Die Schlange in der "hindu" Spiritualität

Garuda trägt das Amrit davon

Sauti sprach:
Mit goldenem und wie die Strahlen der Sonne glänzendem Körper betrat er mit großer Kraft den Bereich, in dem sich das Soma befand. Dabei war er wie ein reißender Strom, der in den Ozean stürzt. Neben dem Amrit erblickte er ein sich beständig drehendes Rad mit messerscharfen Kanten. Dieses gräßliche Instrument mit der Pracht der glühenden Sonne und der schrecklichen Form war von den Göttern dazu bestimmt worden, alle Soma Räuber in Stücke zu schneiden. Der große Vogel hielt inne und entdeckte eine Passage hindurch. Er ließ seinen Körper schrumpfen und schlüpfte in einem Moment durch die Speichen. Innerhalb der Grenzen des Rades befanden sich zwei große, feurig strahlende Schlangen, die Wächter des Soma.

Ihre Zungen waren so hell wie Blitze, sie hatten immense Energie, ihre Münder spuckten Feuer und ihre Augen blitzten. Sie waren giftig, sehr furchtbar, immer in Bewegung und allseits zornig. Ihre Augen waren wutentbrannt und zwinkerten nie. Jeder, der nur von einer der beiden Schlangen erblickt wurde, wurde sofort zu Asche verbrannt. Doch der Vogel mit den schönen Federn bedeckte ihre Augen im Nu mit Staub und blendete sie. Unentdeckt von ihnen, griff er sie von allen Seiten an. Er verwundete ihre Körper, und ohne jegliches Zögern näherte sich der Sohn der Vinata dem Amrit.

Der gewaltige Wanderer der Lüfte hob das Soma auf, erhob sich eilends mit seinen Flügeln und brach dabei dieses alles zerschneidende Rad in Stücke, welches das Soma umgeben hatte. Sofort entkam er dem Ort, doch er trank nicht vom Amrit, welches er trug. Er flog seines Weges ohne jede Erschöpfung und verdunkelte die Pracht der Sonne.

Garuda trifft Vishnu und sie verleihen sich gegenseitigen Segen

Auf diesem Flug durch den Himmel traf der Sohn der Vinata auf Vishnu. Narayana (Vishnu) war sehr zufrieden mit ihm aufgrund seiner Selbstbeherrschung. So sprach die unvergängliche Gottheit zum Wanderer der Lüfte: „Ich bin geneigt, dir einen Segen zu gewähren.“ Garuda antwortete daraufhin: „Ich soll über dir stehen.“ Und weiter sprach er zu Narayana: „Ich möchte unsterblich und ohne Krankheiten sein, auch ohne vom Amrit zu trinken.“ Vishnu antwortete: „So sei es.“

Nachdem er die beiden Segen erhalten hatte, sprach nun Garuda zu Vishnu: „Ich werde dir auch einen Segen gewähren. Der Besitzer der sechs Attribute möge mich darum bitten.“ Und Vishnu bat den mächtigen Garuda, sein Reittier zu werden. Auch ließ er den gewaltigen Vogel auf dem Flaggenmast seines Streitwagens Platz nehmen und sprach: „So stehst du über mir.“ Und der schnelle Wanderer der Lüfte antwortete: „So sei es.“, eilte geschwind auf seinem Wege weiter und narrte den Wind mit seiner Schnelligkeit.

Das Gespräch von Indra mit Garuda und wie Garuda den Namen Suparna erhielt

Kurz danach wirbelte Indra seinen Donnerblitz auf diesen Besten der Vögel, nachdem jener ihm das Amrit entrissen hatte. Der Amrit tragende Garuda wurde zwar vom Blitz getroffen, doch lachend sprach er in liebevollen Worten zum ärgerlich kämpfenden Indra: „Ich achte den Rishi (Dadhichi), aus dessen Knochen dein Blitz Vajra gemacht wurde. Auch werde ich den Donnerblitz selbst und dich mit den tausend Opfern achten. Oh Indra, so werfe ich nun eine meiner Federn ab, deren Ende auch du niemals erreichen wirst. Doch von deinem Blitz getroffen, fühle ich nicht den geringsten Schmerz.“

Nachdem er dies gesagt hatte, warf er eine Feder ab. Alle Wesen, die seine schöne, abgeworfene Feder erblickten, fühlten großes Entzücken. Und sie sprachen: „Dieser Vogel soll Suparna genannt werden (der mit den schönen Federn).“ Als Indra mit den tausend Augen diesen wunderbaren Vorfall beobachtete, war er sehr überrascht. Er meinte, daß dieser Vogel ein sehr großes Wesen sein müsse und sprach zu ihm: „Oh Bester der Vögel, ich wünsche die Grenzen deiner großen Kraft zu erfahren. Und ich wünsche mir ewige Freundschaft mit dir.“
 
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Das Ende der Versklavung Vinatas

Garuda sprach:
Ja, Purandara, laß zwischen uns Freundschaft sein, wie du es wünschst. Wisse, meine Kraft ist groß und schwer zu tragen. Oh du mit den tausend Opfern, die Guten billigen es niemals, lobend von ihren eigenen Stärken oder Verdiensten zu sprechen. Doch nun, da wir Freunde sind und du mich fragtest, werde ich dir antworten, obwohl Selbstlob ohne Grund nicht recht ist. Ich kann auf einer einzigen Feder von mir diese Erde tragen, oh Sakra, mit ihren Wäldern, den Bergen und Wassern des Ozeans, und dich noch obenauf gestellt. Wisse, daß ich alle Welten zusammen tragen kann, mit all ihren belebten und unbelebten Wesen, ohne zu ermüden.

