Mahabharata

Mahabharat 3. Buch Kapitel 45
Indra schickt die Apsara Urvasi zu Arjuna

Eines Tages bemerkte Indra, wie Arjuna die Nymphe Urvasi anblickte und rief Chitrasena zu sich, um mit ihm unter vier Augen zu sprechen.

Indra (Jehova) sprach: Oh König der Gandharvas, ich bin zufrieden mit dir. Geh du als mein Bote zur schönen Apsara Urvasi und richte ihr aus, daß sie Arjuna, diesem Tiger unter den Männern, gefällig sein soll. Übermittle ihr folgende Worte von mir: Durch mich erlernte Arjuna alle Waffen- und anderen Künste. Und nun möchte ich, daß du von allen Geehrte ihn in die Künste einweihst, die man in weiblicher Gesellschaft benötigt.

Folgsam begab sich Chitrasena zur schönen Urvasi, welche ihn sogleich erkannte und begrüßte, und ihn in ihrer Weise höchst erfreute. Als er sich entspannt niedergelassen hatte, sprach er lächelnd zur ebenfalls ruhenden Urvasi:
Wisse, oh du mit den schönen Hüften, daß ich im Auftrag dieses einen Herrn des Himmels hier bin, der dich um einen Gefallen bittet. Es gibt einen, der unter Göttern und Menschen für seine vielen angeborenen Tugenden bekannt ist, für seine Anmut und sein Betragen, für die Schönheit seiner Person, für Gelübde, Selbstbeherrschung, Macht und Heldenmut, Schlagfertigkeit, Achtung, Genius und strahlende Energie.

Er hat ein vergebendes Gemüt und ist ohne jegliche Boshaftigkeit. Er hat die Veden mit allen ihren Zweigen studiert, ebenso die Upanishaden und die Puranas, ist seinem Lehrer in Demut ergeben und besitzt den Intelligenz der acht Eigenschaften
(1. Anima - sich sehr klein machen können,
2. Laghima – ein Höchstmaß an Leichtigkeit erreichen können, auf die Sonnenstrahlen sich bewegen
3. Prapti – von überall alles ereichen,
4. Prakamyam – die Früchte jedes Begehrens erlangen können,
5. Mahima – sich sehr groß machen können,
6. Ishitwa – Herrschaft,
7. jeden besiegen können,
8. Kamavasaiyita – jeden Wunsch realisieren können)
.

Durch seine Abstinenz, seine Fähigkeiten, seine Abstammung und sein Alter kann er ganz allein die himmlischen Regionen beschützen, ganz wie Maghavat (Indra) es kann. Niemals prahlt er und zeigt allen angemessenen Respekt. Er erkennt die kleinsten und feinsten Dinge so klar wie die groben und großen und spricht nur Liebenswürdiges. Er beschenkt seine Freunde und Untertanen mit Nahrung, ist wahrheitsliebend, redegewandt, hübsch, ohne Arroganz, freundlich zu seinen Untergebenen, alles in allem angenehm und lieb, standhaft in seinen Versprechen und gleicht Mahendra und Varuna in allen begehrten Eigenschaften. Nun, du kennst Arjuna. Oh Urvasi, dieser Held ist dazu bestimmt, die Freuden des Himmels zu kosten. Laß ihn noch heute auf Geheiß Indras zu deinen Füßen liegen, denn Arjuna ist dir zugeneigt.

Da lächelte die Schöne mit den makellosen Gliedern, empfing die Worte des Gandharvas mit höchster Achtung und antwortete ihm aufrichtig:
Für diese Tugenden, die du aufgezählt hast und die einen Menschen zieren sollten, würde ich jeden begünstigen, der sie besitzt. Warum sollte ich Arjuna also nicht als Liebhaber erwählen? Auf Indras Wunsch hin, wegen meiner Freundschaft mit dir und aufgrund der vielen Tugenden Arjunas fühle ich schon den Einfluß des Liebesgottes. Geh nur, wohin es dir beliebt. Ich werde mich voller Freude zu Arjuna begeben.
 
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Mahabharat 3. Buch Kapitel 46 –
Urvasi tritt vor Arjuna

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem sie den in seiner Mission erfolgreichen Gandharva entlassen hatte, folgte die Nymphe Urvasi mit dem leuchtenden Lächeln ihrem Wunsch, sich mit Arjuna zu vereinen und nahm ein Bad... Der Gott der Liebe hatte sie in Flammen gesetzt... Und nachdem die Dämmerung gewichen und der Mond aufgegangen war, begab sich die Apsara mit den vollen Hüften zum Hause Arjunas. In dieser Stimmung und mit ihren langen, weichen und krausen Zöpfen voller Blumen sah sie wunderschön aus. Mit sinnlicher Weiblichkeit und Grazie, zauberhaft sich bewegenden Augenbrauen, sanfter Stimme und mondgleichem Gesicht schritt sie aus und schien den Mond selbst herauszufordern. ...

Sie hatte ein wenig Wein getrunken und war etwas außer Atem, außerdem von lustvoller Erwartung erregt, so daß ihr ganze Körper ihre Vorfreude ausstrahlte. Dies ließ sie noch begehrlicher als sonst erscheinen. Und obwohl der Himmel voller wunderbarer Dinge ist, so meinten alle Siddhas und Gandharvas, die sie auf ihrem Weg erblickten, daß es an diesem Abend nichts Schöneres als Urvasi gab. ... So leicht wie der Geist erreichte sie mit ihrem bezauberndsten Lächeln die Wohnstatt Arjunas. Sie meldete sich beim Diener am Tor und betrat kurz darauf den funkelnden und zauberhaften Palast.

Doch als Arjuna ihr in dieser Nacht entgegentrat, um sie respektvoll zu begrüßen, da packte große Furcht sein Herz. Zurückhaltend schloß er sogleich seine Augen, nachdem er nur einen kurzen Blick auf sie geworfen hatte. Dann grüßte er sie wie eine weit über ihm stehende Person und sprach:
Oh Beste der besten Apsaras, ich ehre dich, indem ich mein Haupt tief vor dir neige. Laß mich deine Befehle wissen, denn ich bin dein Diener.

