fällt dabei zusätzlich zugunsten der Entscheidung
gegen eine Hilfestellung ins Gewicht.
Man fragt sich also: Kann ich mit dem Mensch leben, wenn er so weitermacht?
Will der Mensch nocht mit mir leben, wenn ich eingreife?
Wenn nein, zahlt sich dann der Aufwand überhaupt aus, einzugreifen?
Und dann entscheidet man sich. Manchmal muss man der geliebten Person gegen ihren Willen helfen - selbst wenn man die Person dabei verliert. Manchmal entscheidet man sich davon, sich zum eigenen Schutz von der geliebten Person zu distanzieren - z.B. wenn man nicht helfen kann oder wenn man sich aktiv dagegen entscheidet, weil man die Person nicht genügend liebt, um das gemeinsam (oder allein nur für den Geliebten) durchzustehen.
Wenn man das nicht tut, dann liebt man die Person genug, um das Thema, bei dem sie Hilfe bräuchte, zu umgehen, oder man kämpft - und kämpft und kämpft.