Sauti fuhr fort:
Oh Saunaka, als der große Held Garuda so gesprochen hatte, antwortete ihm Indra, König der Götter, Träger der himmlischen Krone, Besitzer von Fülle und der allseits dem Wohl der Welten Zugewandte: „Es ist wahr, was du sagst. In dir ist alles möglich. Nimm nun meine aufrichtige und ewige Freundschaft an. Und wenn du kein Interesse am Soma hast, dann gib es mir bitte wieder. Jene, denen du es geben möchtest, würden sich uns immer widersetzen.“ Garuda gab zur Antwort: „Es gibt einen Grund, warum ich das Soma an mich nahm. Doch ich werde es niemanden zu trinken geben. Oh Gott mit den tausend Augen, nachdem ich es abgesetzt habe, kannst du es dir nehmen, oh Herr der Himmel, und es sofort wegtragen.“

Da erwiderte Indra: „Deine Worte stimmen mich sehr zufrieden, oh Bester aller Wanderer der Lüfte. Akzeptiere von mir den Segen, den du begehrst.“ Da dachte Garuda an die Söhne Kadrus (die Schlangen) und die Sklaverei seiner Mutter durch ihre Täuschung und sprach: „Obwohl ich die Macht über alle Wesen habe, werde ich deiner Bitte Folge leisten. Laß, oh Sakra, die mächtigen Schlangen meine Nahrung sein.“ Der Vernichter der Danavas antwortete: „So sei es.“, und begab sich zu Hari (Vishnu), dem Gott der Götter, der großen Seele, dem Herrn der Yogis. Und Vishnu stimmte allem zu, was Garuda gesagt hatte. Danach sagte der ruhmreiche Herr der Götter zu Garuda: „Ich werde das Soma sofort wegbringen, nachdem du es abgesetzt hast.“, und verabschiedete sich von ihm.

Wie sich die Zungen der Schlangen spalteten und das Kusha Gras heilig wurde

Nun begab sich Suparna mit großer Eile zu seiner Mutter. Freudig sprach er dort zu allen Schlangen: „Ich habe das Amrit hergebracht. Laßt es mich auf etwas Kusha Gras absetzen. Nun setzt euch nieder, ihr Schlangen, und trinkt davon, nachdem ihr eure Reinigungen und religiösen Riten durchgeführt habt. Und laßt von jetzt an meine Mutter frei, wie ihr es versprochen habt, denn ich habe eure Bitte erfüllt.“ Die Schlangen sagten zu Garuda: „So sei es.“ und gingen davon, sich zu reinigen.

In der Zwischenzeit packte Sakra das Amrit und kehrte damit in den Himmel zurück. Nach einer Weile kamen die Schlangen zurück. Sie hatten alle Waschungen, die täglichen Opfer und andere heilige Riten vollendet und freuten sich nun auf das Trinken des Soma. Doch sie sahen nur, daß der Platz mit Kusha Gras, auf dem das Amrit gestanden hatte, leer war. Durch eine List, die sie nun selbst betraf, war es wieder verschwunden. Die Schlangen begannen, das Kusha Gras zu lecken, auf dem das Amrit gestanden hatte, und ihre Zungen spalteten sich dabei.

Und auch das Kusha Gras wurde von diesem Tage an durch seine Berührung mit dem Amrit geheiligt. So brachte der ruhmreiche Garuda den Schlangen das Amrit aus dem Himmel, und die Zungen der Schlangen spalteten sich durch Garudas Tat. Hoch erfreut lebte der Vogel mit den schönen Federn danach mit seiner Mutter in diesen Wäldern. Der Sohn der Vinata entzückte seine Mutter, indem er der Vertilger der Schlangen und von allen Vögeln respektiert wurde und viele große Taten vollbrachte. Derjenige, der dieser Geschichte lauscht, oder sie in einer Versammlung guter Brahmanen laut vorliest, wird sicher auf die Himmlischen Planeten gelangen, wegen seiner großen Verdienste durch das Rezitieren der Taten Garudas.
 
Die Namen der großen himlischen Schlangen

Saunaka sagte:
Oh Sohn eines Suta, du hast uns erzählt, warum die Schlangen von ihrer Mutter verflucht wurden, und warum auch Vinata von ihrem Sohn (Aruna) verflucht wurde. Du hast uns von den Segnungen erzählt, die Kadru und Vinata von ihrem Ehemann bekamen, und wir wissen die Namen der beiden Söhne von Vinata. Doch du hast uns noch nicht die Namen der Söhne Kadrus genannt. Wir sind neugierig, die Namen der mächtigsten Schlangen zu erfahren.

Sauti antwortete:
Oh du, dessen Reichtum die Askese ist, da ich fürchte, zu langatmig zu werden, werde ich nicht die Namen aller Schlangen aufzählen. Doch ich nenne euch die Wichtigsten. Hört mir zu.