Urvasi verlor fast die Sinne bei diesen Worten. Doch dann erzählte sie Arjuna von ihrem Gespräch mit Chitrasena. Sie sprach:
Oh bester Mann, ich werde dir sagen, warum ich herkam. Zu Ehren deiner Ankunft hier hatte Mahendra (Indra) einen großen und zauberhaften Empfang einberufen, zu dem die Rudras, Adityas, Aswins und Vasus geladen waren. ... Nachdem die strahlenden Gäste ihre Sitze nach Rang und Namen eingenommen hatte, spielten die Gandharvas die Vinas, sangen bezaubernde, himmlisch melodiöse Lieder, und wir Apsaras tanzten dazu. Und du, bester und schönster Mann, schautest mit starren Blicken nur auf mich.

Nachdem Indra die Versammlung wieder aufgelöst hatte, kehrte jeder in seine Wohnstatt zurück. Doch schon bald darauf kam Chitrasena auf Geheiß von Shakra zu mir, oh du mit den Lotusaugen, und sprach: Oh du mit dem schönen Gesicht, mich schickt der Anführer der Himmlischen. Tue Indra einen Gefallen, mir selbst und auch dir. Erfreue Arjuna, du mit den sinnlichen Hüften, welcher tapfer in der Schlacht und voller Großmut ist. – Nun, oh Sohn der Pritha, das waren seine Worte. Den Worten Chitrasenas und Mahendras folgsam kam ich her, um dir zu dienen, oh Bezwinger aller Feinde. Mein Herz ist erfüllt von deinen Tugenden, und ich bin schon unter dem Einfluß des Gottes der Liebe. Es ist mein sehnlichster Wunsch, oh Held, und ich bin freudig erregt.

Arjuna wurde bei ihren Worten ganz schüchtern und bleich. Er verschloß seine Ohren mit den Händen und sprach:
Oh gesegnete Dame, Schande über meinen Gehörsinn, während du so zu mir sprichst. Denn du mit dem schönen Gesicht bist in meiner Wertschätzung der Gattin eines Höhergestellten ebenbürtig. Du bist mir wie meine Mutter Kunti oder Sachi, die Königin von Indra. Oh du Glücksverheißende, daran gibt es keinen Zweifel. Es ist wahr, ich habe dich manchmal angestarrt, oh Gesegnete. Doch höre den aufrichtigen Grund von mir, oh du mit dem strahlenden Lächeln. Als ich dich mit entzückt aufgerissenen Augen anstarrte, dachte ich die ganze Zeit: Dies ist die Mutter des Paurava Geschlechts. ...

Urvasi antwortete: Oh Sohn des Anführers der Himmlischen, wir Apsaras sind frei und können uneingeschränkt wählen, wen wir wollen. Es ist unangebracht, mich als Höhergestellte zu betrachten. Die asketisch verdienstvollen Söhne und Enkelsöhne vom Geschlecht des Puru kommen alle in den Himmel und vergnügen sich mit uns, ohne eine Sünde zu begehen. Gib nach, oh Held, denn es ist nicht an dir, mich abzuweisen. Ich brenne vor Verlangen und bin dir zugetan. ...

Doch Arjuna erwiderte: ... Oh du Sündenlose, für mich bist du wie Kunti, Madri oder Sachi, nämlich die zu verehrende Mutter meines Geschlechts. ...

Da erhob sich Zorn in Urvasi. Sie zitterte vor Wut, zog ihre Augenbrauen zusammen und verfluchte Arjuna:
Weil du eine Frau mißachtest, die zu dir kommt auf Geheiß deines Vaters und aus eigenem Antrieb, und die außerdem von Kamas Liebespfeilen durchbohrt ist, sollst du deine Männlichkeit verlieren und unbeachtet von den Frauen deine Zeit als Sänger, Tänzer und verachteter Eunuch verbringen.

Mit zornvoll zitternden Lippen und schwer atmend kehrte Urvasi in ihre Wohnstatt zurück. Arjuna eilte ebenso bebend zu Chitrasena und erzählte ihm aufgeregt alles, was geschehen war und auch vom Fluch. Chitrasena berichtete wiederum alles Indra, welcher daraufhin seinen Sohn zu sich rufen ließ und ihn unter vier Augen besänftigte.

Lächelnd sprach Shakra mit lieben Worten zu Arjuna:
Oh bestes Wesen, heute wurde Pritha zur wahrlich gesegneten Mutter, weil sie dich gebar. Du hast gerade sogar Rishis in Geduld und Selbstbeherrschung übertroffen, mein Sohn. Doch der Fluch, den Urvasi über dir ausgesprochen hat, wird dir von Nutzen sein, du Starkarmiger. Denn, du Sündenloser, auf Erden mußt du das dreizehnte Jahr eures Exils unerkannt bleiben. Nur in diesem Jahr wirst unter dem Fluch der Urvasi leiden. Und wenn du als Tänzer ohne Männlichkeit das Jahr durchlebt hast, wirst du mit Ablauf der Frist auch deine Kraft wiederbekommen.

Da freute sich Arjuna sehr und hörte erleichtert auf, an den Fluch zu denken. Für den Rest seiner Jahre im Himmel verlebte er eine vergnügte Zeit mit dem berühmten Chitrasena.