Sesha wurde zuerst geboren, dann Vasuki.
Dann kamen Airavata, Takshaka, Karkotaka, Dhananjaya, Kalakeya, die Schlange Mani, Purana, Pinjaraka und Elapatra, Vamana, Nila, Anila, Kalmasha, Savala, Aryaka, Ugra, Kalasapotaka, Suramukha, Dadhimukh, Vimalapindaka, Apta, Karotaka, Samkha, Valisikha, Nisthanaka, Hemaguha, Nahusha, Pingala, Vahyakarna, Hastipada, Mudgarapindaka, Kamvala Aswatara, Kaliyaka, Vritta, Samvartaka, Padma, Mahapadma, Sankhamukha, Kushmandaka, Kshemaka, Pindaraka, Karavira, Pushpadanshtraka, Vilwaka, Vilwapandara, Mushikada, Sankhasiras, Purnabhadra, Haridraka, Aparajita, Jyotika, Srivaha, Kauravya, Dhritarashtra, Sankhapinda, Virajas, Suvahu, Salipinda, Prabhakara, Hastipinda, Pitharaka, Sumuksha, Kaunapashana, Kuthara, Kunjara, Kumuda, Kumudaksha, Tittri, Halika, Kardama, Vahumulaka, Karkara, Akarkara, Kundodara und Mahodara.

Nun, dies waren die Namen der wichtigsten Schlangen, oh Erneuerter. Doch ich möchte wirklich nicht langweilig sein und verzichte auf den Rest. Oh du, dessen Reichtum die Askese ist, die Söhne und Enkelsöhne dieser Schlangen waren zahllos. Auch deren Namen werde ich lieber nicht aufzählen. Oh bester Asket, die Zahl der Schlangen in dieser Welt widersetzt sich jeder Zählung; es sind viele Tausende und Millionen.
 
Die Askese der Schlange Sesha und warum er die Erde trägt

Saunaka sprach:
Oh Kind, du hast uns viele mächtige und unbesiegbare Schlangen aufgezählt. Was taten sie, als sie von dem Fluch erfuhren?

Sauti erwiderte:
Der ruhmreiche und berühmte Sesha verließ seine Mutter, übte schwere Buße, lebte nur von Luft und folgte strengstens seinen Gelübden. Er ging Askese übend nach Gandhamadana, Vadri, Gokarna und den Wäldern von Pushkara und lebte am Fuße des Himalaya. Er verbrachte seine Tage an diesen heiligen Orten, manche waren für ihr geheiligtes Wasser und andere für den gesegneten Boden bekannt, folgte seinen strengen Gelübden ohne jede Hilfe und hatte seine Leidenschaften unter vollständiger Kontrolle.

Und der Große Vater schaute auf diesen Asketen mit dem verfilzten Haar, wie er in Lumpen gekleidet war, und sein Fleisch, die Haut und die Sehnen waren ganz vertrocknet aufgrund seiner harten Buße. Da sprach der Große Vater zu ihm: „Oh Sesha, was machst du da? Laß das Wohl der Welten in deine Gedanken. Oh du Sündenloser, du bereitest der Welt Schmerz mit deiner harten Askese. Nun Sesha, erzähle mir den Wunsch, der in deiner Brust wohnt.“

Und Sesha erwiderte: „Meine Brüder haben alle niederträchtige Herzen. Ich wünsche nicht, unter ihnen zu leben. Gestatte mir dies. Wie Feinde sind sie immer neidisch aufeinander. Daher übe ich mich in asketischer Hingabe. Ich möchte sie nicht einmal sehen. Sie sind niemals freundlich zu Vinata und ihrem Sohn. Nun ja, Garuda kann durch die Lüfte eilen, und doch ist er unser Bruder. Sie beneiden ihn ständig. Durch die Gabe unseres ruhmreichen und edlen Vaters Kasyapa ist er auch viel stärker als wir. Daher versenke ich mich in asketische Buße. Ich möchte meinen Körper abwerfen, so daß ich ihre Gesellschaft nicht teilen muß, auch nicht in einem anderen Leben

Auf diese Worte Seshas antwortete der Große Vater: „Oh Sesha, ich kenne das Betragen aller deiner Brüder und die große Gefahr, welche aus der Kränkung ihrer Mutter hervorgeht. Daher, oh Schlange, habe ich bereits ein Gegenmittel vorbereitet. Traure nicht um deine Brüder. Frag mich nach dem Segen, den du begehrst. Ich bin mit dir sehr zufrieden und werde dir den Segen heute gewähren. Oh Beste der Schlangen, es ist dein gutes Glück, daß du dein Herz der Tugend widmest. Richte dein Herz mehr und mehr auf die Tugend

Da sprach Sesha: „Oh göttlicher Großer Vater von allen, dies ist mein Wunsch: Mein Herz möge immer an der Tugend Entzücken finden und an gesegneter asketischer Buße.“ Brahma sagte dazu: „Oh Sesha, ich bin höchst zufrieden mit deiner Liebe zum Frieden und deiner Selbstaufgabe. Doch befolge meine Worte zum Wohle meiner Schöpfung: Trage du, oh Sesha, sicher und beständig diese unsichere Erde mit all ihren Wäldern und Bergen, Seen, Städten und Ruheplätzen, so daß sie sich beruhige.“ Und Sesha gab zur Antwort: „Oh göttlicher Herr aller Wesen, du Segenverleiher, Vater aller erschaffenen Dinge, Herr des Universums, ich werde die Erde ruhig halten, wie du es sagst. Lege sie mir auf das Haupt, oh Prajapati.“

Daraufhin Brahmaa: „Oh Beste der Schlange, begib dich unter die Erde. Sie wird sich für dich öffnen und dir von selbst einen Durchgang gewähren. Indem du die Erde trägst, oh Sesha, wirst du etwas tun, was ich außerordentlich schätze.“

Und Sauti erzählte weiter:
Da verschwand der ältere Bruder des Königs der Schlangen in einem Loch und ging zur anderen Seite der Erde. Dort trug er die Göttin auf seinem Haupt, die von ihren Gürteln an Meeren umgeben ist. Noch einmal sprach Brahma zu ihm: „Oh Sesha, Beste der Schlangen, du bist Dharma (Vorgeschriebene Pflicht), denn mit deinem riesigen Körper stützt du allein die Erde mit allem, was auf ihr lebt, genau wie ich selbst oder Indra es können.“

So lebte die Schlange Sesha, der mächtige Herr Ananta, auf Befehl Brahmas unter der Erde und stützte sie ganz allein. Und der ruhmreiche Große Vater, dieser Beste der Unsterblichen, gab Ananta den Vogel mit den schönen Federn, den Sohn der Vinata, zu Hilfe.
 
Die Schlangen beraten über den Fluch ihrer Mutter

Sauti fuhr fort:
Als Vasuki, dieser Erste der Schlangen, vom Fluch seiner Mutter hörte, begann er darüber nachzudenken, wie der Fluch unwirksam gemacht werden könne. Er besprach sich mit all seinen Brüdern, Airavata und den anderen, was das Beste für sie wäre. Vasuki sprach zu ihnen: „Oh ihr Sündenlosen, euch ist der Fluch wohlbekannt. Wir müssen darum kämpfen, ihn zu neutralisieren. Für jeden Fluch gibt es sicher ein Gegenmittel, doch kein Heilmittel nützt denen, welche die Mutter verfluchte. Mein Herz bebte, als ich vernahm, daß dieser Fluch in Gegenwart des Unveränderlichen, Unendlichen und Wahren ausgesprochen wurde. Unsere Vernichtung wird sicher geschehen, denn warum hat der unveränderliche Herr unsere Mutter nicht zurückgehalten, als sie den Fluch aussprach? So laßt uns denn heute beraten, wie wir die Sicherheit der Schlangen bewahren können. Und laßt uns nicht zaudern. Ihr alle seid weise und scharfsichtig. Wir sollten uns besprechen und Mittel zur Befreiung finden, so wie die Götter es taten, als sich Agni vor langer Zeit in einer Höhle versteckte. Laßt uns beraten, damit das schlangenzerstörende Opfer des Janamejaya nicht stattfinde, und wir nicht unserer Vernichtung begegnen.“

Nach diesen Worten sprachen die versammelten Nachkommen Kadrus, allesamt weise im Beraten, einer nach dem anderen seine Meinung aus. Eine Partei meinte: „Wir sollten die Gestalt von hohen Brahmanen annehmen und Janamejaya überzeugen, das geplante Opfer nicht durchzuführen.“ Andere, welche sich für weise hielten, sagten: „Wir sollten alle seine bevorzugten Berater werden. Dann wird er uns sicher in allen Dingen um unseren Rat bitten. Dann werden wir ihn so beraten, daß das Opfer gestört wird.
Und der Beste der weisen Männer, der König, wird uns für zuverlässig und gediegen halten und uns auch zum Opfer befragen. Dann werden wir sagen: Tu es nicht. Und wir werden viel ernsthaftes Unglück aufzeigen, in dieser und der nächsten Welt, mit Gründen und Ursachen, so daß das Opfer nicht stattfinden wird.

Oder, laß eine der Schlangen die Person beißen und töten, welche zum Wohle des Königs und wohlvertraut mit den Riten des Schlangenopfers zum Opferpriester benannt wird. Durch diesen Tod wird das Opfer nicht beendet werden. Ja, wir werden alle die beißen, welche die Opferriten beherrschen und daher als Ritwijas (Ritwikas, für ein spezielles Opfer engagierte Priester) fungieren, damit wir unser Ziel erreichen.“

Andere, tugendhaftere und freundlichere Schlangen sprachen: „Euer Rat ist nicht gut. Es ist nicht recht, Brahmanen zu töten.
Bei Gefahr ist nur das Mittel angemessen, welches in Gerechtigkeit ruht. Ungerechtigkeit zerstört die Welt.“

Andere Schlangen meinten: „Wir werden das lodernde Opferfeuer löschen, indem wir selbst zu leuchtenden Wolken voller Blitze werden und Regenschauer hinabströmen lassen.“
Ein anderer Vorschlag von guten Schlangen war: „Laßt uns des Nachts das Gefäß mit dem Somasaft stehlen. Das wird das Opfer verderben.
Oder, laßt hunderte und tausende Schlangen zum Opfer gehen, alle Leute beißen und Angst und Schrecken verbreiten.