Vaisampayana fuhr fort: Die Leidenschaften des Mannes, der diese Geschichte vom Sohn des Pandu hört, werden nicht mehr endlos ihrer lustvollen Erfüllung nachjagen. Wer dem unglaublich reinen Betragen von Arjuna lauscht, verliert Hochmut, Zorn und andere unheilsame Eigenschaften, geht in den Himmel ein und lebt dort in
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 47
Nara und Narayana - Arjuna und Krishna- Jishnu und Vishnu

Vaisampayana sprach: Eines Tages begab sich der große Rishi Lomasa auf seinen Wanderungen zur Heimstatt Indras, denn er wollte den Herrn der Himmlischen schauen. Der große Muni trat vor den Gott und verbeugte sich tief und respektvoll. Nachdem ihn auch die großen Rishis begrüßt hatten, bekam er einen vorzüglichen Sitz von Indra angeboten. Dann sah er den Sohn des Pandu, wie er neben Indra auf einer Hälfte des Thrones saß, und er fing an, darüber nachzudenken, wie ein Kshatriya es schaffen konnte, auf den Thron von Indra zu gelangen. Welche Taten mit welchem Verdienst hatte er wohl vollbracht? Und welche Regionen hatte er mit Askese erobert, daß er jetzt auf einem von Göttern verehrten Sitz saß? Die Gedanken des Rishi blieben Shakra nicht verborgen, und er sprach lächelnd zu Lomasa:

Höre, oh Brahmarshi, die Antwort zu dem, was in deinem Geist geschieht. Dieser hier ist kein Sterblicher, auch wenn er seine Geburt unter Menschen nahm. Oh großer Rishi, der starkarmige Held ist mein Sohn, den Kunti gebar. Er kam hierher, um sich Waffen zu erringen. Ja, erkennst du denn nicht den uralten Rishi mit dem höchsten Verdienst? Höre, oh Brahmane, ich sage dir, wer er ist, und warum er zu mir kam. Diese alten und vorzüglichen Rishis mit Namen Nara und Narayana sind niemand anderes als Krishna Vasudeva und Arjuna. Für einen ganz bestimmten Zweck wurden die beiden in allen Welten Gefeierten unter Menschen geboren, in dieser Region, in der man Tugend erlangen kann.

Die Heimstatt von Vishnu und Jishnu ist die heilige Einsiedelei namens Vadari an der Quelle der hochverehrten Ganga. Sogar Götter und ruhmreiche Rishis können sie nicht schauen. Auf meinen Wunsch wurden die beiden Strahlenden auf Erden geboren, oh Brahmarshi, denn mit ihrer gewaltigen Energie werden sie der Erde ihre Bürde erleichtern. Außerdem gibt es da einige Asura-Götter namens Nivatakavachas, die aus Hochmut über den ihnen gewährten Segen nur Schaden stiften. Sie prahlen mit ihrer Stärke und planen die Vernichtung der Sura-Götter, denn nachdem sie ihren Segen erhalten hatten, achten sie die Sura-Götter nicht mehr.

Diese schrecklichen und mächtigen Danavas leben in den niederen Regionen (unter der Erde auf die vertikale Axe unseres Universums). Alle Himmlischen zusammen können sie nicht bekämpfen. Der gesegnete Vishnu (in der Form Krishnas) ist auf Erden auch als Kapila bekannt. Sein Blick allein hat die ruhmreichen Söhne Sagaras verbrannt, als sie ihm in den Eingeweiden der Erde mit lautem Krach entgegentraten. Nur dieser ruhmreiche und unbesiegbare Hari (Transzendentale Herr) ist in der Lage, uns diesen großen Dienst zu erweisen. Entweder er oder Arjuna oder beide gemeinsam werden zweifellos das Werk verrichten.

Schließlich hat der ruhmreiche Hari die Nagas im großen See geschlagen. Er ist in der Lage, mit nur einem Blick die Nivatakavachas mitsamt ihrem Gefolge zu vernichten. Doch der Vernichter von Madhu (Krishna) sollte niemals bei einer unbedeutenden Sache gerufen werden, denn er ist eine gewaltige Energie. Wenn er sich in seiner Erscheinung vergrößert, kann er das gesamte Universum verbrennen. Und Arjuna ist ebenfalls fähig, all die Asuras zu schlagen. Wenn der Held mit ihnen siegreich gekämpft hat, wird er in die Welt der Menschen zurückkehren.

Oh Lomasa, bitte begib du dich zur Erde und besuche den tugendhaften Yudhishthir im Walde Kamyaka. Richte diesem tapferen und heldenhaften Mann von mir aus, daß er sich um Arjuna keine Sorgen machen muß. Der Held wird als Meister aller Waffen zur Erde zurückkehren. Denn ohne heiligen Heldenmut und besonderes Geschick wird er niemals Bhishma und Drona besiegen können. Erzähle auch, daß der starkarmige Gudakesha (Arjuna) nach all den Waffen auch himmlischen Tanz und Gesang gemeistert hat.

Und weise Yudhishthira und seine Brüdern an, die heiligen Schreine zu besuchen. Denn das Baden in diversen heiligen Gewässern wird ihn von Sünden reinwaschen und das Fieber seines Herzens mindern. Später kann er sich an seinem Königreich erfreuen, denn er weiß, daß alle seine Sünden abgewaschen sind. Oh bester Brahmane, beschütze Yudhishthira während seiner Wanderungen über die Erde. In Bergesschluchten und rauhen Gegenden leben meist gräßliche Rakshasas. Beschütze den König vor diesen Menschenfressern.

Nachdem Mahendra diese Worte an Lomasa gerichtet hatte, bat auch Arjuna ehrfürchtig:
Ja, bester Mann und großer Rishi, beschütze den Sohn des Pandu und begleite den König zu den heiligen Pilgerstätten, wo den Brahmanen reichlich gegeben wird.

Der mächtige Asket Lomasa sprach: „So sei es.“, und machte sich auf den Weg zur Erde, um nach Kamyaka zu gehen. Schon bald erblickte er dort König Yudhishthira, den Gerechten, mit seinen jüngeren Brüdern und vielen Asketen.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 48
Dhritarashtra versteht die Macht Arjunas

Janamejaya sprach: Die Fähigkeiten von Arjuna waren sicher ganz fabelhaft. Oh Brahmane, was sagte der weise Dhritarashtra, als er davon erfuhr?
Vaisampayana antwortete: König Dhritarashtra erfuhr von Arjunas Aufenthalt in Indras Wohnstatt von Vyasa Dwaipayana. Und zu seinem Wagenlenker Sanjaya sprach er:

Oh Wagenlenker, hast du auch Wissen von all den Details der Taten des klugen Arjuna? Ich habe schon alles von Anfang an gehört. Und mein übelgesinnter und sündiger Sohn widmet sich gerade äußerst vulgärer Politik. Mit seiner hinterhältigen Seele wird er sicher noch die Erde entvölkern. Doch wer nur aufrechte Worte spricht und für Dhananjaya kämpft, der wird sich sicher die drei Welten gewinnen. Wer, der sogar jenseits des Einflusses von Tod und Verfall wäre, könnte vor Arjuna bestehen, wenn er mit seinen geschliffenen, stachligen und spitzen Pfeilen angreift?

Oh, wenn meine hinterhältigen Söhne mit den Pandavas kämpfen müssen, sind sie alle zum Scheitern verurteilt. Ich grüble Tag und Nacht darüber nach und sehe doch keinen Krieger unter uns, der sich mit dem Träger von Gandiva messen könnte. Und wenn Drona, Karna oder Bhishma sich in der Schlacht gegen ihn stellen, dann wird die Erde eine große Katastrophe überkommen. Doch auch dann sehe ich keinen Weg, wie wir Erfolg haben könnten. Karna ist leidenschaftlich und unwissend. Drona ist alt und der Lehrer von Arjuna.

Dagegen ist Arjuna voller Zorn, stark und herausragend, standhaft und stets heldenmütig. Sie alle sind unbesiegbare Krieger, waffenerfahren und haben einen guten Ruf. Wenn die Helden kämpfen, wird es schrecklich werden. Sie alle begehren die Herrschaft über die Welt und ertragen keine Niederlage. Frieden wird es nur geben, wenn Arjuna oder meine Söhne tot sind. Doch es existiert niemand, der Arjuna töten oder besiegen könnte. Oh wie könnte man seinen Zorn besänftigen, der ja eigentlich mir gilt? Dem Anführer der Himmlischen ist er ebenbürtig. Agni hat er im Khandava Wald erfreut und alle Monarchen der Erde für das große Rajasuya besiegt.

Oh Sanjaya, wenn der Blitz auf einen Berg trifft, dann läßt er immer noch einen Teil unbeschädigt zurück. Doch die Pfeile von Arjuna lassen kein Bröckchen übrig. Wie die Strahlen der Sonne alle Dinge im Universum erhitzen, so werden die Pfeile von Arjunas Hand meine Söhne verbrennen. Die Truppen der Bharatas werden schon vom Lärm der Wagenräder Arjunas erschrecken und sich in alle Winde zerstreuen. Vidhatri hat Arjuna als allesverschlingenden Zerstörer erschaffen. Er steht in der Schlacht als unser Feind und wird Schwärme von Pfeilen verströmen. Wo ist er, der ihn besiegen könnte?
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 49
Hari der Transzendentale Herr - Krishna
Sanjaya antwortete: Was du über Arjuna sagst, oh König, ist alles wahr. Keine Unwahrheit kam über deine Lippen, oh Herr der Erde. Die Pandavas mit ihrer unermesslichen Energie wurden beim Anblick von Draupadi mit Zorn erfüllt, als ihre reine Gattin in die Versammlung gezwungen wurde. Wegen der grausamen Worte von Dushasana und Karna waren sie zutiefst erbost, oh König, und ich denke, sie werden dies niemals vergeben. Auch ich habe vernommen, wie Arjuna mit seinem Bogen den Gott der Götter im Kampfe erfreute, diesen Unbesiegbaren mit den elf Formen.

Shiva wollte Arjuna testen und forderte ihn in Gestalt eines Kirata zum Kampf. Danach zeigten sich dem mutigen Helden die Lokapalas, um ihm ihre Waffen zu übergeben. Welcher andere Mann hat schon all diese Götter in ihrer eigenen Gestalt sehen können? Ja, wer könnte Arjuna im Kampfe schwächen, wenn dies kaum Maheshvara gelang, dem Gott der acht Formen? ...

Alle Söhne des Pandu sind hervorragende Krieger, verfügen über unermessliche Energie und sind wohl geübt in jeder Art des Waffengebrauchs. Sie können nicht einmal von den Göttern besiegt werden. Ja, ich meine, sie werden aus Zorn über die Demütigung ihrer Gattin alle deine Söhne in der Schlacht vernichten.

Dhritarashtra sprach: Oh Wagenlenker, welches Unheil hat Karna nur erzeugt, als er diese grausamen Worte zu den Söhnen des Pandu sprach! War es nicht schon feindlich genug, Draupadi in die Versammlungshalle zu zerren? Wie können meine Söhne leben, wenn ihr ältester Bruder, der ihr Vorbild sein sollte, nicht auf dem Pfade der Rechtschaffenheit wandelt? Mein übelgesinnter Sohn sieht mich als einen der blind ist und unfähig zum Handeln. So denkt er, ich sei ein Narr und hört nicht auf meine Worte. Und seine Berater und Freunde wie Karna und Suvala sind ebensolche übelgesinnten Männer. Sie unterstützen seine Laster und so kann er nicht verstehen, was gerecht ist.