Oder laßt die Schlangen die reine Nahrung beim Opfer mit ihren Exkrementen verunreinigen.“ Andere sagten: „Laßt uns die Ritwijas des Königs werden und das Opfer verhindern, indem wir gleich zu Anfang sagen: Gib uns unser Dakshina (Honorar fürs Opfer). Der König, der in unserer Gewalt ist, wird tun, was wir verlangen.“
Einige schlugen vor: „Wenn der König sich im Wasser vergnügt, werden wir ihn zu uns nach Hause tragen und fesseln. Dann wird das Opfer nicht stattfinden.“

Wieder andere, die sich für weise hielten, sprachen: „Laßt uns zum König gehen und ihn beißen. Das wird uns helfen. Durch seinen Tod wird die Wurzel alles Bösen herausgerissen. Dies ist unser letzter Vorschlag, oh du, der du mit den Augen hörst. Tue nun, was du für angemessen hältst.“ Dann schauten alle aufmerksam auf Vasuki, diesen Besten der Schlangen.

Vasuki dachte eine Weile nach und sagte dann: „Ihr Schlangen, der letzte eurer Vorschläge scheint mir nicht würdig der Annahme. Alle eure Ratschläge gefallen mir nicht. Doch was kann ich sagen, was gut für euch ist? Ich denke, die Gunst des ruhmreichen Kasyapa, unseres Vaters, allein kann uns Gutes tun. Ihr Schlangen, mein Herz weiß nicht, welcher eurer Vorschläge angenommen werden soll für das Wohl meines Geschlechts und auch für mein Wohl. Und das macht mich so besorgt, denn Lob und Tadel der Tat werden ganz allein auf mir ruhen.“
 
Der weise Vorschlag der Schlange Elapatra

Sauti sprach:
Elapatra hatte die Vorschläge der Schlangen und auch Vasukis Antwort angehört. Nun ergriff er das Wort: „Dieses Opfer ist keins von denen, die man vermeiden kann. Und auch Janamejaya aus dem Geschlecht der Pandavas, welcher uns Angst bereitet, ist keiner, den man aufhalten könnte. Oh König, wer vom Schicksal heimgesucht wird, dem hilft auch nur die Zuflucht zum Schicksal, und sonst nichts.

Ihr Besten der Schlangen, die Wurzel unserer Furcht ist das Schicksal. Und deshalb kann allein das Schicksal unsere Rettung sein. Hört mir zu. Oh ihr Besten der Schlangen, als der Fluch ausgesprochen wurde, lag ich zitternd und zusammengerollt im Schoß unserer Mutter. Oh ihr guten Schlangen, oh Herr Vasuki, du Schlange von großem Glanze, auf meinem Platz hörte ich die mitfühlenden Worte der Götter, die zum Großen Vater sprachen: „Oh Großer Vater (Brahmaa), du Gott der Götter, wer außer Kadru könnte, nachdem sie solch liebe Kinder geboren hat, dieselben verfluchen, und das sogar in deiner Gegenwart? Und du, Großer Vater, stimmtest zu mit: ‚So sei es.’

Wir möchten gern erfahren, warum du sie nicht abgehalten hast?“ Und Brahmaa erwiderte: „Die Schlangen haben sich übermäßig vermehrt. Sie sind grausam, von schrecklicher Gestalt und äußerst giftig. Ich habe Kadru nicht vom Fluch zurückgehalten, denn ich wünsche das Wohl der Wesen. Die giftigen Schlangen und jene, welche voller Sünde sind und andere ohne Grund beißen, werden mit Sicherheit vernichtet werden. Doch die Tugendhaften und Harmlosen werden verschont. Und hört, wie die Schlangen zur rechten Stunde der gräßlichen Gefahr entkommen können.

Im Geschlecht der Yayavaras wird ein großer Rishi geboren werden mit Namen Jaratkaru. Er wird klug sein und seine Leidenschaften kontrollieren. Dieser Jaratkaru wird einen Sohn namens Astika bekommen. Und dieser wird das Opfer vorzeitig beenden, so daß die tugendhaften Schlangen entkommen können.“ Da fragten die Götter: „Oh du um die Wahrheit Wissender, mit wem wird dieser beste Muni Jaratkaru von großer Energie und Askese seinen ruhmreichen Sohn bekommen?“

Brahmaas Antwort war: „Dieser beste und energiereiche Brahmane wird mit der Gattin diesen großen Sohn bekommen, welche denselben Namen trägt wie er. Vasuki, der König der Schlangen, hat eine Schwester mit Namen Jaratkaru. Der Sohn, von dem ich spreche, wird von ihr geboren werden und die Schlangen retten.“ Und Elapatra fuhr fort: „Da stimmten die Götter Brahmaa zu: ‚So sei es.’, und Brahma kehrte in den Himmel zurück. Oh Vasuki, ich sehe vor mir deine Schwester Jaratkaru. Errette uns von unserer Angst und übergib sie dem Rishi Jaratkaru mit den hervorragenden Gelübden als Almosen, der umherwandern und um eine Braut bitten wird. Dieses Mittel unserer Rettung wurde von mir vernommen.
 