Schon wenn Arjuna seine Pfeile mit leichter Hand entlässt, können sie alle meine Söhne vernichten. Was nur, wenn er aus Zorn zum Bogen greift? Wenn er mit mächtigen Armen seinen großen Bogen spannt, die Pfeile mit Mantras inspiriert und sie damit in himmlische Waffen verwandelt, dann mag er sogar die Himmlischen bedrängen. Und wer als Berater, Beschützer und Freund diesen Herrn der drei Welten hat, nämlich Hari selbst, kann alles und jeden erobern. Es ist so wunderbar, oh Sanjaya, daß Arjuna von Mahadeva umarmt wurde. Und weißt du noch, wie er damals mit Damodar, (siehe Warum Krishna als Damodar benannt wurde) zusammen Agni half, als dieser den Wald von Khandava verbrannte? ...
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 50
Das Leben der Pandavas im Wald ohne Arjuna

Janamejaya sagte: Oh Muni, ich meine, daß diese Klagen von Dhritarashtra gänzlich nutzlos waren, nachdem er die heldenhaften Söhne des Pandu nun einmal ins Exil geschickt hatte. Warum nur hatte der König seinem närrischen Sohn diese schwere Grobheit an den mächtigen Kriegern erlaubt? Doch erzähle uns nun, oh Brahmane, wie die Söhne Pandus im Walde lebten. Wovon ernährten sie sich? Stammte ihre Nahrung aus der Wildnis oder aus kultivierter Landwirtschaft?

Vaisampayana antwortete: Die Bullen unter den Männern sammelten die Früchte der Wildnis und jagten Hirsche mit reinen Pfeilen. Dann widmeten sie einen Teil der Nahrung den Brahmanen und aßen selbst den Rest. Denn die Helden mit den großen Bögen waren immer von einer Vielzahl von Brahmanen umgeben, welche mit und ohne Feuer opferten. Zehntausend ruhmreiche Snataka Brahmanen, die um die Wege zur Erlösung wußten, wurden von Yudhishthira in der Wildnis unterhalten. Die Brüder jagten Rurus (eine Rehart), schwarze Hirsche und andere reine Tiere des Dschungels und übergaben sie den Brahmanen.

Niemand, der Yudhishthira folgte, sah bleich oder krank aus, war mager oder schwach, melancholisch oder ängstlich. Der tugendhafte Yudhishthira sorgte für seine Brüder, als wären es seine Söhne, und für allen anderen, als wären es seine Brüder. Draupadi mit dem unbefleckten Ruhm bediente ihre Ehemänner und die Brahmanen, als wäre sie ihre Mutter, und nahm ganz zuletzt ihre Speise ein. Der König ging jeden Tag gen Osten, Bhima nach Süden, die Zwillinge nach West und Nord und jagten die Rehe des Waldes um ihres Fleisches willen. So lebten die Pandavas für fünf Jahre im Kamyaka Wald, immer in Sorge, weil Arjuna nicht bei ihnen war, und widmeten sich täglich Studium, Gebet und Opfer.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 51
Dhritarashtra erkennt, dass Balarama und Krishna an der Seite von Pandavas sind
Vaisampayana erzählte: Als Dhritarashtra von diesem wunderbaren Leben der Söhne Pandus hörte, weit ab von gewöhnlichen Menschen, da überkam ihn Sorge und Kummer. Die Melancholie überwältigte ihn, er seufzte tief und heiß und sprach zu seinem Wagenlenker Sanjaya:
Oh Wagenlenker, kein Moment des Friedens ist mir vergönnt, denn Tag und Nacht muss ich an das grässliche und schlechte Benehmen meiner Söhne beim Würfelspiel damals denken, und gleichzeitig an den Heroismus, die Geduld, die große Klugheit, die unerträgliche Heldenkraft und außergewöhnliche Liebe der Söhne Pandus zueinander. ... Diese gewaltigen Krieger von himmlischer Abstammung erfüllt die Erinnerung an Draupadis Demütigung mit Zorn, und unbesiegbar im Kampf werden sie keine Schonung zeigen. ...

Oh Sanjaya, alle Krieger zusammen, die auf meiner Seite kämpfen, sind nicht in der Lage, den Ansturm nur der Vrishnis zu ertragen, wenn sie von Balarama und Krishna angeführt werden. ... Dann werde ich mich an die Ratschläge der Freunde erinnern, die ich zurückwies, weil ich Duryodhanas Ruf gehorsam war, oh Sanjaya. ...

Sanjaya sagte: .. Als Krishna Vasudeva (der Transzendentale Herr), dieser Held von niemals verblassender Herrlichkeit, erfahren hatte, daß die Pandavas im Würfelspiel besiegt worden waren, ging er sofort in den Kamyaka Wald und tröstete sie. Draupadis Söhne, Dhristadyumna, Virata, Dhristaketu und die mächtigen Kekaya Krieger waren auch dort. ... So weißt du, daß die Pandavas Krishna baten, in der Schlacht ihr Wagenlenker zu werden. Und Hari (der Transzendentale Herr) antwortete ihnen: „So sei es.“

Selbst Krishna wurde zornig, als er die Pandavas dort im Walde und in Hirschfelle gehüllt erblickte, und er sprach zu Yudhishthira:
"Ich habe den Reichtum der Söhne Prithas in Indraprastha beim großen Rajasuya Opfer gesehen, wie ihn kein anderer König sich gewinnen kann. Ich sah alle Könige dort, die Vangas und Angas, Paundras und Odras, Cholas, Dravidas und Andhakas, die Herrscher vieler Inseln und Länder am Meeresufer, die Herrscher der Grenzstaaten nebst den Herrschern der Sinhalas, die barbarischen Mlechas, die Ureinwohner von Lanka, alle Könige des Westens zu Hunderten, die Könige Pahlavas, Daradas, Kiratas, Yavanas, Shakas, Harahunas, Chinas, Tukharas, Saindhavas, Jagudas, Ramathas, Mundas, und die Einwohner des Königreichs der Frauen, die Tanganas, Kaikeyas, Malavas und die Bewohner von Kashmira.

Sie alle fürchteten die Kraft deiner Waffen, waren gehorsam deiner Einladung gefolgt und dienten dir auf vielfältigste Weise. Diesen Wohlstand, oh König, der deinem Feind nicht für lange gegeben ist, werde ich dir zurückgeben, indem ich deinen Feind töte. Oh Anführer der Kurus, ich werde mithilfe von Balarama, Bhima und Arjuna, den Zwillingen, Akrura, Gada, Samba, Pradyumna, Ahuka, dem heldenhaften Dhrishtadyumna und dem Sohn von Sisupala im Verlaufe eines Tages Duryodhana, Karna, Dushasana, Suvalas Sohn und all die anderen auf dem Schlachtfeld vernichten, die gegen uns antreten mögen. So wirst du mit deinen Brüdern wieder in Hastinapura leben, der Sippschaft von Dhritarashtra ihren jetzigen Reichtum abnehmen und in Wohlstand und Freude diese Erde regieren."