Brahma weist den Schlangen den Weg

Sauti erzählte weiter:
Oh Bester der Zweifachgeborenen, als die Schlangen diese Worte von Elapatra vernommen hatten, da riefen sie alle hoch erfreut aus: „Gut gesprochen! Exzellent!“ Von diesem Tage an, kümmerte sich Vasuki sorgfältig um das Mädchen, seine Schwester Jaratkaru, und hatte große Freude daran, sie aufzuziehen. Und es war nicht viel später, daß sich Götter und Asuras zusammentaten, um das Reich Varunas aufzuschäumen. Bei dieser Gelegenheit wurde der mächtige Vasuki das Seil, mit dem sie den Ozean quirlten. Direkt, nachdem das Werk getan war, trat der König der Schlangen vor den Großen Vater (Brahmaa).

Und die Himmlischen sprachen: „Oh Herr, Vasuki leidet sehr unter der Furcht vor dem Fluch seiner Mutter. Entwurzle diesen Kummer, der sein Herz durchbohrt aus Sorge um das Wohl seines Geschlechts. Der König der Schlangen ist allseits dein Freund und Wohltäter. Oh Herr der Götter, sei ihm gnädig und lindere das Fieber seines Geistes.“

Brahma antwortete: „Ihr Unsterblichen, ich habe in meinem Geist über eure Worte nachgedacht. Laßt den König der Schlangen den Worten Elapatras folgen. Die Zeit ist reif. Nur die Niederträchtigen werden sterben, und nicht die Tugendhaften. Der Brahmane Jaratkaru ist geboren und widmet sich bereits der harten asketischen Buße. Laßt Vasuki zu rechten Zeit ihm seine Tochter übergeben. Ihr Götter, was Elapatra über das Wohl der Schlangen gesagt hat, ist wahr. Anders ist es nicht.“

Und Sauti sprach:
Danach befahl Vasuki, der mit dem Fluch seiner Mutter geschlagene König, der großen Zahl von allseits pflichtbewußten Schlangen, nach den Rishi Jaratkaru Ausschau zu halten: „Wenn der Herr Jaratkaru nach einer Gattin fragt, kommt sofort zu mir und informiert mich. Das Wohl unseres Geschlechts hängt davon ab.
 
König Parikshits Jagd und die Beleidigung des Rishis

Da fragte Saunaka:
Oh Sohn eines Suta, ich wünsche zu erfahren, wie es dazu kam, daß der ruhmreiche Rishi, den du Jaratkaru nennst, auf dieser Erde mit diesem Namen gerufen wurde? Erzähle uns doch die Herkunft des Namens Jara-tkaru.

Sauti antwortet:
Man sagt, Jara heiße Verschwendung, und Karu bedeutet riesig. Der Körper des Rishi war einst riesig, doch durch schwere Askese reduzierte er ihn. Und weil er so dünn geworden war, wurde er Jaratkaru genannt. Die Schwester Vasukis wurde aus demselben Grund so gerufen, oh Brahmanen.

Als der tugendhafte Saunaka dies hörte, lächelte er und sprach zu Sauti: „Das ist wahr.“ Dann fuhr er fort: „Ich habe allem gelauscht, was du bisher erzählt hast. Nun wünsche ich zu hören, wie Astika geboren wurde.“

Und Sauti begann zu erzählen, wie es in den Shastras geschrieben steht:
Vasuki wollte seine Schwester dem Rishi Jaratkaru übergeben und gab die dafür nötigen Befehle an die Schlangen. Doch die Jahre vergingen, und der weise Muni mit den enthaltsamen Gelübden war zutiefst an seine asketische Aufopferung hingegeben und wünschte keine Ehefrau.
Dieser hochbeseelte Rishi widmete sich dem Studium und der harten Askese, hatte seine sexuellen Leidenschaften (auch: seinen Lebenssamen) unter voller Kontrolle und wanderte furchtlos durch die ganze Welt, ohne Verlangen nach einer Gattin.

Nun, oh Brahmane, gab es einmal einen König namens Parikshit, der im Geschlecht der Kurus geboren wurde. Er hatte mächtige Waffen wie sein Großvater Pandu, war der beste Bogenschütze in der Schlacht und dem Jagen sehr zugetan. Dieser König der Welt wanderte umher, jagte Hirsche, wilde Eber, Hyänen, Wölfe, Büffel und viele andere wilde Tiere. Eines Tages hatte er ein Reh mit einem spitzen Pfeil durchbohrt, sich seinen Bogen auf den Rücken geschwungen und suchte den tiefen Wald nach dem verwundeten Tier ab.

Wie Rudra selbst die Himmel einst nach dem Opfer durchsuchte, welches er zuvor mit Bogen und Pfeil durchbohrt hatte, so suchte Parikshit hier und dort nach dem Reh. Nie zuvor war je ein Reh, welches Parikshit getroffen hatte, mit dem Leben davongekommen. Dieses jedoch, obwohl es verwundet war, floh so schnell davon, wie der Aufstieg des Königs in den Himmel nahte. Das Reh, welches Parikshit durchbohrt hatte, war bald seinen Blicken entschwunden, und der Monarch drang tiefer in den Wald ein.