...Und Yudhishthira antwortete ihm in dieser Versammlung der Helden, und jeder konnte es hören:
Oh Janarddana (Ruheort alle Lebewesen), ich nehme deine Worte als Wahrheit an. ...

Raam und Krishna, Dhananjaya und Pradyumna, Samba und Yuyudhana, Bhima und die Söhne der Madri, die Kaikeya- und Panchala- Prinzen vom König der Matsyas begleitet – sie alle werden kommen, diese gefeierten und unbesiegbaren Helden mit ihren Truppen und Gefolgsleuten. Wer, der sich wünscht zu leben, würde sich mit ihnen schlagen, wo sie doch zornigen Löwen mit wehenden Mähnen gleichen? ...
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 52
Bhimas und Yudhishthiras Klagen


Das Feuer der Klage lodert ständig
und das Trugbild des Glücks lockt andauernd

Janamejaya fragte: Nachdem der hochbeseelte Arjuna zur Region Indras gegangen war, was taten da Yudhishthir und die anderen Söhne des Pandu?
Vaisampayana antwortete: Nun, die Brüder lebten mit Draupadi im Wald und bekümmerten sich sehr über ihre Trennung von Arjuna. Eines Tages saßen sie auf einer sauberen und einsamen Wiese und weinten sorgenvoll um Dhananjaya.

Mit vor Seufzern stockender Stimme sprach Bhima zu Yudhishthir: Auf dein Geheiß ging Arjuna fort, dieser Bulle der Bharatas, von dem unser Leben abhängt. Wenn er stirbt, dann sind auch die Panchalas, unsere Söhne, Satyaki und Vasudeva zum Tode verurteilt. ... Obwohl wir starke Arme und Vasudev (Krishna) als unsere Zuflucht haben, müssen wir wegen dir diesen Zorn unterdrücken, der sich in uns erhob. Dabei wären wir wohl in der Lage, mit Krishnas Hilfe alle unsere Feinde mit Karna an ihrer Spitze zu schlagen und die gesamte Erde zu erobern. ...

Oh mächtiger Monarch, es ziemt sich für dich, die Pflichten der Kshatriyas im Auge zu behalten. Und es ist wahrlich nicht die Pflicht eines Kshatriya, im Walde zu leben. Die Weisen sagen, daß die Regentschaft die oberste Aufgabe eines Kshatriya ist. Oh König, du kennst das alles, darum verlasse nicht den Pfad der Pflicht. Laß uns dem Wald den Rücken kehren, Arjuna und Krishna zu uns rufen und die Söhne Dhritarashtras noch vor Ablauf des Exils besiegen. ... Und mit vielen reinigenden Opfern gehen wir in einen vorzüglichen Himmel ein, oh Herr. Dies wird geschehen, wenn unser König nicht unweise oder zögerlich handelt. Du bist tugendhaft. Die Betrügerischen können durch Betrug vernichtet werden, dies wird nicht als Sünde angesehen. Die in Moral Gelehrten sagen außerdem, daß ein Tag und eine Nacht einem ganzen Jahr gleichen. Auch in Veda Texten, oh du Hoher, wird gesagt, daß ein Tag einem ganzen Jahr entspricht, wenn schwierigen Gelübden gefolgt wird.

Oh du von niemals schwindender Herrlichkeit, wenn die Veden eine Autorität für dich sind, dann erachte dreizehn Tage für dreizehn Jahre. Es ist an der Zeit, oh Feindebedränger, Duryodhana mit seinen Anhängern zu schlagen. Sonst wird er die ganze Erde seinem Willen unterwerfen. ... Folge du den Traditionen der Veden, und beachte, daß Betrüger wahrlich mit Betrug zu schlagen sind. Wenn du mir nur den Befehl geben würdest, ginge ich sofort nach Hastinapura und fiele über Duryodhana her wie ein Feuer über einen Heuhaufen. Meine größte Macht ließe ich frei. So bitte ich dich um deine Erlaubnis.

Da roch König Yudhishthira, der Gerechte, an Bhimas Haupt und sprach besänftigend auf ihn ein: Oh du Starkarmiger, ohne Zweifel wirst du mithilfe von Arjuna, dem Träger von Gandiva, Duryodhana nach Ablauf des dreizehnten Jahres schlagen. Doch bezüglich deiner Behauptung, daß die Zeit des Exils bereits vorbei sei, muß ich dir antworten, daß ich das nicht wagen kann, denn in mir ist keine Unwahrheit. Oh Sohn der Kunti, du wirst ganz ohne die Hilfe von Betrug den übelgesinnten und unbezähmbaren Duryodhana mitsamt seinen Verbündeten besiegen.

In diesem Augenblick erschien der große und berühmte Rishi Vrihadashwa vor ihnen. Sogleich ehrte und grüßte ihn der gerechte König und bot ihm Maduparka (gewöhnlicherweise Honig, Quark, geklärte Butter, Zucker und Milch in einer kleinen Metalltasse) an. Nachdem sich der Asket gesetzt und erfrischt hatte, setzte sich der starkarmige Yudhishthira zu ihm und sprach ihn mit äußerst mitleiderregenden Worten an:
Oh Heiliger, ich wurde von betrügerischen und erfahrenen Spielern zu den Würfeln gerufen und verlor mein Königreich und all meine Reichtümer. Ich bin kein Schüler des Spiels und kenne keinen Betrug. So unterlag ich sündigen Männern, die unfair spielten. Sie brachten sogar meine Gattin in die öffentliche Versammlung, die mir lieber ist als mein Leben. Auch ein zweites Mal schlugen sie mich und sandten mich in ein kummerbeladenes Exil in diesem großen Wald, wo wir alle nun Hirschfelle tragen. ... All die groben und demütigenden Worte, die sie mir beim Spiel gaben, und auch alle Worte meiner trauernden Freunde und Untertanen erfüllen gänzlich meine Erinnerung. Sie mir immer und immer wieder aufsagend, verbringe ich meine Nächte in schlafloser Sorge. ...

Vrihadashwa antwortete: Oh großer König, du sagst, es gäbe keinen Elenderen als dich. Oh du Sündenloser, wenn du es hören möchtest, werde ich dir die Geschichte eines Königs erzählen, dem es noch schlimmer erging als dir.
Da sprach der König: Oh Ruhmreicher, erzähl sie mir, ich möchte die Geschichte von diesem König hören und wie er in diese Notlage kam.

Vrihadashwa sprach: Oh König, der du niemals (von der Tugend) abfällst, so lausche mir aufmerksam und auch deine Brüder. ... Es lebte einst der gefeierte König der Nishadas namens Virasena. Er hatte einen Sohn namens Nala, der um Tugend und Wohlstand wußte. Es wird erzählt, daß er von Pushkar betrogen und besiegt wurde, in tiefes Elend stürzte und mit seiner Gemahlin in die Wälder ging. Dort hatte er weder Diener noch Fuhrwerke, keine Brüder und Freunde. Dagegen bist du, oh Yudhishthira, von deinen heldenhaften Brüdern umgeben, die den Himmlischen gleichen, und lebst unter vorzüglichen Brahmanen, alle dem Brahma gleich. Daher ist es nicht schicklich für dich, so zu trauern.

Yudhishthira sprach: Ich bin neugierig, alle Details der Geschichte von Nala zu erfahren, oh Bester der redegewandten Männer. Bitte erzähle sie mir ausführlich.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel
53 – Die Geschichte von Nala und Damayanti beginnt


Anziehung und Zuneigung füreinander,
kann entstehen auch ohne sich je gesehen zu haben

Vrihadashwa sprach: Da lebte einst ein König namens Nala, der Sohn von Virasena. Er war stark und schön, beherrschte die Kunst der Pferdeführung und besaß alle wünschenswerten Eigenschaften. Er überragte andere Könige wie der Indra die Himmlischen, und strahlte herrlich wie die Sonne. Er war der König der Nishadas und immer um das Wohl der Brahmanen besorgt. Er war belesen in den Veden und heldenhaft. Er sprach die Wahrheit, ... er hatte eine große Seele und seine Leidenschaften besiegt. ...

Zu jener Zeit lebte auch ein König der Vidharbhas namens Bhima, der heldenmütig, mächtig, seinen Untertanen zugetan und tugendhaft war. Doch er hatte keine Kinder, und versuchte mit standhaftem Geist sein Bestes für Nachkommenschaft. Eines Tages kam ein Brahmarshi namens Damana zu ihm, und Bhima und seine Königin taten alles, um diesen ruhmreichen Rishi zufriedenzustellen, denn sie wünschten sich so sehr Kinder. Vom respektvollen Empfang angetan gewährte Damana dem König und seiner Gefährtin einen Segen in Gestalt eines Juwels von einer Tochter und dreier Söhne mit erhabener Seele und großem Ruhm. Die Kinder wurden Damayanti, Dama, Danta und Damana genannt.

Die drei Söhne verfügten über alle hervorragenden Eigenschaften, männliche Gesichter und furchterregenden Heldenmut. Und die schlankhüftige Damayanti wurde in aller Welt gefeiert für ihre Schönheit, ihr Strahlen, ihren guten Ruf, Anmut und Glück. Als sie heranwuchs, gingen ihr hunderte von Dienerinnen zur Hand, und auch geschmückte Sklavinnen warteten ihr auf wie Sachi (Indras Gattin) höchstpersönlich. Die großäugige Dame war so schön wie Lakshmi...

Auch Nala, dieser Tiger unter den Männern, hatte keinen Ebenbürtigen in den drei Welten. Auch er war die verkörperte Schönheit wie Kandarpa (der Gott der Liebe) selbst. So priesen die Sänger vor lauter Zuneigung wieder und wieder Nalas Schönheit und gute Eigenschaften vor Damayanti und im Gegenzug auch Damayantis Vorzüge vor Nala, dem Herrscher von Nishada. So hörten die beiden von des anderen Tugenden und empfingen eine Zuneigung, siehe Anziehung und Zuneigung füreinander, ohne sich je gesehen zu haben (wie auch in Sadhana Bhakti Krishna am Anfang nur durch die Ohren sieht).

Und diese Zuneigung wuchs mit der Zeit und wurde stark, oh Sohn der Kunti. Nala war schon bald nicht mehr in der Lage, die Liebe in seiner Brust zu kontrollieren, und er begann, viel Zeit in der Einsamkeit der Gärten zu verbringen, die sich an die inneren Gemächer des Palastes schmiegten. Dort beobachtete er eines Tages eine Schar Schwäne mit goldenen Schwingen, die sich vergnüglich tummelten. Er fing einen von ihnen mit der Hand, und plötzlich sprach der Wanderer des Himmels zu ihm: Oh König, ich verdiene es nicht, von dir getötet zu werden, denn ich möchte dir einen Dienst erweisen. Oh König der Nishadas, ich werde Damayanti von dir auf solche Art und Weise erzählen, daß sie niemals jemanden anderen zum Gatten begehrt als dich.