Müde und durstig begegnete er einem Rishi, der in einem Kuhstall saß und sich am Schaum satt trank, der von den Mäulern der Kälber tropfte, nachdem ihre Mütter sie gerade gesäugt hatten. Hastig trat der König vor den bußereichen Muni, hob seinen Bogen und sprach: „Oh Brahmane, ich bin König Parikshit, der Sohn Abhimanyus. Ich suche nach einem von mir verwundetem Reh. Hast du es gesehen?“ Doch der Muni folgte gerade einem Schweigegelübde und erwiderte kein Wort.

Ärgerlich legte da der König dem Muni mit dem Ende seines Bogens eine tote Schlange über die Schulter. Ohne ein gutes oder böses Wort zu sprechen, ertrug der Muni dies und hielt ihn nicht davon ab. Als der König seinen Zustand bemerkte, verging sein Ärger, und es tat ihm leid. Er ging in seine Hauptstadt zurück, und der Muni blieb unverändert sitzen. Der vergebende Rishi wußte, daß der König ein Tiger unter den Monarchen war, der seinen Pflichten treu folgte. Und obwohl der König ihn beleidigt hatte, verfluchte er ihn nicht. Aber der König, dieser Beste der Bharatas, konnte in ihm keinen tugendhaften Rishi erkennen. Daher hatte er ihn beleidigt.

Dieser Rishi jedoch hatte einen Sohn namens Sringin im jugendlichen Alter, der große Kraft hatte und tiefe asketische Buße und strenge Gelübde befolgte. Er war voller Zorn und nicht leicht zu beruhigen. Zu dieser Zeit ehrte er mit großer Aufmerksamkeit und Respekt seinen Lehrer, welcher mit großer Ruhe auf seinem Sitz saß und immer an das Wohl der Wesen dachte. Als sein Lehrer ihn heimschickte, traf Sringin seinen Gefährten Krisa, auch der Sohn eines Rishis.

Dieser sprach zu ihm neckend und in spielerischer Laune über seinen Vater. Doch als der zornige Sringin, die dem Gift gleichenden Worte seines Gefährten vernahm, da loderte seine Wut auf. Krisa sagte nämlich zu ihm: „Sei nicht so stolz, oh Sringin, denn dafür, daß du so asketisch und voller Kraft bist, trägt dein Vater eine tote Schlange auf seiner Schulter. Sprich künftig keine solchen Worte mehr zu uns Söhnen der Rishis, welche die Wahrheit kennen, tiefe Buße tun und Erfolge errungen haben. Wo ist jetzt deine Männlichkeit und die hohen Worte über deinen Stolz, wenn du deinen Vater ansehen mußt, der eine tote Schlange trägt? Oh Bester aller Munis, dein Vater tat nichts, um sich vor dieser Behandlung zu schützen. Und das finde ich so jämmerlich, als ob ich diese Beleidigung selbst ertragen müßte.
 
Der Brahmanensohn Sringin verflucht König Parikshit

Sauti sprach:
Nach diesen Worten und der Nachricht, daß sein Vater eine tote Schlange trug, brannte der Zorn im mächtigen Sringin lichterloh. Er schaute Krisa an und fragte ihn sanft: „Sag, warum trägt mein Vater die tote Schlange?“ Die Antwort lautete: „Nun, mein Lieber, als König Parikshit auf der Jagd den Wald durchstreifte, da legte er deinem Vater eine tote Schlange auf die Schulter.“ Und Sringin fragte weiter: „Und welchen Schaden fügte mein Vater dem niederträchtigen König zu? Sag es mir, oh Krisa, und sei dann Zeuge meiner asketischen Kraft.“

Krisa antwortete: „König Parikshit, der Sohn Abhimanyus, hatte einen schnellen Hirsch mit seinem Pfeil verwundet und folgte ihm anschließend allein in den Wald. Doch im Dickicht verlor er das Tier aus den Augen. Sogleich, als er deinen Vater erblickte, fragte er ihn danach. Doch dein Vater folgte seinem Schweigegelübde. Von Hunger, Durst und Anstrengung gezeichnet, fragte der König deinen Vater wieder und wieder nach dem vermißten Hirsch, doch dein Vater blieb bewegungslos sitzen. Bei Einhaltung seines Schweigegelübdes gab der Weise dem König keine Antwort. Da wurde der König zornig und legte deinem Vater mit dem Ende seines Bogens die Schlange über die Schulter. Oh Sringin, dein Vater blieb in seiner Andacht versunken und befindet sich immer noch in dieser Lage. Und der König kehrte mittlerweile in seine Hauptstadt zurück, die nach dem Elefanten benannt wurde (Hastinapura).“

Sauti fuhr fort:
Nachdem der mächtige Sohn des Rishi alles über die tote Schlange auf der Schulter seines Vaters vernommen hatte, röteten sich seine Augen, und von loderndem Zorn übermannt berührte er Wasser und verfluchte den König: „Dieser sündige Lump von einem König, der eine tote Schlange auf die Schulter meines alten und gebeugten Vaters gelegt hat, dieser Beleidiger eines Brahmanen und Beschmutzer des Ruhmes der Kurus, soll durch die Kraft meiner Worte innerhalb von sieben Nächten durch die Schlange Takshaka, diesen mächtigen König der Schlangen, in die Region Yamas (des Todes) eingehen.“

Nachdem er solcherart im Zorn den König verflucht hatte, ging Sringin zu seinem Vater und sah nun mit eigenen Augen, wie der Weise im Kuhstall saß und die tote Schlange trug. Wieder loderte in ihm der Zorn bei diesem Anblick. Und während er zu seinem Vater sprach, vergoß er kummervolle Tränen: „Vater, als ich von deiner Schande durch die Hand dieses abscheulichen Lumpen, König Parikshit, erfuhr, habe ich ihn wütend verflucht. Denn dieser Schlimmste der Kurus hat meinen kraftvollen Fluch reichlich verdient. In sieben Tagen von heute an wird Takshaka, der Herr der Schlangen, den sündigen König in das gräßliche Reich des Todes schicken.“

Da sprach der Vater zu seinem aufgeregten Sohn: „Ach Kind, ich bin nicht einverstanden mit deiner Tat. Asketen sollten nicht so handeln. Wir leben im Reich dieses großen Königs und werden gerecht von ihm beschützt. Dem herrschenden König sollte in allem, was er tut, von unsresgleichen vergeben werden. Wenn du das Dharma zerstörst, wird es dich zerstören. Wenn uns der König nicht ordentlich beschützt, dann wird es uns schlecht ergehen, und wir können unsere religiösen Riten nicht so ausführen, wie wir es wünschen.

Doch vom gerechten Herrscher beschützt, erringen wir immensen Verdienst, und solch ein König erhält davon auch seinen Anteil. Daher sollte dem herrschenden König immer vergeben werden. Und wie sein Großvater es tat, so beschützt uns Parikshit, wie ein König seine Untertanen beschützen sollte. Der bußeübende Monarch war müde und hungrig. Er wußte nichts von meinem Schweigegelübde, als er dies tat.

Einem Reich ohne König geschieht viel Übles. Der König bestraft die Übeltäter, und die Angst vor Strafe sichert den Frieden.
Die Menschen können ihre Pflichten und Riten ungestört ausüben.
Der König sichert die Dharma, und Dharma sichert das Königreich im Himmel. Der König beschützt die Opfer, und die Opfer stimmen die Himmlischen gnädig. Die Götter lassen es regnen, der Regen läßt Korn und Kräuter wachsen, und dies ist den Menschen angenehm.

Manu sagte einst: „Der Herrscher über das Schicksal der Menschen gleicht zehn vedenkundigen Brahmanen.“ Erschöpft und von Hunger gequält tat der bußereiche König dies nur, weil er nicht um meinen Eid wußte. Warum hast du voreilig diese ungerechte und kindische Tat begangen? Ach Sohn, der König verdient es niemals, von uns verflucht zu werden.
 
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Da sprach Sringin:
Oh Vater, ob nun meine Tat voreilig oder unangemessen war, ob sie dir gefällt oder auch nicht, die von mir ausgesprochenen Worte werden nie vergebens sein. Oh Vater, ich sage dir, anders kann es nicht sein. Denn niemals sprach ich eine Lüge aus, nicht mal zum Scherz.

Die Belehrung von Samika an seinen Sohn Sringin

Samika erwiderte:
Mein Kind, ich weiß, daß du große Macht hast und wahrhaft in der Rede bist. Du hast nie zuvor in deinem Leben eine Lüge erzählt, und so wird auch dein Fluch nicht falsch sein. Doch ein Sohn sollte immer von seinem Vater beraten werden, auch wenn er schon erwachsen ist, damit er mit guten Eigenschaften gekrönt großen Ruhm erringen mag. Und du bist noch ein Kind. Um wieviel mehr benötigst gerade du einen Ratschlag. Du widmest dich immer der asketischen Buße.
Doch mit der Vergrößerung ihrer Macht wächst auch der Zorn von solchen ruhmreichen und hochbeseelten Menschen.

Oh du Bester, von denen, die ihre Lehrer verehren, du bist mein Sohn und noch ein Junge. Ich sehe deutlich deine Voreiligkeit und muß dich daher belehren. Mein Sohn, lebe dem Frieden zugewandt von Früchten und Wurzeln des Waldes. Zerstöre deinen Zorn. Doch zerstöre nicht die Früchte deiner Askese mit solchen Taten. Zorn vermindert wahrlich die Tugend, welche sich die Asketen mit großen Schmerzen errungen haben.

Und es gibt keine Hoffnung und keinen gesegneten Zustand für jene, die keine Tugend haben.
Friedlichkeit jedoch liefert den vergebenden Asketen ihren Erfolg.
Werde vergebend in deiner Wesensart, besiege deine Leidenschaften und lebe immer so.
Durch Vergebung wirst du die Welten erlangen, die sogar jenseits der Reichweite von Brahma liegen.

Ich selbst habe die Friedlichkeit angenommen und hege den Wunsch, Gutes zu tun, soweit es in meiner Macht liegt. Ich muß daher etwas tun. Ich werde dem König einen Boten senden, der ihm sagt: „Oh Monarch, du wurdest durch meinen jugendlichen Sohn verflucht, dessen Weisheit sich noch nicht entwickelt hat. Er tat dies im Zorn, als er deine Respektlosigkeit mir gegenüber entdeckte.“
 
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