Da entließ der König den Schwan, und die Schar erhob sich sogleich in die Lüfte und flog zum Land der Vidharbas. In der Hauptstadt angekommen landeten die Vögel vor Damayanti. Diese hielt sich inmitten ihrer Mägde auf und bewunderte die schönen Vögel von außergewöhnlichster Erscheinung. Fröhlich versuchte sie, die Wanderer der Lüfte zu fangen, doch die Schwäne stoben vor ihren schönen Jägerinnen in alle Richtungen auseinander. So zerstreuten sich Mädchen und Schwäne, eine jede Maid rannte nach einem Schwan. Der Schwan, welchem Damayanti folgte, lockte sie zu einem abgelegenen Ort und sprach dort mit menschlicher Stimme zu ihr:

Oh Damayanti, es gibt da einen König der Nishadas namens Nala. Er ist den Aswin Zwillingen in Schönheit ebenbürtig. Kein Mann auf Erden kann sich ihm vergleichen. Denn er ist so attraktiv wie Kandarpa in seiner verkörperten Form. Oh du mit dem schönen Gesicht und der schmalen Taille, wenn du seine Gattin wirst, dann bekommt deine Geburt und deine Schönheit einen Sinn. Wir haben schon Götter gesehen und Gandharvas, auch Rakshasas und viele Menschen, doch niemals haben wir zuvor jemanden wie Nala erblickt. Du bist ein Juwel deines Geschlechts, und Nala ist der Beste unter den Männern. Eine Verbindung der Besten mit dem Besten ist höchst glückselig.

So sprach der Schwan zu Damayanti und jene antwortete: Sprich zu Nala ebenso von mir.
Der schöne Vogel stimmte zu: „So sei es.“, kehrte in das Land der Nishadas zurück und berichtete Nala alles.
 
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Die Himmlischen zur Gattenwahl von Damayanti

Vrihadashwa fuhr fort: Nun, nach diesen Worten des Schwans verlor Damayanti allen Frieden ihres Geistes wegen Nala. Sie seufzte oft, war melancholisch und kummervoll, wurde bleich und mager. Ihr Herz wurde vom Gott der Liebe in Besitz genommen, und mit zum Himmel gerichteten, starren Blicken und ihrer Zerstreutheit erschien sie fast wie eine Verrückte, die alle Farbe verloren hatte. Sie hatte kein Interesse mehr an schönen Dingen und bequemen Möbeln. Sie legte sich weder bei Tag noch bei Nacht nieder und stöhnte beständig „Weh!“ und „Ach!“. Ihre Dienerinnen beobachteten die Unruhige und verkündeten vorsichtig dem König die Veränderung an seiner Tochter.

König Bhima nahm die versteckten Hinweise über seine Tochter ernst und fragte sich: „Warum scheint meine Tochter plötzlich wie krank zu sein?“ Nach einiger Überlegung kam er zu dem Schluß, daß seine Tochter nun in die Pubertät gekommen war und eine Gattenwahl für sie stattfinden sollte. So lud der Monarch alle Herrscher der Erde ein und ließ sie von der bevorstehenden Gattenwahl der Damayanti wissen. Erfreut und voller Erwartung folgten die Könige dem Ruf Bhimas und erfüllten die Erde mit dem Rattern ihrer Wagenräder, dem Brüllen ihrer Elefanten, dem Wiehern ihrer Pferde und reisten an, von fein gekleideten Bataillonen mit Ornamenten und anmutigen Girlanden begleitet. Der starkarmige Bhima begrüßte die ruhmreichen Monarchen respektvoll und ehrte sie mit schönen Quartieren.

Zu dieser Zeit wanderten die himmlischen und strahlenden Rishis Narada und Parvata, diese weisen und wahrhaften Männer, durch die Regionen Indras (Jehovas), und besuchten den Herrn der "Unsterblichen" in seinem Haus, wo sie angemessene Ehren empfingen. Indra begrüßte die Beiden und erkundigte sich nach ihrem ungestörten Frieden und Wohl, worauf er von Narada die Antwort bekam:
Oh Herr, oh Himmlischer, in allen Dingen ist der Frieden mit uns. Und auch die Könige der Erde, oh Maghavat, erfahren Frieden.

Da sprach Indra zu Narada: Diesen gerechten Herrschern der Erde, welche im Kampf sogar ihrem Leben entsagen, nie dem Schlachtfeld entfliehen und wenn ihre Zeit gekommen ist, auf den Tod durch Waffen treffen, gehört diese Region, die "ewig" (nur mit der Zerstörung des Universums verschwindet) ist und ihnen alle Wünsche gewährt, wie mir. Doch wo sind diese Kshatriya Helden? Keiner von meinen Lieblingsgästen kommt wie sonst zu mir.

Narada antwortete ihm: Höre, oh Indra, warum die Herrscher der Erde dich nicht besuchen. Der König von Vidharba hat eine Tochter, die gefeierte Damayanti. Sie übertrifft alle Frauen dieser Erde an Schönheit. Und schon bald wird ihre Gattenwahl stattfinden. So begaben sich alle Könige und Prinzen der Erde dorthin, denn sie alle wünschen sich sehnlichst, diese Perle zu gewinnen.

Während die beiden so sprachen, kamen die Lokapalas mit Agni (der Feuergott) und traten vor den Herrn der "Unsterblichen". Sie alle hörten Naradas Worte und riefen hingerissen: Wir werden auch gehen!

So bestiegen sie ihre Wagen und wurden von ihren treuen Gefolgsleuten nach Vidharba begleitet, wo schon viele Könige warteten. Auch Nala hatte von der Reise der Könige vernommen und hatte sich mit freudigem Herzen und in tiefer Liebe zu Damayanti auf den Weg gemacht. Und es geschah, daß die Götter Nala erblickten, als er seinen Weg auf Erden nahm. Seine wunderschöne Gestalt war eines Liebesgottes würdig, und die Lokapalas staunten über seinen sonnengleichen Glanz. Sie ließen bei seinem Anblick von ihrem Vorhaben ab, stiegen von ihren Wagen im Himmel und begaben sich zur Erde hinab, um den Herrscher von Nishada anzusprechen:
Oh vorzüglicher Herrscher von Nishada, lieber Nala, du bist der Wahrhaftigkeit zugetan. Hilf uns, oh bester Mann, und sei unser Bote.
 
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